villacher:kirchtag I

In den Sommermonaten stehen in Kärnten die Veranstaltungen Kopf. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt, Veranstaltungen mit kulinarischen Genüssen: Gackern, dabei dreht sich alles um Hendln; Honigfest, zu Ehren der fleißigen Bienen; Speckfest, mit dem butterweichen Gailtaler Speck; Brotfest, verbunden mit der Besichtigung von alten Getreidemühlen; Gulaschfest, nicht nur in Ungarn. Abseits von leiblichen Genüssen unterhalten viele andere Events, Einheimische und Gäste: Nachtwasserschishow, mit tollen Lichteffekten; Strandflohmarkt, für Badehosen- und Bikiniträger;  Literarische Drau Schifffahrt, mit Kärntner Nachwuchsautoren; Nacht der Klostergärten, Gespenstergeschichte inklusive; GTI-Treffen, Gummi, Gummi; Wer es ländlich will, Wischbamaufstellen.

Zu den traditionsreichen Volksfesten zählen in Kärnten die Kirchtage. In anderen Bundesländern werden sie Kirchweihfeste oder Patrozinium  genannt. Auch die unscheinbarsten Dörfer feiern ihren eigenen Kirchtag. Vorausgesetzt, das Dorf verfügt über eine Kirche, zumindest über eine Kapelle. Der Kirchtag findet zu Ehren des Namenspatron der Kirche statt, in der Woche seines Namenstages. Im Juli und im August gibt es in Österreichs südlichstem Bundesland  zumeist eine Hitzewelle, mit Temperaturen bis fünfunddreißig Grad und höher. Diese Temperaturen finden ihren Niederschlag in der heißen Stimmung am Villacher KirchtagIn der ersten Augustwoche wird ausgelassen gefeiert. Über die Plätze und Straßen der Innenstadt sind Schnüre mit kurzen, färbigen Papierstreifen, rot, weis und gelb, gespannt. Der Wind sorgt für die notwendige Bewegung und Aufmerksamkeit. Diese einfache Dekoration verbreitet schon seit Jahrzehnten eine fröhliche Stimmung.

Volksmusik

täusch:ung II

Suspekt sind die exzessiven Werbemethoden der Möbelhäuser. Dort erhält man zu jeder Jahreszeit bei einem Einkauf Preisnachlässe von fünfzig bis zu siebzig Prozent. Dabei muss etwas nicht stimmen, da wird vorher wohl unseriös kalkuliert. Der Handel  hat sich von einer ehrenhaften Tätigkeit in eine undurchschaubare Praxis entwickelt. Bei diesem Thema können ältere Paare starke Emotionen entwickeln. Hier gibt es einen äußeren Feind, wo es sich lohnt dagegen gemeinsam aufzutreten. Eine Diskussion darüber füllt den ganzen Vormittag aus. Zur rechten Zeit bringt der Briefträger neues Werbematerial. Der bevorzugte Lebensmittel Diskonter gewährt am kommenden Wochenende auf alle Biersorten und Mineralwasser einen Rabatt von zwanzig Prozent. Auf alle Kosmetikartikel gibt es fünfundzwanzig Prozent. Mit dem Kauf dieser Sonderangebote kann man sich einmal richtig schönmachen. Dabei vergisst man leicht, dass trotz teuerster Cremen die Falten vom Oberarm und aus dem Gesicht nicht weichen. Mit diesen satten Rabatten darf der Traum von ewiger Schönheit weiterleben.

Herrscht im Kosmos überall dieselbe Temperatur, dann kommt, nach Aussage der Astronomen, das Universum zum Stillstand. Der Wärmetod wurde vor Jahrzehnten als das Ende vom Universum gesehen. Aktuell nimmt man an, das Universum kühlt bei fortschreitender Expansion immer weiter ab. So kühlen auch die Gefühle mit dem Fortschreiten der Jahre weiter ab.

Wärmetod

täusch:ung I

Verändert die Ansage, viele Umstände von heute sind eine ungute Entwicklung, daran etwas? Wer kann sagen, ob seine Einschätzungen auch in zehn oder zwanzig Jahren ihre Berechtigung haben? Die meisten Sorgen der älteren Generation gehen dahin, dass sich die Gesellschaft, die Technik zu rasch verändert. Für sich ist man zumeist zufrieden und anspruchslos und weiß oft nicht mehr, was man sich wünschen könnte. Stillstand entsteht. Eine lange Pause bei der Anschaffung von neuen Kleidern und eine Auszeit beim Erneuern der Wohnung. Dazu kommt der Rückgang bei den Gefühlen, man kann sich kaum noch über etwas erregen. Vor allem freudig erregen, zumeist sind die wenigen Erregungen negativer Art. Darüber in Rage zu kommen, dass die leeren Kartons in der Altpapiertonne nicht ordnungsgemäß entsorgt werden.

Ein Quantensprung ist darüber zu lamentieren, wie die Käufer seit neuestem bei den Waschpulverpackungen bei den Füllmengen getäuscht werden. Mit freiem Auge betrachtet hat die Schachtel immer dieselbe Größe. Öffnet man diese zeigt sich, dass die Schachtel nicht mehr bis oben mit Waschpulver gefüllt ist. Es fehlen geschätzte fünfzehn Prozent vom Volumen. Beim Haarspray ist es die selbe Dose in der selben Aufmachung und derselbe Preis, aber beim Inhalt sind es statt 75 ml nur mehr 65 ml. So wird man von den Herstellern getäuscht. Manche unterstellen der Industrie und dem Handel, ihre einzigen Ziele sind, die Konsumenten zu betrügen.

Persilschein

graz:Lkw II

Wer in den siebziger Jahren in Graz den Führerschein erwarb, hatte mit verschiedenen Tücken zu kämpfen. Es gab noch kein ausgeklügeltes Einbahnsystem, die schmalen Seitenstraßen in der Altstadt waren in beiden Richtungen befahrbar. Mit einem Lastkraftwagen manches Mal nur befahrbar, indem man den Gehsteig in die Fahrbahn mit einbezog. Dabei sehr aufpassen musste, da auf dem Gehsteig reges Fußgehertreiben herrschte. Die Situation wurde noch brenzeliger, wenn am Fahrbahnrand Autos parkten. Das zentimetergenaue Fahren mit Hilfe der  Außenspiegeln lernte ich dabei perfekt. Ansonsten hätte es einige ramponierte Fahrzeuge gegeben. Diese Fahrweise kommt mir noch heute zugute, wenn es auf einer Bergstraße oder in der Stadt von der Breite her knapp wird.

Eine Herausforderung war das Befahren des Jakominiplatzes. Obwohl in den Jakominiplatz geschätzte acht Straßen mündeten, gab es zu meiner Zeit keine Ampelregelung. Außerdem kreuzten noch mehrere Straßenbahnen den Platz.  Dazu kamen die Haltestellen der Straßenbahn, der öffentlichen Busse und die umherschwirrenden Fußgeher. Besonders brisant war das Fahren, wenn Arbeitsschluss war. Auf dem Jakominiplatz  galt nicht das Faustrecht, sondern die Faustregel, der Rechtskommende hat Vorrang. Vor allen übrigen Straßenbenützer  hatte die Straßenbahn Vorrang. In den ersten Fahrstunden bin ich mit dem Lkw im Schritttempo in den Jakominiplatz eingefahren. Mit dem Lkw habe ich mich Zentimeter um Zentimeter über den Platz bewegt, einfach den freien Raum vor dem Lkw ausgenützt. Soweit es möglich war, unabhängig vom Rechtsvorrang.

Auf einem Gebäude stand der Spruch: Nerven sparen, Bahn fahren. Das Menetekel für die Autofahrer. Der eine und andere Schweißtropfen stand auf meiner Stirn, nachdem der Platz überquert war und ich wieder in ruhigeres Gewässer eingebogen bin. Die einzige Sicherheit war die Stabilität des LKW.

Gruppenkomando II

graz:Lkw I

Mitunter bedarf es nur eines markanten Geräusches und man erinnert sich an Situationen, die einige Jahrzehnte zurückliegen. Passiert ist es während der Busfahrt,  von Bibione über Mestre zur Piazza Roma in Venedig, eine Direktverbindung. Im Bus befanden sich drei Reisende, kaum wirtschaftlich. Für die zweistündige Fahrt wurden hin und zurück elf Euro verrechnet. Während der Fahrt war es das knackende Geräusch des Getriebes, welches mich in meine Bundesheerzeit in Graz zurückversetzte. An der einfachen Ausstattung erkannte ich, dass der Autobus schon länger nicht mehr in Betrieb war. Ein altes Modell, welches zumeist in der Garage stand und auf das Ausschrotten wartete. In den Rückenlehnen waren noch Aschenbecher installiert. Diese waren mit einem Klebeband überklebt und so deren Benützung verhindert. Das Rauchverbot in Italien gibt es seit der Jahrtausendwende. Das alarmierende Geräusch meldete sich dann, wenn der Busfahrer in einen niedrigeren Gang zurückschaltete. Bevor er vom Zweiten in den ersten Gang zurückschalten konnte, musste er auskuppeln und Zwischengas geben. Im Getriebe gab es Zähneknirschen, wenn er den niederen Gang einschob.

In den siebziger Jahren habe ich beim Erwerb meines LKW Führerscheines vergleichbares erlebt. Beim Lenken des Lastkraftwagen war es notwendig, dass beim Zurückschalten vom Zweiten in den ersten Gang Zwischengas gegeben wurde. Zuerst  auskuppeln, Zwischengas geben und ersten Gang einlegen. Was  einfach und problemlos klingt, war damals für mich eine Hexerei. Das Zwischengasgeben musste schnell erfolgen, da der Lkw beim Bergabfahren  im Leerlauf sehr schnell in Fahrt kam. Es gab brenzlige Situationen, die zumeist durch eine Schnellbremsung des Fahrlehrers entschärft wurden. Danach gab es von ihm eine wörtliche Schelte und den Hinweis, wäre der LKW beladen, würden wir uns im Straßengraben wiederfinden. Keine schöne Aussichten. So mühte ich mich recht und schlecht durch die Fahrstunden und bestand die Fahrprüfung mit einem Augenzwinkern.

Belgierkaserne