corona:händeschütteln II

Es ist noch nicht entschieden ob ein versuchtes oder gelungenes Händeschütteln nach der Pandemie unter Strafe gestellt wird, wie wir es bei einer unsittlichen Annäherung an Frauen kennen? Vieles dreht sich um die Erforschung wie werden Viren und Bakterien zwischen Menschen übertragen? Nach Aussage der Fachleute werden Viren und Bakterien zu 80 % durch Hände übertragen. Unsere Hände sind ja überall dabei, bei der Türklinke, beim Einkaufswagen, dem Geländer im Stiegenhaus oder bei der Lifttaste. Die immer mehr um sich greifenden öffentlichen Touchscreen, beim Kauf eines Tickets für das Schwimmbad, dem Kauf einer Fahrkarte oder der Touchscreen bei Fastfood Lokalen, alle sind Sammelplätze für Viren und Bakterien. Auch beim Besuch öffentlicher Ämter bedarf es vorher bei einem Automaten eine Registrierungsnummer. Durch viele Touchscreen will man einerseits körperliche Kontakte vermeiden, anderseits bilden diese eine Ablage für Viren und Bakterien aller Art. Auf dem Bildschirm können sich die verschiedensten Viren vermischen und bei ihrer Berührung zu einem Supervirenschleuderuniversum werden. Potenzielle Brutkästen für das Ausbrüten und die Vermehrung von Bakterien und Viren.

Kommt als nächstes im Zuge des Fortschritts, da wir vieles online und vorab an öffentlichen Bildschirmen erledigen, zu der verpflichtenden FBB2 Maske das verpflichtende Tragen von Einweghandschuhen? In Zukunft braucht es beim Unterwegssein zum Päckchen Papiertaschentücher ein Päckchen Einweghandschuhe. Die Vorbereitungen um das Haus zu verlassen werden immer komplizierter. Es braucht Brieftasche und Hausschlüssel, den Nachweis Geimpft, Genesen oder Getestet, sowie die FPP2 Maske, sowie Einweghandschuhe. Schon vor der Corona Pandemie war das Handy unverzichtbar, zur eigenen Sicherheit, man könnte in Not geraten und Hilfe brauchen.

corona:händeschütteln

Um uns vor der Infektion durch das Corona Virus zu schützen haben wir eineinhalb Jahre lang Einschränkungen bei den zwischenmenschlichen Umgangsformen auf uns genommen. Aus der Mode gekommen ist unter guten Freunden die Begrüßung mit Händeschütteln und die Umarmungen. Der Ablauf bei den täglichen Begegnungen und auch das soziale Verhalten der Menschen hat sich in vielen Bereichen verändert. Das Naheliegensde ist das Händeschütteln, jemandem zur Begrüßung die Hand geben, eine Selbstverständlichkeit vor der Pandemie. Nach über einem Jahr Pandemie erscheinen mir im Rückblick manche Begrüßungsrituale als kurios. Ich war bei verschiedenen Vereinen, wie Club aktiver Kaufleute Arnoldstein und Arge Zukunft Arnoldstein, im Vorstand tätig. Es war selbstverständlich, dass ich beim Eintreten in den Clubraum die anwesenden Ausschussmitglieder per Handschlag begrüßt habe. Es wäre unhöflich gewesen nicht jeden einzeln mit einem Händedruck zu begrüßen. Es herrschte eine Rangordnung in absteigender Reihenfolge, zuerst wurde der Obmann, dann der Obmann Stellvertreter, danach die anderen Ausschussmitglieder begrüßt. Zudem war es selbstverständlich das geladene Gäste wie der Bürgermeister, der Direktor der örtlichen Raiffeisenbank oder ein Vertreter von der Wirtschaftskammer Kärnten zuerst willkommen geheißen wurden. Auch wenn es bei den Beratungen zu verschiedenen Auffassungen gekommen ist, wie bei der Organisation eines Gewinnspiels, habe ich mich am Ende der Sitzung von allen mit einem Händedruck verabschiedet.

Vorrang hatten beim Handschlag immer die Damen, wobei es im gehobenen Rahmen mit einem Handkuss passierte. Stellen wir uns heute die Sitzung eines Gewerbevereins vor und man würde nach der Hand einer Dame für einem Handkuss greifen. Mit welchem Widerstand müsste man bei der Dame rechnen. Beim Ergreifen der Hand würde die Dame möglicherweise einen spitzen Schrei ausstoßen, als würde sie von einer Spinne gezwickt werden. Dieser Fauxpas würde in Richtung begrabschen von Busen und Po gedeutet werden. Dazu die missbilligenden Blicke der anderen Damen.

corona:J.H.

Der Höhepunkt seiner politischen Laufbahn war die Position des Kärntner Landeshauptmannes. J. H., ein bekannter österreichischer Politiker, verdankte seine Karriere seiner Bereitschaft Jeder und Jedem die Hand zu geben. Es gab kein Zelt Fest, Vereinsjubiläum oder Wahlveranstaltung wo er nicht Händeschüttelt von einem Biertisch zum anderem gegangen ist. Von den Leuten wurde geschätzt, dass er auf jede Person, egal in welcher Position oder welcher Herkunft, zugegangen ist um Ihr/Ihm die Hand zu schütteln und ein paar freundliche Worte zu wechseln. Mit dieser Offenheit hat er viele politische Kontrahenten in das Abseits gedrängt, welche sich zumeist nur unter ihresgleichen, unter Parteifreunden, auf den Festen aufgehalten haben. Von der Bevölkerung wurde dies oft als arrogant beurteilt, waren sie sich zu schade dem Arbeiter oder dem Bauern die Hand zu geben? Ein Hotspot für das Händeschütteln war der Villacher Kirchtag und -Fasching, wo an den Höhepunkten bis zu dreißigtausend Menschen in der Stadt waren. Dies war das Ambiente wo sich J. H. wohlgefühlt hat, im Gewusel der Leute. Nicht nur, dass er auf die Menschen zugegangen ist, er wurde von ihnen teilweise bedrängt, jeder versuchte ihn mit einem Handschlag zu begrüßen. Beim Kirchtag habe ich am Villacher Hauptplatz beobachtet, wie eine kleine Gruppe von Italienern J. H. umringt haben. Jeder wollte von ihm ein Autogramm auf sein T-Shirt. Politiker anderer Couleurs haben bevorzugt durch das Restaurantfenster, aus der Distanz, dem Treiben des gewöhnlichen Volkes auf dem Hauptplatz zugeschaut.

Von J. H. sagt man, dass er mindestens jedem der sechshunderttausend Kärntner einmal die Hand gegeben hat. Schon zweimal wurde der Villacher Kirchtag und -Fasching wegen der Corona Pandemie abgesagt. Eine Politikerkarriere wie von J. H. wäre während der Corona Pandemie und der Nach Corona Ära nicht mehr möglich, wo das Motto doppelter Baby Elefantenabstand lautet.

corona:freiheit

Ohne Fahrradhelm unterwegs zu sein ist für manche im fortgeschrittenen Alter eine Herausforderung oder ist es Leichtsinn?  Inzwischen ist allgemein bekannt, dass die folgenschweren Verletzungen bei einem Sturz mit dem Fahrrad Kopfverletzungen sind. Es fühlt sich wie ein letzter Rest von Freiheit an, keinen Fahrradhelm zu verwenden. Der Vergleich, auf einem Marktgelände sich zu weigern einen Mundnasenschutz zu tragen, drängt sich in Corona Zeiten auf. 

Mir gibt zu denken, dass die Hautschäden auf dem inzwischen kahlen Kopf, welche zeitraubend behandelt werden müssen, mit dem regelmäßigen Tragen einer Kopfbedeckung hätten verhindert werden können. Dieses unbedacht sein hat bei älteren Männern Tradition. Das Vorsorge– und Gesunddenken hat sich in den 80er Jahren entwickelt. Die guten Vorsätze kommen bei der derzeitigen älteren Generation oft zu spät. Die Veränderung der Trink- und Essgewohnheiten, dass Rauchen abgewöhnen und sportliche Aktivitäten. Zum Teil herrscht Fatalismus, warum sollte man im fortgeschrittenen Alter auf eine kalorien- und fettreiche Ernährung verzichten? Vielleicht sind es nur mehr ein paar Jahre die man richtig genießen kann oder wird man dafür mit einem frühen Herzinfarkt oder Gehirnschlag bestraft? Hinzugekommen ist im letzten Jahr das Risiko schwer an dem Coronavirus zu erkranken. Macht es Sinn nach fünfzig Jahren auf die Zigarette und drei Achterl Wein zu verzichten, das letzte Vergnügen im Alter?

Bei den Seniorenreisen kann ich beobachten, dass der altbewährte Schweinsbraten und das panierte Wienerschnitzel am öftesten gewählt werden. Bei den Beilagen wählen die Senioren eine zeitgemäße Variante, Pommes Frites mit Ketchup. Diese Vorliebe haben sie von den Enkeln übernommen. Keine Süßspeisen ohne eine Portion Schlagsahne, dabei wird kräftig zugelangt. Steckt hinter den eingefahrenen Essgewohnheiten der Wille dem Reiseveranstalter nichts zu schenken oder werden alle Unkenrufe ausgeblendet?

corona:gastgarten

Im Gastgarten vom Café Stadler, am Bahnhofsplatz in Wiener Neustadt, haben sich am Nebentisch Radfahrer niedergelassen. Diese ersuche ich ein Auge auf meinen Koffer zu werfen, derweil ich die Toilette aufsuche. Danach meinte einer von Ihnen, nach meiner Aussprache bin ich ein Kärntner. Er ist in Lind ob Velden aufgewachsen, später nach Wien gezogen und lebt jetzt in Wiener Neudorf. Vor kurzem hat er seinen Sohn in Kärnten besucht. Rund um den Wörthersee war ihm zu viel Wirbel und hat die Absage des Villacher Kirchtag bedauert. Da ich in Villach wohne hat er seinen Freunden geschildert, dass die Lederergasse ein Hotspot in Kärnten ist. Dort kann man sich alles beschaffen, illegale Schusswaffen, Patronen, Drogen, gefälschte Pässe und auch Kontakte zur russischen Mafia bekommen. Im Stadtpark von Wiener Neustadt gäbe es ein ähnliches Angebot.  

Seit einiger Zeit sitzt ein junger Mann in der Nähe von meinem Tisch, vor sich ein großes Bier, am Boden steht sein Seesack. Nach jedem Schluck Bier hat er in den Seesack gegriffen, daraus eine große Flasche Jägermeister geholt und davon einen kräftigen Schluck gemacht. Er fragte die Dame neben ihn, mit übergroßen Brüsten, ob sie sich schon einmal irgendwo getroffen haben? Nach Abschluss seines Psychologie Studium würde er drei Tage die Woche in der Psychiatrie am Steinhof arbeiten. In seiner Freizeit sei er als Finanzberater tätig.

Ein Typ aus der Vorstadt hat sich kurz darauf im Gastgarten niedergelassen und sich ein großes Bier bestellt. Nachdem er dieses zeitverzögert, mit Bedacht, als Kulthandlung geleert hat fragte er die Serviererin, ob er noch ein zweites Bier haben könnte? Er würde das Bier am Abend bezahlen. Die Bedienung hat dies kategorisch abgelehnt, worauf der Mann mit bedrückter Miene dagesessen ist. Aus Mitgefühl habe ich ihm zu einem Bier eingeladen. Mein Angebot, er soll sich dazu einen Imbiss aussuchen hat er abgelehnt, er habe gerade zu Hause bei Mama zu Mittag gegessen.