auto:fahren I

Die Einstellung darüber, wer wie lange ohne Nachprüfung mit dem Auto fahren darf, hängt wesentlich vom eigenen Alter ab. Es gibt Führerscheinneulinge, welche der Meinung sind, jeder über dreißig sollte einen Gesundheitstest machen, ob er keine Gefahr für die anderen Verkehrsteilnehmer darstellt. Dabei verdrängen sie, dass die meisten Unfälle Fahranfänger verursachen, weil sie bewusst oder unbewusst ihr Fahrkönnen überschätzen. Verkehrserfahrung hat etwas mit Zeit zu tun. Da schneiden Fünfzigjährige besser ab. Für diese klingen die Vorbehalte der Dreißigjährigen so, als müsste man bei ihnen den Führerschein einziehen oder jedem einen Beifahrer beistellen. Je älter man wird, umso weiter schiebt man das Alter für einen neuerlichen Fahrsicherheitstest hinaus. Bist du sechzig, sagst du ab siebzig, bist du siebzig, sagst du ab achtzig. Ich kann sagen, dass ich versuche vorausschauend zu fahren. Eventuelle Missstände im Verkehr zu beobachten und rechtzeitig zu reagieren. Kommt es zu einer Verlangsamung des Fließverkehrs früh das Tempo zu reduzieren und nicht mit Vollgas auf die trödelnde Verkehrsschlange drauflosfahren.

Die Manie des kurzfristigen Reagieren, des abrupten Bremens befällt auch schon Autofahrer unter fünfzig und beschwört Gefahren für die Nachkommenden herauf. Liest man von einem Verkehrsunfall in den ein Siebzig- oder Achtzigjährige involviert ist, ist man schnell mit der Meinung bei der Hand, dass es besser gewesen wäre, dieser hätte kein Auto mehr gelenkt. Bei vorsichtiger Fahrweise gibt es in diesem Alter weniger Unfälle als bei Jüngeren.

Rot

e:bike

Nach der Quarantänezeit und damit einhergehend an einem Überfluss an Essen und Trinken während dem Höhepunkt der Pandemie, ist jede sportliche Betätigung gefragt. Bei der Fahrradbekleidung treiben es manche bis zum Äußersten, teilweise gewinne ich den Eindruck, die Radfahrerinnen und Radfahrer nehmen an einer Modeschau teil. In modischer Bekleidung wird man in Velden am Wörthersee von den mondänen Urlaubern akzeptiert. Vor dem Casino geht es darum, sehen und gesehen zu werden. Hier lässt sich die Zeit angenehm vertrödeln, um den vorbeifahrenden Motorrädern und den offenen Sportwagen nachzuschauen, darin die modischen Damen unter den Sonnenbrillen hervorlächeln.

Jahrelang war es meine einfache Bekleidung, mit der ich mich von den Stars der Fahrradszene unterschied, so tut sich seit einem Jahr eine neue Kluft auf. Diese war in diesem Sommer nicht mehr zu leugnen, besonders bei einigen Steigungen, welche der Radweg rund um den Wörthersee beinhaltet. Der Großteil der Radfahrer benützt ein E-Bike, besser gesagt kommt angedüst. Vor einigen Jahren wurde noch versucht  zu verbergen, dass man ein elektrisches Fahrrad fährt. Teilweise dadurch, dass man den Akku unter einem Einkaufskorb verstreckt hat, jetzt kehrt man diesen Trend hervor. Mitleidig blicken die E-Bikefahrer auf die nicht Motorisierten herab, wenn sich diese abmühen eine Steigung zu bewältigen. Um hervorzukehren wie trainiert sie sind, treten sie schnell in die Pedale und schalten den E-Antrieb um eine Stufe höher. Eine Selbsttäuschung, auf dessen glitschigen Boden ich mich nicht begeben will.

Muskelkraft

rad:fahren

Vor einigen Jahren sind wir mit dem Zug nach Pörtschach gefahren, um uns von der Zukunft inspirieren zu lassen, um uns die Zukunft vorführen zu lassen. Ein paar Monate gab es in Pörtschach eine Versuchsstrecke für einen autonom fahrenden Kleinbus, ein Bus ohne Lenker. Die Strecke führte vom Bahnhof in Richtung See und retour, sie dürfte etwa drei Kilometer lang sein, eine Schnupperstrecke. Wie kam es zu dieser Teststrecke? Einerseits hat sich eine Firma für Zukunftslösungen im Verkehrswesen in Pörtschach niedergelassen und anderseits sieht sich Pörtschach nicht nur als Fremdenverkehrsort, sondern möchte auch an die Technologie mit künstlicher Intelligenz anschließen. Das Hotel Miralago, wo einst die Schwester beschäftigt war, beherbergt in den Sommermonaten immer noch Gäste. Bei einem kurzen Lokalaugenschein hatte ich den Eindruck, dass es noch denselben Charakter und dasselbe Interieur wie vor fünfzig Jahren hat.

Im Corona Frühjahr- und Sommer näherte ich mich dem Wörthersee am liebsten mit dem Fahrrad. Zuerst mit dem Zug von Villach nach Velden, um ihn im Uhrzeigersinn zu umrunden. Dabei schaffe ich alle Höhen und Tiefen die der Radweg bietet. Beim Radfahren gehöre ich nicht zur Prominenz, weder von der Figur, noch bei der Bekleidung und auch nicht bei der sommerlichen Bräune. In Radfahrerkleidung, welche  bescheiden ausfällt. Keine enganliegenden Radfahrerhosen und T-Shirt mit knalligen Farbtönen, als wäre ich ein Radprofi und Teilnehmer der Österreichrundfahrt. Meine Bekleidung besteht aus einem dünnen, klimafreundlichem Hemd mit langen Ärmeln, diese schützen vor einer Sonnenallergie. Dazu eine kurze alltags taugliche Hose. Trotz dieser werktags mäßigen Bekleidung fühle ich mich der großen Zahl an Radfahrern zugehörig und mische mich ohne Scham unter die Urlauber. Radfahren boomt, in Zeiten der Corona Pandemie erlebt es einen großen Zuspruch.

Radfahrerparadies

bub:mädchen

Ein Diskurs im Sprachcafé  entspannte sich über das Geschlecht des Wortes classmate, der Mitschüler oder die Mitschülerin? Die englische Sprache kennt keinen Artikel, wie wir ihn in der deutschen Sprache benützen. Will man wissen, ob es ein Bub oder ein Mädchen ist, muss man nachfragen: it es a boy oder it es a girl. Die englische Sprache hat in ihrer Entwicklung Weitblick bewiesen. In den Ländern Nordeuropas ist es bereits verpönt, die Eltern von Kleinkindern nach dem Geschlecht ihres Kindes zu fragen. Die neue Generation soll geschlechtsneutral aufwachsen. Das bedeutet im Alltag, dass die Kinder abwechselnd einmal als Mädchen, dann wieder als Bub erzogen und gekleidet werden. Bislang wurden für Buben Bagger, Autos und Bausteine und für Mädchen, Puppen, Puppenkleider sowie Kochgeschirr gekauft. Jetzt ist es Praxis, alles bunt zu mixen. Das Kind ab dem dritten Lebensjahr soll selbst entscheiden, ob es lieber mit Puppen oder mit Autos spielt. Beim Eintritt in die Schule darf jedes Kind frei wählen, will es lieber Friedrich oder Frieda heißen. Wie dies bei der Ausstellung der Geburtsurkunde gehandhabt wird, dass das Geschlecht erst nach dem sechsten Lebensjahr eingetragen wird, lässt sich kinderleicht mit einem Gesetz bestimmen.

Ähnliches war sogar Anfang der vierziger Jahre, bei meiner Schwester möglich. Sie ist im November geboren. Vater und Mutter waren zum Zeitpunkt der Geburt noch nicht verheiratet, sie hatten die Absicht Ende Dezember zu heiraten. Somit war die Schwester ein uneheliches Kind. In ihrer Geburtsurkunde steht aber schon der Familienname des Vaters. Der Vater hat den Amtsleiter der Gemeinde darauf angesprochen, dass die Hochzeit kurz bevorsteht, somit wurde die Schwester im Register und auf dem Geburtsschein als eheliche Tochter eingetragen.

Bub oder Mädchen

amts:stube

Der Amtsleiter einer Gailtaler Gemeinde erzählt mir, wie sich der Umgang zwischen Beamten und Bürger in den letzten Jahrzehnten verändert hat. Bei seinem Eintritt in die Verwaltung der Gemeinde, nach einem Hak Abschluss, waren die Türen zu den meisten Büros, egal ob Bauwesen, Müllentsorgung, Meldeamt oder Sozialwesen geschlossen. Zaghaft näherte sich der Gemeindebürger der Amtsstube und klopfte vorsichtig an. Zögerlich öffnete er die Tür um zu sehen, ob sein Eintreten dem Beamten angenehm ist?  Je nach Gesichtsausdruck des Beamten konnte man beurteilen, wurde der Beamte gestört? War er gerade in einen Akt vertieft, wollte er gerade eine kleine Erfrischung zu sich nehmen oder war er über einen Telefonanruf verärgert. Der Gruß des Bürgers wurde halbherzig erwidert, selten wurde man aufgefordert Platz zu nehmen, nach dem Motto, Zeit ist Geld. Bei seinem Eintritt wurde vom Amtsleiter kaum ein Klient eines Blickes gewürdigt und gegrüßt. Seit seiner Tätigkeit als Amtsleiter ist es eine Selbstverständlichkeit das die Tür zu seinem Büro offen steht.

Er merkt an, dass die devote Haltung der Bürger von einst, heute oftmals in das Gegenteil umschlägt. Jetzt ist es der Fall, dass die Beamtenschaft mit Vorwürfen, mit Beschimpfungen, mit überzogenen Reaktionen rechnen muss, wenn etwas nicht nach Wunsch des Klienten verläuft. Der Beamte ist an Regeln und Gesetze gebunden, der Parteisteller hat ein Recht auf eine faire Behandlung. Sein Wunsch ist, dass beide Seiten, Beamte und Bürger sich mit gegenseitiger Achtung begegnen, von Mensch zu Mensch.