corona:gatsch

Zu Beginn der Impfaktion gegen Corona hat es unter den Bürgermeistern und Personen mit Beziehungen Impfvordrängler gegeben. Auch unter den Schriftstellern gibt es Vordrängler, manche sind die besseren Selbstdarsteller und springen auf jedes aktuelle Thema auf. Sie sind überzeugt, dass sie das Amen vom Gebet schreiben können. Dieses Phänomen zeigt sich auch in der Corona Pandemie, man bastelt an Corona fähigen Texten und versuchte diesen Gatsch unter die Leute zu bringen. Diesen Gatsch schleudern sie von der Bühne herab auf die Köpfe der Zuhörer. Dazu gründet man eine eigene Literaturplattform und hofft auf öffentliche Zuschüsse, selbst ist man bei jedem Event als Akteur dabei. Die bessere Variante findet eine fähige Person, welche einen Verlag gründet und aus heimlicher Liebe die Bücher produziert.

Nach Schätzungen leiden etwa zehn Prozent der Coronagenesenen unter Langzeit- und Spätfolgen. Dazu gehören Kurzatmigkeit, Geschmacksverlust oder plötzliche Hals- und Kopfschmerzen. Von anderen Familienmitgliedern kaum ernstgenommene Folgeerscheinung ist eine bleierne Müdigkeit, ein grenzenloses Schlafbedürfnis. Nach jeder kurzen Tätigkeit hat man nur einen Wunsch, so schnell wie möglich wieder in das Bett zu kommen. Manchmal reagiert selbst der Partner mit Unverständnis, wenn man den Frühstückstisch wieder schnell verlässt und sich unter der Bettdecke verkriecht. Zurück bleibt ein Partner mit Kopfschütteln.

Über Monate gab es keine medizinischen Ansprechpartner, welche die Long COVID Symptome ernst nahmen, geschweige Lösungsansätze für die Restbeschwerden der Corona Infektion hatten. Inzwischen gibt es in den Krankenhäusern Long COVID Ambulanzen und Rehakliniken bemühen sich mit speziellen Anwendungen die Beschwerden zu lindern, im besten Fall zu heilen. Wie die Schwammerln im Herbst wachsen neuerdings Angebote von privaten Kuranstalten aus dem Boden, welche sich an Long Covid Patienten wenden. Mit Therapieangeboten wie Kneippen, Ayurveda oder Atemmuskeltraining werben sie für einen privaten Kuraufenthalt. Der untere Bereich, bei Exklusivität gibt es nach oben keine Grenze, liegt bei etwa 1500 € für eine Woche, mit Unterkunft und Behandlungen.

corona:krampus II

In den nächsten Wochen werden wenige Krampusse unterwegs sein, weil die größeren und kleineren Krampus Umzüge wegen des Lockdowns abgesagt wurden. Der neue Höllenteufel ist seit zwanzig Monaten das Coronavirus. Dieses braucht keine verzehrte Fratze, kein zotteliges Fell oder das Getöse mit den Kuhglocken, um uns in Angst und Schrecken zu versetzen. Auch die Rute ist nichtig, es schlägt beim Menschen im Inneren zu und beginnt dort zu wüten.  Die Mitnahme der Schlimmen erfolgt nicht in einem Weidenkorb am Rücken, sondern mit dem Rettungsauto. Die Fahrt endet nicht in der plakativen Hölle, im schlimmsten Fall in der Intensivstation eines Krankenhauses. Die Leiden und Schmerzen der dortigen Patienten, welche ich glücklicherweise nur vom Hörensagen kenne, dürften den Höllenqualen, wie es Hieronymus Bosch bildlich dargestellt hat, nahekommen. Mir hat ein Priester und Freund vor einigen Jahren die Angst vor der Hölle genommen, nach seiner Betrachtungsweise dürfte sie leer sein. Nicht leer sind jetzt in Corona Zeiten die Intensivstationen, dazu gegenwärtig die Angst bei Infizierten dort zu landen. Den Part der Krampusse, die Schlimmen zu bestrafen, haben in diesen Tagen die Polizisten übernommen. Wer gegen eine Lockdown Maßnahme verstößt, der muss mit einer Geld Buße rechnen. In der Jugend musste ich nach dem Beichten der Sünden als Buße drei Vaterunser beten. Beten und Buße tun reicht in dieser Pandemiezeit nicht mehr.

Verlässt man das Haus, ist wie im Lotto alles möglich, man kann überall angesteckt werden. Gleichermaßen ob geimpft oder ungeimpft. Einen großen Bogen mache ich um die öffentlichen Corona Test Boxen und der Schlange von Menschen, welche vom Magistrat Villach bis zum Anfang des Hauptplatzes reicht. Handelt es sich um Personen die den ersten Stich oder den Dritten holen, alles ist möglich? Vor ein paar Monaten verkündete ein Bundeskanzler: „Die Pandemie ist für alle vorbei, die geimpft sind“.

corona:krampus

In diesen Tagen treibt der Krampus bei Anbruch der Nacht sein Unwesen. Ein alter, volkstümlicher Brauch. Schon während meiner Lehrzeit warteten die schaurigen Gesellen am Abend am Ferndorfer Bahnhof, wenn die Pendlerzüge aus Villach und Spittal angekommen sind. Die Mädchen versuchten den teuflischen Gestalten über Schleichwege am Werksgelände vom Heraklithwerk zu entkommen. Ich hörte noch lange das Läuten der Kuhglocken von den Krampussen, wenn ich durch Gesträuch und Gebüsch, dem Bergbauernhof zueilte. Besonders schaurig war das Geläute, wenn ich den Berg durch einen Hohlweg hin anstieg. Je höher ich auf der Sonnseite kam, umso ferner klangen die Krampus Glocken aus dem Dorf. Der Heimweg hatte auch seinen Reiz, wenn es eine klare Vollmondnacht war und der Weg, die Bäume und die Sträucher so klar zu erkennen waren, wie bei Tageslicht. In Sicherheit vor den gruseligen Gestalten wähnte ich mich, wenn mir der Hofhund Wächter entgegenkam. Er kam immer ein Stück entgegen, zum richtigen Zeitpunkt, ganz ohne Armbanduhr. Er verfügte darüber, was wir innere Uhr nennen.

Was hilft jetzt in der Pandemie, was nützt und was schützt? Es ist die Zeit der Vitaminverkäufer und anderer Gurus, die auf die Kraft der Gene oder Gott schwören und Anleihen bei Präparaten der Tierheilkunde suchen. Auf dem Bergbauernhof verwendete man in meiner Kindheit bei manchen Beschwerden, bei Wunden und Verstauchungen, für die Kühe und die Menschen dieselbe Salbe. Aufbewahrt wurde sie in einer Blechdose, es war eine zähe rotbraune Masse.

corona:rad

Niemand kann heute konkret sagen wann die Vorweihnachtszeit beginnt. Eine Aussage dazu wäre so verlässlich, als würde man seinem Jahreshoroskop vertrauen. Vieles ist denkbar. Mitte September, ab diesem Zeitpunkt finden wir in den Supermärkten die Aufsteller mit den Christstollen und der Weihnachtsbäckerei oder der 1. Adventsonntag Ende November? Verlas ist auf kein Datum, offiziell wurde die Weihnachtsbeleuchtung in der Draustadt am 13. November eingeschaltet und gleichzeitig öffnete der Weihnachtsmarkt. Einen Frühstart legte die neue Attraktion für Advent und Weihnachten hin, das Riesenrad eines holländischen Schaustellers. Dieses soll bis zum Ende der Faschingszeit vor der Nikolaikirche stehen bleiben. Ein Riesenrad für mehrere Jahreszeiten. Beim Aufstellungsort scheiden sich die Geister, besser die Villacher. Der Vorplatz vor der Nikolaikirche kommt vielen unpassend vor, da ein Riesenrad Unterhaltung und Vergnügen signalisiert. Ich habe in einem Facebook Kommentar darauf aufmerksam gemacht, dass es profanere Orte in der Stadt für die Aufstellung eines Riesenrades gibt. Für mich beginnt der sakrale Raum nicht mit der Kirchentür, sondern er schließt auch den Vorplatz ein. In der Bibel ist zu lesen, dass Jesus die Schausteller, Geldwechsler und Händler aus dem Vorhof und vor den Toren des Tempels vertrieben hat. Der Tempel ist ein Bethaus und keine Räuberhölle. Spinnt man den Faden weiter und überlegt, dass gerade in der Adventszeit die Menschen zur und in die Kirche kommen um Ruhe und Einkehr zu erleben, so wird das Treiben um das Riesenrad dafür nicht förderlich sein. Es wurde zwar versichert, dass man auf eine Beschallung und Verköstigung im unmittelbaren Kirchenbereich verzichten will, aber noch ist nicht aller Tage Abend.

Rund um das Riesenrad kommt es immer wieder zu Gruppenbildungen von zwei bis drei Männer, zumeist Pensionisten, die mit Blick auf das Riesenrad in einen Diskurs eintreten. Dazu die Bibelstelle: „Wo zwei oder drei in meinem Namen beieinander sind, da bin ich mitten unter ihnen“. In diesem Sinne könnte das Riesenradgeschehen das Bibelverständnis befeuern. Trotz einiger Einwände von erzürnten Gläubigen und einem stillen Protest von Seiten der katholischen Kirche Villachs hat das Riesenrad seinen Betrieb aufgenommen: Es dreht sich doch...

corona:u-bahn

Die U-Bahn-Stationen und U-Bahn- Garnituren sind in der Pandemiezeit ein Austragungsort zwischen Coronaleugnern und Mundnasenschutzgegnern versus Aufsichtspersonal der Wiener Verkehrsbetriebe. Erschöpfte sich vor der Pandemie die Kontrolle des Zugspersonal in der Überprüfung der Fahrscheine, Einhaltung der Sauberkeit, gibt es jetzt ein Ziel, die Kontrolle ob der Mundnasenschutz im Wartebereich und in den Fahrzeuggarnituren getragen wird. Dort erlebte ich Nachlässige, welche erst nach Aufforderung einen Mundnasenschutz anlegen, die Vergesslichen, welche keinen MNS bei sich haben und denen der Einstieg in die U-Bahn verwehrt wird. Die Radikalen, welche mit wüsten Beschimpfungen auf die Aufforderung einen Mundnasenschutz zu tragen reagieren. Sie entscheiden selbst was für sie gut ist, sie lassen sich von einer Mücke keine Impfung und keinen MNS vorschreiben. Die Aggressiven, welche mit Drohgebärden auf das Sicherheitspersonal zugehen und sie als KZ-Schergen und als KZ- Aufseher im Namen von Nehammer beschimpfen. Auf Aufforderung verlassen sie mit drohender Faust die U-Bahn-Station. Die Angepassten, welche vor dem Betreten des Bahnhofbereichs die Masken aufsetzen und nach dem ersten Schritt aus dem Bahngelände die Masken wieder vom Gesicht nehmen.

Die Fotos von den COVID Tests erinnern mich an die Untersuchung vom Schularzt in der Volksschule. Der Arzt im weißen Kittel war eine respekteinflößende Person, nach dem Wiegen und Messen ging es zum Doktor und dort mussten wir den Mund öffnen und die Zunge rausstrecken. Ein lautes ahaa sagen, während er mit einer Holzspachtel die Zunge herunterdrückte. Dieses ahaa sagen entfällt beim COVID Test, es entkommt einem ein sonstiger Urlaut. Trotz des hohen technischen Fortschrittes in der medizinischen Diagnostik hat sich nicht alles geändert. Bei manchen Beschwerden ist es die erste Pflicht des Patienten die Zunge rauszustrecken und der Arzt macht unter Zuhilfenahme einer Holzspachtel einen tiefen Blick in den Rachen. Besonders im Winter und im Frühjahr wo vermehrt Halsschmerzen auftreten.