In meiner Jugend ist es vorgekommen, dass ich „durchgemacht“ habe. Damit ist gemeint, dass man bei einer Veranstaltung bis in die frühen Morgenstunden dabei ist, vom Fest zur Arbeit eilt. Zu den Feiern gehörten der Jahreswechsel, der Faschingsausklang und der Kirchtag. Da sind viele in Möselstein erst in den Morgenstunden auf dem Heimweg, derweil die Arbeiter vom Wirtschaftshof die Wurfschlangen und die Bierflaschen vom Marktplatz wegräumen. Manche stapfen bloßfüßig durch den Schnee und tanzen den Kriegstanz. Vom Kirchtag verschlungen wie ein Bierbrezen über den Hauptplatz gehen und denken, Scherben bringen Glück. Damals dachte ich, dass es immer so bleiben wird, jetzt muss ich erkennen, dass der Elan vor Mitternacht nachlässt und ich vom Heimweh gepackt werde.
Es gibt Selbstständige, die sind vom „Durchmachervirus“ befallen. Sie übersehen den Zeitpunkt wo es sinnvoll ist den Betrieb aufzugeben oder weiterzureichen. Wer die Müdigkeit vor Mitternacht unterdrückt und die Mitternachtsstunde verleugnet, hat keine andere Wahl, als durchzumachen. Es gibt Kollegen, die nicht aufhören wollen und als Selbstschutz fragen: „Was soll ich zu Hause machen“. Für diejenigen, die in Pension gehen, nur Kopfschütteln übrig haben. Ein achtzigjähriger Kaufmann hat bei einer Ehrung der Wirtschaftskammer auf die Frage: „Wann er die Absicht hat aufzuhören“, gemeint: „Jetzt, da ich weiß wo jede Schraube in meinem Geschäft zu finden ist, soll ich aufhören“?
Finderlohn.