freizeit:messe II

Vor einem Spontankauf wollte man sich in ein Cafe zurückziehen und noch einmal alles Revue passieren lassen. Möglicherweise verliert das Allzweckreinigungsgerät ein wenig an Glanz und man stellt fest, dass es nicht so viele Anwendungsmöglichkeiten in der Wohnung gibt. Nicht vergleichbar mit einem Gasthaus. Man kramt in den eigenen Erfahrungen, manches was am Messestand wie ein Kinderspiel ausgesehen hat, funktioniert dann zu Hause oft nicht so gut. Der Drang nach willhaben ist auf einer Messe im Scheinwerferlicht am Größten.Bleibt die Hoffnung, dass die Aussagen der Verkäuferin wahr sind. Im fortgeschrittenen Alter, wo der Rücken und die Handgelenke nicht mehr das neueste Modell sind, da könnte diese Wundermaschine einiges an körperlichen Abnützungen wettmachen.Wie lange kann eine Kaffeepause dauern? Einmal ist sie bei allen wenn und aber zu Ende und es muss eine Entscheidung getroffen werden. Schafft man sich dieses elektronische Allzweckreinigungsgerät an oder erledigt die meisten Reinigungsarbeiten weiter mit der Hand. Der Messebonus wäre damit auch hinfällig.

Eine Woche später wurde das Wunderding ausgepackt. Das Studieren der Gebrauchsanleitung und die erstmalige Inbetriebnahme  verschlangen einen ganzen Vormittag. Was hätte man an diesem Vormittag nicht alles an händischen Reinigungsarbeiten durchführen können? Das isolierte Saugrohr mit integrierter Leitung für das Heißwasser erwies sich als so schwer, dass die Handgelenke und der Rücken erst recht gefordert waren. Die Aussicht, es wird ein neues Zeitalter bei der Wohnungsreinigung anbrechen, ließ das Warmwasser in der Zuleitung gefrieren. Um vieles flexibler und handlicher empfand ich den Einsatz unserer herkömmlichen Putzhilfen. Nach einer Stunde Betriebsamkeit stellten wir unser Wunderding in den Abstellraum. Dort würde es noch heute dahindämmern hätte es nicht auf Willhaben, zum Unterschied von Mussthaben,  zu einem günstigen Preis eine Käuferin gefunden. Jetzt lautet die mentale Hilfe zum  Wohnungsputz: Einmal die Woche weniger in das Rückenstudio, dafür Heimtraining.

Rumpfbeuger.

freizeit:messe I

Die Händler von Küchengeräten sind Verkaufsgenies.Sie verteilen großzügig Kostproben von sogenannten Universalküchenmaschinen. Als männlicher Begleiter hat man das Gefühl, die Küchenarbeit erledigt sich mit einer Universalküchenmaschine ganz von selbst. Zumeist können diese aus den Küchenabfällen die schmackhaftesten Säfte herstellen. Findet die Messe in einer geschenksschwangeren Zeit wie Ostern, Muttertag oder nähert sich ein Geburtstag, so wird man als Mann schnell vom Nutzen des Küchengerätes überzeugt. Dagegen hilft nur ein entschiedenes Veto der Frau. Viel Ausstellungsfläche nehmen die Reinigungshilfen für den Haushalt und für das Eigenheim ein. Es gibt eine Fülle von neuen Reinigungs- und Waschmittel, welche das Bad noch sauberer und die Wäsche noch weiser werden lassen. Dabei fühlt sich ein Großteil der begleitenden Ehemänner angesprochen. Heute ist es Usus, dass sich die Männer an der Hausarbeit beteiligen. Vielfach übernehmen sie die Reinigungsarbeiten im Außenbereich, rund um das Haus, aber auch im Wohnbereich.Dabei träumt man von einem Kärcher, der nach Aussage des Verkäufers bei richtiger Verwendung, vom Vorplatz bis zum Reinigen der Wohnzimmerfenster für alles verwendet werden kann. Im Handumdrehen, versteht sich.

Spannend wird es bei einem Allzweckreinigungsgerät, welches sich zum Staubsaugen und zum Bodenaufwischen eignet. Weiteres zum Reinigen der Teppiche und der Polstermöbel verwendet werden kann. Sich danach in Sekundenschnelle in ein Fensterputzgerät verwandelt, mit dem man auch Bäderfliesen zum Glänzen bringt. Wie die seriöse und  attraktive  Dame  erklärt, verwendet sie dieses Gerät bei sich zu Hause und weiß wovon sie spricht. Von Beruf war sie Gastwirtin und täglich mit sehr viel Schmutz konfrontiert. Seit ihrer Pensionierung unterstützt sie aushilfsweise diese Herstellerfirma, weil sie von dem Produkt überzeugt ist. Jeden der Anwesenden hat sie herzlich eingeladen ihre Wohnung zu besuchen, um sich von der Wirksamkeit des Allzweckreinigungsgerätes zu überzeugen. Auf dem Messestand zeigte die pensionierte Gastwirtin an einer Glasscheibe und an einem Stück Fliesenboden, wie mühelos sich die Reinigungsarbeiten im Haushalt gestalten. Sie versprach einen Tag Zeitersparnis pro Woche, was die Sauberhaltung der Wohnung betrifft.Diesen Tag weis jede Frau besser und schöner zu verbringen, als sich mit den herkömmlichen Reinigungsutensilien zu plagen. Jede Frau sollte jetzt die Gelegenheit wahr nehmen und das Gerät ausprobieren.

Alles scheint mühelos zu gelingen. Eine tolle Maschine, wäre da nicht der stolze Preis, der sich bei über zweitausend Euro bewegt. Der Preis sollte für niemanden ein Hindernis sein, jetzt und heute gibt es einen Messerabatt. Der Messepreis beläuft sich auf eine optische Zahl von knapp unter zweitausend Euro. Bezahlung erst bei Lieferung. Dies ist ein großer Vertrauensbeweis, weil man vom Äußeren als solide Kundschaft eingeschätzt wird. Nach Meinung der Gastwirtin gehören Menschen, welche auf eine sauber aufgeräumte Wohnung Wert legen, zu den vertrauenswürdigen Personen. Bei der Auslieferung wären noch drei Stück lagernd und wir könnten in einer Woche die stolzen Besitzer eines Allzweckreinigungsgerätes sein.

Oma wäscht mit Omo.

ewig:leben II

Den Umgang mit der Zeit als sinnvoll zu erleben, wird immer schwieriger. Im selben Moment sind wir mit mehreren Tätigkeiten beschäftigt. Kommt der Ärger über die knappe Zeit daher, dass wir fühlen, wir haben für keine Sache mehr ausreichend Zeit. Eine Definition über das Phänomen Zeit abzugeben, erscheint in vielem aussichtslos. Trotz unserer Auffassung, im Frühmittelalter hatten die Menschen Zeit in Fülle, antwortete der Kirchenlehrer Augustinus auf die Frage: Was ist die Zeit?, mit einer philosophischen Idee. „Wenn ich nicht danach gefragt werde was die Zeit ist, dann weiß ich es genau. Werde ich aber danach gefragt,dann kann ich die Zeit nicht mehr erklären.“ Schon damals haben die Menschen versucht den Alltag zu optimieren. So wurden die Verkehrswege, zu Land und zu Wasser für einen optimalen Warentransport und zur schnelleren Nachrichtenübermittlung ausgebaut.

Zwei Besonderheiten des Osterfestes beschäftigen mich. Die Auferstehung und das Ewige Leben. Vielleicht hat sich das Christentum deshalb so weitum verbreitet und so viele Anhänger gefunden, weil es den Menschen verkündet, nach dem Tod erwartet die Gläubigen die Auferstehung und das Ewige Leben im Himmel. Kindlich ausgedrückt. Der Tod, der uns nach einem anstrengenden Leben erwartet, wurde ausgehebelt. Bei der Begrenztheit an Lebensjahren gab es immer schon die Suche nach einem Weg, wie man das Leben verlängern könnte. Heute, aber auch schon in früheren Jahrhunderten stellt man zuallererst an die Medizin die Forderung, das Leben zu verlängern. Wer noch mehr fordert, wünscht sich eine Existenz in Gesundheit und Schönheit. Die Grenze des menschlichen Könnens wird nirgendwo so deutlich, als wenn es darum geht, das Leben zu verlängern. Letztendlich müssen wir Abstriche machen und stoßen an unsere Grenzen. Willkommen war deswegen die Prophezeiung der Religionsstifter, dass wer glaubt und einen glaubhaften Lebenswandel führt, den erwartet das Ewige Leben. Anders als in unserem Erdendasein, eine Existenz ohne Krankheit und Arbeit, ohne Streit und Leid, alles in eitler Wonne.

Verklärung.

ewig:leben I

Bei der Zeitumstellung von der Winter- auf die Sommerzeit mache ich mir Gedanken darüber, was ist eine Stunde im Leben des Menschen, was bedeutet mir eine Stunde. An diesem Tag hat der Tag nicht vierundzwanzig Stunden, sondern ist um eine Stunde kürzer. Was hätte ich alles in dieser einen Stunde machen können? Die Frage nach der einen Stunde beginnt bereits, wenn man bei einem Arzt eine Stunde warten muss. Im Wartezimmer gibt es deshalb einen Aufstand. Zumeist hat man neben dem Arztbesuch noch einige Besorgungen in der Stadt und plötzlich bekommt man das Gefühl gerade diese eine Stunde wird einem am heutigen Tag fehlen. In einem Sprichwort heißt es: Wer keine Zeit für die Gesundheitsvorsorge hat, der wird viel Zeit für seine Krankheiten aufbringen müssen. Das Wort Zeitumstellung Ist ein Paradox, man kann Möbel oder die Ernährung umstellen, aber die Zeit? Das Phänomen Zeit erschließt sich uns nur wenig. Haben wir zu viel Zeit, langweilen wir uns, haben wir zu wenig Zeit, beklagen wir uns. Ich kenne niemanden, der von sich sagt, er kann mit der Zeit vernünftig umgehen. Er hat genug Zeit oder er hat genauso viel Zeit zur Verfügung wie er es braucht. Mit unserem “Latein” sind wir am Ende, wenn wir uns Zeitspannen vorstellen sollen, welche das Alter der Sonne oder der Galaxien betreffen. Dabei haben unsere Vorstellungen gleich einmal ein Ende, sie reichen bis zu der Zahl hundert an Lebenszeit.Oftmals kommen sich über neunzigjährige als von der Zeit stiefmütterlich behandelt vor. Entscheidend ist auch, ob sie ein einigermaßen selbstbestimmtes Leben führen können.

In einer Zeitungsnotiz habe ich gelesen, dass ein Sechzigjähriger von seinem Leben zirka achtzehn Jahre verschlafen hat, neun Jahre vor dem Fernseher gesessen ist, ein Jahr länger als er an Arbeitsstunden geleistet hat. Von den seichten und harmlosen Freizeitbeschäftigungen will ich nichts Weiteres aufzählen. Nichts habe ich darüber gelesen, wie viele Jahre wir mit dem Lernen oder mit dem Lesen von Büchern verbringen. Neue Studien geben einen Überblick wie lange wir uns täglich mit dem Handy beschäftigen oder wie lange wir im Internet surfen. Wobei das Gefälle zwischen den Generationen, ich möchte sagen zwischen den drei Generationen die gerade die Erde bevölkern, sehr unterschiedlich sein wird.

Zeitmessung