Einen besonderen Kick übten auf uns Jungwehrdiener, ein Teil kam aus ländlichen Gebieten, jene verbotenen Lokale aus, die auf einer Liste in der Belgierkaserne angeführt waren. Auf dieser Liste standen Nachtclubs und Bars mit Animierdamen, die meisten befanden sich im Stadtteil Gries. Dieses Grazer Viertel war für sein Nachtleben bekannt. Einige der Etablissements hatten schon am späten Nachmittag geöffnet. Ein Getränk kostete den Sold von einem Monat. Zeitweise wurden im Gries-Viertel von der zivilen Militärpolizei Kontrollen durchgeführt. Das billigste Freizeitvergnügen war der Besuch des Kasernen eigenen Kinos, der Eintritt kostete fünf Schilling. Zumeist wurden Westernfilme gezeigt, dies machte mich zu einem Westernfan.
Für jene, welche es sich leisten konnten, habe ich für fünfzig Schilling den Wachdienst am Wochenende übernommen. Bei Dienstantritt habe ich mich unter falschen Namen gemeldet. Dies war möglich, da wir als Schreiberlinge des Gruppenkommando II, in der Belgierkaserne über gesonderte Unterkünfte verfügten. Unsere Stuben waren im Dachgeschoss eines Kasernengebäudes, ausgestattet mit Bodenbelag, untergebracht. In unserer Unterkunft waren keine Unteroffiziere anwesend, der Wachtposten wurde einmal vom wachhabenden Standortoffizier kontrolliert.
Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln war es in den siebziger Jahren unmöglich für ein Wochenende von Graz nach Ferndorf zu fahren.
Ich habe einmal 7 Wochenenden hintereinander Dienst schieben müssen oder war auf Manöver. Ich trat weinend vor den Spies, so erschüttert war ich.
Hallo Gerhard!
Deine Wochenenddienste klingen nach Schikane? Regulär war dies bestimmt nicht. Von einem Manövereinsatz blieb ich verschont. Der Oberst hat bestimmt dass ich, bzw. wir, im Vorzimmer unersetzlich sind. Wir, weil wir waren zu zweit im Vorzimmer von Oberst Tomschitz, Beschaffungsoffizier. Der Name ist mir nach so vielen Jahrzehnten spontan eingefallen.
Habt acht schlagloch.