radtouren

Zusätzlich zu gezielten Gymnastikübungen gehört Schwimmen und Radfahren zu den empfohlenen und schonenden Sportarten nach einer Hüftoperation. Bei einem Aufenthalt in Portoroz, Ende des Sommers, konnte ich im neu renovierten Hotel ausgiebig im Meerwasserbecken schwimmen. Meine Begeisterung für das Schwimmen und leichter Unterwassergymnastik hat den ganzen Aufenthalt über angehalten. Es ist leichtgefallen, ohne muskulären Widerstände. Diese sind bei der Morgengymnastik auf dem Balkon, mit Blick auf das Meer, aufgetreten. Dabei vereinte sich der Blick auf das weite Meer mit der Entspannung, die Meeresluft mit der Atmung. Überrascht wurde ich Wochen später im heimischen Ursprungsquellbad in Warmbad Villach. Ich konnte es nicht begreifen, warum mir das Schwimmen schwergefallen ist, als ob ich gegen einen Strom schwimmen müsste. Für die erste Zeit war mir dies ein Rätsel, ich konnte den Widerstand nicht zuordnen. Bis zu dem Gedanken, dies könnte etwas mit den spezifischen Eigenschaften des Wassers zu tun haben: Meerwasser hat einen größeren Auftrieb als Thermalwasser.

Nach der Hüftoperation habe ich in den letzten Wochen vorsichtig mit dem Radfahren begonnen. An einem angekündigten Hitzetag war ich frühmorgens am Drau Radweg unterwegs und erreichte erstmals die Drau Brücke in Gummern.  Dort ladet ein Brunnen und einige Sitzbänke zum Verweilen ein, für mich war es auch der Umkehrpunkt. Beim Ausruhen konnte ich beobachten, wie in kurzen Abständen Radfahrer vorbeigekommen sind: Eine bunte Mischung aus E- Bikes und Mounten Bike Fahrer, Einzelkämpfer und Gruppenfahrer. Auf einer Bank neben mir hat sich eine Radfahrerin bequem gemacht. Per Smartphon informiert sie zuallererst die Freundinnen, wo sie gerade ist und dass sie am späten Vormittag wieder zu Hause in Villach sein wird. Eine Gemeinsamkeit, auch ich will zu Mittag, wegen der sommerlichen Hitze wieder zu Hause sein. Bei den Radausflüge gibt es für sie durch eine Knieoperation noch Einschränkungen. Bei ihren Radtouren muss sie vorerst auf die vergangene Operation Rücksicht nehmen. Davor waren für sie Fahrten auf den Dobratsch möglich, jetzt ist es ein Highlight eine Rad Runde um den Faakersee.  Bei der Rücksichtnahme auf die zurückliegende Operation und des langsamen Hinaufschraubens der sportlichen Aktivitäten, kreuzten sich unsere Interessen.

zweitteller ll

Auf YouTube gibt es ein Video

Das Hotel Miralago gehörte einst der Rechtsanwaltsfamilie John aus Wien und der Großteil der Gäste entstammte der gehobenen Wiener Bürgerschicht. Nach der Sommersaison verbrachte die Schwester den Winter als Haushaltshilfe bei der Familie John. Von diesem Winter schwärmt die Schwester bis heute. Das Ehepaar John behandelte sie wie eine Tochter und sie durfte das Ehepaar zu Konzerten in den Musikvereinssaal, Theateraufführungen und in den Stephansdom begleiten. Zu ihrer Überraschung bin ich mit der Schwester vor ein paar Jahren an einem Sommertag nach Pörtschach, zum Hotel Miralago, gefahren. Auf der Sonnenterasse mit Blick auf den Wörthersee haben wir einen Eisbecher genossen. Am prächtigen Stiegenaufgang, vom See zur Hotelterrasse, hat sich bis heute nichts verändert. Auf YouTube gibt es ein Video, wo die Schwester von diesem Saisonposten erzählt.

Wir neigen dazu uns auf die schlechten und die fehlerhaften Vorkommnisse zu stürzen. In diesem Sommer habe ich in einem gutbürgerlichen Gasthof in Völkendorf etwas anderes erlebt. Mit einem Ehepaar aus Tasmanien habe ich abends den Gastgarten aufgesucht. Das ältere Ehepaar ist kein großen Esser, als Auswanderer aus Österreich lieben sie die bodenständige Küche. Sie bestellten einmal Kärntner Fleischnudel mit warmem Sauerkraut und Speckwürfel. Sie wünschten sich einen zweiten Teller, um die Portion zu teilen. Überrascht waren sie, als ihnen aus der Küche ein Teller mit zwei Kärntner Fleischnudel, sowie ein zweiter Teller mit einem Fleischnudel serviert wurden. Beide Portionen appetitlich angerichtet, wie sie es selbst nicht hätten können. Im Gasthof wurde für das Teilen kein Zuschlag verrechnet.

zweitteller

Ein leerer Teller war in diesem Sommer im Tourismusland Kärnten der Aufreger der Saison. Hieß das anstößige Ding Leerteller oder Zweitteller? Ein Ehepaar bestellte in einem Restaurant am Wörthersee, um sich eine Speise zuteilen, beim Ober einen zweiten Teller. Zur Überraschung fanden sie auf der Rechnung, dass der leere Teller mit acht Euro in Rechnung gestellt wurde. Zu Unrecht fand das Ehepaar und ging mit der Rechnung in die Öffentlichkeit. Die Vorgehensweise des Gastronomen brachte, den schon heißen Sommer in Kärnten, vollends zum Überkochen. Es bildeten sich in der Öffentlichkeit, wie üblich, zwei gegenüberstehende Lager. Die Einen bezeichneten die Verrechnung von acht Euro für das Servieren eines leeren Tellers eine Unverschämtheit. Diese Vorgehensweise wird in ihren Augen den Ruf der Gastronomie am Wörthersee, einige meinten für ganz Kärnten, schwer schädigen. Der Wirt und auch andere Gastronomen verteidigten die Verrechnung von acht Euro. Der Zweitteller muss serviert und abgewaschen werden. Zumal verwies der Gastronom darauf, dass er diesen Platz an einen Gast hätte vergeben können, welcher mehr konsumiert hätte. Die acht Euro wären kein Ersatz für den Umsatzverlust.

Die aufgebrachte Diskussion berührte mich aus persönlicher Nähe. Meine Schwester hat in den sechziger Jahren im Sommer in diesem Hotel als Stubenmädchen und als Serviererin gearbeitet. Konnten wir die Schwester in den Schulferien auf ihrem Saisonarbeitsplatz am Wörthersee besuchen, war dies für uns ein besonderes Erlebnis. Wir, Vater und Geschwister, haben sie damals im Hotel Miralago an einem Sonntag während der Zimmerstunde besucht. Ich erinnere mich noch, wie beeindruckt ich von der tollen Aussicht auf den Wörthersee war. Bestimmt hat sie uns auf der Seeterrasse ein Eis serviert. Die Fahrt mit dem Zug nach Pörtschach und ein Eisbecher genügten für einen schönen Ferientag. Damals gehörte das Restaurant zum Hotel und war nicht verpachtet.  

herbstwetter

Viel Abwechslung gab es im Herbst auf dem Schulweg. Der stürmische Wind übersäte den Boden in den Obstgärten mit bunten Blättern, die reifen Äpfel und Birnen rollten bis zum Wegrand. Ohne, dass wir übereinen Zaun klettern mussten, konnten wir nach Lust und Laune zugreifen. Besonders liebte ich die Zwetschken, die in dichten Bündeln am Baum hingen und dunkelblau zwischen den noch grünen, teilweise bräunlich gelben Blättern hervorlugten. Eine Lieblingsspeise waren die Zwetschkenknödel, der ausgelöste Zwetschenkern wurde durch einen Zuckerwürfel ersetzt und dazu reichlich angeröstete Semmelbrösel. Dies mache ich noch heute, ich entferne den Kern und lege einen Zuckerwürfel in die Frucht. In Hof Nähe weideten auf den Feldern die Kühe. Auf mein Zurufen kamen die Kühe zum Zaun und manches Mal holte ich ein Stück vergammeltes Jausenbrot aus der Schultasche. Die nächststehende Kuh holte sich mit ihrer rauen Zunge das Brot von meiner Kinderhand. Vorsicht war geboten, die Kuh mit ihrer großen Zunge versuchte meine Hand in das Maul zu ziehen. Auf den Kartoffelackern waren die Bauersleute in gebückter Haltung bei der Ernte. Mit viel Geschick fistelten sie mit der Haue die Kartoffel aus der Erde. Wir Kinder eilten nach dem Mittagessen auf den Kartoffelacker und klaubten die Erdäpfel vom Boden auf und füllten sie in Säcke.

Waren wir beim Kühe weiden in der Nähe von einem abgeernteten Kartoffelacker zündeten wir aus Laub, Unterholz und Kartoffelkraut ein Feuer an. Am Acker suchten wir nach übersehenen Kartoffeln und warfen sie in das Feuer. Verkohlt holten wir die Kartoffeln aus dem Feuer, beim Essen wurden die Hände kohlrabenschwarz. Nach dem Abernten der Äcker, war es für uns Hüter Buben leichter, die Kühe hatten mehr Freiraum. Um etwa fünf Uhr nachmittags wurden die Kühe rundum auf den Weiden unruhig, sie sammelten sich auf einem Fleck und warteten auf ein Zeichen zum Heimtrieb. Im Viehstall wusste jedes Rind wo sein Platz war. Im Stall bewegte ich mich flink zwischen den Kühen, dabei erreichte mein Kopf gerade einmal die Hälfte einer Kuh. Rasch wurden sie von uns angeleint, zwischen zwei Kühen eingezwängt zu werden, wäre für uns Volksschulkinder ungemütlich geworden.

puchmoped

An warmen Herbsttagen spazieren die Landler auf dem Güterweg vom Unterdabernig zum Oberdabernig. Diese Wegstrecke bietet einen herrlichen Blick auf das mittlere Drautal. Wer in Politzen aufgewachsen ist kennt die Geräusche, welche vom Talboden hochsteigen. Seit Jahrzehnten hat sich daran nichts geändert. Autogeräusche von der Ferndorfer Landesstraße und die Geräusche der durchfahrenden Züge. Ich schwanke zwischen Täuschung oder Wirklichkeit, dass die Geräusche heute leiser geworden sind und schneller verschwinden. Sie klingen nach höherer Geschwindigkeit oder ist es eine Sinnestäuschung? Waren es früher Personenzüge ist es heute die S-Bahn und der Railjet. Bis in die siebziger Jahre war die Anzahl der Züge überschaubar. Bei der Feld- und Waldarbeit hat es keine Armbanduhr gebraucht. Man orientierte sich an den durchfahrenden Zügen. Zu dieser Zeit ist etwas vor zwölf Uhr und abends um halb sechs Uhr ein Zug gefahren, dann war es Zeit für das Mittagessen und abends Zeit für die Stallarbeit. Im Herbst weideten die Kühe auf der Wiese und versammelten sie sich am späten Nachmittag vor dem Gatter war es Zeit zum Heimtreiben. Der Zugverkehr und die innere Uhr der Kühe ersetzten die Armbanduhr.

Mit der ausgeborgten Blauen Puch vom Vater haben sich am Sonntagsnachmittag neue Möglichkeiten aufgetan. Mit dem Moped konnten wir auf ein Tischfußballmatch zum Gasthof Dalmatiner in den Ort oder zum Gasthof Ott in Olsach düsen.  Ein Zwischenstopp beim Café Untersteggaber, dabei eine fünf Schillingmünze für die Musikbox für drei Schlagermelodien. Alle Nachwuchsrennfahrer und dies waren wir Alle wurden magisch angezogen von den Felgen und Lenkräder an den Wänden. Der Wirt war ein ramponierter Rallyefahrer, in den Glasvitrinen verstaubten einige Pokale und Flaggen von vergangenen Autorennen.