corona:schule II

Streng verboten war auf dem Gang und im Klassenzimmer eine Rutschpartie zu veranstalten. Ein weiteres Verbot betraf den Schulweg. Von der Schule in St. Paul führte der Schulweg über Rudersdorf nach Politzen. In Rudersdorf überquerte die Materialseilbahn des Heraklithwerk die Straße. Aufgehhängt an einem Tragseil fuhren die Waggerl, beladen mit Magnesit, von Radenthein nach Ferndorf. Dort diente der Magnesit als Bindemittel bei der Erzeugung der Heraklithplatten und –Ziegel aus Holzwolle. Für mich war es eine spannende Unterbrechung, beim Weg nach Hause, den dahinschwebenden Waggerl zuzusehen. Wie sie von Ferndorf über die Äcker hochkamen, die Straße überquerten und den Anstieg auf den Insberg hochschaukelten. Dann verschwanden sie aus dem Gesichtsfeld. Schon in den ersten Schultagen wurde uns eingeschärft es ist verboten unter der Seilbahn länger zu verweilen. Wir dürfen die Waggerl auch nicht mit Steinen bewerfen. Bei Böschungen kamen die Waggerl dem Boden sehr nahe und wir sollten keinesfalls versuchen, sich an ein Waggerl dranzuhängen. Dieser Befehl richtete sich an die älteren Schüler.

Bei jedem Schneefall wurde der Schulweg zu einer Bewährungsprobe. Der Güterweg wurde erst am späten Vormittag oder am nächsten Tag geräumt. So mussten wir frühmorgens durch den hüfthohen Schnee in die Schule strampfen und dies bei Dunkelheit. Die älteren Schüler wurden vorausgeschickt. Ohne die Gamaschen war ein Schulgehen im Winter nicht möglich. So angenehm warm wie im Klassenzimmer war es bei uns am Bauernhof nirgends. Schon deswegen hat mir die Schule Spaß gemacht. Die Wiederkehr, dass Schulgehen Spaß macht erlebt man jetzt in Pandemiezeiten. Die meisten Schüler sind sich einig, dass Home-Schooling auf längere Zeit keine Freude macht. Die meisten Kinder wünschen sich mit den anderen Mitschülern gemeinsam im Klassenzimmer zu sitzen. Ein Wunsch, welcher vor zwei Jahren noch undenkbar gewesen wäre.

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