speku:lation l

Schon immer hat das Wort Spekulation einen schlechten Beigeschmack. Die damalige Situation war so, dass bei einer Lebensversicherung und beim traditionellen Sparbuch akzeptable Zinsen gezahlt wurden und Sicherheit bestand. Im 21. Jahrhundert wurden vielen Menschen von eifrigen Börsengurus und Bankangestellten überredet, Anleihen,  Fonds und Aktien zu kaufen.  Um die Jahrtausendwende gab es die Internetblase, wo viele Wertpapiere innerhalb kurzer Zeit zwei Drittel von ihrem Wert eingebüßt haben. Nach dem Platzen der Internetblase wurde bald munter weiterspekuliert, die Konjunktur sprang wieder an. Auch der sogenannte kleine Mann kaufte auf Grund der Gewinnversprechungen Aktien. Der Euro wurde zur Weltwährung  hochgelobt und es ging bei den Fonds  wieder bergauf. Von Amerika hat sich vor einigen Jahren die Immobilienblase wie ein riesiger Feuerball über den ganzen  Globus ausbreitet und dabei viele Banken, Anleger und Staaten zu Fall gebracht. Das große Bankenerdbeben  war auch in der EU zu spüren und die maroden Staatskassen einiger Mitgliedsstatten waren überfordert. Heute verliert das Geld auf dem Sparbuch täglich an Wert. So werden die Menschen fast systematisch zu spekulativen Geldgeschäften getrieben. Zu  Aktienkäufen von Firmen,  dabei weiß man oft nicht, wer die Firmen sind sind. Wie es wirtschaftlich  weiter geht ist alles Spekulation, man hofft auf das nächste  Halbjahr, auf den Herbst 2014.

rück:tritt II

Lässt sich zwischen einem Papst und einem Landeshauptmann eine Parallele herstellen? Beide sind Fürsten, der Kirchenfürst und der Landesfürst. Beide werden gewählt, der Eine von einer Elite, der Andere vom Volk. Der Eine auf Lebenszeit und unfehlbar, der Andere abwählbar und fehlbar. Der Sündenfall ist im Kärntnerparadies oftmals vorgekommen, durch die Schlange haben sie die Politiker und viele Wähler und Wählerinnen verführen lassen. Auch durch den Hochmut, die Überheblichkeit, sie wollten sein wie Gott. Sie waren geleitet von der Gier, von den möglichen Spekulationsgewinnen der Landesbank in den südosteuropäischen Ländern. Vom Machtbewusstsein,  für zwei Spiele der Fußballeuropameisterschaft wurde ein Stadion für ca. 30tausend Zuschauer gebaut. Dieses Stadion wird seitdem kaum benützt, weil kein Kärntner Fußballverein in der Bundesliga spielt. Für eine sechsseitige Expertise  eines Steuerberaters war man bereit zwölf Millionen Euro zu zahlen. Nach einem medialen Aufschrei gab es dafür einen „Patriotenrabatt“ von sechs Millionen Euro. Bei einem Gerichtsverfahren hat ein Gutachter festgestellt, dass diese Expertise maximal 300tausend Euro wert ist.

Ist man ehrlich, dann hat sich der Großteil der Kärntner an diese Verhältnisse gewöhnt. Die Aussagen, Ausreden und Versprechungen der Amtsinhaber hatten einen gewissen Unterhaltungswert.  Aber es gab Vorkommnisse, die bringen das Fass zum Überlaufen.

Aus dem Tagebuch, 28.2.13

rück:tritt l

Die Frau, mit zerzausten Haaren, vom mobilen Kiosk auf dem Villacher Hauptplatz reicht mir mit einer Serviette den letzten großen Bierbrezen. Kaiserbrezen wie Kaisersemmel und bekomme dazu eine warme Tasse Tee. Ich befinde mich auf dem Weg in ein Cafe zum Zeitungslesen. Seit ein paar Tagen weht der Föhn von Oberitalien. Die Winterkälte wurde gebrochen, jetzt abends ist es noch kühl. In den letzten Februartagen hat der Südwind die kalte Luft und den Bodennebel aus dem Villacher Becken vertrieben.Auf der Ladefläche eines Lkw, wenige Meter vom Kiosk entfernt, die zu einer Bühne umfunktioniert wurde, bestreitet der amtierende Landeshauptmann von Kärnten seine Abschlusskundgebung vor dem Wahlsonntag. Heute weiß noch niemand, wer in drei Tagen der neue Landeshauptmann sein wird.

Die Wahlrede ist vorbei, einige Leute stehen, mit Losen in der Hand, vor der Bühne. Zum Abschluss der Wahlkundgebung werden Geschenkkörbe verlost. Der Landeshauptmann erzählt Witze und nebenbei werden die Kärntner Schmankerln verlost. Ein heimisches Bier und Kärntner Brettljausen, dafür lohnt es sich länger auszuharren.

In Folge des Papstrücktrittes beginnen um 20 Uhr von allen Stadtpfarrkirchen die Glocken zu läuten. Die Wahlveranstaltung wird rasch zu Ende gebracht, der Landeshauptmann verschwindet von der Bühne und die Musik wird abgedreht. Die Kirchenglocken haben die Funktionäre der Landeshauptmannpartei erschreckt. Es sind Töne des Abschieds, in einer Umkehrung  könnte man sagen, die Sterbeglocken läuten. Läuten sie auch den politischen Abschied der Landeshauptmannpartei ein?  Müssen sie in Kärnten abdanken, wie der freiwillig zurückgetretene Papst?  Von sich aus verlassen Politiker nicht ihre Ämter, sie müssen von den Sesseln gestoßen werden. Dies liegt im Ermessen der Wähler, in drei Tagen haben sie dazu Gelegenheit.

Aus dem Tagebuch, 28.2.13

hof:hund ll

Mit der Erinnerung an den Hofhund „Wächter“ wird auch ein anderer Ort aus der Kindheit lebendig, die hofeigene Mühle. Sie zu betreten war für uns Volksschulkinder streng verboten. Dort lauerten viele Gefahren, die Möglichkeit über eine Stiege herunterzufallen, sich an einem Werkzeug zu verletzen und bei Betrieb die Gefahr mit der Hand in einem laufenden Keilriemen eingeklemmt zu werden. Für einen Buben war die Mühle ein Wunderreich, hier befand sich der Großteil des bäuerlichen Werkzeugs. Die ganz große Versuchung war, den Elektromotor einzuschalten. Der alte Raftbock stand in der Mitte der Mühle, ihn hat schon der Großvater benützt. Auf ihm hat der Vater alles, was aus Holz hergestellt werden konnte, selbst gemacht und repariert. Mit dem Raftmesser und anderen Schnitzeisen wurden die Holzrechen, die Rückkörbe oder auch eine Holztaube für das Mostfass hergestellt. In den Werkzeugregalen befanden sich die Schraubschlüssel, Schraubenzieher, Hammer, Bohrer, Sägen und vieles mehr, die ganzen Handwerkzeuge. Die Ausnahme bildete ein elektrisch angetriebener Schleifstein. 

Das Getreide wurde in einen großen hölzenen Trichter hineingeschüttet, von dort rieselte es auf die Mühlstein. Dem Verbau mit den großen Mühlsteinen folgte der Rüttelkasten, wo das Mahlgut gesiebt und das Mehl vom Gedreideschrott getrennt wurde. An den Mahltagen lag über allen Teilen ein feiner Mehlstaub. In den Spinnweben hielten die Spinnen ihren vermeintlichen Schlaf. In meinen Ohren höre ich die Geräusche der laufenden Mühle, das Tick- Tack des Keiles, der den Fluss des Getreides auf die Mühlsteine auslöste, das Knirschen der sich reibenden Mühlsteine. Das Geknatter des Stoffsiebes, wo das Mehl gefiltert wurde.

Krauthobel

hof:hund l

   

Über dem Ehebett der Eltern hing dieses Bild. Abend für Abend bin ich davor am Holzboden gekniet, habe meine Hände gefaltet und gebetet: „Heiliger Schutzengel mein, lass mich dir empfohlen sein. In allen Nöten steh mir bei und halte mich von Sünden frei. Auch in dieser Nacht, halte bei mir treue Wacht. Amen.“

Von der Mutter wurde ich danach in die Mitte der breiten und hohen Ehebetten gelegt und roch den Duft von frischem Stroh, mit dem die Bettsäcke gefüllt waren. Der Schutzengel war für uns Kinder eine bildliche Vorstellung, der uns im Schlaf beschützte. Der Hofhund “Wächter”, der immer ein wachsames Auge auf mich hatte war der leibliche Schutzengel“. Er war auf dem Bauernhof das Kindermädchen, er trottete mir immer hinter her. Egal, ob ich mich im Freien aufhielt, in den Viehstall ging oder auf dem Tennboden spielte. Eines Tages war er fort und abends beim Einschlafen sah ich ihn als Schatten auf der Zimmerwand laufen. Es half kein Gebet zum Schutzengel, in meinen Träumen lief ich ihm hinterher und die Eltern hörten mich nach dem „Wächter“ rufen. Sie beruhigten und trösteten mich damit, dass der „Wächter“ jetzt im Himmel bei den Engeln sei. Nach einigen Tagen konnte ich wieder ruhig schlafen.

Der Hofhund war schon sehr alt und ist unheilbar krank geworden. Er wurde von einem Jäger aus der Nachbarschaft erschossen und auf dem Acker hinter dem Stall verscharrt.

Hundetreue.