AUGEN:höhe

Man wünscht sich heutzutage, dass die Menschen sich auf Augenhöhe gegenüberstehen, dass sich Mitarbeiter und Vorgesetzte auf gleicher Höhe begegnen, von der menschlichen Seite. Der Vorgesetzte soll nicht das Gehabe hervorkehren, dass er eine Stufe höher steht, und mit Geringschätzung auf den anderen herabblickt. Auch eine Zulieferfirma für einen Konzern soll nicht wie ein Bittsteller behandelt werden. Über die Konditionen ein offenes Gespräch führen, welche dem Zulieferer ein Überleben ermöglicht. Negative Beispiele sind aus der Lebensmittelindustrie bekannt, wo kleine Produzenten von den Lebensmitteldiskontern gezwungen werden, die Produkte zu diesem oder jenem Preis zu liefern. Nicht vergessen sollen die Beamten die Augenhöhe beim Umgang mit dem Bürger, nicht die Staatsgewalt hervorkehren und sich an der Ohnmacht des Antragstellers erfreuen.

Kann dieser Prozess der Augenhöhe auf religiöse Bereiche ausgeweitet werden, sodass man nicht von einem erhabenen Gott spricht, der von oben auf die Gläubigen herabblickt. In den meisten Kirchen ist Jesus Christus, als Gemälde oder als Plastik, an erhöhter Stelle angebracht, wir müssen zu ihm hinaufblicken, er blickt auf uns herab. Anders gestaltet sich die Begegnung mit Christus in der Kirche Sacra Cuore in Abano. Nach dem Eintreten in den Kirchenraum hängt eine Christusfigur in Augenhöhe an der Wand, auch Leute im Rollstuhl haben die Möglichkeit die Füße des Gekreuzigten mit den Händen zu erfassen.

Unfassbar.

VERGÄNG:lich III

Das Interesse an den Vorkommnissen in einem Ort und an der Bevölkerung nimmt mit der Entfernung ab. Man fragt sich, wie groß muss der geografischen Raum sein, an dem man Interesse hat. Zu einem geografisch weit entfernten Land, zu einem anderen Kontinent besteht dann Interesse, wenn es einen menschlichen Bezug gibt. So, wenn jemand aus der Familie oder aus dem Freundeskreis sich für einen längeren Zeitraum dort aufhält oder für immer ausgewandert ist. Aufmerksam wird man, wenn sich dort ein Erdbeben, Flutwellen, Stürme, bis hin zu Zugs- und Grubenunglück ereignet.

Die schönere Alternative ist, wenn man eine Urlaubsreise plant und sich aus TV- Dokumentationen und Internet Informationen holt. Dann widmet man den politischen und wirtschaftlichen Nachrichten aus diesem Gebiet besondere Aufmerksamkeit. Es kann vorkommen, dass bei einer Radionachricht das Wissen aus der Schule wiederkommt oder man holt aus dem Bücherschrank ein Buch und beginnt darin zu lesen.

Vorlesen.

VERGÄNG:lich II

Auch für den, der über viele Jahre in einer Firma gearbeitet, eine Firma gegründet und aufgebaut hat, kommt der Zeitpunkt wo er sagen muss, alles ist vergänglich. Trotz wiederholter Anpassung an den Zeitgeist und den Geschmack wird manches im Berufsleben plötzlich alt. Auch für Dienstleistungen die von den Kunden jahrzehntelang in Anspruch genommen wurden, kommt einmal der Tag der Vergänglichkeit. Es entwickelt sich neues, dass immer mehr Raum einnimmt und altes verdrängt. Es gibt Trends die sich ihren Weg bahnen, ohne auf die Vorfahrt zu achten. Für jeden bietet sich die Möglichkeit in seiner Zeit und für seine Zeit etwas tolles zu machen, dass anerkannt und gelobt wird.

Nimmt man selbst “den Hut” und wartet nicht bis man hinausgedrängt wird, dann geht man mit gutem Gefühl. Man erinnert sich an seine gute Zeit, die man genützt und die einem Sinn gegeben hat.

Dankbarkeit.

VERGÄNG:lich

Bei den Schauspielerinnen und Schauspieler, in den Kreisen des europäischen Hochadels, kann man beobachten, dass alles getan wird, um „in Schönheit zu sterben“. Gemeint ist damit, dass alles versucht wird, um die Falten im Gesicht, am Hals und an den Armen im Alter zu verhindern. Weiters hält man in Adelskreisen an Traditionen und Ritualen festhält, die nur für diese Kreise Bedeutung haben. Vom Leben der Durchschnittsbürger sind sie weit entfernt und für diese sind die Illustriertenberichte eine willkommene Ablenkung von den Unzulänglichkeiten des eigenen Leben. Die Berichte über die aufwendigen Hochzeitsvorbereitungen, von Ronaldo & Irina, können für Tage darüber hinwegtrösten, dass man die Bekleidung für die Kinder und für sich beim C&A oder beim Vögele einkauft.

In manchem betrifft es die eigene Person, dass man „in Schönheit sterben will“. Man übergeht gesundheitliche Beschwerden und stellt sich gegenüber dem eigenen Körper taub, obwohl der Körper Warnsignale sendet, ändert man seine Lebensweise nicht. Man lebt in der Vorstellung, dass es kein Problem sei tonnenweise Papier zuzustellen, wie es viele Jahre üblich war. Plötzlich verursacht das Tragen der täglich benötigten Lebensmittel Probleme. Toleranter ist man zum Aussehen der Figur, dem Gesicht und den Haaren. Am Morgen sind beim Blick in den Spiegel die Falten der Nacht noch zu sehen, manche Falten lassen sich mit Schminke zudecken. Mit Geschick verteilt man die Haare so, dass die Kopfhaut bedeckt ist. Durch einen radikalen Schnitt könnte man sich eine Glatze zulegen, so wäre man alters- und geschlechtslos.

Den Alterungsprozess stellt man zuerst bei den Anderen fest, selbst bleibt man zeitlos schön. Es fällt schwer, die Vergänglichkeit des Körpers als Teil des Lebens zu sehen. Bei Fotos, die zwanzig Jahre zurückliegen, schwindelt man und denkt sich, ich habe mich nicht verändert. Ein Trost, den man sich selbst spendet.

Trostpflaster.

VOR:tritt

Aus der Schulzeit sind den Meisten von uns einige Vorkommnisse, auch wenn sie Jahrzehnte zurückliegen, in Erinnerung geblieben. Zu den Ungeliebten gehörte die Aufforderung vom Professor: Vorzutreten. Ein Grund dafür konnte sein, dass man während des Unterrichtes ein Stück Brot gegessen hat, dabei erwischt wurde und es abgeben musste. Im Internat war dies ein Stück Brot, ohne Brotaufstrich. Bei uns Zöglingen waren die Endstücke des Brotlaibes bliebt, an der Rinde konnte man länger kauen. Ein anderer Grund konnte sein, dass man bei der Schularbeit versucht hat seinem Vordermann einen „Schwindelzettel“ zu zuschieben oder man wurde aufgefordert vorzutreten, weil man während der Stunde schwätzte. Wer für eine Frage die richtige Antwort hatte oder eine Rechenaufgabe lösen konnte, ist nach vorne gegangen und hat die Lösung an die Tafel geschrieben. Solche, die es nicht wussten, versteckten sich hinter dem Vordermann und haben es vermieden den Professor anzusehen. Bei der Aufforderung einen Satz in das Lateinische zu übersetzen und an die Tafel zu schreiben war es hilfreich, dass in den vorderen Sitzbänken die besseren Schüler saßen. So konnte man hoffen, dass bei Schwierigkeiten etwas zuflüstert wurde. Als Belohnung gab es ein Stück Schokolade.

Die Unbekümmertheit wie man als Kind zu einer Prüfung vor die Klasse getreten ist, geht manchmal im Laufe des Lebens verloren. Es gibt keinen Grund auf seinen Leistungen sitzen zu bleiben.

Taubstummensprache.