fasching:krapfen

Das neue Jahr beginnt in Kärnten mit der fünften Jahreszeit, dem Fasching. Dazu gehören als Schmankerln die Faschingskrapfen, die Fleischnudeln und der Heringssalat. Je nach Betrachtungsweise freuen sich die einen auf die regionalen Köstlichkeiten, die anderen fürchten die zusätzlichen Kalorien. Es genügt nicht, von einer Bäckerei die Krapfen zu gustieren, der Feinschmecker will sich durch die verschiedenen Bäckereien der Draustadt durchkosten. Bei der Füllung der Krapfen wird schon experimentiert, es gibt sie mit Schokolade- Vanille- und Preiselbeerfüllungen. Die Krapfen mit Marillenmarmelade Füllung schmecken mir am Besten. Besucht man in der Faschingszeit in Kärnten Freunde oder wird besucht, dann hat man die nötige Anzahl von Krapfen dabei. Zu Beginn der närrischen Zeit türmen sich die Krapfen in den Supermärkten. Auf den Wochenmärkten werden die zumeist fettreichen Bauernkrapfen angeboten. Bei denen mutiert der Teig nicht zu einer Gupfform, sondern bleibt flach mit einem schwulstigen Rand. Die Form könnte man mit der einer kleinen Pizza vergleichen. Beim Verkaufen wird eventuell ein Löffel Marmelade aufgebracht.

Bei den Faschingskrapfen verhält es sich wie mit der Weihnachtsbäckerei, der größte Gusto herrscht zu Faschingsbeginn. Kaum jemand freut sich darüber, wenn man ihm zum Faschingsausklang einen Krapfen serviert. In vielen kleinen Handels- und Handwerksbetrieben ist es üblich, dass am Faschingsdienstag den Kunden ein Faschingskrapfen angeboten wird. Oftmals erhält man eine Absage, mit dem Hinweis auf die füllige Figur, auf die Kalorien. Ähnlich reagieren die Kunden, lädt man sie zu einem Stamperl Schnaps oder Likör ein. Dabei gibt es die Argumente, dass sie mit dem Auto unterwegs sind oder wegen der Einnahme von Tabletten nichts alkoholisches trinken dürfen. Langsam versandet der Brauch, den Kunden zum Fasching etwas anzubieten.

Brauchtum

neu:anfang

Noch räkle ich mich wohlig in der Weihnachtsstimmung, da nähert sich der Jahreswechsel. Vom Esstisch blicke ich auf den großformatigen Kalender mit Bildern von Claude Monet. Vom Kalenderblatt blickt mich die „12“ bedeutungsvoll an, darüber die Malerei, Großer Hafen von Le Havre. Gefühlsmäßig habe ich den Kalender für 2018 gerade erst aufgehängt und jetzt ist Ende Dezember. Den Kalender für 2019, mit Motiven von Kandinsky, Klee und Winter, habe ich vorläufig darunter angebracht. Symbolisch schaut der Kalender für das nächste Jahr einen Zentimeter unter dem Aktuellen hervor. Geradeso, als könnte er es nicht erwarten, gebraucht zu werden. Fünf Tage sind es bis dahin und das Tempo wie die Tage vergehen, ängstigt mich.

Ist das zur Neige gehende Jahr finanziell, partnerschaftlich oder gesundheitlich nicht gut verlaufen, dann wünschen sich diese Menschen, dass die letzten Tage bald vorbei sind. Beim Spaziergang bin ich einem Ehepaar aus der Nachbarschaft begegnet und wir haben über den kommenden Jahreswechsel gesprochen. Der Mann benützt beim Gehen zur Unterstützung Nordic Walkingstöcke. Vor zehn Tagen ist er aus dem Krankenhaus entlassen worden. Sein Wunsch ist, dass dieses Jahr bald vorüber ist, in diesem Jahr war er  dreimal im Krankenhaus. Seit dem Frühjahr verursachten ihm Gallensteine Schmerzen. Zuerst probierte man sie mit einem minimalen Eingriff zu entfernen, dies ist aber nicht geglückt. Im Spätherbst gab es eine große Operation, wo der Gallenabgang freigelegt und alle Gallensteine entfernt wurden. Für seine Person will er dieses schmerzhafte Jahr so schnell wie möglich hinter sich lassen. Er hofft, dass neue Jahr verläuft gesundheitlich besser. Mit diesem Wunsch ist er bestimmt nicht allein. Ist im abgelaufenen Jahr etwas schiefgelaufen wünschen wir uns, dass das Neue in dieser Hinsicht besser wird.  Weiterlesen

digi:tal

Im Ars Electronica Zentrum in Linz habe ich die Möglichkeit mit einer, von Künstlicher Intelligenz gesteuerten, Seerobbe zu kommunizieren. Abhängig davon, wo ich der Seerobbe das Fell gestreichelt habe, am Hals, am Rücken, über die Flossen, hat sie verschiedenartig reagiert. Sie hat ihre Stimmlage verändert, verschiedene Bewegungen vollführt, vor allem mit dem Kopf und ihren Augen. In dem Augenblick, wo ich meine  Streicheleinheiten beendet habe, hat sie mich mit ihren Augen fragend angeblickt. Dadurch hat sie mich an unsere Hauskatze Undine erinnert.

Am Beginn einer abendlichen Podiumsdiskussion hat der Moderator den Teilnehmern eine Frage gestellt: „Haben die Referate ihre Einstellung zum digitalen Zeitalter positiv beeinflusst oder haben sie die Ausführungen geängstigt.“ Zwei Drittel der Zuhörer wurden durch die Vorträge verängstigt und nur ein Drittel hat sich ermuntert gefühlt. Die meisten Seminarteilnehmer waren Fünfzig plus. Der Großteil der freiwilligen Mitarbeiter in den Pfarren sind Menschen über Fünfzig. Das Abstimmungsergebnis hat mich schockiert. Es dürfte den Referenten mit theologischer Kompetenz nicht immer gelungen sein, positive Wege aufzuzeigen. Zu wenig wurde vermittelt, welche Wege notwendig sind, um die digitale Revolution, für die Seelsorge und eine bessere Welt zu nützen. Meine Erwartungen setzen auf die Generationen nach der Jahrtausendwende, diese war bei den Teilnehmern spärlich vertreten.

Betroffen bin ich davon, dass immer wieder auf die kurzlebige Dauer der gespeicherten Daten hingewiesen wurde. Durch die Fülle der digitalen Daten, welche täglich erzeugt werden, könnte es zu einem digitalen Super Gau kommen. In der Bibel gibt es viele apokalyptische Szenarien, die Referenten haben teilweise diese christliche Tradition fortgeführt. Die langfristige Verfügbarkeit der gespeicherten Daten für illusorisch befunden, diese würde von dem Medium Buch übertroffen. Wenn langfristig, müsste man seine Gedanken in Stein meißeln. Den CEO der großen Internetplayer, welche uns einen digitalen Kosmos und einen digitalen Himmel versprechen, eine Absage erteilt. Zur christlichen Ewigkeit gibt es kein Ebenbild. Für einen Zustand ohne Anfang und Ende gibt es nichts gleichwertiges, absolut nichts.

Endlos

mensch:lich

Das Bedürfnis nach sozialer Anerkennung wird von Internetplattformen wie Facebook geschickt ausgenützt. Der Wunsch nach vielen Likes führt zu einem digitalen Suchtverhalten, nur wenige können sich dem entziehen. Unisono werden alle Posts von den Erfindern der Datenkracke dazu benützt, um unsere Daten für Werbezwecke weiterzugeben. Damit werden die Social Media zu einem profitablen Geschäft. Der Mensch sehnt sich nach sozialer Resonanz, nur im Netz hat dafür niemand Zeit. Die meisten Benützer sind der Meinung, je mehr Freunde sie haben und je mehr Likes sie verteilen, umso größer ist ihr soziales Netzwerk. Ein Irrtum des Facebook Zeitalters. In Wirklichkeit teilt man seine Zeit mit einer immer größeren Anzahl, zum Großteil unbekannten Freunden. Die Zeit für eine reale Beziehung fehlt, manche ziehen sich aus dem irdischen Beziehungsgeflecht total zurück. Passt mir die Nase eines Facebook Freundes nicht, so kann ich mit einem Mausklick die Freundschaft löschen und eine neue Freundschaftsanfrage versenden. Wir verkommen zu sozialen Beziehungsshopper.

Auf diese gesellschaftliche Veränderung könnte die christliche Seelsorge mit  persönlichen Gesprächen mit den Menschen antworten. Nicht mit der Ausweitung der Präsenz im Internet. Angesichts des Pfarrermangels ist dies ein frommer Wunsch. In der Krankenpflege und in Altersheimen werden versuchsweise Pflegeroboter mit künstlicher Intelligenz eingesetzt.

Im Vortrag wurde ein Vergleich zur Einführung der Elektrizität hergestellt. Diese technische Neuerung hat den Tagesablauf und die Arbeitsverhältnisse von breiten Bevölkerungsschichten verändert. Plötzlich waren Dinge bei Dunkelheit und in der Nacht möglich, die vorher unmöglich waren.

himm:lisch

So können sich Besucher den Himmel vorstellen, nachdem sie im weitläufigen Stift Kremsmünster die prunkvolle Bibliothek, die Museumsräume und den Kaisersaal besichtigt haben. Im Kaisersaal, mit seinen reichen Stuckaturen und dem Deckenfresko, werden Konzerte und Vorträge abgehalten. Die Prognosen bei der Sommerakademie in Kremsmünster mit dem Thema Gott und das Smartphone waren differenziert. Der Titel ist nicht ganz korrekt, er ist von mir frei gewählt. Offiziell hieß das Tagungsmotto: „Gott und die digitale Revolution“. Für mich ist das Smartphone das sichtbarste Produkt der digitalen Revolution. Es ist von allen digitalen Geräten am meisten verbreitet und bietet für seine Größe ein breites Spektrum an Anwendungen. Zudem begleitet es den Menschen vierundzwanzig Stunden lang: Auf die Toilette, beim Mittagessen, bei der Reparatur eines Schiebefenster, beim Autofahren und beim Einschlafen.

Am Freitagvormittag wurde von einer Referentin ein weiteres Mal auf die wesentlichen Gefahren des Internets hingewiesen. Obwohl der Siegeszug des PC in den neunziger Jahren begann und sich das Internet ab dem Jahr Zweitausend immer schneller und inzwischen flächendeckend auf der Welt ausgebreitet hat, fragt man erst jetzt, was machen die neuen Medien mit uns? Wie verändert sich unser Sozialleben und welche Absichten haben die großen Internetkonzerne? Lange glaubte man, dass die Möglichkeit Meinungen online im Internet zu veröffentlichen, das Leben gerechter machen wird. Jeder ist sein eigener Autor, man ist in der digitalen Welt Sender, wie auch Empfänger. Die Menschen werden dadurch mehr Freiheiten erlangen, wie es euphorisch bei Beginn des  Arabischen Frühling gepostet wurde. Heute muss man eingestehen, dass autoritäre Staaten die neuen Medien für ihre Interessen besser nützen, als die breite Masse. Beispiele dafür sind China, Sowjetunion oder Thailand.

Zum Kloster gehört eine Sternwarte, ein siebenstöckiger, mathematischer Bau aus dem 17. Jahrhundert. Wollten die Mönche durch astronomische Beobachtungen dem Himmel näherkommen? Die Erkenntnisse als Argument für Gottes schöpferischen Plan nützen?

Saturn