Gibt es in den Evangelien Gleichnisse, welche mit den Vorstellungen der katholischen Soziallehre schwer vereinbar sind?
Ein wesentlicher Pfeiler der katholischen Soziallehre ist das Solidaritätsprinzip. Es gewinnt im neuen Jahrtausend immer mehr an Bedeutung, weil die Kluft zwischen den Ärmsten und den Wohlhabenden sich vergrößert, bekannt unter dem Schlagwort Nord-Süd-Gefälle. Ein Beispiel im Kleinen wäre den Pullover, die Schuhe oder das Fahrrad, Gebrauchsgegenstände die nicht mehr benützt werden an Notdürftige weiterzugeben. In der katholischen Soziallehre wird jede Person aufgefordert zum Gemeinwohl etwas beizutragen und in Not geratenen Personen zu helfen.
Bibelstellen, welche nach meiner Einschätzung dem Solidaritätsprinzip zuwiderlaufen finden sich bei Matthäus, Kapitel 25: „Das Gleichnis von den klugen und den törichten Jungfrauen“.
Zehn Jungfrauen gehen mit ihren Lampen dem Bräutigam entgegen. Die Törichten nehmen nur ihre Lampen mit, die Klugen noch zusätzlich Öl. Als der Bräutigam lange nicht kommt schlafen sie alle ein. Um Mitternacht erscholl der Ruf, der Bräutigam kommt. Da standen alle auf und machten ihre Lampen zurecht. Die Törichten baten die Klugen gebt uns etwas von eurem Öl, sonst gehen uns die Lampen aus. Die Klugen erwiderten, dann reicht es für keinen von uns, geht zu den Händlern und kauft welches. Währenddessen kam der Bräutigam und die Klugen gingen mit ihm in den Hochzeitssaal und die Tür wurde verschlossen. Als die anderen zurückkamen riefen sie: Herr mach uns auf. Er aber rief: Ich kenne euch nicht […]
Nach meinem Verständnis der katholischen Soziallehre verhalten sich die klugen Jungfrauen gegenüber den törichten Jungfrauen unsolidarisch, da sie das Öl nicht mit ihnen teilten.
ÜBUNG zur LV: Menschenwürde und Menschenrechte