Romane von Karl May…

…langweilten mich.

Zwischen den Studierstunden spielten wir auf den Wiesen rund um das Schloss Tanzenberg Fußball. Ich war ein schlechter Fußballer. Während die Mitschüler der Lederwuchtel nachliefen, lag ich in der Wiese und träumte vor mich hin. Dabei träumte ich von einem Bauernhof im Tal, mit Kühen und Pferden und der Schulfreundin als Bäuerin. Einmal in der Woche konnten wir aus der Internatsbibliothek Bücher ausborgen. Sie befand sich im Turm Stüberl vom Schloss, welches über eine Wendeltreppe erreichbar war. Schon in der Volksschule habe ich gerne gelesen und mir wöchentlich ein Buch aus der Klassenbibliothek ausgeborgt. Anders als viele meiner Klassenkameraden in Tanzenberg konnte ich mich für die Bücher von Karl May nicht begeistern. Vielleicht war der Zugang zu den Karl May Büchern ein falscher? ich habe mir als Erstes den Band „Durch die Wüste“ ausgeborgt und fand die Geschichte total langweilig. Besser wäre es gewesen mit dem Band, „Der Schatz im Silbersee oder Winnetou I“, zu beginnen. Ein Schulkamerad war ein begeisterter Karl May Leser und hat uns abends, nachdem der Präfekt im Schlafsaal das Licht abgedreht hat, die Abenteuer von Winnetou und Old Shatterhand nacherzählt.

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Spiritual, Vertrauensperson für…

…Glaubenszweifel und sexuelle Fantasien.

Bei der abendlichen Stallarbeit am Bergbauernhof, beim Melken der Kühe, sind wir in der Nähe vom Vater auf einem Melkschemel gehockt und wurden von ihm gefragt, was wir in der Schule gelernt haben? Immer wieder hat er uns dabei das Einmaleins oder das Alphabet abgefragt. Er hat uns mitgeteilt, ob es am Sonntag einen Ausflug geben wird und auch dass in den nächsten Tagen das Kalb vom Fleischhauer abgeholt wird. Während der Stallarbeit wurden wir Kinder über die meisten Vorkommnisse unterrichtet. In den 1960er Jahren besuchte ich die vierte Klasse des Gymnasiums im Marianum Tanzenberg. Die Frage, wer fühlt sich zum Priester berufen, stand immer im Raum. Konnte sich derjenige ein Leben ohne Familie, Frau und Kinder vorstellen? Wir merkten die ersten körperlichen Veränderungen im Schambereich, was wird aus dem Geschlechtstrieb?

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tod&auferstehung

Wie fest kann ein Mensch an seine Auferstehung glauben?

Der Tod drängt ganz unvermittelt in das eigene Leben, in die Vorkehrungen für die nächste Woche. Oftmals können die Ärzte bei einem schwerkranken Menschen sagen, dieser wird etwa soundso lange zu leben haben. Diese Diagnosen müssen sich nicht immer erfüllen. Als wüsste der Patient, der zum Sterben verurteilte Mensch von seinem Schicksal und überlegt es sich nochmals Anders. Es könnte auch sein, dass er spürt, hinter den Krankenbesuchen versteckt sich die Frage, wann wird sein Vermögen für die Erben verfügbar sein? Wann gibt er den Weg frei, damit sie seine Kleider verteilen können? Zu guter Letzt würfelten die Soldaten darum, wer welches Kleidungsstück vom Gekreuzigten bekommen wird. Es hat Symbolkraft, wenn uns die Nachricht von einem Sterbefall zu Ostern erreicht.  Hinter uns liegen die Tage des Leidens und des Sterbens Jesus. Dessen Tod, ob gläubig oder ungläubig, exemplarisch für Verurteilung, Leiden und Todesqualen steht. Am Ostersonntag feiern die Katholiken die Auferstehung Christus von den Toten, er bezeugt damit, dass wir alle von den Toten auferstehen werden.

gütigergott

Schaden von der Seele fernhalten.

Großes Bedauern wird demjenigen teil, wenn jemand für unser Empfinden zu jung verstorben ist. Wann ist es ein früher Tod? Dabei gibt es eine feine Unterscheidungen, wurde der Tod durch eine bösartige Krankheit, eine grauenhafte Tat oder einen Unfall herbeigeführt. Von einem Baugerüst gestürzt, bei einer Explosion zu Tode gekommen oder ein Verkehrsunfall, in jungen Jahren eine häufige Todesursache. Unser mobiles Leben fordert seinen Tribut, an der Umwelt und unserem Leben, die kostbarste Währung. Die größere Erschütterung verursacht, ich würde das Alter bis zu vierzig Jahre festsetzen, eine unheilbare Krankheit. Gleichwertig der plötzliche Tod, ein Gehirnschlag, Herzinfarkt oder eine grauenhafte Tat. Für die Familienangehörigen, Partnerin mit Kindern, Geschwister, Eltern und Arbeitskollegen eine Katastrophe.

Die Zuordnung, ab wann jemand alt ist wird immer weiter nach hinten verschoben, auch die Jahre wie lange gehören wir zur Jugend werden angehoben. Vierzig ist das neue Dreißig. Stirbt eine Person vor dem vierzigsten Lebensjahr, dann bedauern wir, dass er so früh sterben musste. Gibt es bei den Jahren ein zu früh? Bleibt das Leben derjenigen unvollendet oder hat es immer seine Vollendung erfahren? Können wir als Hinterbliebene dies beurteilen oder reichen unsere Geisteswerkzeuge dazu nicht aus? Aus diesem Grund stellen wir der ansonsten kaum beachteten Instanz, Gott, die Frage, warum hat er diesen jungen Menschen nicht vor dem Tode bewahrt? Er hatte viele Pläne und andere hätten noch gerne an seiner Seite schöne Stunden verbracht. Nach welchen Kriterien triffst DU deine Auswahl, gütiger Gott? Bist du um unsere menschlichen Anliegen bemüht oder siehst du über unsere menschlichen Erwartungen hinweg? Geht es DIR darum Schaden von der Seele fernzuhalten? Eine diesseitige Antwort auf dieses Auswahlverfahren werden wir nicht finden.

betenundwachen

Mit dem Beten nichts am Hut haben.

Wie eigenartig wir mit dem Tod umgehen erschließt sich auch, ab wann wir die Todesanzeigen in der Regionalzeitung lesen. Bis zu meinem sechzigsten Lebensjahr habe ich diese Seite automatisch überblättert. Einen Blick auf die Todesanzeigen zu werfen ist für mich nicht in Frage gekommen. Es musste unumgänglich sein, wenn ich an einem Begräbnis im Ort teilgenommen habe. Zumeist bei dem in Kärnten üblichen Beten und Wachen in der Totenhalle, am Vorabend des Begräbnisses. Dabei ist der Anblick des Sarges nicht verstörend, der Verstorbene ist noch mitten unter uns, für mein Gefühl hört uns der Verstorbene beim Rosenkranzbeten zu. Er fragt sich, warum haben sich so viele Menschen hier versammelt? Ich bin mitten unter euch, ich verstehe euch, leider könnt ihr meine Worte nicht hören. Etwas ist zwischen mir und euch unterbrochen worden. Blicke ich aus meinem Unterschlupf auf eure Reihen in der Aufbahrungshalle, so wundere ich mich über einige, dass sie hier sind. Von manchen war ich als BBU-Arbeiter geringgeschätzt. Mir war zu Lebzeiten wichtig eine saubere Arbeit zu hinterlassen und ein kühles Bier im Waldcafé zu trinken. Wo ist eigentlich der Kumpel, dem ich im Garten geholfen und auf Wunsch mit dem Auto in den Ort geführt habe?  

Eine bunt zusammengewürfelte Gesellschaft, welche sich an meinem Sarg zum Beten und Wachen eingefunden hat. Darunter einige Kollegen, welche mit dem Beten nichts am Hut haben. Bei dem einen und anderen Glas Bier davon überzeugt waren, mit dem Tod ist es aus. Aus ihrer Überzeugung auch kein Hehl gemacht haben, es gibt kein Jenseits, keinen Himmel und keine Hölle, es hilft auch kein Beten. Jetzt haben sie ihre Hände wie Kinder zum Beten gefaltet. Dieser Anblick wärmt mir das Herz, ist es noch das Herz, was mich am Leben erhalten hat?