corona:gastgarten

Im Gastgarten vom Café Stadler, am Bahnhofsplatz in Wiener Neustadt, haben sich am Nebentisch Radfahrer niedergelassen. Diese ersuche ich ein Auge auf meinen Koffer zu werfen, derweil ich die Toilette aufsuche. Danach meinte einer von Ihnen, nach meiner Aussprache bin ich ein Kärntner. Er ist in Lind ob Velden aufgewachsen, später nach Wien gezogen und lebt jetzt in Wiener Neudorf. Vor kurzem hat er seinen Sohn in Kärnten besucht. Rund um den Wörthersee war ihm zu viel Wirbel und hat die Absage des Villacher Kirchtag bedauert. Da ich in Villach wohne hat er seinen Freunden geschildert, dass die Lederergasse ein Hotspot in Kärnten ist. Dort kann man sich alles beschaffen, illegale Schusswaffen, Patronen, Drogen, gefälschte Pässe und auch Kontakte zur russischen Mafia bekommen. Im Stadtpark von Wiener Neustadt gäbe es ein ähnliches Angebot.  

Seit einiger Zeit sitzt ein junger Mann in der Nähe von meinem Tisch, vor sich ein großes Bier, am Boden steht sein Seesack. Nach jedem Schluck Bier hat er in den Seesack gegriffen, daraus eine große Flasche Jägermeister geholt und davon einen kräftigen Schluck gemacht. Er fragte die Dame neben ihn, mit übergroßen Brüsten, ob sie sich schon einmal irgendwo getroffen haben? Nach Abschluss seines Psychologie Studium würde er drei Tage die Woche in der Psychiatrie am Steinhof arbeiten. In seiner Freizeit sei er als Finanzberater tätig.

Ein Typ aus der Vorstadt hat sich kurz darauf im Gastgarten niedergelassen und sich ein großes Bier bestellt. Nachdem er dieses zeitverzögert, mit Bedacht, als Kulthandlung geleert hat fragte er die Serviererin, ob er noch ein zweites Bier haben könnte? Er würde das Bier am Abend bezahlen. Die Bedienung hat dies kategorisch abgelehnt, worauf der Mann mit bedrückter Miene dagesessen ist. Aus Mitgefühl habe ich ihm zu einem Bier eingeladen. Mein Angebot, er soll sich dazu einen Imbiss aussuchen hat er abgelehnt, er habe gerade zu Hause bei Mama zu Mittag gegessen.

corona:e-bike

Viele täglichen Abläufe haben durch die leidigen, aber notwendigen Corona Regeln geradezu einen grotesken Charakter bekommen. Aus allen Richtungen tönt es jetzt, wir müssen wieder zu unserer verlorenen Normalität zurückkehren. Dies würde bedeuten, einer unmenschlichen Gesellschaft das Wort zu reden. Vehement waren in der Vorcoronazeit die Beschwerden darüber, wie egoistisch, wie gefühlslos und zu sehr auf Gewinnmaximierung bedacht die westliche Gesellschaft geworden ist. Wie rücksichtslos und mit dem Hang andere in den Straßengraben zu verdrängen, um der eigenen freien Fahrt. Ein Experimentierfeld für die gegenseitige Achtung ist bei einem neuen Boom festzustellen. Mehrmals wurde berichtet, dass es seit der Pandemie immer mehr Radfahrer gibt und dies erlebe ich selbst auf meinen Fahrradtouren. Dieses Jahr gibt es bereits einen Engpass bei Elektrofahrräder. Für mich ist es nicht nachvollziehbar warum Elektrofahrräder massiv auf die Fahrradwege drängen. Was sich dadurch auf den Fahrradwegen abspielt kenne ich aus eigener Erfahrung. Bei unübersichtlichen oder engen Wegstellen kommen oft E-Biker mit der Geschwindigkeit und den PS des E-Bikes nicht zu Rande und drängen die Pedal Strampler zur Seite. Oft schützt an einer Engstelle den Pedalritter nur ein spontaner Ausritt in die Wiese, um nicht mit einem außer Kontrolle geratenen E – Bike Fahrer zusammenzustoßen.

Bin ich mit dem Auto in der Stadt unterwegs erlebe ich, wie sehr die Radfahrer auf die Gutmütigkeit und die Achtsamkeit der Autolenker setzen. Kritisch wird es, wenn sie blindlings links abbiegen oder bei Rot noch schnell die Kreuzung überqueren. Täuscht mein Empfinden, dass Fahrer von prestigeträchtigen Autos der Meinung sind, dass sie durch die Größe des Autos gewisse Vorrechte im Straßenverkehr erworben haben? So scheint mir, dass dieselben Fahrer mit ihren ultraleichten Carbon Fahrräder, auch als E-Bick, die Verkehrsregeln überschreiten.

corona:cholesterin II

Für eine Osterüberraschung sorgte bei mir die Ankündigung im Schaukasten der Pfarre Bad Vöslau: Karsamstag, Auferstehungsfeierlichkeiten mit Speisensegnung um 18.00 Uhr. Bis jetzt war in meinem Kärntner Kopf einzementiert, nur in Kärnten gibt es am Karsamstag die Fleischweihe. Diese Speisen Segnung unterscheidet uns von den restlichen Bundesländern. Die Fleischweihe spielt, zum Missfallen einiger Pfarrer, eine zentrale Rolle im Osterbrauchtum der Kärntner. Am Karsamstag werden in einem Weidenkorb Schinken, Eier, Haus- und Selchwürstel, gekochter Speck, Kren und Kärntner Reindling in der Kirche oder bei einem Wegkreuz vom Pfarrer geweiht. An den Osterfeiertagen wird zu Hause aus den geweihten Lebensmittel die Osterjause zubereitet. Beim Verzehr der Osterjause denken die Kärntner geringschätzig an die übrigen Österreicher, bei denen diese Köstlichkeiten unbekannt sind. Unter vorgehaltener Hand wurde darüber getuschelt, dass es drüber der Pack, in der Steiermark, eine Art Osterjause gibt, keinesfalls so schmackhaft wie in Kärnten.

Zu Ostern in Bad Vöslau erfuhr ich eine Ostererweckung, dass während der Karsamstags Liturgie vom Pfarrer die in Weidenkörben mitgebrachten Speisen gesegnet werden. Den Osterbrunch, Schinken, Würste, Eier und Pienzen, in Bad Vöslau bereichert um zwei Flaschen Wein, ein Roter und ein Weißer. Beim Besuch der Messe am Ostersonntag habe ich diesbezüglich noch einmal nachgefragt. In der Kirche galten die strengen COVID Regeln, je Kirchenbank durften zwei Personen mit Abstand Platz nehmen. Jede zweite Bank war gesperrt. Mit der Lebensgefährtin haben wir eine Bank in Anspruch genommen.  Kurz vor Beginn der Messe ist an uns ein Herr herangetreten, als Ehepaar könnten wir ohne Abstand zusammensitzen, so könnte er den zweiten Platz in der Bank einnehmen. Ich habe ihn darauf aufmerksam gemacht, dass wir nicht verheiratet sind. Nach katholischen Dogmen kein Ehepaar sind, sondern in wilder Ehe, in Sünde zusammenleben. Über dieses Bekenntnis war der fromme Mann sichtlich erschrocken. Er hat meine Aussage abgeschwächt, dass es sich um eine Pandemiemaßnahme handelt und der Ehestatus der Kirchenbesucher vom Pfarrer nicht kontrolliert wird. Obwohl die wilde Ehe ein Fall für sich ist, ist sie doch mit der Sünde, der Unkeuschheit, behaftet. Zu Ostern, im Licht der Auferstehung betrachtet, ein besonderer Makel. Die wilde Ehe sei wohl eine Angelegenheit zwischen Gott und uns. Hier gelte es die COVID Verordnung der Bundesregierung umzusetzen, dabei gehe es vordergründig um die Frage, stammen die Personen aus dem gleichen Haushalt, dann muss zwischen ihnen kein zwei Meter Abstand eingehalten werden. Aus dem Tagebuch…

corona:cholesterin

Verlockend groß ist die feine Auswahl auf der Speisekarte beim Mitttag- und Abendessen im Kurhotel. Schon beim Frühstück wirft man einen Blick auf die Speisekarte des Tages. Ein wenig gebremst wird die Freude über das schmackhafte Essensangebot dadurch, dass neben den Gerichten die Anzahl der Kalorien steht, wie es für ein gesundheitsbewusstes Kurhotel notwendig ist. Die Angaben immer noch in Kalorien, weil mit der neuen Bezeichnung Juul über fünfzigjährige kaum etwas anfangen können: Wiener Fiaker Gulasch mit Salzerdäpfeln, Bio Ei, Würstel und Gurkerl (590 kcal); Polentaschnitte mit Grillgemüse und Parmesan (360 kcal)  

Bei der Auswahl der Haupt- und Nachspeisen kommt es manches Mal zu einer Diskussion unter Ehepaaren, zwischen der kalorienbewussten Frau und dem Genuss zugetanen Mann. Ihr Anliegen ist gegen einen zu hohen Cholesterinspiegel vorzubeugen. Hohe Cholesterinwerte bergen mit zunehmendem Alter eine erhöhte Anfälligkeit für Herzinfarkt bis Gehirnschlag. Da kommt es vor, dass der Mann schweren Herzens auf eine Nachspeise verzichtet: Cremeschnitte (260 kcal); Fruchtige Roulade (290 kcal). Die nächsten fünf Minuten ist der Ehemann auf die gesundheitsbewusste Frau sauer. Bei den Sterbefällen in Pandemiezeiten heißt es, der Patient ist mit oder an Corona gestorben. Es sterben in Pandemiezeiten auch Menschen ohne an Corona erkrankt zu sein. Beim Cholesterin verhält es sich ähnlich, es sterben Menschen mit oder an zu hohen Cholesterinwerten und anderseits sterben Menschen mit einem normalen Cholesterinwert. Ich habe das Gefühl es wird versucht, durch die eine oder andere Maßnahme das Sterben für immer zu verhindern.

corona:kinder II

Das Patenwesen ist weit gestreut. Von der Wirtschaftskammer werden Firmenpaten vermittelt, welche Jungunternehmer beim Start in die Selbstständigkeit mit ihrer Erfahrung beraten und krisenfest machen. Gemeinnützige Organisationen suchen zur Finanzierung für Projekte in der Dritten Welt Finanzpaten. Damit werden Wasser- und Stromversorgung oder die Errichtung eines medizinischen Stützpunktes finanziert. Am europäischen Standard gemessen handelt es sich dabei um menschliche Grundbedürfnisse. In der Innenstadt sehe ich auf den Litfaßsäulen das ganze Jahr über Werbung für die Übernahme einer Patenschaft von Kindern in Afrika. Die Slogans gehen zu Herzen: Du wirst Pate und ich werde Lehrer oder Du wirst Pate und ich werde Krankenschwester.

Ein Geistlicher berichtete in Villach über die Gründungen von mehreren Missionsstationen in Indien, wo Kindern aus der ärmlichen Landbevölkerung die Möglichkeit geboten wird eine Schule mit Internat zu besuchen. Mit der Übernahme einer Patenschaft und einem Beitrag von hundert Euro kann man einem Kind den Schulbesuch über ein ganzes Jahr ermöglichen. In unseren Breiten kann man annehmen, dass es bei Sparsamkeit möglich ist mit hundert Euro den Schulbedarf für ein Jahr eines Unterstufenschüler zu finanzieren. Die Bezahlung des Lehrkörpers, sowie Essen und Schlafen wäre in unseren Breiten mit hundert Euro nicht möglich. Viele haben die finanziellen Ressourcen für Jugendliche eine Patenschaft zu übernehmen.

Bei uns kann es tierisch ernst werden, wenn Tierheime und Zoogärten versuchen die Menschen zu animieren eine Patenschaft für ein Tier zu übernehmen. Am besten lassen sich Patenschaften für Tierbabys vermitteln. Dabei wird unser Instinkt angesprochen, dass wir allen kleinen, unschuldigen und hilfsbedürftigen Wesen Unterstützung anbieten.