stadt:kirche II

Während des Gottesdienstes in der Stadthauptpfarrkirche wird mir bewusst, welch einsame Person der Stadthauptpfarrer während der Messfeier am Volksaltar ist. Hinter dem Priester dehnt sich der weitläufige Chorraum aus. An der Front vom Chorraum erhebt sich der prachtvolle Altar mit dem imposanten Tabernakel. Darüber die Madonna Statue, die Figuren des Hl. Jakobus, Hl. Laurentius, sowie die Apostel Petrus und Paulus. Über allen das mächtige Kreuz in der Höhe. Zwischen Hauptaltar und Volksaltar stehen links eine Anzahl mit rotem Stoff überzogener Schemel, reserviert für Mitzelebranten und Ministranten. Dazu kommt das Chorgestühl rechts und links für die Mitbrüder.  Diese Sitzgelegenheiten werden schon lange nicht mehr benötigt. Die mahnenden Worte des Stadthauptpfarrers in seiner Predigt, die Botschaft der Bibel zu leben und am Glauben an Gott nicht zu zweifeln, werden nicht bei allen Kirchenbesuchern gleiches Gehör finden. Ein wenig erinnern die Apelle des Priesters an die Geschichte mit dem Clown. Ein Clown kommt auf den Marktplatz gerannt und verkündet den Bewohnern, dass im Zirkus am Ortsrand ein Feuer ausgebrochen ist. Wenn sie nicht alle helfen das Feuer im Zirkus zu löschen, dann könnte das ganze Dorf abbrennen. Je mehr der Clown auf die Dorfbewohner einredet, umso weniger glauben sie ihm. Sie sehen im Auftritt des Clowns einen Werbegag des Zirkus. Als das Feuer die Dorfmitte erreicht, ist es für das Löschen zu spät.

Bei den Messfeiern im neunzehnten Jahrhundert dürfte die Situation anders gewesen sein. In der Arnoldsteiner Gemeindezeitung berichtet der Historiker Dr. Peter Wiesflecker von Gailtaler Unternehmerfamilien, welche den Sprung nach Villach schafften. Beim Begräbnis des Matthias Lamprecht, Scherer Wirt und Bürger in Villach, im April 1818 nahmen am Trauerzug elf Priester teil, so steht es im Sterbebuch der Stadthauptpfarrkirche St. Jakob. Diese große Anzahl an Priestern, welche an den Begräbnisfeierlichkeiten teilnahmen, war auch ein Zeichen für das Ansehen des Verstorbenen bei seinen Mitbürgern.

stadt:kirche

Eine erste Erfahrung mit dem Energiesparen machte ich beim Besuch der Sonntagsmesse in der Stadthauptpfarrkirche in Villach. Zwei Drittel der Kirchenbänke werden im Winter nicht mehr beheizt. Auf den hinteren Kirchenbänken lag die Information, dass nur mehr die vorderen Bänke beheizt werden. So versammelt sich der Großteil der Messebesucher in den vorderen Reihen und rückt damit näher zum Volksaltar und zum Pfarrer heran. In der warmen Jahreszeit ist es gerade umgekehrt, da ist das vordere Drittel der Kirchenbänke leer. Dasselbe Verhalten kenne ich es aus der Schulzeit, niemand wollte in den vorderen Schulbänken sitzen, unter dem strengen Auge des Professors. Am schnellsten besetzt waren die hinteren Bänke. Nur die guten Schüler wagten sich in die vorderen Reihen. Ist es auch in der Stadtpfarrkirche so, dass die frommen Gläubigen ganz vorne sitzen?

Die Heilige Messe dauert etwa eine Stunde, so ist es über das Winterhalbjahr angenehmer im beheizten Teil des Kirchenschiffes zu sitzen. Dort verbreitet die Bankheizung ein bisschen Wärme. Zwischen den Kirchenbesuchern wird seit Coronazeiten ein Sicherheitsabstand eingehalten. Ich nehme in den vorderen Reihen Platz. Am Beginn des Chorraumes steht in der Mitte der klein dimensionierte Volksaltar und dort verrichtet der Priester seine liturgischen Handlungen. Auf einer seitlichen Bank folgt der ergraute Messdiener dem Geschehen und wird für das Opfergeldsammeln und für das Läuten zur Wandlung aktiv. Die Hocker für die Ministranten sind verwaist. Die Ursache, dass es keinen Ministranten Nachwuchs gibt, sieht der Stadtpfarrer in dem Umstand, dass in der Inneren Stadt kaum noch junge katholische Familien wohnen. Die Innenstadt von Villach wird hauptsächlich von Familien mit einem anderen Glaubensbekenntnis bewohnt.

würde:rechte 2

Ukraine Krieg. Wie soll sich die EU, unter Berücksichtigung der katholischen Soziallehre, verhalten?

Nehme ich die Vorgaben des Weltkatechismus für eine militärische Notwehr und vergleiche sie mit den Aktivitäten der Europäischen Union im Ukraine Krieg, sehe ich dabei einige Differenzen. Diese Differenzen will ich an drei Punkten aufzeigen.

Zu Punkt zwei: Die Wissenslage der Normalbürger über die diplomatischen Bemühungen vor Ausbruch des Angriffes Russland auf die Ukraine stammen aus dem Munde von Diplomaten, Politiker und der medialen Berichterstattung. Diplomatie hat nicht die Wahrheit und Gerechtigkeit im Visier, sondern den Vorteil für das eigene Land. Ob alle „Mittel, dem Schaden ein Ende zu machen“ ehrlich ausgenützt wurden, wird uns einmal die Geschichtsforschung lehren.

Zu Punkt drei: Besteht für die Ukraine „eine ernsthafte Aussicht auf Erfolg“? Ohne die massiven Waffenlieferungen aus dem Westen wäre dies explizit zu verneinen. Voraussichtlich wird der permanente Waffennachschub aus der EU nur zu einer Verlängerung des Krieges, mit den bekannten schrecklichen Auswirkungen für ein ganzes Volk führen.

Zu Punkt vier: „Der Gebrauch von Waffen darf keine Schäden und Wirren mit sich bringen, die schlimmer sind als das zu beseitigende Übel“. Es ist täglich möglich, dass es durch die Kriegshandlungen zu einem Reaktorunfall kommt und Radioaktivität austritt. Die Auswirkungen könnten für ganz Mitteleuropa katastrophal sein. Eine Folge der Lieferung von modernsten Waffensystemen an die Ukraine könnte sein, dass Länder der EU von Russland als weiteres Kriegsziel definiert werden.

Papst Franziskus warnte in seiner Enzyklika Fratelli tutti davor, einen Krieg vorschnell als gerechtfertigt zu bezeichnen, Nr. 258: „So entscheidet man sich dann leicht zum Krieg unter allen möglichen angeblich humanitären, defensiven oder präventiven Vorwänden, einschließlich der Manipulation von Informationen. In der Tat gaben in den letzten Jahrzehnten alle Kriege vor, „gerechtfertigt“ zu sein“.

Ganz explizit spricht sich die katholische Lehre im KKK gegen das jetzt propagierte Vorhaben der westlichen Staaten ihre Armeen massiv aufzurüsten, aus.

KKK 2315 „Die Anhäufung von Waffen erscheint vielen als ein paradoxerweise geeignetes Vorgehen, mögliche Gegner vom Krieg abzuhalten. Sie sehen darin das wirksamste Mittel, um den Frieden zwischen den Nationen zu sichern. […] Der Rüstungswettlauf sichert den Frieden nicht. Statt die Kriegsursachen zu beseitigen, droht er diese zu verschlimmern“.

Meine tiefste Überzeugung drückt sich in einer Textpassage des Dokuments Gaudium et spes aus: GS 81 […] Während man riesige Summen für die Herstellung immer neuer Waffen ausgibt, kann man nicht genügend Hilfsmittel bereitstellen zur Bekämpfung all des Elends in der heutigen Welt. […]

ÜBUNG zur LV: Menschenwürde und Menschenrechte

würde:rechte 1

Ukraine Krieg. Wie soll sich die EU, unter Berücksichtigung der katholischen Soziallehre, verhalten?

Die hirtenamtliche Verordnung „Gaudium et spes“ wurde während des zweiten vatikanischen Konzils verfasst und von Papst Paul VI im Jahre 1965 unterzeichnet. Darin wurde das Recht auf sittlich erlaubte Verteidigung, unter ganz bestimmten Umständen, als Ultima Ratio gebilligt. Gleichzeitig wurde die Forderung nach einer internationalen friedenschaffenden Autorität aufgestellt: „Diese soll unter Wahrung des Subsidiaritätsprinzips über wirksame Macht verfügen, Sicherheit und Wahrung der Rechte zu gewährleisten. Der Krieg sei völlig zu untersagen“. Die Forderung nach einer wirksamen, internationalen friedenschaffenden Autorität konnte bis heute nicht umgesetzt werden.

Sehr konkret werden die Aussagen zum „gerechten Krieg“ im Katechismus der Katholischen Kirche (KKK).  Aussagen der Katholische Soziallehre sind mit dem KKK abgestimmt. Ausgangspunkt ist das Fünfte Gebot, „Du sollst nicht töten“. Im Sinne des fünften Gebotes ist schon Zorn und Hass gegenüber dem Nächsten eine Sünde.  

KKK 2309 „Die Bedingungen, unter denen es einem Volk gestattet ist, sich in Notwehr militärisch zu verteidigen, sind genau einzuhalten. Eine solche Entscheidung ist so schwerwiegend, dass sie nur unter den folgenden strengen Bedingungen, die gleichzeitig gegeben sein müssen, sittlich vertretbar ist:

1) Der Schaden, der der Nation oder der Völkergemeinschaft durch den Angreifer zugefügt wird, muss sicher feststehen, schwerwiegend und von Dauer sein. 2) Alle anderen Mittel, dem Schaden ein Ende zu machen, müssen sich als undurchführbar oder wirkungslos nachgewiesen haben. 3) Es muss ernsthafte Aussicht auf Erfolg bestehen. 4) Der Gebrauch von Waffen darf keine Schäden und Wirren mit sich bringen, die schlimmer sind als das zu beseitigende Übel. Beim Urteil darüber, ob diese Bedingung erfüllt ist, ist heftig auf die gewaltige Zerstörungskraft der modernen Waffen zu achten“.

ÜBUNG zur LV: Menschenwürde und Menschenrechte

bitt:gebet II

Es könnte sein, dass Gott sich in seinem Schöpfungsakt selbst beschränkt hat und nur einen bestimmten Spielraum für Eingriffe offengelassen hat. Er weder in die Naturgesetze eingreift, noch sein Eingreifen für uns empirisch messbar ist. Damit wird erklärt warum Gott auf die Bitten, die Gebete der Menschen hin, Leiden und Ungerechtigkeiten nicht einfach beseitigt. Dies lässt auch verstehen warum Gott in unserer jetzigen Situation, trotz der vielen Gebete um einen Frieden in der Ukraine, diesen nicht einfach herstellt. Gott kann nur eingreifen, indem er mit dem Menschen in eine Beziehung eintritt, Voraussetzung der Mensch will es.

Beim direkten Gespräch glaubt der Philosoph Lukas hält sich Gott zurück, weil er unsere Freiheit respektiert. Würde er mit uns offen kommunizieren, dann können wir nicht anders, als an ihn zu glauben. Gott hat ein Interesse im Verborgenen zu bleiben, auch in seinem Handeln. Durch die Gnade werden wir zum richtigen Handeln motiviert. Das richtige Beten erhöht die Chance der Gnade Gottes teilhaft zu werden. Jesus ermahnte seine Jünger richtig zu beten und nicht zu plappern wie die Heiden. Er lehrte ihnen das Vaterunser. Jesus hatte keine Präferenz für das Bittgebet er lehnte dieses eher ab. In seinen Bitten an den Vater verwendete er zumeist den Zusatz: Doch nicht mein, sondern dein Wille geschehe. 

Mir scheint, sagt der Theologe zum Philosophen, unsere Auffassungen zum Gebet liegen nicht weit auseinander. Du meinst Gott hat die Schöpfung so eingerichtet, dass Gebete die Betenden verändern. Ich meine Gott verändert die Betenden als Antwort auf ihre Gebete. Gemeinsam haben wir auch, dass aus christlicher Sicht das primäre Ziel das Erreichen der Erlösung der Seele ist, innerweltliche Ziele sind sekundär. Gebete um persönliche Wünsche, wie zum Beispiel um mehr Einfluss am Arbeitsplatz, könnten für das eigene Seelenheil kontraproduktiv sein. Ich sehe Das Vaterunser als Aufforderung am Reich Gottes auf Erden mitzuwirken und den eigenen Willen zurückzustellen. Die Bitte um unser tägliches Brot als eine Aufforderung an einer gerechteren Verteilung der Güter mitzuwirken.