graz:reise II

Auf der Plattform vom Kunsthaus in Graz entsteht mein Originalfoto zum siebzigsten Geburtstag, in mitten einer Schutthalde. Eine Installation von Martin Roth. Von hier gibt es einen schönen Blick auf die Dachlandschaft und zum Grazer Schlossberg. Der Schlossberg war das erste Ausflugsziel, in Ausgehuniform und Wintermantel, Anfang April 1970. An einigen Samstagvormittagen bin ich am Marktgelände vom Kaiser Franz-Josef-Platz gestanden und habe mit einer Blechbüchse für das Rote Kreuz Spenden gesammelt. Mich mit lautem Scheppern der Blechbüchse bei den Vorbeigehenden bemerkbar gemacht. Heute steht hier eine Schwarze und versucht die Straßenzeitung der Obdachlosen zu verkaufen. Nichts geändert hat sich in den Jahrzehnten am Grazer Hauptplatz. Hier versucht eine Ökoinitiative die Menschen mit recht drastischen Bildern und Videovorführung auf die Tierversuche und die Massentierhaltung aufmerksam zu machen. Der bekannteste Treffpunkt für ein Rendezvous ist bei der Weikhard Uhr am Hauptplatz. Im Zeitalter des Smartphones dürfte der Platz etwas an Bedeutung eingebüßt haben. Um neunzehn Uhr treffen wir uns bei der Weikhard Uhr, eine solche Abmachung hatte Bestand über den Zeitraum von einer Woche. Damals gab es keine kurzfristigen Absagen von Rendezvous, wie es heute mit dem Smartphone gang und gebe ist.   

Das Kaufhaus Kastner & Öhler krönt eine Dachterrasse. Einen Cappuccino zu trinken oder einen Toast zu essen wird derzeit zu einer offiziellen Angelegenheit. Den Impfpass zeigen und sich mit dem Handy registrieren. Bei Problemen mit dem Registrieren sind die Kellnerinnen behilflich.

Die Sporgasse, eine schmale und belebte Gasse, führt vom Hauptplatz zum Schlossberg hoch. Am Ende der Gasse befindet sich die Pizzeria Santa Catharina, deren feingewürzte Pizzas sind einen Umweg wert. In der Pizzeria setzen sich am Nebentisch drei Frauen in der Lebensmitte nieder. Eine von ihnen ist ganz außer Atem und meint zu den Freundinnen, mit siebzig Jahren komme ich hier nur noch mit dem Rollator hoch. Seit der Corona Pandemie hat sie weniger Sport betrieben, der innere Schweinehund, die Freundinnen nicken ihr zustimmend zu…