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Am späten Nachmittag fuhren wir mit der S-Bahn von Klagenfurt nach Villach zurück und wir waren nicht überrascht, dass der Zug gut besetzt war. Viele Schüler waren unter den Fahrgästen. Wir bemühten uns einen Sitzplatz zu ergattern. Eine Frau war so höflich und hat zwei Taschen, welche sie auf dem Nebensitz deponiert hatte, zur Seite gestellt. Ich bedankte mich für das Platz machen, sie benützt den Zug täglich für die Fahrt von und zur Arbeit. Seitdem das Klimaticket eingeführt wurde hat die Zahl der Fahrgäste nach ihrer Beobachtung zugenommen. Das heute der Zug so bumvoll ist, hat auch sie überrascht. Auf ihrem Schoß hatte sie ein Buch über gesunde Ernährung. Nach meinem Dafürhalten interessieren sich hauptsächlich Frauen für gesunde Ernährung, für Bio Lebensmittel. Mein Ansatz ist, sind alle anderen Lebensmittel welche kein Biozertifikat, kein Biopickerl haben giftig? Derzeit gibt es einen Hype bei Bio Lebensmitteln, weil die Supermarktketten eine Umsatzsteigerung wittern.    

Die freien Sitzplätze wurden immer weniger, einige Personen standen schon auf der Plattform zwischen den Waggons. Einer eleganten Dame, welche ich im Blickfeld hatte, war anscheinend die Vorstellung, dass sich jemand neben sie setzt unangenehm. Demonstrativ hat sie mit der Einkaufstasche von einem bekannten, hochpreisigen Modegeschäft, in der Klagenfurter Innenstadt den Platz neben sich freigehalten. Während unseres Bummels in der Altstadt von Klagenfurt sind wir auch beim besagten Modegeschäft vorbeigegangen. Ich erinnere mich genau, dass dort ein Damenmantel für den Herbst um € 3.500.– im Schaufenster ausgestellt war.

Meine Nachbarin stieg wie wir in Villach aus und ist in die S-Bahn nach Hermagor umgestiegen. Wie sie vorher erzählt hat, hat sie in Arnoldstein die Volksschule besucht und zu dieser Zeit bei mir, in der Papierhandlung, eingekauft. Beim Zugfahren ergibt sich manchmal die eine und andere nette Begegnung. Nach einem schönen Tag in Klagenfurt und einer unterhaltsamen Hin- und Rückfahrt mit der S-Bahn erfahren wir am Abend in den Nachrichten, dass es beim Ukraine Krieg zu einer weiteren Eskalation von Russland gekommen ist. 

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Nach dem Verlassen der Transportbox verkroch sich Sissi sofort unter dem Tisch im Apartment und ist dort wohl auch über Nacht geblieben. In der Nacht hat sie dem Geräusch nach einmal das Katzenklo benützt. Das Ausstreuen des Trockenfutters auf den Boden morgens lockte sie unter der Eckbank hervor.  Damit war der Bann gebrochen und ihre Neugierde hat gesiegt. Vorsichtig wurde das Apartment Raum für Raum erkundigt. Nach vier Tagen konnten wir zurück in die Wohnung, mit Katze und Kegel, wie es im Volksmund heißt.

Eine Woche später bemerkten wir zufällig, dass eine Stelle, in der Größe von einem halben Handybildschirm, auf der Seitenflanke von der Katze völlig nackt war. Kein einziges Haar, bloße Haut, aber nicht entzündet. Beim Kontrolltermin in der Tierarztpraxis Völkendorf habe ich diese Auffälligkeit angesprochen. Die Tierärztin hat nachgefragt, ob es in den letzten Wochen eine Veränderung in der Wohnung gegeben hat oder ob jemand neu in der Familie dazugekommen ist? Da habe ich von dem kurzen Wohnungswechsel im Zuge des Fenstertausches erzählt. Die Tierärztin erklärte mir, dass die Katze auf diese Übersiedelung oder die Veränderung in der Wohnung reagiert hat. Menschlich würden wir sagen, dass sie aus Nervosität an einer Stelle intensiv das Fell geputzt hat und dadurch sind dort sämtliche Haare diesem Putzen zum Opfergefallen. Dies sei ein instinktives Abreagieren auf ungewohnte Situationen.

Dazu ergänze ich, dass wir bei Situationen welche uns überfordern leicht dazu neigen eine coole Seite an den Tag zu legen. Gegenüber unserer Umgebung behaupten, dass uns dies nicht belastet und wir die Situation leicht meistern. Innerlich kann es ganz anders aussehen. Wir unterdrücken unsere Befürchtungen und dann sieht sich der Körper veranlasst gegen die Überforderung zu wehren. In solchen Situationen kann es auch bei uns zu einem Hautausschlag, bekannt ist die Gürtelrose, zu einer Sehstörung oder zu Herzbeschwerden kommen.

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In historischen Berichten ist oft die Rede davon, dass es Monate dauerte bis die großen Ereignisse in fernen Ländern auch in den hintersten Ortschaften Europas bekannt wurden und Wirkung zeigten. Demgegenüber hat sich vieles geändert, die Kunde von globalen Ereignissen verbreitet sich heute in sekundenschnelle um den Erdball. Wobei es dadurch bei unzähligen Menschen zu Problemen kommt, wie mit diese Nachrichtenflut umzugehen. Kein Handwerker, welcher derzeit nicht darüber klagt, dass es wegen dem Ukraine Krieg zu Lieferengpässen bei verschiedenen Baumaterialien kommt. Dazu kommen die Preissteigerungen durch die höheren Energiepreise und manches Angebot wird hinfällig. Wir sind froh darüber, dass wir den Fenstertausch in der Wohnung im März dieses Jahres durchgeführt und ihn hinter uns haben. Geplant war er für Mitte Oktober vor einem Jahr, aber damals gab es Verzögerungen bei der Produktion. Damals wegen der Coronakrise, es gab Lieferausfälle bei den Beschlägen. Vorausschauend haben wir schriftlich einen Liefertermin und auch den Preis vom Angebot fixiert. Die Preise für Kunststofffenster sind in diesem Jahr um etwa fünfzehn Prozent gestiegen.

Die Unannehmlichkeiten in der Wohnung, welche zwangsläufig bei einem umfangreichen Fenstertausch entstehen, das Entfernen der alten Fensterstöcke, erweitern der Fensteröffnung, der Staub und der Lärm bei den die Montagearbeiten, wollten wir uns ersparen. Die Montage- und Reinigungsarbeiten hätten den Aufenthalt in der Wohnung über einige Tage verleidet. Dieses Unwohlsein haben wir vermieden und uns für ein paar Tage in einem naheliegendem Familienhotel eingemietet. Wie wir trotz schonender Arbeitsvorgänge das Chaos, den Lärm und den Staub in der Wohnung gesehen haben, waren wir froh, dass wir unseren Alltag vorübergehend im Appartement verbringen konnten. Bedenken hatten wir wegen unserer Hauskatze Sissi, wie sie auf diesen Wohnungswechsel reagieren wird? Vor drei Jahren haben wir sie aus dem Tierheim geholt, seitdem war sie noch nie außer Haus. Unsere Garderobe und Toilettenartikel, von der Katze den Kratzbaum, Schlummerdecke, Fressnapf und Katzenklo wurden im Auto verstaut. Los ging die Fahrt, welche fünf Minuten dauerte. Fortsetzung folgt…

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Viele werden sich die Gratiszugfahrt anders vorgestellt haben. Die Dame neben mir hatte ihren Hund dabei, welcher sich am Boden bei ihren Füßen, versehen mit einem Maulkorb, ruhig verhielt. Ich bemerkte, dass ich zum Glück keine Allergie gegen Hundehaare habe. Wohl aber allergisch auf einige Pollen im Frühjahr reagiere und auf die europäische Hausstaubmilbe. Dies wurde gerade erst bei einem Allergietest festgestellt. Die Hausstaubmilbenallergie entbindet mich von jeder Hausarbeit wie Staubsaugen oder Staubwischen. Bei dieser Bemerkung gab es plötzlich rundum schmunzelnde Gesichter und ein zurückhaltendes Lächeln. Die Frau nützte die Freifahrt für einen Ausflug nach St. Veit, sie war noch nie dort. Allerdings gibt es die Gratisfahrt nur für ihre Person, für den Hund musste sie einen Fahrschein lösen. Der Mann gegenüber erzählte, dass er das Bahnangebot dazu benützt um nach Friesach zu fahren. Er will sich dort über den mittelalterlichen Burgenbau informieren. Der Burgenverein hat sich zum Ziel gesetzt, eine Burg mit den Baustoffen und den Werkzeugen zu errichten, welche im Mittelalter den Handwerkern zur Verfügung gestanden sind. Der Mann kam aus Gmünd und war ein pensionierter Maurer. Er freute sich darauf, bei einer Führung in die Bauweise des Mittelalters Einblick zu erhalten. Damals wurden alle Steine mit Hand Meisel behauen und das Holz mit Axt und Handsäge bearbeitet. Für die Leistung dieser Handwerker hegte er großen Respekt, vor allem wenn man sich die gewaltigen Burgen ansieht.

Er war bei der Baufirma Isola & Lerchbaumer, heute Strabag, in Spittal an der Drau beschäftigt. Besonders im Herbst war der Arbeitsstress auf der Baustelle groß, weil viele Arbeiten mussten vor dem Winter fertiggestellt werden. Bei den Hotels wurden in der Zwischensaison die notwendigen Renovierungsarbeiten durchgeführt. Wenn am 22. Dezember der letzte Handwerker bei der Hintertür das Hotel verlassen hat, ist vorne beim Hoteleingang der erste Weihnachtsgast hereingekommen. Beim miteinander reden verging die Zeit schnell und wie wir in Klagenfurt ausgestiegen sind machten die Meisten ein fröhliches Gesicht.

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Im Villacher Becken hatten wir eine sonnige, milde, erste Oktoberhälfte, in dieser Zeit habe ich mir erste Notizen für diesen Blogbeitrag gemacht. Auch weil in allen öffentlichen Medien die Aufrufe zum sparsamen Umgang mit der Energie, egal ob Benzin, Gas, Strom, Fernwärme & Warmwasser immer massiver geworden sind. Mir ist diese Dringlichkeit unwirklich vorgekommen, auf dem Balkon blühten die Rosen, die nahen Gärten waren voll mit Endiviensalat und Tomaten, rosaroten und violetten Herbstblumen. Die Sonnenstrahlen reichten aus um das Wohn- und Schreibzimmer zu beheizen. Wie Hammerschläge klopften die Worte Mobilitätswende, Energiekrise und Ukrainekrieg an die Glasscheiben der Schiebetüren vom Balkon.

Jährlich im Herbst wird versucht die Kärntner von den Vorzügen des öffentlichen Verkehrs zu überzeugen. Eine Woche lang haben alle die Möglichkeit Bus und Bahn gratis zu benützen. Die Partnerin und ich waren der Überzeugung, dass an einem Wochentag der Andrang zu der gratis Bahnfahrt nicht so stark sein wird, wie am Wochenende. Wir planten für den Mittwoch einen Stadtbummel in Klagenfurt und für die Hin- und Rückfahrt den Zug zu benützen. Eine Viertelstunde vor der Abfahrt waren wir in Villach am Bahnsteig. Durch die Zugfenster sahen wir, dass die Abteils schon gut besetzt waren. Auch hinter uns strömten weiter Menschen auf den Bahnsteig. Rasch stiegen wir in den nächsten Waggon ein und erwischten zwei freie Sitzplätze. Mich wunderte es nicht, wie steif und für sich abgekapselt die Fahrgäste auf den Sitzen saßen. Unter ihnen werden einige eher in Ausnahmefällen mit dem Zug fahren oder möglicherweise überhaupt das erste Mal. Wohl jeder wird sich an das geflügelte Wort aus Coronazeiten erinnert haben, Abstandhalten und Maskentragen. Hier sitzt man heute Jacke an Jacke, Sakko an Sakko, in einem überfüllten Zug, alle ohne Maske. Bei manchen ist das Lächeln im Gesicht zu Eis erfroren, kein Hallo oder ist der Platz noch frei.