sinn:krise

Neben praktischen und medizinischen Aspekten gibt es einen Diskurs, ist es sinnvoll, dass sich ältere Menschen geistig fit halten? Ihnen einen Universitätslehrgang gegen einen Kostenbeitrag zu ermöglichen oder führt dies zu einer Blockade für den Unibetrieb? Ein Platz im Hörsaal, der einem anderen Studenten fehlt. Dieser würde einen Beruf ergreifen und zum Staatshaushalt finanziell etwas einbringen. Beim Seniorstudium Liberale an der Universität Klagenfurt ging es um eine humanistische Allgemeinbildung auf Universitätsniveau. Bei mir und bei vielen anderen um eine persönliche Bereicherung, weil oft fehlte uns in den frühen Jahren die Möglichkeit einen höheren Bildungsweg einzuschlagen. In den nächsten Lebensphasen wurde man beruflich gefordert und konnte sich kein Bildungsstandbein erlauben. Wohltuend habe ich empfunden, dass bei den Lehrveranstaltungen nicht der wirtschaftliche Erfolg das Ziel war, sondern die geistige Erbauung im Focus stand.

Die Sinnkrise erleben auch gläubige Menschen, welchen man den Sinn des Lebens immer wieder nahelegt. Der Sinn des Lebens bedeutet für gläubige Menschen an Gott zu glauben, an die Auferstehung und ein Weiterleben nach dem Tod. Kann es für Menschen, welche beruflich als Theologe oder Religionslehrer tätig waren und Glaubenswahrheiten weitergereicht haben, im Alter eine Sinnkrise geben? Selbst Bischöfe und Priester können von einer Sinnkrise erfasst werden, die Glaubenszweifel können für sie dramatische Auswirkungen haben. Im Freundeskreis versuchen sie Halt zu finden. Sie weisen darauf hin, dass die Menschen über Jahrhunderte an einen Gott, an Jesus geglaubt haben und plötzlich wird dieser in Frage gestellt. Über Jahrzehnte haben sie mit Eifer den Glauben verbreitet und zu Gott gebetet. Jetzt kommt ein Hilferuf aus tiefster gläubiger Seele: Es kann ja nicht nichts sein, irgendwas, wenigstens ein bisschen, muss an den Überlieferungen wahr sein.

Nachforschen

sinn:voll II

Manche sehen in der Verlängerung der Arbeitszeit eine Ähnlichkeit zur Verlängerung der Spielzeit bei einem Fußballspiel. Die eine Mannschaft sieht in der Verlängerung eine Chance an Toren aufzuholen und das Ergebniss zu verbessern, die andere Mannschaft kann die Verlängerung als Bedrohung sehen. Dabei könnten die errungenen Punkte wieder verloren gehen. Egal welche Position man einnimmt, man geht mit gemischten Gefühlen in eine Verlängerung. Wem die Verlängerung der Spielzeit genützt und wem sie geschadet hat, weiß man erst nach dem Spielende. Oft wissen es auch Patienten erst nach einer Operation, ob diese für sie sinnvoll war oder nicht. Abhängig davon, wie lange die Wiederherstellung der gewohnten Beweglichkeit dauert, wie belastbar das Gelenk ist und wird das Knie in Zukunft beschwerdefrei bleiben. Schon diese Operation ist mit vielen Überlegungen und Risiken verbunden. Bei Spitzen- und bei Hobbysportlern sieht man die Kniebeschwerden als hausgemacht. Dafür gibt es von den Bekannten wenig Mitgefühl.

Heikler wird die Situation, geht es um eine lebenserhaltende Operation, einen Herzschrittmacher bei Herzrhythmusstörungen. Dabei gibt es auch die Frage, zahlt sich bei einem über achtzigjährigen Menschen eine solche aufwendige Operation noch aus? Genauso wenn es darum geht, Herzklappen zu erneuern. Unter den Altersgenossen kann man dabei auf unterschiedliche Auffassungen treffen. Eine Meinung, eine solche Operation rentiert sich wirtschaftlich nicht mehr, derjenige erbringt keine Leistung, mit welcher die Kosten der Operation wieder wettgemacht werden können. Bei einem Berufstätigen ist zu erwarten, dass die Kosten durch sein Steueraufkommen bezahlt werden. Bei einem über Achtzigjährigen könnte es sein, dass er mit der neuen Herzklappe gerade noch einmal ein oder zwei Jahre lebt. Hat sich diese Operation ausgezahlt und hatte er sein Leben nicht schon gelebt? Es gibt Initiativen gewisse medizinische Eingriffe ab einem bestimmten Lebensalter aus Kostengründen abzulehnen? In den Köpfen einiger ist es noch nicht angekommen, dass wir in den nächsten Jahrzehnten mit einer älteren Gesellschaft zu tun haben werden. Sollte eine willkürliche Entscheidung gemacht werden, ein Lebensschnitt?

Entscheidungshilfe

sinn:voll I

Was macht das Leben sinnvoll?  Wodurch erscheint einem sein Leben als sinnvoll und war mein Leben angemessen? Die Menschen der Generation 60+ stellen sich die Frage, ist es zu spät etwas Sinnvolles zu tun, zahlt sich die Mühe noch aus? Mit solchen und ähnlichen Gedanken werden wir in fortgeschrittenen Jahren konfrontiert. Ein Urteil, ob das Leben einer Freundin oder eines Freundes sinnvoll war, lässt sich nicht abgeben. Urteilen kann man nur über sein eigenes Leben, über verschiedene Einschnitte spekulieren. Ähnlichkeiten gibt es ab einem gewissen Alter bei gesundheitlichen Belangen, diese betreffen zumeist dieselben Beschwerden. Werfen wir einen Blick auf die Abnützungen des Knie- oder Hüftgelenkes, ein verbreitetes Leiden der Generation sechzig+. Bei Landfrauen sind die Kniegelenke durch die Arbeit im Garten oder in der Landwirtschaft stark abgenützt. Dazu gibt es typische Handwerksberufe, Fliesenleger und Tischler, welche in den späten Jahren unter Abnützungen des Knies leiden. Mit der körperlichen Statur, zumeist ist man etwas übergewichtig, kommt eine weitere Belastung dazu. Ich habe beobachtet, dass Ärztinnen oder Ärzte, welche selbst ein wenig füllig sind, im Übergewicht keine weitere Belastung sehen.

So stellt sich die Frage, ist es sinnvoll ein Kniegelenk durch ein Kunstgelenk zu ersetzen, welche Möglichkeiten der Rehabilitation gibt es? Stehen noch die letzten Arbeitsjahre bevor, welche kontinuierlich verlängert werden, so gibt es darüber keine Diskussion.

Praktiker

plan:los II

Von den vielen Ereignissen des Jahres ist bei mir der Terroranschlag in Barcelona hängen geblieben. Es liegt einige Jahre zurück, da sind wir bei einer Stadtbesichtigung  auf der Rambla Promenade flaniert. Im Gedächtnis geblieben wohl auch deshalb,weil wir mehrheitlich die negativen Vorfälle behalten und weil die Hausärztin  in dieser Woche in Barcelona auf Urlaub war. Dabei hat sie den gewaltigen Polizei- und Militäreinsatz miterlebt. Orakelhaft war das Eintreffen einer Ansichtskarte aus Barcelona,die genau am Tag des Terroranschlages abgesandt wurde. Der Absender war mein Bruder, von dem wir wissen, dass er kaum Urlaub macht. Keine weiter entferntere Reisen, lieber arbeitet er in seinem Urlaub in seiner eigenen Firma. Dieser Bruder befand sich mit der Familie zu der Zeit des Terroranschlages in Barcelona und hätte ein mögliches Opfer sein können. Einen unwahrscheinlicheren Zufall kann ich mir nicht vorstellen.

Da stelle ich mir die Frage, gibt es so etwas wie einen Plan, der unser Leben steuert? Wer hat diesen Plan, von dem wir selbst nichts wissen, festgelegt? Wir planen zwar, können aber gegen das Schicksal oder wie es pathetisch heißt, gegen die Vorsehung nichts ausrichten. Sind wir die Erfinder unseres eigenen Planersteller und halten alles, was wir für unvorhersehbar erleben, als dessen Absicht? Erfreulich, wenn die Ereignisse besser sind, als wir es uns vorstellen. Zerknirscht müssen wir uns fügen, wenn der Plan für uns ein Desaster ist. Zumeist retten wir uns mit der Ansage, es wird schon für etwas gut sein. Wir können uns mental helfen, wenn es nicht nach unseren Absichten verläuft.

Oft weitet man, wenn es nicht mehr nach Plan läuft, den Plan auf andere aus. Man bezieht ihn eigennützig in seine Vorhaben ein. Ein Beispiel dafür ist, dass man das Autofahren an den Nagel gehängt hat. Das Autofahren bedarf einer regelmäßigen Übung. Gibt es keine gesundheitlichen Beeinträchtigungen, kann man es bis in das hohe Alter ausüben. Dazu muss man feststellen, verliert man die Sicherheit beim Autofahren oder es wird einem der Verkehr auf der Straße zu viel, sollte man auf das Autofahren verzichten. Schon im Interesse der anderen Verkehrsteilnehmer. So ist es verständlich, ist man  selbst nicht mehr fahrtauglich, dass man nach einem Ersatzfahrer sucht. Somit kann man auch andere Aktivitäten delegieren, vor allem unangenehme  Aufgaben.

Verkehrshölle.

66:99 III

In jedem Wahlkampf kommen kritische Stimmen auf, zu Unrecht oder zu Recht, die darüber diskutieren ob es Sinn macht, dass über 70-jährige noch das Wahlrecht ausüben können. Ob es nicht sinnvoll wäre, wie es beim Führerschein gefordert wird, dass, ist man erst über Siebzig, zu einem Wahltest antreten muss. Im einen Fall geht es darum, ob man noch fähig ist ein Auto zu lenken, im anderen Fall, ob man noch geistig aktiv an der Politik und am Wahlkampf teilnimmt. Ein weiterer Aspekt und kritischer Einwurf kommt vom Vorfeld der Parteien, den parteipolitischen Jugendorganisationen. Diese sehen in Pensionsthemen eine Blockade für ihre Zukunftsthemen. Ihre Ideen und Wünschen an die Politik werden von den Senioren überstimmt. Wir Rentner, brauchen ihre Zukunft Ressourcen auf, verhindern notwendige Veränderungen. Die Vorhalte gibt es aus gutem Grund, weil der ältere Mensch wünscht sich den Erhalt des Erreichten, nimmt die Position des Bewahrens ein und meidet die Veränderung.

Die Ruheständler pochen darauf, dass sie auf Grund ihrer Arbeitsjahre das Recht haben, noch etwas von ihren Leistungen zu genießen. Nach einer anstrengenden Berufszeit noch die Süße der Leichtigkeit zu schlürfen. Für die Zukunft eines Staates braucht es beide Bevölkerungsgruppen und eine Brücke zwischen den Generationen. Bei diesem Spagat können die Politiker ihr Können beweisen. Dazugesellen kann sich die Tendenz, dass gerechtfertigte Forderungen nicht durch ein höheres Defizit erfüllt werden sollen, sondern durch gutes Einteilen der Steuern.

Nulldefizit