energie:ferien

Die Kärntner setzen ihre Hoffnungen auf Schnee, nach den grünen Weihnachten und dem frühlingshaften Jänner, in den Februar. Bald beginnen die Energieferien und viele Kinder möchten gerne Schi fahren oder Eis laufen. Der heutige Tourismus ist nicht energiesparend, die Bezeichnung Energieferien wurde vor dreißig Jahren eingeführt und ist irreführend. In Mittelkärnten gibt es für eine durchgehende Schneedecke oft zu wenig Schnee, dies schmälert auch die Umsätze bei den Skiliften. Nur die höher gelegenen Wintersportzentren sind ausgelastet. Man kann sagen, dass es auf Grund der Witterungsverhältnisse in diesem Schuljahr dreimal Osterferien geben wird oder werden es weiße Ostern? Überall sieht man die Kinder beim Radfahren und Ballspielen.

Die Sportartikelhändler, die Kleider- und Schuhhändler, versuchen mit reduzierten Preisen die Winterware zu verkaufen. Im Lager stapelt sich die Frühjahrsware, nicht die Jahreszeiten oder das Wetter bestimmen unseren Jahresablauf, sondern die neue Kollektion der Schuh- und Kleiderindustrie. Von der Ware in den Schaufenstern der Schuh- und Textilgeschäften wird  unser Lebensrhythmus beeinflusst.

Zwei Paar Schuhe

vogel:flieg II

In der heutigen Berufswelt liegt die Aufmerksamkeit und Konzentration nicht bei der Arbeit selbst, sondern bei den Meldungen die über das Handy hereinkommen. Bei einem Drittel der Verkehrsunfälle ist heute die Benützung des Handy oder des Navigationsgerätes während der Fahrt mitschuldig. Es ist nicht verwunderlich, dass die Zukunftsstrategen dafür plädieren, die Steuerung des Autos gleich einem Computerprogramm zu überlassen. Der Mensch wäre nur mehr Beifahrer und könnte sich auch hier seiner liebsten Beschäftigung, dem Amüsement hingeben. Im jetzigen Alltag stellt die Führerscheinprüfung eine Auslese dar. Damit wird auch das Verkehrsaufkommen ein wenig gedrosselt. Wie wird es mit dem Straßenverkehr weitergehen wenn jeder, ohne einen Führerschein zu besitzen, mit einem selbstfahrenden Auto unterwegs sein kann?

Ob das computergesteuerte Gefährt weiter die Bezeichnung Auto tragen wird, ist noch offen. Eventuell schreitet die Optimierung des Menschen weiter fort und er selbst wird zu einem selbstfahrendem Gefährt. Der Ruf nach menschlicher Optimierung wird bestimmt zunehmen. Wir wissen, schon Leonardo da Vinci hat Fluggeräte konstruiert, um dem Menschen das Fliegen mit eigener Muskelkraft zu ermöglichen.

Die Vorstellung mit eigener Muskelkraft zu fliegen, hat seit Leonardo da Vinci nichts an Faszination verloren. So versuchte der Schneider von Ulm noch Anfang des achtzehnten Jahrhunderts, den in Ulm zu Besuch weilendem Kaiser, davon zu überzeugen. Seine Vorführung mit einem Gleitschirm  ist wegen des ungünstigen Absprungortes kläglich gescheitert. Der Schneider fiel in die vorbeifließende Donau.

Eisschollen

vogel:flieg I

Vor drei Jahrzehnten hat Neil Postman seinen Bestseller „Wir amüsieren uns zu Tode“ veröffentlicht. Er befasste sich mit den möglichen Folgen, welche der stundenlange Fernsehkonsum für die geistige Entwicklung des Menschen haben könnte. In dem Buch setzte er sich mit der Gefahr auseinander, dass alles zur Show wird, ohne Inhalte: „Unsere Priester und Präsidenten, unsere Chirurgen und Anwälte, unsere Pädagogen und Nachrichtensprecher brauchen sich nicht sonderlich zu mühen, um den Anforderungen ihrer Fachgebiete zu genügen, sie müssen vor allem den Anforderungen gewachsen sein, die an eine gute Show gestellt wird.“ (N. Postmann)

Heute haben seine Aussagen noch mehr Gültigkeit, da es für die Amüsiertheit durch die permanente Verfügbarkeit von Filmen und Videos im Internet keine zeitliche Beschränkung gibt. Von 0 bis 24 Uhr. Zu Neils Postmann Zeiten war es üblich, dass Kinder und Jugendliche im häufigsten Fall, täglich ein bis zwei Stunden vor dem Fernseher saßen. In den meisten Familien beschränkte sich die Erlaubnis für die Kinder zum Fernsehschauen auf den Samstag- und Sonntagnachmittag. In Österreich gab es in den 70er Jahren noch viele Haushalte, welche keinen Fernseher hatten. Die Erwachsenen gönnten sich ein- bis zweimal die Woche einen Fernsehabend und dabei vor allem zum Wochenende. Es dauerte nicht lange und das Fernsehkastl wurde als Familienmitglied adoptiert.

Heiteres Beruferaten

sprech:zimmer II

Zum Großteil sind die Wartezimmer der Ärzte heute weitläufiger und einladender geworden. Es ist möglich sich darin wohl zufühlen und mit dem nächsten Patienten keine Tuchfühlung, gemeint ist Körperkontakt, zu haben. In manchen städtischen Gemeinschaftspraxen habe ich den Eindruck, es handelt sich dabei um die Rezeption eines Innenstadthotels. Das verhaltene Benehmen der anwesenden Personen zerstreut diesen Gedanken sofort. Damit verbunden ist oftmals der Geruch von Ungewissheit und Angst, statt frischer Raumluft. Dem gegenzusteuern stehen in  vielen Arztpraxen Blumen und Palmen. Auf den Couchtischen liegen aktuelle und saubere Zeitungen und Illustrierte auf. Für quirlige Kinder gibt es eine Spielecke und die Erwachsenen finden bei der Anmeldung eine Schale mit Zuckerln vor. Für die Begleitpersonen sind diese eine willkommene Erfrischung, weil die Patienten sind zumeist auf ihre Beschwerden fixiert und mit ihren Gedanken im Sprechzimmer beim Arzt. Der Griff danach, da nicht Patient, kann mit einer Pointe verbunden sein. Die Frage an die Sprechstundenhilfe richten: „Muss man  für den Genuss von einem Hustenbonbon auch die Ecard  (elektronischer Krankenschein) bereitstellen. Zählt der Genuss eines Hustenbonbons als Arztbesuch und wie wird diese Leistung von der Krankenkasse vergütet?

Rätselhaft ist mir, dass der Begriff Sprechzimmer und Sprechstunde immer noch gebräuchlich ist. Aufgrund der limitierten Kassenvergütungen und der ungeduldig  wartenden Patienten kann das Sprechzimmer nicht als solches bezeichnet werden. Was gesprochen wird ist ein kurzes Statement vom Arzt zur Diagnose oder der Hinweis auf eine Überweisung zu einer weiteren Untersuchung, zumeist der technischen Art. Ähnlich verhält es sich mit der Formulierung Sprechstunde. Von Seiten der Sprechstundenhilfe wird zumeist darauf bestanden, dass der Patient ihr die Beschwerden schildert, wohl um den Aufenthalt beim Arzt abzukürzen. Von den Begriffen Sprechzimmer, Sprechstunde und Sprechstundenhilfe kommt der Begriff Sprechstundenhilfe  dem Inhalt  und der Alltagspraxis am Nächsten.

Grippezeit.

sprech:zimmer I

Nicht immer strahlten die Wartezimmer der Ärzte eine Atmosphäre aus, wo man sich wohl fühlen konnte. Dabei machte es keinen Unterschied, ob es sich um eine Landarztpraxis oder eine Facharztpraxis in der Stadt handelte. Einstmals legte man auf die Ausgestaltung der Wartezimmer keinen besonderen Wert. Die Wände waren beklebt mit verschiedenen Informationen zu Krankheiten und der Aufforderung zu einer Vorsorge Impfung. Zumeist sah man den ausgehängten Plakaten ihr langes Dasein an. Die Sessel zeigten deutliche Spuren, welche die vielen Patienten hinterlassen hatten. In der Innenstadt handelte es sich oft um Räume mit einem Fenster in den verlassenen Innenhof und die Stühle standen am Gang. Beliebt waren dazumal bei den Fachärzten die sogenannten Wartenummern. Schon früh morgens, ab sechs Uhr, suchte man das Wartezimmer des Facharztes auf und zog eine Nummer. Irgendwo stand ein Hinweis, bei welcher Nummer der Arzt am vorherigen Tag mit der Ordination aufgehört hatte. So konnte man sich ein Bild verschaffen, wie lang die Warteschlange vor einem ist.

Mit dem Frühzug fuhr die Mutter mit mir von Politzen nach Villach, um schnurstracks beim Augenarzt auf den Hauptplatz eine Nummer zu ziehen. Danach erledigte die Mutter verschiedene Einkäufe. Vis a vis gab es das Kaufhaus Warmuth, mit seinem breitgefächerten Sortiment, von der Bekleidung bis zu den Haushaltsgeräten. In der Nähe befanden sich der Eisenhof sowie die Samenhandlung Streit. Im Schaufenster der Buchhandlung Pfanzelt am Unteren Kirchenplatz sah ich Bücher, die ich mir wünschte. Vom zu vielem Lesen hat mir die Schulärztin abgeraten, da ich schon als Kind eine Brille brauchte. Die Ursache dafür sah sie im zu vielen Lesen. Am späten Vormittag eilten wir in die Augenarztpraxis, um auf den Aufruf unserer Nummer zu warten.

Der Nächste.