po:litzen

Niemand kannte bei der KFZ-Behörde den Ort Politzen.

Die Registrierung der Migranten gestaltet sich nach Erzählungen oftmals abenteuerlich, wenn es unvollständige oder keine offiziellen „Papiere“ gibt. Probleme bei der Feststellung des Geburtsjahres, wo und wann geboren, sowie fehlende Zeugnisse von der Schul- und Berufsausbildung.

Im österreichischen Beamtenstaat, teilweise noch mit den Strukturen und Umfang wie es in der Monarchie notwendig war, kam es am Meldeamt zur Diskussion mit dem Beamten. Bei der Abmeldung meines Zweitwohnsitzes wurde ich vom Administrator gefragt, wo ich jetzt geboren wurde, Politzen oder Ferndorf. Zuerst war ich etwas irritiert, weil ich nicht wusste, nicht wissen konnte, war ich eine Hausgeburt oder kam ich im Wöchnerinnenheim zur Welt. Bei Hausgeburt hätte Politzen gestimmt, ansonsten sind zu dieser Zeit die Erdlinge im Wöchnerinnenheim der Hebamme Sulzenbacher in Ferndorf auf die Welt gekommen. Schon einmal, als ich meinen desolaten „rosaroten Lappen“, den Führerschein, in ein Scheckkartenformat umtauschte, wurde angezweifelt, dass ich in Politzen geboren wurde. Niemand kannte bei der KFZ-Behörde den Ort Politzen. Zur Überprüfung auf der Geburtsurkunde nachgesehen, hier steht geboren in Politzen, Gemeinde Ferndorf. Die Schwester erzählt, dass ich in Ferndorf bei der Frau Sulzenbacher zur Welt gekommen bin. Um den Status des fraglichen Geburtsortes hervorzuheben, unterschreibe ich manchmal in Gästebüchern oder Anwesenheitslisten mit „Franz von Politzen“. Eine Suchanfrage bei Google ergibt zu Politzen etwa sechstausend Treffer. Darunter auch Texte aus dem Blog „schlagloch“.

hand:tuch ll

Drei Wörter sind vielerorts als Warnruf zu hören, genug ist genug. Dieses genug ist genug steht für vieles: Beim persönlichen Konsum, beim Verbrauch von Naturressourcen, beim Abbau von Bodenschätzen, beim Verreisen, bei der Verpackung, beim Verschmutzen der Weltmeere oder bei der Erschließung von Bergwelten, für den Sommer- und Wintertourismus. Wahrscheinlich ist dies nicht mein erster Gedanke dazu.

Für den Alltag genügten drei paar Schuhe, ein kompaktes Paar für den Winter, für wirkliches Sauwetter und Schneefall. Für den Sommer ein leichteres Schuhwerk und für die Mithilfe bei der Arbeit am Bauernhof ein Paar so bezeichneter Hohen Schuhe. Die Hohen Schuhe wurden winters und sommers getragen, im Winter zusätzlich zu den Wollsocken mit Fußfetzen. Die kompakteren Winterschuhe schützen die Zehen kaum vor der Kälte, bei einem Fußmarsch von etwa einer dreiviertel Stunde von und zu der Bahnhaltestelle. Auch beim Umherirren währendder Mittagsstunde in Spittal an der Drau war es oft kalt. Beliebt als Wärmestuben waren der Warteraum am Bahnhof und der Speisesaal im Kolpinghaus. Vielleicht kommt daher mein Bedürfnis nach einer gut beheizten Wohnung, ein kleiner Luxus mit fortschreitendem Alter. Die ersten Frühlingstage haben wir bei Sonnenschein rund um den Springbrunnen im Schlosspark vom Schloss Porcia genossen. Auf einer Parkbank zu sitzen und gemütlich das Jausenbrot zu verzehren bedeutete Glück.

Gehe ich in mich, dann stelle ich mir die Frage, macht mich ein mehr an Handtüchern oder ein mehr an Winterschuhen glücklicher, steigert dies mein Wohlbefinden? Ich räume ein, wird ein ausgedientes Handtuch ersetzt, dann freue ich mich kurze Zeit darüber, bis es im Alltag angekommen ist. Mehr nicht, es hat keine Langzeitfolgen. Ich will damit nicht unsere Lebenslust dämpfen und auch nicht das eine und andere Zuckerl verbieten. Viele unserer Aktivitäten werden vom Bewusstsein unserer Endlichkeit befeuert, dies macht das Leben so spannend.

hand:tuch

Woher kommt unser Wunsch nach immer mehr, angefangen im persönlichen Bereich, bei der Bekleidung, der Ausstattung des Wohnzimmers oder derzeit an vorderster Stelle die Smartphons. Sind wir breitflächig Opfer von geschickten Werbeleuten und Produktentwickler, welche sich immer etwas Neues, spezielleres einfallen lassen? Beim Smartphone die Anwendungen erweitern, welche weit über das ursprüngliche Telefonieren hinausgehen. Kommt eine neue Suchfunktion bei der Kamera auf den Markt, dann überlegt niemand wie oft er diese in den nächsten drei Monaten verwenden wird, wenn sie überhaupt zum Einsatz kommen wird. Allein die Verfügbarkeit ist schon eine Kaufoption. Es gibt gewöhnlichere Beispiele, wo wir etwas im Überfluss haben. Jeder benützt ein Handtuch, müssen es mehr als drei pro Person sein? Bei Not lässt sich eines von einem anderen Familienmitglied ausborgen. Es ist toll welche Farben, Muster und Qualitäten es bei den Handtüchern derzeit zu kaufen gibt.

Dabei fällt mir ein, dass in der Kindheit nur ein Handtuch präsent war. Dies war ein dünnes, blaues Handtuchmit in einer Größe von einem Meter mal fünfzig Zentimeter mit einem einfachen Blaudruck. Die Qualität war gerade mal so, wie sie heute Geschirrtücher haben. Die Waschschüssel ist auf einem Stockerl in der großen Bauernküche, zwischen Kredenz und einem Tisch für die Zubereitung der Mahlzeiten, gestanden. Die Küche war der einzige beheizte Raum im Winter. Auf der Fensterbank war die Seife in einer Schale und auf einem Nagel, der an der Küchenkredenz befestigt war. Ist das blaue Handtuch gehangen. Aus dem Wasserschiff beim Herd konnte sich jeder das heiße Wasser holen und mit kaltem Wasser aus dem Wassereimer neben dem Herd abschmecken. Dafür zu sorgen, dass immer frisches Wasser in der Küche und in der in der Holztruhe genügend Holzscheite waren, war Kinderarbeit. Nach der Morgenwäsche wurde die Waschschüssel durch das Küchenfenster in die Wiese entleert. Schmutzig sind wir damals nicht in die Schule oder zur Arbeitsstelle gekommen.  

erd:äpfel II

Das Anbauen der Erdäpfel erfolgte in mehreren Arbeitsschritten. Den Anfang machte das Ausbringen des Mistes auf den Acker mit dem Pferd. Eine weitere Vorarbeit in Steillagen war, vom unteren Ackerrand schaufelbreit Erde auszuheben und die Erde am oberen Ackerrand abzulagern. So wurde verhindert, dass mit den Jahren der Ackerboden am oberen Ackerrand ausgedünnt wurde. Dem Pflug vorgespannt waren zwei Pferde, eines gehörte uns, das Zweite wurde von einem Nachbarn ausgeborgt. Die Pferde wurden von einem von uns Kindern mit viel Umsicht am Zügel geführt. Wir waren im Alter von etwa zwölf Jahren und ein Leichtgewicht zwischen den gestandenen Arbeitspferden. Viel Geschick erforderte am Ende einer Ackerzeile das Wenden der Pferde und wieder Einordnen in der vorhergehenden Spur. Der einscharige Pflug wurde vom Vater in der Spur gehalten. Um die Schwerarbeit des Vaters zu erleichtern, mussten die Pferde bei gleichmäßigem Tempo im Zug bleiben. Zum Eggen genügte ein Pferd, dabei führte der Vater das Pferd und ich hob in kurzen Abständen die Egge an, damit die Grasziegel ausgeschieden wurden. Aus den Beständen der vergangenen Kartoffelernte wurden die keimfähigsten Kartoffel ausgewählt und in der Mitte geteilt. Danach wurden die Zeilen gezogen und die Saatkartoffel händisch gesetzt. In gebückter Haltung, immer die Zeilen entlang. Bei der Erdäpfelernte im Herbst wurden die Erdäpfel mit einer Haue freigelegt und eingesammelt.

Im Knabenseminar Tanzenberg erlebte ich den Anbau und die Ernte der Kartoffel in großem Ausmaß durch die Meierei. Auf den weiten Ackerflächen erledigte der Traktor das Pflügen, Setzen und Ausbuddeln, der Erdäpfel. Zum Aufklauben brauchte es unsere fleißigen Zöglings Hände, mittags und abends aßen wir die eigenhändig geklaubten Erdäpfel als Beilage.

Krummer Rücken

erd:äpfel

Wir sind eine Gesellschaft mit  wendigen, wechselvollen Persönlichkeiten. Verknüpft mit unserem Alter und unserer Position beziehen wir zu einem und demselben Thema verschiedene Meinungen. Interessant ist, dass manche Menschen zwar ihre Meinung ein wenig verändern, eines bleibt gleich, sie haben zu allen Vorkommnissen eine schlechte Meinung. Sie suchen nicht nach dem Körnchen was lobenswert ist, sondern nach dem Körnchen, dass der guten Sache eine Prise Verderben beimischt. Dieses Körnchen an Verderben sehen sie auch in einer Haushaltspackung Erdäpfel aus Österreich. Ich meine ein natürliches Lebensmittel, schmackhaft und heimisch, es kommt ohne große Transportwege aus. Die Kartoffeln sind sättigend und vom Preis für jeden erschwinglich. Welchen Pferdefuß können Erdäpfel aus Österreich haben? Sie sollen geschwefelt sein, obwohl ich davon noch nichts gehört habe. Manche verdrehen die Meldungen. Mir geht es gut, obwohl ich viele Jahre ein Erdäpfel Vernichter war. Müssen wir uns um unser heimisches Gemüse Sorgen machen, was ist dann noch ohne schlechtes Gewissen genießbar?

Die Meinungslage ist so, wird jemanden etwas geschenkt, muss er dafür nichts bezahlen, dann treten mögliche Allergene und Gesundheitsrisiken in den Hintergrund. Persönlich habe einen starken Bezug zu Erdäpfel, am Bergbauernhof wurden sie  angebaut und im Keller eingelagert. Sie waren die Beilage bei vielen Fleischspeisen, dem grünen Salat wurden sie beigemischt und manchmal waren heiße Kartoffel, Butter und Buttermilch das Nachtmahl. Vom Setzen bis zum Ernten der Kartoffel und der Verwendung in der Küche brauchte es viel Fleiß.

Kartoffelpüree