pilger:wege II

Waren es früher einige Aussteiger, sogenannte Tramper, die auf den Fernwanderwegen unterwegs waren, so sind es heute Kolonnen von Pilgern. Jede in der Öffentlichkeit bekannte Persönlichkeit, sei es aus der Wirtschaft oder der Politik, sieht es als Pflicht, wenigstens ein Stück vom Jakobsweg gegangen zu sein. In unseren Breiten, Südösterreich, wird eine Fülle von Pilgerwegen angeboten, wie Marienweg, Weg des Buches, Hemmapilgerweg, Jakobsweg oder der Kärntner Mariazellerweg.

Die Pilgerreisen der Diözese Gurk sind, in Zusammenarbeit mit einem Busunternehmen, gut geplant. Dabei gibt es Bus-und Flugreisen, nach Polen, Israel, Spanien, Rom und Assisi. An Gedenktagen mangelt es im Kirchenjahr nicht. Besonders attraktiv ist für viele die Reise, wenn der Bischof mitfährt, zumeist mitfliegt. Bei diesen Pilgerreisen sind die Plätze bald ausgebucht. Gerade älteren Personen vermittelt die Teilnahme des Bischofs ein Sicherheitsgefühl, dass alles klappen wird. Aus diesem Anlass ist man gerne gläubig, der Segen von oben, kann einem Bischof ja nicht verwehrt werden.

Für die Pilgerfahrten könnte der verstorbene polnische Papst, Johannes Paul II,  ein Vorbild sein. Man nannte ihn den fliegenden Papst. Wo die Früchte, für seinen Einsatz rund um die Welt, zu sehen sind kann ich nicht beurteilen. Man sagt, die Öffnung des Ostblock hätte er mitverursacht. Zumeist gibt es nur zu ein kurzes Innehalten bei den  Konflikten. Vom Nahen Osten habe ich den Eindruck, dass die verschiedenen Religionen untereinander zu keinem Frieden fähig sind. Anderseits besteht die Gefahr, dass aus der Ursprungsregion des Christentums die Christen vertrieben werden. Es dort bald keine christliche Gemeinden geben wird. Die Kirchen werden von den Andersgläubigen dann wohl umgerüstet, wie es umgekehrt in Europa geschehen ist.

Aug um Aug, Zahn um Zahn, im Auftrag des einen Gottes.

pilger:wege I

Jetzt, wo in Südkärnten der tiefste Winter herrscht, Schneefall und Frosttemperaturen, nicht umsonst wird der Februar als der Höhepunkt  des Winters bezeichnet, locken die Reisebüros in ihren Schaufenstern mit den neuen Reisekatalogen. Bilder mit blauem Himmel, Sonnenschein, Palmen und braungebrannten Menschen. Bei diesem Anblick kriecht so mancher noch tiefer in seinen Mantel  hinein, schlägt den Mantelkragen hoch und zieht die Mütze über beide Ohren. Ich weiß nicht, wie viele Menschen, vor allem der zweiten Lebenshälfte, prozentmäßig in ihrem Innersten den Winter verwünschen. Sie wären gerne in einer wärmeren Region. Ein mildes Klima verursacht zumeist ein weniger an körperlichen Beschwerden, als das nasskalte Winterwetter. Jetzt droht die Gefahr an etwas so banalem, wie einem Schnupfen, Husten oder Grippe zu erkranken. An eine lebensbedrohende Lungenentzündung will niemand  denken. Kaum gibt es Schnee und Eis häufen sich auch die Ausrutscher, die können böse Folgen haben, einen Armbruch oder eine Prellung der Hüftknochen.

Ganz in uns freuen wir uns lieber auf den Sommer und meiden den Winter. Dies wagt sich  niemand öffentlich zu äußern, wir fürchten den Shitsturm der öffentlichen Meinung. Zudem kommt der Bannstrahl der Fremdenverkehrswirtschaft, die den Wintertourismus in Gefahr sieht,  wenn die Front der Wintersporturlauber abbröckelt. Wobei die meisten eine schöne Winterlandschaft genießen können, sich dabei umso mehr nach der geheizten Wohnung sehnen.

Durch die Säkularisierung unseres Alltags lassen die Besucherzahlen bei den Gottesdiensten nach, abgesehen von den hohen Feiertagen. In einem anderen Bereich bei der katholischen Kirche gibt es regen Zulauf. Sie haben eine Geschäftslücke entdeckt, die sich die einzelnen österreichischen Diözesen zu Nutze machen. Es gibt jetzt eigene Referate  für Pilgern und Reisen.  Diesen Erfolg  kann man in der wöchentlichen Kirchenzeitung, Sonntag,  nach verfolgen. Gibt es bei den Aktivitäten in der Erwachsenenbildung mäßigen Zuspruch, so herrscht bei den Fotoshooting der Pilgergruppen ein dichtes Gedränge, damit alle in das Bild kommen. Bei den Pilgerreisen verbindet sich die Reiselust der Menschen, die Neugier nach historischen Bauten, das Bedürfnis nach Spiritualität in angenehmer Gesellschaft und die Erkundung abwechslungsreicher Landschaften, zu einem gefragten Artikel.

Business.

vor:sorglich

„Im österreichischen Gesundheitssystem sind wir gut aufgehoben“, so hören wir es von den öffentlichen Vertretern, egal ob auf Bundes- oder Landesebene. In diesem Jahr finden in Österreich einige Landtagswahlen statt, es ist ein kleines Wahljahr.  Neben dem Argument, dass die Pensionen gesichert sind, ist die Ankündigung, dass keines der bestehenden Krankenhäuser geschlossen wird in der Wahlwerbung ein Allheilmittel. Keiner der Politiker erlaubt sich das Gegenteil anzukündigen, weil in Österreich der größte und der verlässlichste Wähleranteil die über Fünfzigjährigen sind. Ab diesem Alter treten die meisten Krankheiten auf und man macht sich Sorgen um die Höhe der Pension, welche man einmal erhalten wird.

Ein weiteres Schlagwort ist die Forderung nach Einführung einer Reichen-bzw. Millionärssteuer. Mir persönlich tut es leid, dass ich in meinem Verwandten- und Bekanntenkreis niemanden kenne, der diesem Segment angehört. So gehöre ich nicht zur sozialen Oberschicht oder bin einfach am falschen Ort. Unteranderem will man mit dieser Reichensteuer eine Steuerreform für den kleinen Mann finanzieren, den Eingangssteuersatz von 35% auf 25 % reduzieren. Nebenbei denkt der Finanzminister darüber nach, die begünstigten Mehrwertsteuersätze anzuheben. Somit würde bei einer breiten Schicht das Geld wieder abgeschöpft, welches ihnen auf der anderen Seite nachgelassen wurde.

Die Katze beißt sich selbst in den Schwanz.

bettler:in III

Über einen größeren Zeitraum stand ich jeder öffentlichen Bettelei kritisch gegenüber und dies hatte seinen Grund in einem persönlichen Erlebnis. Wir befanden uns auf der Heimfahrt nach Kärnten. Auf der Autobahn in Slowenien ist mir ein langsam fahrendes Auto aufgefallen. Beim Überholen winkte der Fahrer mit der Hand aus dem Fenster. Ich verstand es als Signal für ein Problem mit ihrem Auto und als eine Bitte zum Stehenbleiben. Im Rückspiegel sah ich einen älteren Mercedes mit einem deutschen Kennzeichen. Ich dachte mir, wahrscheinlich handelt es sich um ein älteres Ehepaar, welches auf der Rückreise vom Urlaub ein Problem bekommen hat. Der Mercedes bleibt hinter uns stehen und vom Beifahrersitz steigt ein Herr im mittleren Alter aus und kommt zu uns nach vorne. Meine Frau öffnet das Autofenster und der Herr bittet in gutem Deutsch, mit ausländischem Akzent, um Hilfe. Er sei mit der Familie, einschließlich zwei Kindern, auf der Heimfahrt in die Türkei. Leider haben sie die Kreditkarte verloren und kein Guthaben am Handy, so könnten sie  ihre Freunde nicht verständigen. Ob wir nicht Geld leihen würden, damit sie das Handy aufladen und den Kindern etwas zu trinken kaufen könnten. Er würde uns dafür Schmuck geben und hat dabei ein paar Perlenketten (Imitate) durch das Fenster gereicht. Mir ist die Schilderung zwar fragwürdig vorgekommen, trotzdem habe ich ihm 20 Euro in die Hand gedrückt. Daraufhin hat er durch das Fenster in das Wageninnere geschaut  und gefragt, ob wir nicht etwas mehr geben könnten?  Dabei hat er seine Visitenkarte hereingereicht, eine Auto Import und Export Firm mit Sitz in Berlin. Ob wir ihm nicht 100 Euro vorschießen könnten? Wenn ich ihm meine Bankverbindung bekanntgebe, würde er diesen Betrag, ist er  wieder in Berlin, zurücküberweisen. Ich habe ihm 100 Euro gegeben und ihm versichert, wenn er in einer wirklichen Notlage ist, mache ich dies freiwillig. Ich brauche keine Rückzahlung und auch keinen Schmuck. Wir sind vom Pannenstreifen schnellstmöglich weitergefahren und bei der nächsten Raststätte stehengeblieben. Ich habe im Kofferraum kontrolliert ob unser Gebäck noch vollständig ist. Während er mit uns verhandelt hat, hätte es ja sein können, dass einer von der Familie etwas aus dem Kofferraum entwendet. Nach diesem  Erlebnis hatte ich eine Zeitlang eine Bettlerallergie.