fahr:plan

Im Railjet 532 von Villach nach Wien beobachte ich über einen längeren Zeitraum einen Sitznachbar wie er sich abmühte, Zugsverbindungen aus mehreren Fahrplanheftln zu fixieren. Vor sich hatte er die von der ÖBB zur Verfügung gestellten, gesplitterten Fahrplanheftln. Diese zeigen die Verbindungen für jeweils einen Streckenabschnitt an, zum Beispiel Klagenfurt-Salzburg. Wer für die Planung seiner Zugreise diese Heftln benützt, um von Oberdrauburg nach Puchberg am Semmering zu reisen, braucht dazu mehrere. Es gibt keine Gesamtübersicht. Der Pensionist notierte die Umsteigeorte, Ankunfts- und Abfahrtszeiten, fein säuberlich auf einem kariertem Blatt Papier. Heute werden von vielen Zugreisenden, von der jüngeren Generation soundso, aus dem Internet die Fahrpläne ausgedruckt. Dort genügt es, den Abfahrtsbahnhof und den Zielbahnhof, so wie den Reisetag einzugeben. Umgehend erhält man mehrere Vorschläge zu den Zugsverbindungen. Es besteht die Möglichkeit die Fahrkarte auf das  herunterzuladen. Für die Smartphonegeneration ist dies der Alltag. Den Senioren werden Internetkurse angeboten, wo diese das Buchen von Fahrplänen oder das Buchen eines Urlaubszimmer lernen können. Erste Schritte im Web, welche den Alltag vereinfachen sollen.

Ich spreche den Sitznachbar auf seine mühevolle Arbeit an und verweise auf die Möglichkeit der Fahrplanauskunft im Internet. Er stellt sich als pensionierter Bahnhofsvorstand vor. In seiner Berufszeit musste er,  bei der Nachfrage nach Zugsverbindungen, diese aus den Kursbüchern zusammenzustellen. Beim Erwähnen der gedruckten Kursbüchern der ÖBB und der DB kommt er in das Schwärmen. In seiner Berufszeit gab es kein Web und keine online Fahrpläne. Die Zugsverbindungen mussten mit Umsicht aus dem Kursbuch herausgefiltert werden. Heute ist es ein Hobby von ihm, aus analogen Fahrplänen die Verbindungen zu eruieren. Dieses Hobby lässt er sich nicht durch das Internet verdrießen.

Internetabstinenz

ge:kreuzigt

Dieses Jahr wiederholte sich der dreißigste Todestag von Thomas Bernhard, einen Autor den ich bewundere. Aufmerksam habe ich sein Frühwerk gelesen und seinen Kampf gegen die katholischen Zustände in der Republik Österreich verfolgt. Für mich ist sein dreißigster Todestag in zweierlei Hinsicht bemerkenswert: Einerseits weiß ich wie betrübt ich von seinem Ableben war, anderseits sind inzwischen dreißig Jahre meines Lebens verstrichen. Als ersten Schritt gegen das Altern sollte die Zeitrechnung in einer großen feierlichen Zeremonie beerdigt werden. Damit hätten wir uns von einer bedrückenden Erfindung der Menschheit befreit. Unser Leben würde nicht als ein in Zahlen gefasstes Vergehen erscheinen, eher wie der Wechsel der Jahreszeiten. Wir würden vom duftenden Frühjahr zu harter Arbeit in den Sommer und zu einem reich gedeckten Tisch in den Herbst wechseln. Der Winter verlangt von uns mit unseren Ressourcen hauszuhalten. Der wichtigste Wunsch ist einen wohligen Platz zu finden, von wo wir den stürmischen Gezeiten zusehen können. Langsam werden die Tage kürzer, bis wir am frühen Nachmittag einschlafen, zu müde um auf den Abend zu warten.

Der Gekreuzigte erinnert uns an unsere Hinfälligkeit und Sterblichkeit. Instinktiv rennen wir vor dem Kreuz davon, außer wir hängen selbst am Kreuz. Der gekreuzigte Jesus zeigt uns, dass wir mit unserem Leid nicht alleine dastehen, dass er mit uns mitleidet. Nur wenige suchen bei ihm Trost in schwerer Stunde. Sein Tod und seine Auferstehung ist ein Versprechen, dass unser leiblicher Tod dereinst nicht das Ende sein wird. Wir werden in einem neuen Bewusstsein auferstehen und weiterleben. Ob die Institution Kirche zu diesem Glauben etwas beitragen kann ist zweifelhaft, weil sich ihr Personal von den Aussagen der Bibel weit entfernt hat. Durch die Jahrhunderte hat die oberste Glaubensinstanz an den Texten der Bibel gefeilt, gefräst und manipuliert. Ob es für uns ein Weiterleben nach dem Tod geben wird werden wir vorher, mit oder ohne die Aussagen in der Bibel, nie genau wissen.

Hoffnung

kar:freitag

Bei der Karfreitagsdiskussion wurde in ökumenischer Eintracht, von den Spitzen der evangelischen und der katholischen Kirche vorgeschlagen, den Pfingstmontag für einen freien Karfreitag einzutauschen. Ob uns Katholiken die Institution Kirche, bei den Turbulenzen in Kärnten und den sexuellen Missbrauchsfällen durch ihr Kaderpersonal noch glaubwürdig nach außen hin vertreten kann, ist fraglich? Keiner der katholischen Würdenträger wurde von uns Kirchenmitgliedern in freier Wahl gewählt. Zumeist werden die Spitzenpositionen in den einzelnen Bistümern von Rom fremdbestimmt. Ein demokratischer Umkehrschluss wäre, dass die Bischöfe dereinst von den Gläubigen in einer freien Wahl gewählt werden. In Angleichung an das Prozedere in der Demokratie, könnten die Bischöfe dann in einer geheimen Wahl den Papst wählen.

Eine Variante wäre, den Österreichern die Möglichkeit zu geben, selbst darüber abzustimmen, wie sie es in Zukunft mit dem Karfreitag halten wollen? Ob sie zu einem Feiertagstausch bereit sind? Zum Wesen einer Demokratie gehört, dass die Regierungsvertreter von den Bürgern gewählt werden. Die Menschen haben die Möglichkeit eine Partei zu wählen, welche ihrer Lebensauffassung am besten entspricht. Zudem gibt es spezifische Interessenvertretungen wie Arbeiter- oder Wirtschaftskammer. Auch bei diesen Gremien werden die Funktionäre von den Mitgliedern in einer freien Wahl gewählt.

Bischofswahl

spenden:vorhang

Geht es um die Stabilisierung einzelner Zonen in Afrika, um den Aufbau lokaler Infrastruktur oder Kleingewerbebetrieben, so liest man darüber selten etwas erfreuliches. Wenige Meldungen, dass dies und jenes in den letzten Jahrzehnten erledigt wurden. Muss ich annehmen, dass jenes, was durch die Entwicklungshilfe erreicht wurde, durch bürgerkriegsähnliche Konflikte wieder zerstört wurde?

Wie kreativ manche Spendenaufrufe sind, zeigte sich während einer Messfeier in der Vorweihnachtszeit in Völkendorf. Zwei Ministranten hatten eine Kutte über, ein Ministrant hatte sich in Rock und Bluse gezwängt. In einer Live Aktion bemühte sich ein Mitglied des Pfarrgemeinderates die Messebesucher auf diese missliche Lage hinzuweisen. Dazu stellte sie die drei Ministranten vor und erzählte, die Pfarre verfüge nur über zwei Kutten. Der dritte Ministrant fühle sich in seinem alten Outfit unwohl. Das Unwohlsein konnte man dem Ministranten am Gesicht ablesen. Dies betraf nicht nur sein Gewand, wohl auch die öffentliche Zurschaustellung. Wie auf einem Marktplatz des siebzehnten Jahrhunderts, bei einer menschlichen Abnormität.

Das Mitglied des Pfarrgemeinderates bat um Spenden für den Kauf einer dritten Kutte. Dabei geht es für die Pfarre um einen Betrag von maximal hundert Euro, der im Haushaltsplan kein Problem sein dürfte? Wenn unerschwinglich, genügt dann nicht ein Spendenaufruf, ohne den Jugendlichen vor den Vorhang zu holen?

Bischöfliches Mensalgut