zeit:fenster ll

Auch in meiner gewohnten Umgebung in Judendorf, Völkendorf und Warmbad, kommt es öfters zu einem Zweikampf mit der Zeit. Gerade sitze ich auf der Loggia und nehme mir vor etwas im Tageheft einzutragen, da ruft die Tischglocke zum Mittagsessen. Vorrang haben zumeist profane Termine, was ich oft bedauere. Im Eintrag vom 7. 9. 2021 beschreibe ich, dass ich seit drei Tagen vergeblich versucht habe etwas im Tageheft festzuhalten. Festhalten trifft sehr gut die Bemühungen etwas aufzuschreiben. Es würde nicht zum ersten Mal passieren dass, halte ich eine Beobachtung oder einen Gedanken nicht sofort schriftlich fest, ich diesen vergesse oder sie werden wie ein Stück Holz von der Gail fortgeschwemmt.

Das Scheitern der letzten Tage, wenn man dies als Scheitern bezeichnen kann, ist genau beschrieben. Nach dem Rückentraining, dem anschließenden Besuch der Therme und Mittagessen war mir am Freitag nicht mehr zum Schreiben zu Mute. Am Samstag habe ich die Wohnung aufgeräumt, mich danach auf das Fahrrad gesetzt und bin in die Nudelfabrik nach Finkenstein geradelt. Die Viertelstunde für ein aktuelles Festhalten der Eindrücke, ein Statement wollte nicht gelingen. Freitag und Samstag kehrte ich so rasch wie möglich in die Schreibstube zurück. Vorrang hatte das Verfassen von Blogeinträgen, um etwas von den Wiener Eindrücken auszuformulieren. Zu dieser Zeit lässt sich in jedem Beitrag ein Bezug mit dem Coronavirus herstellen. Zu kurz gekommen sind Bezüge zum Corona Management der Bundesregierung. Gibt es derzeit außer schönen Worten ein Pandemie Management ?  Alle freuen sich über das anhaltende schöne Wetter. Aus den Tageheften…

zeit:fenster

Ein Großteil der Beiträge für das Blog schlagloch hat ihren Ursprung in den Notizen in meinen Tageheften. Diese Vornotizen haben ihre eigene Geschichte. Manchmal frage ich mich bei einer Besichtigung, einem Kuraufenthalt oder einer Urlaubsreise, wann gibt es ein Zeitfenster, damit ich mit meinen Einträgen, Notizen beginnen kann. Ende August bin ich von Wien zurückgekehrt, dort habe ich erlebt, dass nach einer Besichtigung schon der nächste Termin auf mich gewartet hat. Zwischen den einzelnen anvisierten Terminen ist oft keine Zeit geblieben etwas in das Tageheft einzutragen. Am Donnerstagvormittag Belvedere 21, Fritz Wotruba, Lois Weinberger, Maja Vukoje; am Donnerstagnachmittag Albertina, von Monet bis Picasso und am Donnerstagabend im Pygmalion Theater Thomas Bernhard – Die Wiederholung.

Bei einem Stadtbesuch kommt erschwerend hinzu, dass der Ortswechsel mit öffentlichen Verkehrsmitteln mehr Zeit beansprucht, als es sich laut Fahrplan anhört. Danach eine gewisse Suchzeit bis zum nächsten Event Ort. Orte, welche man schon öfter besucht hat bilden eine Ausnahme. Für Zugreisende ist die Lage von Hotels in Bahnhofsnähe optimal, einige wurden am Wiener Hauptbahnhof neu errichtet. Ungünstig gestaltet sich der Gang durch den Hauptbahnhof in die Untergeschoße bis man die U-Bahn-Station erreicht. Ein ziemlich langer Weg, der sich am Morgen gefühlsmäßig kurz anfüllt, beim Nachhause kommen am späten Nachmittag sich in die Länge zieht, wie nach dem Besuch der Wotruba Kirche in Mauern. Nach dem Orgelkonzert in der Franziskanerkirche am Abend kein Ende nehmen will, bis man den Ausgang zur Sonnwendgasse erreicht. Etwas hat dies mit der Müdigkeit zu tun, welche die Kulturtouristen vor Mitternacht befällt. Zusätzlich drücken die Schuheinlagen auf die Fußsohlen. Zu einem Gewissenskonflikt kann es bei Besichtigungen zu Zweit kommen. Es wird als unhöflich angesehen, wenn ich bei einer Kaffeepause in der Albertina das Tageheft zücke um die Eindrücke, genauer die Abdrücke auf der Seele, in das Tageheft zu schreiben. Mich sozusagen vom Partner abwende und für fünfzehn Minuten mich zuwende, um das Diagramm von der Seele festzuhalten. Aus den Tageheften…

prosit:2023

An manchen Tagen zweifle ich ob es notwendig ist meine Beobachtungen, Überlegungen und Stimmungen, in Tageheften festzuhalten. Dabei unterscheide ich zwischen ganz privaten Ereignissen und allgemeinen Beobachtungen im öffentlichen Raum, auf Märkten, bei Reisen oder bei Radtouren. Alle diese wären schon genug Stoff, aber heute erfahren wir aus allen Ecken der Welt, in diesem Fall müsste ich sagen aus allen Rundungen dieser Welt, Nachrichten. Von den Naturkatastrophen, den technischen Blackout, den politischen Krisen und von kriegerischen Auseinandersetzungen. Was ist meine Motivation es trotzdem zu machen? Von mir ist es eine liebe Gewohnheit bewege ich mich im öffentlichen Raum oder in einer Gesellschaft, sobald es die Situation erlaubt, einige Notizen zu machen. Für mich ist es erwiesen, dass die Niederschrift die Wahrnehmung schärft, näher bei der Wahrheit ist. Zu den aktuellen Beobachtungen kommen Vernetzungen zu ähnlichen Vorfällen vor Jahren, oftmals vor Jahrzehnten. Blättere ich aus verschiedenen Gründen in alten Tageheften, manchmal aus Neugierde oder um etwas für das Archiv zu dokumentieren, dann bin ich von den Eintragungen zumeist überrascht. Heute stellt sich die Situation anders dar als ich damals gedacht habe oder etwas was ich ausgeschlossen habe ist eingetroffen.

In meinen Notizen vom 31. 12. 2021 habe ich festgehalten wie gut und friedlich wir es in Europa haben. Andeutungsweise haben wir nur eine Coronapandemie, keine Probleme bei der Gesundheitsversorgung, keinen Krieg mit Toten und Zerstörungen, keine Hungersnot oder Wassermangel. Wenige Monate später musste ich alle guten Feststellungen verwerfen, es gibt einen Krieg in Mitteleeuropa, zwischen Russland und der Ukraine. Einbußen bei den Lieferketten, Preissteigerungen bei den Lebensmittel und der Energie. Sparapelle vom Staat beim Energieverbrauch für die Produktion und für den Wohnungsbereich. So änderten sich die Verhältnisse in kurzer Zeit auf breiter Basis. Ist es dem Alter geschuldet, dass Ältere vor allem die Krisenherde sehen?

In einer Ö1 Sendung wurden zwei Jugend Vertreter, vierundzwanzig und einundzwanzig Jahre alt, zur aktuellen Stimmungslage unter Jugendlichen befragt. Als Jugendliche sehen sie auch die Krisen, aber diese nicht als unlösbare Probleme. Ihre und die Einstellung vieler Jugendlichen wäre, dass alle Krisen in der Geschichte überwunden wurden. Zumeist mit neuen Ideen, unter Zuhilfenahme gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Neuausrichtungen. In mir herrschten nach der Sendung Alterszweifel, waren dies die rosaroten Meinungen von Berufsjugendlichen, geschult in Parteiakademien?

ALLEN LESERN UND LESSERINNEN VON schlagloch EIN KRISENFREIES 2023!

zu:versicht

Während der Zugfahrt durch das Gasteiner Tal, von Salzburg nach Villach, wird es draußen dunkel. Der Zug „klettert“ den Berg hoch, die Lichter von Hofgastein bleiben am Talboden zurück. Meine Augen sind, nach der üppigen Weihnachtsbeleuchtung in Salzburg, für die Finsternis am Berg dankbar. Die Gespräche im Zugabteil werden weniger. Der Mensch wird nach dem Trubel des Tages, in der Stille der Nacht, wenn die äußeren Reize abnehmen, hellhöriger und hellsichtiger. Wie damals die Hirten, nachts auf dem Feld bei Bethlehem, als der Engel ihnen die Botschaft von der Geburt Christi verkündete. Ein Stern zeigte ihnen den Weg zum Stall wo Jesus geboren wurde. Heute noch ist der Stern ein Symbol für die Weihnachtszeit: An den Wohnungstüren hängen Sterne aus Stroh, Goldfolie oder Sperrholz. Im Neonzeitalter blinken und glitzern die bunten Weihnachtssymbole bei Garageneinfahrten und am Balkongeländer. Marktplätze und Einkaufsstraßen schmücken sich mit elektrischen Weihnachtssternen. Über dem Eislaufplatz gibt es einen künstlichen Sternenhimmel. Der Weihnachtsstern vom nahen Einkaufszentrum erhellt unser Wohnzimmer.  

Während der Volksschulzeit verendete der zutrauliche Hofhund „Leo“. Wochenlang sah ich „Leo“ beim Einschlafen die Zimmerwand entlanglaufen. Zu meiner Beruhigung blieb die Zimmertür leicht geöffnet, so konnte ich den Lichtschein aus der Küche wahrnehmen und einschlafen. In der Stille der Nacht werden die Schlaflosen unter uns von Alpträumen geplagt. Mit der Geburt Christi hat sich für alle Menschen der Himmel einen Spalt geöffnet, damit wir in Zuversicht leben können.

stern:suche

Im Winter ist es morgens möglich, dass über die Gärten und die Häuser am Plateau von Warmbad zähe Nebelschwaden liegen. Beim Blick zum Himmel versuche ich irgendwo den Morgenstern zu erkennen. Die Suche nach dem Licht am Ende der Nacht. Das Licht am Ende des Tunnels, ein geflügeltes Wort des Exbundeskanzlers während der Pandemie, wurde nie erreicht. Die Zeiten gleichen der Zugfahrt auf der Tauernstrecke, ist ein Tunnel zu Ende, kommt der Nächste. Krisenbedingt nimmt die Zugfahrt auf der Tauernstrecke kein Ende. Erkennen kann ich das Schimmern des Positionslichts am Ausleger eines Baukranes. Dieses schafft es durch den Nebel. Dieses Licht wird zu einer Orientierungshilfe für alle Wohnungssuchenden. Ähnlich dem Stern von Bethlehem, der die Heiligen Drei Könige zu einem Schafstall auf einer Weide geführt hat. Heute würde man dazu Notunterkunft sagen, die nicht dem Standard für Migranten entsprechen würde. Beim “Stall von Bethlehem” müsste vieles adaptiert werden, bevor man versuchen könnte Flüchtlingen dies anzubieten. Zum Probewohnen einladen.

Die neuen Eigentumswohnungen sind nichts für Mittellose, für eine Zweizimmerwohnung bedarfs es etwa zweihunderttausend Euro. Ärmliche Menschen, welche nach der Suche für eine leerstehende Herberge wären, würden die Immobilienhändler davonjagen. In einem Ranking über die Vertrauensbasis von verschiedenen Berufen erreichen Rechtsanwälte auf einer Skala von eins bis hundert, sechzig Punkte , Immobilienhändler erreichten gerade auf fünfzehn Punkte.

Die weiter entfernten, sehr diffusen Lichtquellen kommen vom Einkaufszentrum, dem Elektro Markt, dem Möbelhaus. Es gibt die XXXL Rabatte für die Unbehausten, manches kostet fast nix. Alle hoffen auf ein Licht zur 3ten Corona Weihnacht. Lichten sich die Nebel, dann zeigt es sich ob man einem zeitlosen Stern gefolgt ist? Oder einem Therapeuten der auf die natürlichen Abwehrstoffe gegen das Coronavirus setzt, auf Ameisensäure. Beide Hände abwechselnd auf einen Ameisenhaufen legen und danach die Ausdünstungen der Ameisen einatmen…

Allen Leserinnen und Leser ein friedvolles und erholsames Weihnachtsfest !