So regelmäßig wie wir Weihnachten feiern, versperren zu Beginn des Herbstes die Verkaufsschütten mit den ersten Christstollen, getarnt als Traditionsstollen, in den Supermärkten die Gänge zwischen den Regalen. Angeboten wird auch das Früchtebrot, kärntnerisch Kletzenbrot. Am Bauernhof hat es die Mutter selbst gebacken. Als Füllung dienten die eigenen Dörrbirnen und Dörrzwetschken. In den Möbelhäusern haben die Verkäuferinnen in der Eingangshalle die Aufbauten mit dem neuesten Weihnachtsschmuck bestückt. Hier wurden die ersten Tischdekoration für den festlichen Weihnachtstisch, der vorweihnachtliche Schmuck für das Wohnzimmer, arrangiert. Ein Paradies für die an den neuesten Weihnachtstrends interessierten Frauen. In diesem Jahr soll es, bei denen es die Brieftasche erlaubt, ein besonderes Weihnachtsfest geben. So will man für ein paar Tage sicherstellen den Jahresregenten, den Coronakrampus, vom Haus fern zu halten. Im Alpenraum treiben seit jeher Perchten, die saligen Frauen, die wilde Jagd und andere Dämonen in den Rauhnächten zwischen Weihnachten und Neujahr, ihr Unwesen. Die Männer finden in den Baumärkten auf Holzpaletten stimmungsvolle Lichterketten, den Weihnachtsmann auf seinem Schlitten, Weihnachtssterne und Christbäume für die Gartendekoration. Dieses Jahr gibt es eine Neuheit, die Silhouette eines Babyelefanten als Weihnachtsschmuck für die Hausfassade.
Während die Händler eifrig dabei sind etwas Normalität zu verbreiten, indem sie bei herrlichem Herbstwetter die Weihnachtartikel auf der Verkaufsbühne platzieren, gibt es eine zweite Normalität bei den Leserbriefen der Tageszeitungen. Da wird lamentiert, dass es gegenüber Kindern unverantwortlich ist, schon so früh die Weihnachtsware zu zeigen. Die ganze Spannung, der Zauber, welcher Weihnachten innewohnt werden in der Spätherbstsonne verheizt. Von welchem Zauber die heurigen Weihnachten begleitet werden, weis heute niemand.
Coronakrampus