rot:grün I

Der Wanderweg von Strunjan über Fiesa nach Piran erfordert einiges an Kondition. Zeitweise geht es steil bergan und es ist Ausdauer gefragt. In der Höhe genießt man einen schönen Blick auf die Bucht bei Triest. Bei einer Weggabelung, wovon ein Weg als Sackgasse gekennzeichnet war, sorgte eine mobile Verkehrsampel für Verwirrung. Der Weg war höchstens autobreit, wobei er nur von Radfahrern und Wanderern genützt wird. Unschlüssig harrten vier bis fünf Radfahrer vor dem Rot der Ampel aus. Sie waren unsicher, ob diese Verkehrsregelung ihnen gilt. Dazu gestoßene Wanderer diskutierten darüber, wie weit diese Verkehrsampel auch für sie Bedeutung hat. Dabei handelte es sich bei den Freizeitsportlern um Urlaubsgäste. Unser Vorschriftsdenken geht soweit, dass wir uns in einem Rad- und Wanderparadies, wo es kaum Autoverkehr gibt einspannen lassen, eine unverständliche Regelung einzuhalten. Es war nicht ersichtlich, von wem diese Ampel aufgestellt wurde und für wen sie gedacht war. Im besten Fall konnte ich mir vorstellen, dass die Ampel privater Natur ist, um die Zufahrt zu einer Baustelle zu regeln. Keiner öffentlichen Funktion diente. Bei einiger Vorsicht sah ich keine Gefährdung, wenn die Strecke von uns Radfahrern und Wanderern benützt wird. Die Benützung, der als gesperrt signalisierten Strecke, erwies sich für uns unbekümmert, weil es keinen Autoverkehr gab.

Wie schnell Vorschriften an Wirksamkeit verlieren und nur unserer Angst entsprungen sind, erlebte ich bei der Ankunft am Meeresstrand in Fiesa. Die Unbekümmertheit wie zwei Frauen und ihre drei Kinder sich in der Wiese auf einer Decke niedergelassen hatten, war ansteckend. Sie bedienten sich der mitgebrachten Getränke und Imbisse aus der Kühlbox. Die beiden Volksschulkinder vergnügten sich im Meer. Das Baby wurde, nachdem es sich kräftig zu Wort gemeldet hatte, an der Brust der Mutter versorgt. Alle fünf Personen strahlten und lachten um die Wette, eine ansteckende Stimmung. Bis hierher tönt die laute Musik eines nahen Imbissstandes. Den Blick auf das Meer kreuzen immer wieder Segler und schnittig dahin rasende Motorboote. Am Ende der Bucht von Strunjan geht das Blaue des Meeres und das Weiß der Segelmasten in das Grün der Abhänge über.

Aus dem Tagebuch…

tisch:gespräch III

Ist man für einen längeren Aufenthalt in einem Hotel untergebracht, wird die Situation schwieriger. Tischnachbarn, welche alles von der missglückten Seite betrachten, können einem den Gang zum Abendessen trüben. Zumeist sind sie Meister der kurzen Sprache. Mit fünf Wörtern können sie einem Disput einen negativen Beigeschmack geben. Dabei bleibt es dann. Für sie gibt es keine Differenzierung, keinen Austausch auf mehreren Ebenen. Von einer Abendgesellschaft bleibt der schale Beigeschmack übrig, alle Politiker denken nur an ihren Vorteil, an ihren Beutel. Bald fällt das Wort, man müsste alle ausmerzen.

Altgedienten Ehepaaren bieten neue Tischnachbarn die Chance über ihren Tellerrand hinauszuschauen. Von ihren Ansichten und Auffassungen Abstand zu gewinnen. Für  eine Unterhaltung förderlich ist, gibt es im Lebensverlauf Gemeinsamkeiten, ähnliche Freizeitaktivitäten oder eine berufliche Nähe. Ein weiterer Anknüpfungspunkt sind gemeinsame Bekannte, so kann ein schöner Gedankenaustausch entstehen. Die gemeinsamen Bekannten erfüllen nicht den Zweck, dass man über sie schimpft und sie schlecht macht. Gewinnbringender ist, wenn man die Leistungen der Freunde her- vorstreicht und über lustige Erlebnisse plaudert. In solchen inspirierenden Runden stellt man erstaunt fest, wie klein die Welt ist. Wie sich die Region in den gemeinsamen Freunden abbildet, ohne eine Freundschaftsanfrage über Facebook zu versenden. Bei günstigen Umständen passt die Chemie.

Erfährt man nach Tagen durch die Bedienung, dass der Tischnachbar einen akademischen Grad hat, hegt man plötzliche eine gewisse Scheu. Bislang hat man sich ganz unscheniert mit ihm unterhalten, plötzlich wird das Gespräch etwas zwanghaft. Bei Allem was man sagt wird man vorsichtiger. Ein Gespräch muss nicht immer auf Wissen und Erfolg beruhen, es gibt eine Gesprächsbasis auf Herzensniveau. Es ist der Mühe wert, dass man sich in eine Tischrunde einbringt. Die überwiegende Zahl der Personen ist für mich interessant, ich kann von ihnen etwas lernen oder sie erzählen mir etwas neues. Es gibt Personen die haben jemanden gesucht, denen sie ihr Herz ausschütten können. Alles ist möglich, dies macht auch die Zufälligkeit der Tischnachbarn und die folgenden Unterhaltungen so interessant.

Tischlotto.

tisch:gespräch II

Die Tischnachbarn kann man sich bei einem familiären Mittagessen zumeist aussuchen. Jemanden, mit dem man viele Gemeinsamkeiten hat und auch ganz spontan einmal den Platz wechseln. Dies ist bei einer Busgesellschaft nicht immer der Fall. Zumeist sind es unbekannte Menschen, mit denen man gemeinsam einen Tages- oder einen Mehrtagesausflug unternimmt. Beim Mittagessen muss man sich entscheiden, bei welchem Tisch man Platz nimmt. Zumeist kommt man aus demselben Umland und spricht dieselbe Sprache. Es kann unangenehm sein bei fremden Leuten zu sitzen. Das Fremd bezieht sich darauf,dass man die Namen der Tischnachbarn noch nicht kennt. Beim Platz-nehmen kann man beobachten, wie sich viele bemühen, zu zweit einen leeren Tisch zu besetzen. Solange dies möglich ist, einmal ist mit den freien Tischen Schluss.

Ein weiterer Aspekt bei den Busreisen sind die  Alleinreisenden Frauen. Es sind zumeist nur wenige Paare und viel älteres Publikum.Teilweise aus Bequemlichkeit, zum Teil weil man nicht mehr oder nicht mehr gerne Auto fährt.  Ein anderer Grund ist die Aussicht jemanden kennen-zulernen. Zunächst sitzt man am Tisch stumm gegenüber und studiert verkrampft die Speisenkarte.  Bei anderen Gelegenheiten beeilt man sich etwas vom Buffet zu holen. Es bedarf nur eines beiläufigen Satzes, schon fühlt sich jemand angesprochen und die Stimmung ist um vieles gelöster. Möglicherweise ein etwas abgedroschener Einstieg, man sagt etwas zum Wetter, lobt den schönen Tag. Sonniges Wetter lässt einen Ausflug auf jeden Fall in einem ganz anderen Licht erscheinen. Gut aufgenommen werden ein paar Gedanken zur Landschaft, zu den Sehenswürdigkeiten die man bereits oder die man noch ansehen wird. Vermeiden sollte man Bemerkungen zur aktuellen politischen Lage, dabei können Sympathiekollisionen entstehen. Zumeist ziehen diese die Stimmung, obwohl man auf der Reise positiv gedopt ist, in das Negative. Wem bringt heutzutage die Politik etwas positives, außer den Funktionären selbst? Es ist der Staat, die Politiker, die uns unsere Ersparnisse wegnehmen und im schlimmsten Fall verludern.  Die Leistungen welche der Staat für uns erbringt und die wir in Anspruch nehmen, gehen in der allgemeinen Politikverdrossenheit unter. Eine positive Aussage und schon ist das Eis am Tisch gebrochen. Ausnahmen bilden Menschenmuffel welche alles ablehnen, in keine Tischrunde eingebunden werden wollen. Auch dies muss man akzeptieren und im Hinterkopf haben, dass man damit  nur für eine kürzere Zeit auskommen muss.

Aufbruchstimmung.

tisch:gespräch I

Wer es schon probiert hat zu den sogenannten Feiertagen in einem Restaurant, dabei ist nicht an ein drei Sterne Restaurant gedacht, sondern an ein gut bürgerliches, einen Tisch zu reservieren, der muss zumeist mit einer Absage rechnen. Wir sind wie Lemminge, von denen man sagt sie treten in Schwärmen auf. So wird es auch wieder zum Pfingstwochenende geschehen. Besuchen Menschen ein Restaurant, dann meistens zu denselben heiligen, bürgerlichen und festlichen Zeiten. Bei einem Anruf kommt es zu verschiedenen Modalitäten: Die einen verbinden von der Rezeption zum Restaurantleiter, andere fragen gleich wie viele Personen kommen werden und ob man schon weiß was man Zuspeisen wünscht? Heute ist es nicht der Termin um 12 Uhr Mittag welcher schon besetzt ist, sondern Termine ab 13 Uhr. Das Wochenend- und Festtagsverhalten hat sich verändert.  Man steigt am Sonntag nicht um 7 Uhr aus dem Bett, sondern genießt es an Sonn- und Feiertagen länger zu dösen. Dieses Verhalten geht damit einher, dass nur ein Bruchteil von früher eine Sonntagsmesse besucht. Unabhängig welcher Religion man angehört. Einst war man früh hell wach, hat gefrühstückt und freute sich dabei schon auf das Mittagessen nach dem Kirchgang. Heute gibt es den umgekehrten Trend. Man steht am späten Vormittag auf und begibt sich in ein Cafe, welches bis um 14 Uhr Frühstück anbietet. Dort wird kräftig zugelangt.

Die vornehmere Gesellschaftsschicht  konsumiert das Frühstück und das Mittagessen in Einem. Weit verbreitet ist der Brunch. Nach der Qualität des Restaurants gibt es dabei unterschiedlichen Preislevel. Für Gäste mit geringem Appetit, solche die sehr figurenbewusst sind, wird der Brunch zu einem Defizitgeschäft. Wer keine üppigere Portion verträgt, der ist bei einem herkömmlichen Menü bestens aufgehoben.

lade:kabel II

Aus meiner Erfahrung braucht man sich, verreist man mit dem eigenen Pkw, beim Einpacken kaum Einschränken. Dies verleitet dazu, dass man um ein Drittel mehr an Bekleidung mitnimmt, als wenn man das Flugzeug, die Eisenbahn oder ein Schiff benützt. Von Vorteil ist, wenn man sich für eine strapazierfähige Urlaubsgarderobe entscheidet. Für das Galadinner im Hotel oder am Schiff braucht es nicht mehr diese erlesene Auswahl an Garderobe, wie es einmal Sitte war. Erscheint man zum Dinner in einem festlichen Anzug oder Abendkleid, so sieht man am Nebentisch junge Leute in T-Shirt, Jeans und grell gefärbten Joggingschuhen. Zumeist im Kreis mit Gleichgesinnten, manches Mal sind es auch ältere Personen. Es ist dies ein Schlag in die Magengrube der festlich Gekleideten.

Einen besonderen Stellenwert nehmen die Reise- und Ausweisdokumente ein. Von den Flug- und Schifffahrtsgesellschaften gibt es den dringenden Hinweis, die Dokumente und die persönlichen Medikamente, wenigstens für zwei Tage bei sich im Handgebäck mitzuführen. Es ist nicht auszuschließen, dass das Gepäck einmal später ankommt und nachgeliefert wird. Von besonderer Bedeutung ist dieser Hinweis für die Senioren, bei denen steht die Sorge um ihre Gesundheit an oberster Stelle.

Anders verhält es sich bei den Jugendlichen und den Berufstätigen. Bei ihnen kommt das Aufladekabel für das Handy, das Smartphone und das Tablett als erstes in das Handgebäck. Es ist selbstverständlich, hat sich der Zug oder das Schiff in Bewegung gesetzt, dass sofort nach der nächsten Steckdose gesucht wird.

Neuerdings greifen die Senioren beim Reiseantritt nach dem Smartphone um eine Nachricht für die Daheimgebliebenen abzusetzen: Man sitzt im Zug, im Schiff oder im Bus. So besänftigt man die eigenen Nerven und die der Kinder und Enkelkinder.

Magenschutz