ordi:nation

Ein unerforschtes Feld sind die aufliegenden Zeitschriften für die wartenden Patienten.

Es ist zumeist dieselbe Formel mit der einem der Ordination Assistentin, nachdem man sich schon halb entblößt hat, vertröstet: „Es dauert noch ein wenig bis man zum Arzt vorgelassen wird, man muss ein wenig Geduld haben. Man soll im Wartezimmer Platz nehmen, man wird aufgerufen“. Die Möblierung der Wartezimmer sind kein Ort für Wohnungsjournale, je länger ein Arzt ordiniert, umso abgewohnter die Möbel. Selten habe ich erlebt, dass in die Renovierung der Wartezimmer investiert wurde. Arztpraxen, welche neu eröffnet oder neu übernommen werden, verfügen zumeist über ein attraktives Wartezimmer. Angenehm, wenn es eine räumliche Abtrennung zwischen Patientenaufnahme und dem Wartebereich gibt. Die Wartezimmer von Gemeinschaftspraxen, mehrere Ärzte benützen dieselben Ordinationsräume, folgen eigenen Regeln. Hier ist das Mobiliar so zusammengewürfelt wie die Fachgebiete. Da treffen Hippe Sessel, hypermoderne Sitzbänke auf Retro Möbel aus den 70er Jahren.

Ein noch unerforschtes Feld sind die aufliegenden Zeitschriften, das Lektüreangebot für die wartenden Patienten. Ein Teil der Zeitschriften sind Werbebroschüren von Pharmafirmen, medizinische Aufklärungsschriften zu bestimmten Gesundheitsrisiken. Etwaigen Illustrierten sieht man ihr Erscheinungsdatum an, manches Mal entdeckte ich in diesen Zeitschriften ein Senfkorn. Die Auswahl an Zeitungen und Zeitschriften verliert heute immer mehr an Bedeutung. Es gibt kaum jemandem unter Fünfzig, welche nicht sofort nach dem Platz nehmen ihr Smartphon aus der Gesäßtasche ziehen. Darauf nach Meldungen und Nachrichten surfen und mit dem Antworten beginnt. Eines hat sich durchgesetzt, im Unterschied zu anderen Bereichen, wie bei Behörden, in Supermärkten oder Cafés, haben alle das Handy auf lautlos gestellt und verzichten auf ankommende Gespräche.

wasser:rechte

Laudato Si, die Wasserfrage. Wie gehe ich mit dem Wasserverbrauch um?

In der Einleitung zu Enzyklika Laudato Si erwähnt Papst Franziskus, dass diese einen Stein in der katholischen Soziallehre hinzufügt. Ein Kapitel befasst sich mit der Verfügbarkeit und der Verwendung von Trinkwasser. Dieser Aspekt ist mit den anderen Themen der Enzyklika, wie Klima und Umweltverschmutzung, verbunden. Explizit wird von Papst Franziskus darauf hingewiesen, dass unter den Auswirkungen des Trinkwassermangels und der Umweltverschmutzung am meisten die ärmeren Schichten in den betroffenen Regionen leiden. In der Streitschrift wird aufgezeigt, dass dort, wo reichlich Wasser zur Verfügung steht dieses durch Industrieabwässer, Chemikalien aus dem Haushalt und Pestizide aus der Landwirtschaft verunreinigt wird. Betont wird das Menschenrecht auf sauberes Trinkwasser. Von den wasserarmen Regionen wird Afrika genannt, in der Enzyklika gibt es aber dafür keine Lösungsvorschläge. Sehr global wird von den Ärmsten gesprochen ohne weitere Regionen, außer Afrika, zu benennen.

In unserem Rentner Haushalt achten wir darauf, dass nur biologische Putz- und Waschmittel verwendet werden. Beim Geschirr- und Waschautomaten begnügen wir uns mit den Kurzwahlprogrammen. Ein Vollbad hat Seltenheitswert, wenn, aus einem medizinischen Grund,  ansonsten wird zur Körperreinigung geduscht. Mir ist nichts bekannt, wie der Wasserüberschuss aus dem alpinen Raum in wasserarme Gegenden der Welt transferiert werden könnte.

Wasserverbrauch spielt auch beim Konsumverhalten eine Rolle. Auch wenn im Alltag Wasser gespart wird kann es sein, dass durch großzügiges Konsumverhalten der persönliche Wasserverbrauch steil in die Höhe steigt. Durchschnittswerte an Wasserverbrauch bei der Herstellung von Konsumgütern:

Von der Rohstoffgewinnung bis zur Endmontage werden für ein Auto 400.000 Liter Wasser benötigt. Die Herstellung eines Baumwoll-TShirts verschlingt 4100 Liter Wasser. Die tägliche Tasse Kaffee benötigt 140 Liter und für die Produktion eines Smartphones werden 910 Liter Wasser verbraucht. Auch beim täglichen Speiseplan lässt sich Wasser sparen: Die Fleischherstellung benötigt viel Wasser: Rindfleisch schlägt mit 15.490 Litern, Schweinefleisch mit 4.730 Litern und Geflügel mit 4.000 Litern pro Kilo zu Buche.

ÜBUNG zur LV: Menschenwürde und Menschenrechte

würde:alkohol

Soll der Staat Alkohol höher besteuern?

Die Besteuerung von Alkoholika ist in der Europäischen Union unterschiedlich. Am höchsten werden alkoholische Getränke in Norwegen und Schweden besteuert. Österreich liegt derzeit bei der Alkoholsteuer im Mittelfeld. In Österreich werden, außer der 20 % Mehrwertsteuer, auf Bier, Sekt oder Schnaps zusätzliche Steuern eingehoben. Für einen Liter reinen Alkohol sind zwölf Euro Alkoholsteuer zu bezahlen. Je höher der Alkoholgehalt, Bier 5,5 %, Wein 13 % und Schnaps 42%, umso mehr Alkoholsteuer ist zu bezahlen.

Von Staats wegen handelt es sich um eine Lenkungssteuer. Dieser liegt die Annahme zu Grunde, dass ein übermäßiger Alkoholkonsum die Gesundheit des Bürgers negativ beeinflusst. Dies könnte eine höhere Inanspruchnahme der Gesundheitseinrichtungen wie Krankenhaus und Kureinrichtungen zur Folge haben. Dazu kommen die größeren Ausgaben für Arzneimittel. Es wäre legitim, dass wer sich einer größeren Gefahr aussetzt, in diesem Fall Gefährdung der eigenen Gesundheit, einen höheren Steuerbeitrag leistet. Für eine höhere Besteuerung alkoholischer Getränke würde auch sprechen, wenn diese Einnahmen zweckgebunden verwendet werden. Eine solche wäre eine Aufklärungskampagne, vom Schüler bis zum Senior, welche schädlichen Folgen ein übermäßiger Alkoholkonsum hat. Beim Zigarettenkonsum zeigten diese Aufklärungsprogramme Wirkung.  

Eine andere Gangart wäre, dass bei Extremsportarten, übermäßigen Alkohol- und Nikotinkonsum das Solidaritätsprinzip der Gemeinschaft außer Kraft gesetzt wird. Die Eigenverantwortlichkeit zum Prinzip gemacht wird und der Verursacher die Mehrkosten selbst trägt.  

ÜBUNG zur LV: Menschenwürde und Menschenrechte

würde:rechte

Ab wann sind Privilegien weniger, gegenüber anderen Menschen ungerecht?

Eine Grundforderung der katholischen Soziallehre ist, dass alle für ihre Arbeit einen gerechten Lohn erhalten. Es ist vernünftig anzunehmen, dass das Pensionsantrittsalter und die Höhe der Pension eine Fortsetzung des gerechten Lohnes sind. In diesem Sinne empfinde ich die Pensionsprivilegien der Eisenbahner und der Nationalbankangestellten für ungerecht. 

In Österreich gab es bis zur Jahrtausendwende immer wieder Debatten über die unterschiedlichen Pensionsregelungen. Der Unmut entzündete sich vor allem am Pensionsantrittsalter und der Pensionshöhe in staatsnahen Betrieben. Die Pensionsregelungen bei den Eisenbahnern waren ein Privileg gegenüber anderen Berufsgruppen. Die Eisenbahner hatten bis Mitte der 1990er Jahre die Möglichkeit nach fünfunddreißig Berufsjahren mit 83% ihres Letztgehaltes in Pension zu gehen. Im besten Fall bedeutete dies, ist jemand nach dem Pflichtschulabschluss bei der ÖBB eingetreten, konnte er mit fünfzig Jahren in Pension gehen. Die Beschäftigten in der Privatwirtschaft konnten im Regelfall erst nach fünfundvierzig Berufsjahren in Pension gehen.

Ein anderes Beispiel für begünstigte Pensionsprivilegien, gegenüber den Pensionisten nach dem ASVG (Allgemeines Sozial Versicherungsgesetz), sind die Angestellten der österreichischen Nationalbank. Angestellte, welche vor 1993 in die Bank eingetreten sind können nach 35 Dienstjahren, ab einem Alter von 55 Jahren, in Pension gehen. Sie erhalten 85 % ihres Letztbezugs. Im Durchschnitt erhielten 1300 ehemalige Mitarbeiter der Österreichischen Nationalbank im Jahr 2021 eine Pension von 92.362 Euro. Im Vergleich dazu beträgt die durchschnittliche Alterspension in Österreich etwa 19.700 Euro pro Jahr.

Die Pensionsregelungen der Eisenbahner und der Nationalbankangestellten werden seit der Jahrtausendwende schrittweise an die Gesetze der ASVG angepasst. Papst Paul VI hat in seiner Enzyklika Populorum Progressio Gerechtigkeit als das Mindestmaß der Liebe bezeichnet, Ungerechtigkeit widerspreche ihr. Die Liebe schließe, auf das Wohl des anderen zu achten, mit ein.

ÜBUNG zur LV: Menschenwürde und Menschenrechte


herr:frau

Es war Usus, dass die Frau vom Gemeindearzt mit Frau Doktor angeredet wurde.

In meinen Jugendjahren war es Usus, dass auch die Frau vom Gemeindearzt mit Frau Doktor angeredet wurde. Herr und Frau Doktor haben regelmäßig den Gottesdienst in der Pfarrkirche St. Paul ob Ferndorf besucht. Für das Arztehepaar war ein Platz in der Kirche reserviert. Als Ministrant machte ich vor Beginn der Heiligen Messe aus der Sakristei einen Blick in die gefüllte Kirche um nachzusehen, ob der Herr Doktor mit Gattin eingetroffen ist? War es der Fall, konnte der Gottesdienst beginnen. Der Herr Doktor besaß neben dem Betriebsleiter des Heraklithwerk eines der wenigen Autos in der Gemeinde, einen VW-Käfer. Dieser leistete gerade im Winter gute Dienste, denn in diesen Jahren war der ganze Berg noch tief verschneit. Die Güterwege, so nannte man die Zufahrtsstraßen zu den Gehöften, waren nicht asphaltiert, nur geschottert. Die Schneeräumung erfolgte zumeist von einem Bauern mit dem Traktor. Die geräumte Fahrspur war gerade einmal autobreit, ein Ausweichmanöver auf den steilen und schmalen Bergstraßen war eine fahrerische Höchstleistung.

Beim Betreten des Frühstückraumes in einem Hotel in Salzburg wurde ich mit Herr Supersberger begrüßt, obwohl ich erst den zweiten Tag im Hotel nächtigte. Bei den vielen Hotelgästen war ich davon total überrascht und hatte dafür keine Erklärung. Meine erste Vermutung war, dass die Servicedame aus dem Raum unteres Gailtal stammt und mich aus der Zeit als Kaufmann in Arnoldstein kannte. Das Geheimnis wurde bei einem kurzen Gespräch gelüftet. Schon am Vortag sei ihr mein Name aufgefallen, da sie bei einem HNO – Arzt mit demselben Namen einmal in Behandlung war. Eine Google Recherche lieferte die Bestätigung, es gibt einen HNO- Arzt mit demselben Namen in der Stadt Salzburg. Im Frühstücksraum wurde es sehr hektisch, es gibt die eine ideale Frühstückszeit, wo alles an das Buffett drängt. Die Sitzplätze wurden rar und der Gruppe am Nebentisch habe ich die freien Plätze bei mir angeboten. Sie kommen alle aus demselben Ort erzählten sie, einige von ihnen sind Nachbarn. Dies bedeutet aber nicht, dass sie sich mögen und gut vertragen würden, merkte einer von ihnen mit einem zwinkernden Auge an.