hausfassade

Wie könnte man sich eine Meinungsfindung durch den Austausch von verschiedenen Ansichten vorstellen?  Austausch signalisiert, dass man mit jemandem oder unter mehreren teilt. Ich gebe dir aus meinem Gemüsegarten Zwiebel, ich erhalte von deinem Obstgarten Kronprinz-Rudolf-Äpfel. Beim geistigen Austausch von Meinungen zu einem Thema oder einer Frage passiert ähnliches. Einen Meinungsaustausch kann es über ein neues Automodell geben, eine öffentliche Badeanlage oder das Aussehen von einem Einfamilienhaus. Ein Spaziergang an einem schönen, sonnigen und milden Frühlingstag, wie die warmen Tage im Juni genannt werden, führte auf einer Wohnstraße durch eine ruhige Vorstadtsiedlung. Die Einfamilienhäuser, zumeist inmitten einer Grünfläche gelegen, darauf ein paar Sträucher und Obstbäume gepflanzt. Die Häuser unterscheiden sich im Baustil ein wenig, nach dem Äußeren zu urteilen wurden sie in verschiedenen Zeitfolgen gebaut.  Wahrscheinlich wurde von einem Bauern sukzessive Baugrund verkauft, es gibt höchstens etwa drei Häuser in demselben Baustil.

Eine der Spaziergängerinnen stellt an die begleitenden Männern die Frage, „gefällt euch dieses Haus“? Es besticht, dass die Dacheindeckung weit heruntergezogen wurde, auch die Fassade vom ersten Stock ist mit Schiefertafeln verkleidet. Für sie ist das Haus furchtbar, weil sie an der Fassade die dunklen Schiefertafeln stören. Ein Mann äußert sich, für ihn vermittelt das Haus und der Garten einen gepflegten Eindruck. Die Frau ist brüskiert, sie habe danach gefragt, ob er das Haus schön findet? Er bleibt dabei, das Anwesen macht einen gepflegten Eindruck und die Ausführung wird dem damaligen Baustil entsprechen. Der zweite Mann äußert sich, ihm gefällt die Bauweise und der aufgeräumte Eindruck. Der zweiten Frau gefällt der Baustil nicht, es stören sie die Schiefertafeln an der Fassade, der Aussage gepflegter Eindruck stimmt sie zu. Die Meinungen variieren und die Frauen werfen den Männern vor, ihnen immer zu widersprechen.

Materialseilbahn

Die goldenen Jahre für das Heraklithwerk sind vorbei. Von vormals etwa siebenhundert Mitarbeitern sind noch etwa hundert Mitarbeiter in der Fertigung von Holzwolle-Leichtbauplatten »Heradesign« beschäftigt. Das Sirenengeheul bei Schichtwechsel, welches auch in der Politzen zu hören war, ist verklungen. Das Ortsbild von Ferndorf hat sich gewandelt, verschwunden sind zwei industrielle Einrichtungen, der Kran und die Materialseilbahn. Der Kran hat sich auf Schienen über die ganzen Werkshallen bewegt und für den reibungslosen Nachschub an Schleifholz gesorgt. Die Materialseilbahn hat das Heraklithwerk aus Radenthein mit Magnesit versorgt. Vom Rost gezeichnete Stützen der Materialseilbahn habe ich vor kurzem auf der Fahrt nach Döbrich, auf dem Glanz gesehen. Als Volksschulkind habe ich täglich zweimal die Materialseilbahn in Rudersdorf unterquert. Die Seilbahnstützen hatte ich in viel größerer Erinnerung.

Wie er die Unzufriedenheit in der Pension beseitigen konnte, hat ein Neurologe in der „Kleinen Zeitung“ geschildert: „Nach dem Genuss von einigen Jahren Rentnerdasein ist er dankbar, für einige Zeit in seinen Beruf zurückkehren zu können“. Treffend beschreibt er die Fahrt mit dem Auto zu seiner neuen Arbeitsstelle, einer Klinik im Gegendtal. Im morgendlichen Autoverkehr wird er von dem Gefühl überwältigt wieder dazuzugehören. Die Position, dass wir uns über die Arbeit definieren besteht noch immer. Die Forderung nach einem arbeitslosen Erwerbseinkommen ist ein Zukunftsmodell einiger weniger. Die Aussagen der Politiker schwanken zwischen dem Versprechen in Zukunft weniger zu arbeiten und dem Gegenteil. Um unseren Wohlstand zu erhalten, mit den staatlichen Beihilfen und Sozialleistengen müssten wir in Zukunft länger arbeiten.  

Schnellen Zugriff auf die Sozialleistungen haben die Migranten. Arbeitswillige Asylanten beklagen, dass sie bis zur Bewilligung des Asylantrages keine Arbeitserlaubnis bekommen. Beim Herumlungern fühlen sie sich in ihrer Ehre beschädigt.

Heraklithwerk

Sind dies schon Gründe alles schlecht zu reden oder wie gesagt wird, schlecht zusehen? In der besten Konditorei der Draustadt, nach eigenen Angaben, ist der Cappuccino zu zwei Drittel Milchschaum, den Kaffee findet man als Bodensatz in der Kaffeeschale. Zu jeder Tasse Cappuccino gibt es einen Beutel Zucker, früher waren es zwei. Das obligate Kecks oder Bonbon wird weggelassen. Die Welt steht nicht mehr lang, der Untergang hat längst eingesetzt. Mit dem Besuch eines Kaffeehauses verbinde ich die Muse ein wenig in den Tageszeitungen zu lesen, diese Zeit gönne ich mir. Seit der Coronapandemie hat sich dabei das Angebot ausgedünnt, eine ausländische Tageszeitung findet man in der Draustadt nicht mehr.  

Ist dies der Niedergang der Kaffeehauskultur? Auf einer anderen Ebene machen die Möbelhäuser immer mehr Werbung für ein billiges Frühstück in ihren Restaurants. Ein großes guten Morgen Frühstück bekommt man laut Werbung um € 7.90.  Viele Frauen nützen, nachdem Mann und Kind aus dem Haus sind, dies für ein gemeinsamen Frühstück mit Freundinnen. Das Frühstücken den ganzen Tag über Saison hat, zeigt sich auch in der Draustadt, zwei Neueröffnungen in der Gastronomie werben damit, dass man bei ihnen bis um vier Uhr nachmittags frühstücken kann. Ich kann mir als Frühaufsteher nicht vorstellen, dass ich nach zwölf Uhr mittags noch Lust auf ein Frühstück habe. Diese Zeiten wären einstmals optimal für Schichtarbeiter gewesen, wenn sie die Bude, wie die Fabrik genannt wurde, um zwei Uhr Nachmittag verlassen haben. Unter lautem Sirenengeheul haben die Arbeiter von der Frühschicht das Heraklithwerk in Ferndorf verlassen und sind durch das Werkstor in das Freie geströmt. Die Geschäfte und Wirtshäuser welche im Ortszentrum angesiedelt waren, Tabak Trafik, Gemischtwarenladen, Fleischhauerei und Gastwirtschaft haben bei Schichtwechsel an den Werksarbeitern verdient. Es war ähnlich, als ob ein Bus mit Touristen in den Ort gekommen wäre um die Sehenswürdigkeiten zu besichtigen. Für eine halbe Stunde bevölkerten die Schichtarbeiter den Ortskern bis sie mit den Bussen in die Täler zurückgebracht wurden.

faxgerät

Den ersten Kontakt hatte ich mit dem Telefon während meiner Ausbildungszeit in der Buch- und Papierhandlung Petz in Spittal/Drau. Meine Buch- und Papierhandlung in Arnoldstein war unter der Telefonnummer 04255 – 407 erreichbar. An der technischen Ausstattung hatte sich bis in die siebziger Jahre nichts verändert, Telefonapparat mit Wählscheibe für die Telefonnummer und Telefonhörer zum Telefonieren. Außerhalb der Geschäftszeiten konnte ich telefonieren, wenn ich abends das Telefon in die Wohnung mitnahm. Dort gab es einen Telefonanschluss mit derselben Nummer. Ein Jahrzehnt später gab es die Doppelversion, einen Telefonapparat in der Wohnung und einen im Geschäft. Beide Geräte klingelten bei einem Anruf gleichzeitig und es war einerlei wo der Hörer abgenommen wurde. In den 80er Jahren wurde am Telefonapparat die Wählscheibe durch eine Tastatur ersetzt.

Das Faxgerät habe ich als einen Fortschritt empfunden. So konnte ich schriftliche Dokumente, Bestellungen, Anfragen und Buchungen in minutenschnelle versenden. Es bedurfte keiner mehrmaligen Anrufe um den Gesprächspartner zu erreichen. In einigen Bereichen leistet das Faxgerät heute noch immer seine guten Dienste. Die Bewilligung von Heilbehelfen oder Medikamenten bei der Gebiets Krankenkasse erfolgt per Fax. Gebietskrankenkasse, ein Begriff der nicht mehr zeitgemäß ist, klingt der neue Name Gesundheitskasse schöner? Der Name kann an dem Übel der Krankheiten nichts ändern, eine optische Täuschung und eine oberflächliche Kosmetik.

Die Zeit reif für mein eigenes Handy war die Jahrtausendwende. Die vordringlichste Verwendung bestand darin, dass ich mit der Partnerin Kontakt hatte, wenn ich unterwegs war. Im geschäftlichen Bereich, teilweise auch im privaten, bevorzugte ich immer noch das Fax oder später das E-Mail. Die Gedanken beim Schreiben zu formulieren steht mir persönlich näher, als ein Telefongespräch. Das Facebook lernte ich beim Seniorenstudium Liberale an der Klagenfurter Universität kennen. Für die Gruppenarbeiten war es ein Muss eine Facebook Gruppe zu installieren und dieser beizutreten, mit allen Vor- und Nachteilen. Dabei kam es zu einigen Auswüchsen, dass Termine zur Gruppenarbeit im aller letzten Moment abgesagt und neue Termine vorgeschlagen wurden. Der Beitritt zur Verwandtschaft WhatsApp Gruppe liegt ein paar Jahre zurück. Ich bin froh, dass die Postings seit Gründung der WhatsApp Gruppe deutlich abgenommen haben. Auch ohne zehn Postings täglich kann ich gut leben, ohne der Gefahr etwas zu versäumen. So bleibt mir mehr Zeit für das wahre Leben, außerhalb des Metauniversum.

festnetz

Das Smartphon und wie es im täglichen Leben eingesetzt wird, ist aus dem Alltag des Jahres 2024 nicht mehr wegzudenken. Das Telefongespräch mit anderen Menschen, zu jeder Minute und an jedem Ort ist bei den vielen Apps zweitrangig. Vor vierzig Jahren war die Situation ganz anders. Angeregt wurde ich zu dieser Rückschau durch die Aussage von einem Jungen im Wartezimmer eines praktischen Arztes: „Er kennt nur das Smartphone, ohne Handy kann er sich den Alltag nicht vorstellen“. Die Mutter hat ihm erzählt, in ihrer Jugend wurde mit dem Festnetztelefon telefoniert. Es war ein rechteckiges Kästchen mit einer Wählscheibe zum Wählen der Telefonnummer und einen Hörer zum Telefonieren. Hat das Telefon geklingelt, hat sie den Hörer abgenommen und zum Ohr geführt. Der Hörer war mit einem Lautsprecher und einem Mikrofon ausgestattet. Viele Haushalte in Politzen hatten bis in die siebziger Jahre kein eigenes Telefon, sondern benützten den öffentlichen Fernsprecher im Gasthof Rader. Im Vorraum gab es eine Telefonzelle und die Telefongebühr wurde beim Wirt bezahlt.

Der Gastwirt fungierte auch als Übermittler von Nachrichten. Von auswärts wurde im Gasthof angerufen und eine Nachricht für einen Nachbarn durchgegeben. Der Gastwirt hat die Nachricht auf dem Notizblock von der Villacher Brauerei notiert.  War ein Kind in der Gaststube anwesend wurde es mit dem Zettel zum Empfänger geschickt. Dies funktionierte auch in der Politzen, man konnte beim Gasthaus vulgo Rader anrufen, um für den Bauern vulgo Zmölnig eine Nachricht zu hinterlassen. War die Mitteilung nach Einschätzung der Wirtsleute nicht dringend vertrauten sie darauf, dass der Zmölnigbauer an einem der nächsten Abende auf ein Bier vorbeikommen wird. Der Gasthof Rader war eine frühe Nachrichtenbörse.

Als die Post- und Telegraphendirektion dereinst eine Telefonleitung entlang des Politzner Berg errichtete waren die Wenigsten davon überzeugt, dass es einen Telefonanschluss braucht. Jahrzehnte ist man sehr gut ohne Telefon ausgekommen. Um die Telefonkosten erschwinglich zu halten wurde zumeist ein Viertel Anschluss gewählt. Hat der Nachbar auf diesem Anschluss einen Anruf bekommen oder hat jemanden telefoniert, so war der eigene Anschluss für diese Zeit blockiert. Hinter dem Wunsch für die Installation von einem Telefonanschluss standen die Jugendlichen, sie wollten mit ihren Freundinnen und Freunden telefonieren. Das Telefonieren war schon damals für die Jugend ein Highlight, wobei die Eltern sich wegen der anfallenden Telefongebühren Sorgen machten. Sie achteten darauf, dass nicht zu lange telefoniert wurde.