jam:mer II

Geht es darum für andere eine Besorgung zu erledigen, einen Nachbarn, welcher kein Auto hat zum Einkauf  oder zum Zug zu befördern, geizen wir mit der Zeit. Plötzlich haben wir viele Termine, von denen wir glauben wir könnten einen versäumen. Finden es lästig, auf andere Rücksicht zu nehmen.  Entdeckt man morgens im Bad beim Ankleiden  einen Hautausschlag, verlangt dieser  nach einem  Besuch beim Facharzt. Dort gibt es beim Eintreffen ohne Voranmeldung keinen Termin, man wird auf die Warteliste gesetzt, es könnte  Mittag werden. Was wollte man nicht alles an diesem Vormittag erledigen,  in der Stadtbibliothek in den Zeitungen schmökern,  bei den privaten Finanzaufzeichnungen Ordnung schaffen und einen kurzen Besuch bei einer alleinstehenden Person machen, der schon lange versprochen ist. Plötzlich ist dies am Vormittag nicht mehr möglich.  In den ersten Minuten verfällt man bei der Anmeldung in eine Schockstarre. Danach versucht man mit der Arzthelferin zu verhandeln, ob es nicht möglich sei, baldigst dranzukommen, wo man doch einiges vor dem Mittagessen erledigen wollte. Gäbe es die Möglichkeit die Wartezeit außerhalb der Ordination, in der Stadt zu verbringen? Alles wird abgelehnt. Missmutig geht man in das abgenützte Wartezimmer und trifft dort auf ebenso übel gelaunte Gesichter.  In jedem der Eintritt sehen sie  einen potenziellen Konkurrenten, der möglicherweise einen fixen Termin hat und vor ihnen gereiht sein könnte. Die gereizte Atmosphäre ist spürbar. Ein, von weitem als leitender Angestellter erkennbarer Herr palavert am Handy und blickt dabei unwirsch auf seine Uhr. Er teilt seinem Gesprächspartner mit, dass bei den Ärzten immer dasselbe passiert, es werden die Reservierungstermine überzogen.

Es gibt keine Nachsicht dafür, dass eine ärztliche Behandlung, dass Gespräch mit einem Patienten nicht mit der Stoppuhr zu planen ist. Sie ist nicht vergleichbar mit der Produktionszeit von einem Stuhl, die auf die Sekunde vorprogrammiert ist. Dabei herrschen bei den Fach- und Kassenärzten ähnliche Zeitvorgaben wie bei der Fertigungsmontage von Möbeln.  Die Krankenversicherungen zahlen für eine Ordination, für verschiedene Behandlungen genau nach Tarif und dafür festgelegten Zeiten. So wird der Mensch, wie der Sessel, als immer schon als etwas Herzustellendes gedacht,  als etwas Technisches.

Warteschleife.

jam:mer I

Wir jammern über zu vieles, dies beginnt bei einer Selbstverständlichkeit wie das Wetter. Jeder weiß,  dass wir darauf mit unserem Umweltverhalten Einfluss haben.  Aber wir können das örtliche Wetter, welches heute, morgen oder am Wochenende sein wird nicht beeinflussen.  Trotzdem schimpfen wir, wenn es in der Freizeit mit dem Wetter nicht klappt. Dabei erlauben es unsere vielfältigen Möglichkeiten für jedes Wetter etwas Passendes zu finden. Wir rühmen uns, wie aufgeschlossen und flexibel wir sind und dann zeigen wir uns, wenn es um die Aktivitäten bei der Freizeitgestaltung  geht, sehr konservativ. Wir geben dem Wetter die Schuld, wenn wir bösartig und grantig werden, weil es uns nicht erlaubt mit den Nordic Walking Stöcken in das Freie zu starten.

Kleinlich sind wir auch, geht es darum eine bestimmte Wurstsorte für den Abendtisch im Supermarkt zu finden oder eine spezielle Marmelade, von einer bestimmten Firma. Oft bestehen wir darauf mit dem Auto ruhig einmal drei Kilometer weit zum nächsten Supermarkt zu fahren um den gewünschten Wurstaufschnitt zu erhalten. Partout schimpfen wir darüber, haben wir Lust zum Fernsehen, dass wir dafür keine passende Sendung oder Film finden. Dabei verfügen die meisten Haushalte über Sattelitenempfang und eine Senderauswahl von über hundert Programmen. Drückt sich bei all diesem Missmut unsere Übersättigung aus?  Wir sind Konsumenten auf hoher Ebene, denen das Normalfutter nicht mehr schmeckt. Wir wollen etwas Exotisches, was zumeist nicht in unseren Breiten wächst.

Eine Bekannte klagte darüber, dass die Hauskatze nicht mehr frisst, höchstens ein paar Schnapp macht und den Rest im Fressnapf stehen lässt.  Sie kommt nur mehr in die Küche, wenn es frisches Hühnerfleisch gibt. Die Bekannte machte sich Sorgen, dass ihrer Katze Ulli etwas fehlt, vielleicht eine  Magenschleimhautentzündung? Womöglich leidet sie an Zahnschmerzen oder ein beginnendes  Nierenleiden?  Die Nahrungsverweigerung dauerte schon einige Tage und sie fuhr mit Ulli zum Tierarzt. Nach der gründlichen Untersuchung durch den Tierarzt war die Diagnose des Arztes ernüchternd: Die Katze ist überfressen. Dem wesen nach sind wir Tiere mit einem Ichbewusstsein.

Eine warme Mahlzeit.

IS:lahm

Ein emotionsgeladenes Thema ist der Islam, die Islamisten, die Dschihadisten und die IS – Kämpfer. Trotz verschiedener Bemühungen  uns darüber zu informieren, kommen wir zumeist mit unseren Stellungnahmen nicht weit. Bei mir kommt es zeitweise zu einer Gedankenblockade, soviel ich auch hin und her überlege, ich komme zu keinem eindeutigen Resultat. Es ist unwahrscheinlich, dass man ohne tiefere Kenntnisse der umfassenden Materie, eine Beurteilung abgeben kann. Kommen Vorschläge zu einer Entschärfung des Konflikts von westlicher Seite, so haben diese westlichen Wissensstandard und Ansichten. So stoßen unsere Analysen auf der Gegenseite nur auf Unverständnis. Im Kernbereich des Islam herrscht Gleichmut, den reichen Ölpotentaten geht es darum, dass sie in einem autoritären Staat an der Macht bleiben. Dabei kommt ihnen, nach meinen Informationen, der Islam mit seiner Rechtsprechung sehr zugute. Mit den einzementierteten Vorschriften, die keine Öffnung der Gesellschaft zulassen. Das Selbstverständnis der Männer ist ein ganz anderes, als bei uns. Warum sollen diese die in den Moscheen, in den Regierungen oder auch nur am heimatlichen Herd an der Macht sind, etwas von ihren Privilegien aufgeben?  Wer ist schon bereit, egal in welchem Land der Erde, sich selbst zu reformieren?  Jene, die nur ein wenig Freiheit oder Liberalismus einfordern, werden mit aller Härte der Scharia verfolgt und bestraft.

Aus einem fehlgeleiteten Gottesverständnis knechtet und verfolgt man die andersgläubige Bevölkerung im Namen Allah. Sie sind überzeugt ihm einen Dienst zu erweisen. Dieses Denken und Handeln hat es über Jahrhunderte auch bei den Christen  gegeben. Wer in der EU unter dem Druck der Mehrheitsbevölkerung leidet, wie die Migranten, findet in den Versprechungen der Dschihadisten  eine willkommene Alternative. Speziell die Jugend, die es hinnehmen muss, dass ihnen der Wohlstand täglich auf der Nase herumtanzt. Dabei wird man empfänglich für die Botschaft von einem neuen Reich und einem neuen Menschen.

68er Bewegung.

fliegen:fänger

Ein Allzweckschädlingsbekämpfungsmittel, so wie heute ein Cif- Allzweckputzmittel eingesetzt wird, war am Bergbauernhof in den sechziger Jahren eine Dose DDT Schädlingsbekämpfungsmittel. Überall  wo sich Insekten zeigten, egal ob Ameisen, Engerlinge und sonstiges, wurde es aufgetragen. Auch die sogenannten Fliegenfänger, der Marke Aeroxon  wurden in dieser Zeit  viel verwendetDiese waren mit einer süßlichen und klebrigen Masse bestrichene Streifen, welche über dem Esstisch, dem Küchentisch und der Kommode vom Plafond baumelten. Diese lockten die Fliegen an, welche daran kleben blieben, es gab für sie kein Entkommen. Sie zappelten und surrten noch eine Zeitlang, dann trat Ruhe ein. Das Mittagessen wurde von diesem Surren begleitet. Im Sommer war die Fliegenplage am größten und einmal im Monat wurden die Fliegen vergast. Alle offenen Lebensmittel wurden abgedeckt, Fenster und Türen abgedichtet und dann die vorbereiteten Räucherkegel angezündet. Für zwei Stunden durfte niemand die Küche betreten. Danach wurde gut durchgelüftet und die toten Fliegen am Küchenboden zusammengekehrt. Für ein bis zwei Wochen war die ärgste Fliegenplage gebannt. Bei diesem lockeren Umgang mit Schädlingsbekämpfungsmittel, heute würde man sagen hochgiftigen Stoffen, ist mir nichts bekannt, dass Gesundheitsschäden aufgetreten sind. Waren die Menschen damals weniger störanfällig?

Die Fliegen gehörten im Sommer am Bauernhof zum Alltag. Sie waren, wie heute es die Wohnungskatze oder der Wellensittich ist, Familienmitglieder. Den Kühen und Pferden setzten die Fliegen, besonders aber die Bremsen, arg zu. Diese saugten sich an der Haut der Tiere fest und pumpten sich voll mit Blut. Gleichzeitig verursachten sie einen Juckreiz, auf den die Tiere mit ihren zur Verfügung stehenden Mitteln reagierten. Zum einen benützen sie die Beine um zuzuschlagen, setzten ihre Hörner ein und wedelten mit dem Schweif in alle Richtungen um die Plagegeister loszuwerden. Von den Bemühungen, die Quälgeister zu vertreiben waren auch wir, die mit den Tieren Umgang hatten, mitbetroffen. Brachten wir mit dem Pferdewagen das Heu oder das Getreide in die Scheune, dann bedurfte es einiger Umsicht, dass Pferd von allen Sträuchern, welche am Wegesrand standen, fernzuhalten. Am liebsten wäre  das Pferd in die Sträucher ausgebüchst, um die Plagegeister abzustreifen. Mit dem eingespannten Heuwagen wäre dies eine Katastrophe gewesen. An den schwülen Sommerabenden passierte es, dass die Kuh beim Melken mit dem Schweif einem eines über den Kopf gab. Treffen wollte sie die Fliegen, die Bremsen und andere Plagegeister auf ihren Flanken. Krasser konnte es zugehen, wenn sie mit einem Hinterbein ausschlug und dabei den Melkeimer traf, der durch die Luft wirbelte.

Das Fliegenpapier.