GOTTES:tierpark

Es gibt den Ausspruch: „Gottes Tiergarten ist groß“. Damit ist nicht die Vielzahl der Tiere in der freien Wildbahn gemeint, es kann damit ein Bekannter oder jemand mit dem man kurz Kontakt hatte und über deren Verhalten man sich gewundert hat, gemeint sein. Damit kann jemand gemeint sein, der einen Motorradhelm am Kopf trägt und zu Fuß in Richtung Maibachl unterwegs ist. Am Rücken trägt er einen Rucksack, in einer Hand hat er einen Skistock und redet mit sich selbst. Dabei wird er so laut, dass man ihn in dreißig Meter Entfernung verstehen kann. Er schimpft über seinen Freund, dem er in seiner Keusche ein Zimmer eingeräumt hat und jetzt soll er auch noch die Strom- und Heizkosten für ihn zahlen. Dazu stiehlt der Freund seine Jause aus dem Kühlschrank, weil dieser sein Geld lieber für Alkohol ausgibt, als sich etwas zum Essen zu kaufen. Die meisten Spaziergänger ignorieren ihn, andere werfen einen nachsichtigen Blick hinterher. Er und sein Freund haben eine Lebensgemeinschaft gebildet, wenn auch anders, als wir uns dies vorstellen.

Heilbad.

SCHATZ:truhe

Den Kleinbetrieben, egal ob im Handel, im Handwerk oder in der Gastronomie fällt es schwer, im Werbechor der Großbetriebe, welche die Haushalte täglich mit Flugzettel eindecken, Aufmerksamkeit zu erwecken. Mit einer persönlichen Betreuung kann ein Kleinbetrieb punkten. Dadurch kann man das viele Geld, welches die Großbetriebe für die Werbung verwenden, etwas kompensieren, aber nicht ersetzen. So führte eine Abartigkeit, wie es von einigen Personen bezeichnet wurde dazu, um Aufmerksamkeit zu erreichen. Die generelle Kleinschreibung bei den Flugzetteln, bei den Einschaltungen in den örtlichen Gemeindenachrichten, konnte in den siebziger Jahren unter der Bevölkerung einen Sturm der Entrüstung auslösen.

Eine Möglichkeit, um Erwachsene an ein Geschäft oder ein Gastlokal zu binden besteht darin, die Kinder wie „Könige“ zu behandeln. Die Kinder reden ein Wort mit, wenn die Eltern etwas kaufen oder ein Restaurant besuchen. Ein Beispiel für diese Art der Kundenbindung ist eine bekannte Fast-Food-Kette. Um eine Juniortüte zu bekommen ist den Kindern jedes Mittel recht. Beim Besuch eines Speiselokals in Möselstein konnte ich zusehen, wie die Servierkraft am Nebentisch zum Kassieren eine kleine Schatztruhe hinstellte. Mein erster Gedanke war, ob sie auf Nummer sicher geht und das Geld sofort in der Truhe, wie wir es von den Seeräubern kennen, verwahren will. Sie öffnete die Schatztruhe und die Kinder durften sich eine Süßigkeit aussuchen. Beim Kassieren fragte ich die Kellnerin: „Kann ich mir in der Schatztruhe auch etwas aussuchen“? Sie sagte: „Nur Kinder dürfen sich etwas aussuchen“. Auf meine Frage: „Wie lange ist man Kind und was ist der Unterschied zwischen einem Kind und einem Erwachsenen mit einem kindlichen Gemüt“, wusste sie keine Antwort. In der Bibel steht: Werdet wie die Kinder.

Traubenzuckerlutscher.

RO:mantik

Zum Wort Romantik fällt jedem etwas ein, für die einen ist es eine Epoche in der Baukunst, für andere in der Literatur- und Musikgeschichte. Die vertonten Gedichte aus der Romantik verzaubern auch heute noch viele. Am meisten Romantik verspüren wir, wenn wir uns verlieben. Das Alter spielt dabei keine Rolle, schon mehr die Jahreszeit. Die schönste Zeit um sich zu verlieben ist der Frühling. Nach wissenschaftlichen Gesichtspunkten gibt es dafür eine  unromantische Ursache, die Hormone werden von der Sonne aktiviert. Die meiste Romantik erleben wir im Urlaub, die reizvolle Landschaft, die neuen Eindrücke und der veränderte Tagesablauf verzaubern uns. Alltägliche Dinge bekommen einen neuen Stellenwert und werden eine romantische Angelegenheit.

Mit unserer Vergangenheit gehen wir schwärmerisch um, bewusst oder unbewusst, am meisten trifft es auf die Kindheit zu. Vieles ist seitdem nicht besser geworden, vieles hektischer. Wir können heute als Erwachsene mehr kaufen und denken dabei mit Wehmut an unsere Kindertage zurück. In der Bäckerei erhielten wir für fünfzig Groschen ein Salzstangerl, in der Fleischhauerei gab es für einen Schilling eine Wurstsemmel. Im Papiergeschäft kauften wir für einen Schilling zehn Eiszuckerln, Stollwerk oder Caramba und haben diese  mit anderen Schülern geteilt. Eine romantische Erinnerung an das Papiergeschäft in Möselstein.

Vis a Vis.

GELD: dino

In der Höhe vom Kraftwerk Urstein kann man vom Salzach-Radweg einen Abstecher zum Schloss Urstein machen. Dort befinden sich in den  neu adaptierten Räumen die „Akademie Urstein“, ein Weiterbildungszentrum für Freizeit und Tourismus. Unter dem Motto: „Heute wissen, was morgen kommt“ werden in Seminaren und Workshops das Fachwissen zum Schwerpunkt Kulturtourismus vermittelt. In der Nähe befindet sich auch ein Gebäude der Universität Salzburg. In diesem Bildungsdreieck studieren junge Menschen um später die Zukunft zu gestalten. Auf Grund der Räumlichkeiten und der Ausstattung mit der notwendigen Infrastruktur, sowie des erforderlichen Lehrpersonals denkt man als kaufmännisch geprägter Mensch auch an die Kosten. Darf die Zukunft soviel kosten? Wie kann die Jugend unsere Erwartungen erfüllen, wenn sie nicht die Möglichkeit hat eine zeitgemäße Ausbildung zu absolvieren? Ich habe das Gefühl, dass wir mit unserem Gehirn, deren Strukturen aus der Dinosaurierzeit stammen, die neue Zeit nicht gestalten können. Darin dürfte eine der Ursachen liegen, dass wir Computer verliebt sind, wir sehen in ihnen eine verlängerte Werkbank unseres Gehirn.

Darin könnte eine Ursache für die Finanzkrise  liegen, dass einige Gelddinosaurier immer mehr an Gewicht, das heißt an Vermögen zugelegt haben. Ihr Gehirn konnte sich in der harten Schale nicht weiterentwickeln. Den einzigen Genuss sehen sie darin, immer mehr Vermögen anzuhäufen, anstatt es sozial und umweltfreundlich einzusetzen. So sind sie wie die Dinosaurier an ihrem  Umfang, ihrem Vermögen, zugrunde gegangen.

Warmblütler.

ZU:gezogen

Wie bilden wir uns, über Menschen denen wir begegnen, über neue Nachbarn in der Wohnanlage, eine Meinung? Der erste Gedanke ist, wie alt sind sie und woher kommen sie: Aus der näheren Umgebung, aus einem anderen Bundesland, aus dem Ausland und welche Sprache sprechen sie? Bevor man mit den neuen Bewohnern gesprochen hat, bilden sich schon Meinungen, die im Raum stehen bleiben und nicht  leicht zu verändern sind. Mit einer vorgefassten Meinung verbaut man sich die Chance für ein vorurteilsloses Gespräch. Aus Stolz vergeht manches mal, weil man von den Neuankömmlingen erwartet das sie zuerst Kontakt aufnehmen, ein ganzes Jahr, bis es zu einem Gespräch kommt. Auch von den Österreichern in den anderen Bundesländern gibt es bestimmte Vorstellungen, je nachdem ob es sich um Vorarlberger, Wiener oder Tiroler handelt. Die meisten Vorbehalte gibt es gegenüber denen, die aus dem ehemaligen Osten, dem Balkan und aus dem Fernen Osten kommen.

In Möselstein gibt es überwiegend Zuwanderer aus dem ehemaligen Jugoslawien. Der Kontakt besteht hauptsächlich dadurch, dass die Mütter mit den Kindern die Schulartikel einkaufen. Die Mütter schätzen die Beratung beim Einkauf, nach den Wünschen der Lehrerin. Die Kinder lernen meistens schneller und besser Deutsch als die Erwachsenen. Einem Zuwandererkind habe ich einen Zehneuroschein zu viel an Retourgeld gegeben. Nach einer Viertelstunde hat das Kind den Zehneuroschein zurückgebracht und gesagt: „Ich hätte diesen zu viel ausbezahlt“.

Ehrlichkeit.