volksaltar

Eine Erfahrung mit dem Energiesparen machte ich beim Besuch der Sonntagsmesse in der Stadthauptpfarrkirche in Villach. Auf den hinteren Kirchenbänken lag die Information, dass nur mehr die vorderen Bänke beheizt werden. So versammelt sich der Großteil der Messebesucher in den vorderen Reihen und rückt damit näher zum Volksaltar und zum Pfarrer heran. In der warmen Jahreszeit ist es gerade umgekehrt, da ist das vordere Drittel der Kirchenbänke leer. So kenne ich es aus der Schulzeit, niemand wollte in den vorderen Schulbänken sitzen, am schnellsten besetzt waren die hinteren Bänke. Nur die guten Schüler wagten sich in die Nähe der Professoren. Ist es auch in der Stadtpfarrkirche so, dass die frommeren Gläubigen ganz vorne sitzen? Bei etwa einer Stunde Anwesenheit ist es mir über das Winterhalbjahr angenehmer ein bisschen Wärme zu spüren und ich nehme vorne Platz. Am Beginn des Chorraumes steht in der Mitte der klein dimensionierte Volksaltar und dort verrichtet der Priester seine liturgischen Handlungen. Auf einer seitlichen Bank folgt der ergraute Messdiener dem Geschehen und wird beim Opfergeldsammeln und dem Läuten zur Wandlung aktiv. Die Hocker für die Ministranten sind verwaist. Die Ursache für die Abwesenheit der Ministranten sieht der Stadtpfarrer in dem Umstand, dass in der Inneren Stadt kaum noch junge katholische Familien wohnen. Die Innenstadt von Villach wird hauptsächlich von Familien mit einem anderen Glaubensbekenntnis bewohnt.

Während des Gottesdienstes wird mir bewusst, welch einsame Person der Herr Pfarrer während der Messfeier am Volksaltar ist. Hinter dem Priester dehnt sich der weitläufige Chorraum aus. An der Front vom Chorraum erhebt sich der prachtvolle Altar mit dem imposanten Tabernakel. Darüber die Madonna Statue, die Figuren des Hl. Jakobus, Hl. Laurentius, sowie die Apostel Petrus und Paulus. Über allen das mächtige Kreuz in der Höhe. Zwischen Hauptaltar und Volksaltar stehen links eine Anzahl mit rotem Stoff überzogener Schemel, reserviert für Mitzelebranten und Ministranten. Dazu kommt das Chorgestühl rechts und links für die Mitbrüder.  Diese Sitzgelegenheiten werden schon lange nicht mehr benützt.

Bei den Messfeiern im neunzehnten Jahrhundert dürfte die Situation anders gewesen sein. In der Arnoldsteiner Gemeindezeitung berichtete der Historiker Dr. Peter Wiesflecker von Gailtaler Unternehmerfamilien, welche den Sprung nach Villach schafften. Beim Begräbnis des Matthias Lamprecht, Scherer Wirt und Bürger in Villach, im April 1818 nahmen am Trauerzug elf Priester teil, so steht es im Sterbebuch der Stadthauptpfarrkirche St. Jakob. Diese große Anzahl an Priestern, welche an den Begräbnisfeierlichkeiten teilnahmen, war auch ein Zeichen für das Ansehen des Verstorbenen bei seinen Mitbürgern.

gebetswoche

Buch Kohelet 1,9: „Was geschehen ist, wird wieder geschehen, was man getan hat, wird man wieder tun: Es gibt nichts Neues unter der Sonne“

Für Die Einheit der Christen zu beten sind die Gläubigen in dieser Woche aufgefordert. In der Lesung beim Sonntagsgottesdienst aus dem 1. Korintherbrief,10–13.17 von Paulus ermahnt er die Gemeinde in Korinth:

Ich ermahne euch, Schwestern und Brüder, im Namen unseres Herrn Jesus Christus: Seid alle einmütig und duldet keine Spaltungen unter euch; seid vielmehr eines Sinnes und einer Meinung!

Wie soll eine Einheit der Christen gelingen, wenn es in der katholischen Kirche verschiedene Richtungen gibt. Papst Franziskus will verschiedene Strukturen aufbrechen, dagegen arbeiten viele klerikale Clans im Vatikan. Oft wird bei der Interpretation der Bibeltexte um Beistrich und Punkte diskutiert. Die Ökumene zwischen den Lutheraner und den Katholiken gestaltet sich auf Gemeindeebene zufriedenstellend, aber in der obersten Hierarchie gibt es große Meinungsverschiedenheiten. Die Einheit der Christen könnte von der katholischen Kirche so gemeint sein, meiner Einschätzung nach, dass die „Geeintheit der Christen“, dann wohl unter der Federführung der katholischen Kirche passiert. So kann man Kohelet wiederholen: „Was geschehen ist, wird wieder geschehen, was man getan hat, wird man wieder tun: Es gibt nichts Neues unter der Sonne.“ Die Fürbitten im Gottesdienst um die Einheit der Christen, sind diese nicht ein jährliches Vertrösten auf die Zukunft. Vergleichbar mit den Wahlversprechen der Parteien. Ein Beispiel, schon vor vierzig Jahren wurde vor jeder Wahl leistbares Wohnen versprochen und aktuell passiert dies wieder. 

Die Freude wieder miteinander feiern zu können, nach den Pandemiejahren, mit Weißwurstparty in Kitzbühel und beim Villacher Fasching sollte man den Menschen gönnen. Es war ein Wunschdenken, dass die Pandemiejahre zu einem generellen Umdenken beitragen werden. Zumeist von einzelnen Personen und Gruppen, wie bei allen Reformen und Bewegungen.  

„Heller als tausend Sonnen“  war ein Buchtitel von Robert Jungk, darin beschrieb er die menschlichen Verwerfungen der Atomwissenschaftler. Aus den Tageheften….

klosterzelle

Wer aus Interesse an Kunstaustellungen, an neuem Wissen oder nach einer Möglichkeit sucht im Urlaub etwas für das Gehirn zu tun, der findet eine Fülle von Angeboten. Diese weichen von den pauschalen Urlaubsangeboten, Radfahren, Wandern, Sonne und Meer ab. Schnell fündig wird man bei einem Blick in die Programmhefte der Bildungshäuser oder von Kulturinitiativen. Die Palette reicht von Malkursen, Töpferkursen, Sprachkursen bis zu Singakademien. Mein Interesse in den Sommermonaten gilt Seminaren wo es um Bücher und Literatur oder um Symposien zu grenzübergreifenden Themen wie Wahrheit oder Vertrauen geht.

Öfters besucht wurden von mir die Vorauer Literaturtage im Zisterzienser Kloster Vorau. Für eine Woche haben wir uns mit dem Inhalt und dem Schreibstil von drei, im Vorfeld zu lesende Bücher, beschäftigt. In den Klöstern werden zumeist einfache Übernachtungsmöglichkeiten geboten. Im Stift Vorau stehen während der Sommermonate den Seminarteilnehmern die Schülerzimmer der Landwirtschaftlichen Berufsschule zur Verfügung. Die Ausstattung ist spartanisch, aber auf der Order ganz oben steht der Austausch unter Bücherfreunden. Reicht die Zahl der verfügbaren Zimmer nicht für alle Teilnehmer so gibt es eine Notlösung. Männliche Seminarteilnehmer können eine Klosterzelle in der Klausur erhalten. An eines dieses Appartement kann ich mich erinnern. Ich habe es über eine Flügeltüre betreten, es gab ein großes Zimmer mit einem mächtigen Schreibtisch und einigen herrschaftlichen Stühlen. Dazu einen Sekretär und einen Schrank für Bücher. Aus den Fenstern hatte ich einen prächtigen Blick auf die umliegende Hügellandschaft. Bei jedem Schritt knarrte der Holzboden. Eine Tür führte vom Arbeits- und Wohnzimmer in das Schlafzimmer. Darin ein einfaches Bett, daneben ein Betstuhl und an der Wand ein übermächtiges Kreuz. Im Bad befand sich ein übergroßer Boiler und eine Badewanne. Über dem Waschbecken war ein Allibert Toilettenschrank mit Spiegel und eingebauter Beleuchtung montiert. Der Schrank hatte drei Türen und die Standardfarbe grün.

Schutzmantelmadonna

Zu den Routinehandlungen bei einem Arztbesuch zählt das Messen des Blutdruckes, des Blutzucker und des Sauerstoffgehalt im Blut. Der Blutdruck muss ein magischer Parameter sein. Mir wurde bei jedem Hausarztbesuch der Blutdruck gemessen. Um den Arzt zu entlasten wird dies in den meisten Fällen von der Ordinationshilfe durchgeführt. Dabei gibt es ein Phänomen, dass der Blutdruck in der Ordination zumeist höher ist, als wenn ich den Blutdruck entspannt zu Hause messe. Diese Differenz ist bekannt und wird berücksichtigt. Bei meinem letzten Besuch im Warmbader Thermalbad sah vor der Kurarztordination neben den Stühlen einen kleinen Tisch und darauf ein Blutdruckmessgerät. Für mich gab es zwei Möglichkeiten, die Assistentin misst bei den wartenden Kurgästen vorab den Blutdruck oder hat das Gerät hier abgelegt. In Kurzentren ist es öfters üblich den Kurgästen außerhalb der Ordinationszeiten ein Blutdruckgerät zur Verfügung zu stellen. Gibt es noch eine andere Variante?  Auf einem Flyer wurden die Kurgäste aufgefordert vor dem Aufruf zum Kurarzt selbst den Blutdruck zu messen und auf einem Blatt zu notieren. Dieser Wert soll dem Kurarzt vorgelegt werden. Danach das Blutdruckgerät zu desinfizieren. Die Selbstbedienung im Gesundheitswesen nimmt konkrete Formen.

anfassen

Benötigt jemand in der Familie eine schwerwiegende ärztliche Behandlung, dann verunsichert dies nicht nur den Patienten, sondern auch die Angehörigen. Der Eingriff legt sich davor und danach wie ein Schatten über die Tage. Es kommt der Moment, wo man bei der Erstaufnahme aufgerufen wird. Unsichere Stunden für den, welcher hierbleibt und für den, der nach Hause gehen darf. Die Begleitperson trägt die notwendigen Utensilien für den Patienten und landet damit in den Armen der Aufnahmeschwester: „Sie können mir alles geben, ich nehme ihnen alles ab, die Befunde, die Jacke, den Koffer, alles.“ Auch die Frau, sie ist eine gründliche Krankenschwester. Auf die vielfältigen Leiden hat der Glaube keine Antwort. So viel, dass Gott seinen eingeborenen Sohn hat leiden und sterben lassen. Wer sind wir, dass wir uns anmaßen das Leiden und als letzten Akt das Sterben zu besiegen. Uns bleibt, dass wir wie Jesus bitten können, der Krankheitskelch könne an uns vorübergehen. Wie Jesus uns fügen, nicht mein sondern Gottes Wille geschehe.

Die Ärzte vertrauen nicht mehr auf ihre Hände, zur Abklärung von gesundheitlichen Beschwerden bei den Patienten. Die Patienten werden routinemäßig zum Röntgen und zum Ultraschall überwiesen. War dies immer so oder hat sich seit der Coronapandemie das nicht anfassen in unsere Psyche und unser Benehmen eingetragen. Bei jedem Anfassen könnte ein neues oder ein altbekanntes Virus eingefangen werden?  In der Bibel werden etliche Male über die Heilung von unreinen Menschen berichtet. Dabei sind es die von bösen Geistern verunreinigten Seelen. Heute fürchten wir uns vor unreinen Handläufen, Türgriffen und Essbesteck mehr als vor unreinen Geistern. Bei den Dämonen erweist sich Jesus Wort stark, immer wieder befiehlt er den Dämonen von den Menschen loszulassen.