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In der Coronazeit hat man festgestellt, dass sich während der Lockdown bei den Umweltdaten vieles verbessert hat. Vorgenommen wurde, dass nach der Pandemie bewusster produziert und weniger konsumiert werden soll. Eigentlich wird jetzt nach der Pandemie versucht noch mehr zu produzieren und noch mehr zu konsumieren. Ich erinnere mich nicht, dass einmal von den Reisebüros so viel Werbung für den Urlaub gemacht wurde wie in diesen Tagen. Die Touristenbranche setzt voll auf Zuwächse. Der größte Treiber für den Umweltschutz in Europa ist der Ukraine Krieg. Die Wirtschaftsbetriebe der EU-Staaten stehen vor der Tatsache, dass die günstigen Rohstoffe Erdöl und Erdgas aus Russland nicht mehr zur Verfügung stehen. Dieser Umstand hat zu einem Schub beim Einsatz von erneuerbarer Energie geführt. Dazu die vermehrten Anstrengungen energiesparend zu produzieren, schadstoffarme und recyclingbare Produkte herzustellen. Den privaten Verbrauchern wird es bewusst, einerlei ob Möbel, Geschirr oder Bekleidung, diese nicht vorzeitig auf den Müll zu werfen. Schon vor Jahrzehnten machte ich einen Vorschlag, der heute genauso wie damals aktuell ist. Zu dieser Zeit ist es noch nicht um Energiesparen und Umweltschutz gegangen: Schränkt sich jeder um dreißig Prozent bei seinem Konsum ein, dann lösen sich diese zwei Brennpunkte für Jahrzehnte auf. Niemand müsste deshalb auf seinen Wohlstandskomfort verzichten.

Verschiedene Bezirke in Kärnten hatten bis in die 80er Jahre eine gemeinsame Mülldeponie, dort landete der gesamte Müll unsortiert. Einerlei ob es um Papier, Holzabfälle, Elektroschrott oder Lebensmittelabfälle handelte. Ich erinnere mich noch an die lokale Mülldeponie im unteren Gailtal, knapp vor dem Naturschutzgebiet Schütt. Jeder konnte dort seinen privaten oder gewerblichen Müll abladen. Auf der Deponie gloste immer ein Feuer. Der Gestank war intensiv vor allem dann, wenn die lokale Müllabfuhr ihre Müllwagen entleerte oder eine Fleischerei ihre Abfälle entsorgte. Auf dieser Mülldeponie hausten sogenannte Dorfunikate, welche im angelieferten Haus- und Sperrmüll nach verwertbaren Lebensmitteln und Gebrauchsgegenständen buddelten. Bei ihnen ging es nicht um ein Überlebenstraining, aber Müllmenschen gab es auch bei uns. Über dem abgeladenen Müll wurde von Zeit zu Zeit eine Schicht Humus aufgetragen und verteilt. Dies war die Deponierung.

nach:corona

Jetzt wird darüber geklagt, dass wir wenige positive Dinge aus der Corona Zeit in die Nachcoronazeit mitgenommen haben. Zuallererst war damals die Rede von einem behutsameren Umgang mit anderen Menschen, man hat den Eindruck, das Gegenteil ist der Fall. Die Äußerungen in der Warteschlange vor der Supermarktkasse werden rauer. Gibt es eine Verzögerung beim Bezahlen, weil man eine Frage an die Kassiererin hat, >dies kann man im Internet nachschlagen.  Wurde übersehen etwas zu wiegen und verzögert sich die Abrechnung heißt es gleich, >geht hier nichts vorwärts. Alle und alles soll funktionieren wie am Fließband. Bei mir stellt sich dazu ein Bezug zu meiner Arbeit am Fließband her, als Absatzschrauber in der Gabor Damenschuhfabrik in Spittal an der Drau. Es gab zweierlei Ursachen, wenn es am Fließband stockte.  Beim Vordermann, dem Sohlenkleber, wenn dieser ein Problem hatte mit dem passgenauen Aufkleben der Schuhsohlen und den Vorgang wiederholen musste. Waren die Schuhsohlen verrutscht, war es schwierig den Absatz richtig zu positionieren. Die noch schlimmere Situation war, wenn das Oberleder auf den Leisten schlecht aufgezogen war, die Naht schief.  Bei alldem ging es darum, dass man das Tages Pensum von etwa zwölf Partien Schuhen vor Augen hatte.

Nach Corona gibt es eine Verbesserung im Verhalten bei der Liftbenützung in Bürogebäuden, in öffentlichen Gebäuden und in Hotels. Befinden sich bereits einige Personen in der Kabine wird vor dem Zusteigen nachgefragt, ob man einsteigen darf? Dies ist respektvoll gegenüber den anderen Liftbenützer. In Vorcoronazeiten hätte man darüber kein Wort verloren und die Menschen haben sich in den Lift gezwängt, bis keine Luft mehr zum Atmen da war. Jetzt wahrt man zu den nächsten Liftbenützern etwas Abstand und stößt nicht beim Nächsten an. Zum anderem verzichten manche, wenn es schon etwas voller ist auf das Zusteigen und warten auf die nächste Kabine. Bei einem Fassungsvermögen von zwölf Personen befinden sich jetzt zumeist nur die Hälfte an Personen im Lift. Etwas wäre in der Nachcoronaära bei der Liftbenützung noch verbesserungswürdig. Beim Einsteigen und Aussteigen zu grüßen, jeder in seiner Sprache. Auch wenn uns manche nicht verstehen können, jeder wird verstehen was mit dieser Grußformel gemeint ist.   

gen:dern II

Möglicherweise gibt es in naher Zukunft eine automatische Unterstützung vom Word beim Gendern. Die Programmierung dürfte kein Problem sein und es wird ein Genderprogramm auf jeden deutschsprachigen PC installiert. Dies würde zu einer einheitlicheren Rechtschreibung und äußeren Form beitragen. Die Note, Äußere Form, hat es in den 60er Jahren für den Schreibstil in den Schulheften gegeben und wurde im Zeugnis vermerkt. Die Professoren beschwerten sich beim Vater am Elternsprechtag über meine unleserliche Schrift. Sie wurden damit vertröstet, dass ich in der Oberstufe eine Schreibmaschine bekommen werde. Mein Vorschlag ist, die junge Generation soll beim Gendern bei der Generation 60 plus ein Auge zudrücken. Auch wir drücken bei ihnen für manche Umgangsformen und sprachliche Ausdrücke ein Auge zu.

Von der Kärntner Landesregierung gab es einen Alleingang in Österreich, ein fünfundsiebzig Seiten starker Leitfaden über die Verwendung des Genderns beim Schriftverkehr in den Amtsstuben. Dabei kam es zu grotesk anmutenden Ausdrucksweisen: Statt Bauer und Bäuerin wurde vorgeschlagen eine in der Landwirtschaft tätige Person. Statt Vater und Mutter ein Elternteil. Damit wollte man anregen eine geschlechtergerechte und geschlechterneutrale Sprache zu verwenden. Nach meinen Informationen gibt es inzwischen fünf Geschlechter? Der aufwendig erstellte Genderleitfaden wurde nach heftigen Protesten seitens der Beamten in der Verwaltung aber auch der Bevölkerung, nach einem Tag wieder zurückgezogen. Die Landesregierung stellte dazu fest, man warte auf eine gemeinsame Gender Verordnung für ganz Österreich.

gen:dern

Das allseits um sich greifende Gendern ist eine Herausforderung für die Generation 60plus. Bis jetzt hat sich für mich keine eindeutige Schreibweise durchgesetzt, es gibt keine offizielle Schreibweise vom Standardwerk der Deutschen Rechtschreibung, dem Duden. Die Universitäten verlangen von den Studierenden massiv das Gendern. Besonders die jüngeren weiblichen Professorinnen, an sich schreibe ich noch immer Professoren, wenn die Mehrzahl gemeint ist. Nach meinem schulischen und gesellschaftlichen Verständnis sind bei Professoren sowohl weibliche wie männliche Personen gemeint. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass auch ältere Professoren das Gendern ablehnen, zumindest legen sie keinen Wert darauf. Zum Thema gab es von ihnen schon Leserbriefe in der Kleinen Zeitung

Manche Studierende, sie arbeiten nicht mit dem Doppelpunkt, Lehrer: innen, sondern schreiben die geschlechtliche Form lieber aus: Lehrer und Lehrerinnen. Bei einem längeren Text, Vorgabe sechstausend Wörter für eine Seminararbeit, benötigt es durch das Schreiben beider Geschlechter als separates Wort nur mehr fünftausend Wörter. Ein studentischer Trick, genauso wie die Verwendung von möglichst vielen Adjektiven. Ist etwas schlecht, dann kann es nicht ein wenig, fast nicht oder später einmal sein. In meinem Weblog behelfe ich mich mit dem Satz: „Männliche Bezeichnungen gelten auch in der weiblichen Form“. Damit weise ich daraufhin wie ich es mit dem Gendern halte und nicht die Absicht habe jemanden zu diskriminieren. Ich verstehe, wenn es bei der sprachlichen Ausdrucksweise zur Wahrnehmung der weiblichen Bevölkerung Fortschritte geben soll. Ich scheitere manchmal an der Neuen Rechtschreibung, außer ich werde von der automatischen Rechtschreibprüfung des PC korrigiert.

stadt:kirche II

Während des Gottesdienstes in der Stadthauptpfarrkirche wird mir bewusst, welch einsame Person der Stadthauptpfarrer während der Messfeier am Volksaltar ist. Hinter dem Priester dehnt sich der weitläufige Chorraum aus. An der Front vom Chorraum erhebt sich der prachtvolle Altar mit dem imposanten Tabernakel. Darüber die Madonna Statue, die Figuren des Hl. Jakobus, Hl. Laurentius, sowie die Apostel Petrus und Paulus. Über allen das mächtige Kreuz in der Höhe. Zwischen Hauptaltar und Volksaltar stehen links eine Anzahl mit rotem Stoff überzogener Schemel, reserviert für Mitzelebranten und Ministranten. Dazu kommt das Chorgestühl rechts und links für die Mitbrüder.  Diese Sitzgelegenheiten werden schon lange nicht mehr benötigt. Die mahnenden Worte des Stadthauptpfarrers in seiner Predigt, die Botschaft der Bibel zu leben und am Glauben an Gott nicht zu zweifeln, werden nicht bei allen Kirchenbesuchern gleiches Gehör finden. Ein wenig erinnern die Apelle des Priesters an die Geschichte mit dem Clown. Ein Clown kommt auf den Marktplatz gerannt und verkündet den Bewohnern, dass im Zirkus am Ortsrand ein Feuer ausgebrochen ist. Wenn sie nicht alle helfen das Feuer im Zirkus zu löschen, dann könnte das ganze Dorf abbrennen. Je mehr der Clown auf die Dorfbewohner einredet, umso weniger glauben sie ihm. Sie sehen im Auftritt des Clowns einen Werbegag des Zirkus. Als das Feuer die Dorfmitte erreicht, ist es für das Löschen zu spät.

Bei den Messfeiern im neunzehnten Jahrhundert dürfte die Situation anders gewesen sein. In der Arnoldsteiner Gemeindezeitung berichtet der Historiker Dr. Peter Wiesflecker von Gailtaler Unternehmerfamilien, welche den Sprung nach Villach schafften. Beim Begräbnis des Matthias Lamprecht, Scherer Wirt und Bürger in Villach, im April 1818 nahmen am Trauerzug elf Priester teil, so steht es im Sterbebuch der Stadthauptpfarrkirche St. Jakob. Diese große Anzahl an Priestern, welche an den Begräbnisfeierlichkeiten teilnahmen, war auch ein Zeichen für das Ansehen des Verstorbenen bei seinen Mitbürgern.