Emeritierter Buchhändler…

…und Pensionsexperte.

Wer öfters, wie ich, mit dem Zug von Villach nach Salzburg fährt erlebt, bewegt sich der Zug aus dem Bahnhof Villach in das Drautal, eng der Drau entlang, herrscht unter den Reisenden noch viel Unruhe. Paare und Alleinreisende sind auf der Suche nach dem optimalen Sitzplatz. Für mich ist wichtig, dass ich einen Sitzplatz in Fahrtrichtung ergattere, die Landschaft entgegenkommt und ich nicht der Landschaft hinterherblicken muss. Vielleicht damit zu erklären, dass ich auch im fortgeschrittenen Alter nach etwas Neuem suche. Etwas Neues erleben möchte und nicht gerne dem Vergangenen hinterherblicke. Ich bin dennoch nicht abgeneigt mich an unsere schönen Reisen zu erinnern. Dies verstärkt beim Ansehen einer Fernsehdokumentation sei es über Amsterdam, Prag, Lissabon oder Rom. So werden zurückliegende Eindrücke und vorhandenes Wissen aufgefrischt. Vor zwei Jahrzehnten war ich bestrebt, vornehmlich im Großraumwagen an einem Vierertisch Platz zu nehmen. Ich hatte die Hoffnung, dass die freien Plätze besetzt werden und es ergeben sich auf irgendeine Art und Weise mit den anderen Reisenden ein Gespräch.

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Bevor der Schrei…

… in der Kälte erfriert.

Es ist alles ausgeschöpft, das Vaterunser, der Rosenkranz, das Flehen zu Gott. Mein Gott warum hast du mich verlassen, bedeutet, dass der Ruf nach menschlicher Hilfe ergebnislos war. Dieser Schrei wird in das Grab mitgenommen und im Jenseits wieder ausgestoßen. Wie die Hilfe dort aussehen wird wissen wir nicht. Dies können wir uns im Hier und Jetzt nicht vorstellen. In kurzen Momenten davon träumen und hoffen, dass es drüben eine Hilfe gegen die Verzweiflung geben wird. Mit der Altersweisheit versuchen sich in die Luft zu erheben, über die Erde zu schweben und dem Schlund der vergangenen Jahrzehnte zu entkommen. Wer hört den Ruf aus der Gletscherspalte, bevor der Schrei in der Kälte erfriert.

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Das modische Schuhwerk…

würde die Füße an die “Wand fahren”.

Eine Tante beklagt sich darüber, dass es ihr nicht mehr möglich ist in die Stadt zu fahren und in einem guten Schuhgeschäft, wie sie sich ausdrückte, ein paar Hausschuhe zu kaufen. In den Schuhgeschäften, wie sie in den Einkaufszentren am Stadtrand zu finden sind, gibt es nur modisches Schuhwerk, welches für sie, in ihrem Alter nicht in Frage kommt. Ihre Füße haben mit den Jahrzehnten gelitten und dieses modische Zeug würde die Gesundheit der Füße, insbesondere die ramponierten Zehen, ganz an die Wand fahren. Was sie braucht sind ein paar Hausschuhe mit rutschfester Sohle, kompakt und vor allem leicht anzuziehen. Ohne sich bücken, einfach hineinschlüpfen. Vorne und hinten offen und dass die Schlaufen der Schuhe nicht an der Stelle angebracht sind, wo sie seit einem Jahrzehnt an einem Hühnerauge leidet. Hausschuhe bei denen sie das Gefühl hat, dass sie mit ihrem Fuß verwachsen sind, eine Einheit bilden. Mit denen sie nicht unentwegt darauf achtgegeben muss, dass sie ausrutschen oder stolpern könnte. Zu Hause hat sie ein paar Modelle ausprobieren können, aber alle wieder zurückgeschickt.

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pflegebett

Mit dem Wachsein haushalten.

Neben dem Mangel an Pflegepersonal sind die körperlichen Beanspruchungen, denen die Pflegekräfte ausgesetzt sind ein Grund für den Einsatz von technischen Hilfsmittel in der Pflege. Pensionierte Pflegekräfte erkranken oft an einer gekrümmten Wirbelsäule und haben Schmerzen in den Handgelenken. Die knappen Zeitvorgaben für die Handgriffe sind Ursachen für Herzrasen, Appetit- und Schlaflosigkeit. Erleichterung erfuhren im letzten Jahrzehnt die Pfleger durch neue Pflegebehelfe. Ein in allen Höhen und Lagen verstellbares Pflegebett ist Standard. Erweitert werden die Pflegebetten der neuen Generation mit Halterungen und Vorinstallationen für die Aufnahme eines Bildschirmes zum Fernsehen, Internetsurfen und  alles was heute zum modernen Medienkonsum dazugehört. Eine pensionierte Diplom Pflegefachfrau hat darin eine überflüssige Sache gesehen. Ihrem Dafürhalten geht es den bettlägerigen Menschen nicht darum im Internet zu surfen oder bis spät abends fernzuschauen. Sie  müssen zumeist mit ihren Energiereserven, ihrem Wachsein haushalten und schlafen zwei Drittel am Tag, aus Erschöpfung und Ermüdung. Ich mache den Fehler von meiner guten Befindlichkeit aus Wünsche zu äußern, sollte ich einmal ein Pflegebett brauchen. Viele Wünsche eines mobilen Menschen sind dann nebensächlich. In der aktiven Berufszeit der Pflegefachfrau hat niemand nach einem Pflegebett mit integrierten Multimedia Funktionen verlangt. Hätte dies jemand gewünscht, dann hätte sie für jene Person die Dosis bei den Psychopharmaka erhöht.

Unverständlich ist mir, dass bis dato in den Matratzen keine Sensoren eingebaut werden, welche für automatische Verlagerung des Körpers sorgen. Damit könnten die Auflagepunkte des menschlichen Körpers wechseln und so ein Wundwerden der Haut verhindern. Vieles an medizinischen Daten könnte dabei übermittelt werden. Ich versuche mich von den üblen Gedanken zu Pflegebett und Pflegeroboter zu lösen und lese wieder in einer Biografie über Franz Kafka. Seine Gemütsschwankungen, Vorbehalte gegen eine Beziehung,  seine Aversion gegen die eigene Familie und sein Gefühl ein Gefangener im Beruf zu sein, lassen meine Gedanken zur Pflege als einen liebenswerten Spaziergang durch den Park erscheinen.

körperpflege

Die technikaffinen Mitbürger versprechen uns, dass es wie in vielen Bereichen der Fertigung bei Kühlschränken, Möbel, Autos und Gartengeräte in Zukunft in fast allen menschlichen Bereichen Roboter eingesetzt werden. Gesteuert von der künstlichen Intelligenz wird dies auch in sensiblen Bereichen, als Bedienung im Restaurant, als Schauspieler auf der Bühne und als Begleiter bei Behördengängen möglich sein. Hinzu werden die Automaten Operationen und die Körperpflege in den intimsten Bereichen übernehmen. In Österreich steigt durch die Zunahme  der älteren Generation der Pflegebedarf und dafür fehlen heute die Pflegekräfte. Die soziale Entwicklung führt dazu, dass das sogenannte Elternkindmodell bei der Betreuung der Senioren nicht mehr funktioniert. In einer Mehrgenerationenfamilie haben bisher die Jüngeren die Betreuung der Älteren übernommen. Es ging Hand in Hand, dass die Ausgesteuerten weiter im Familienverbund gelebt haben, bis zur Bettlägerigkeit. Es war keine Rede wert, wenn man den Eltern beim Waschen und dem Anziehen geholfen und das Frühstück in die Auszugswohnung gestellt hat. In der Küche haben sie am gemeinsamen Mittagstisch teilgenommen. Für sie die Handgriffe für saubere Wäsche erledigt und nach Möglichkeit am Sonntagnachmittag einen Spaziergang unternommen . Bei sich entdeckt man einige Defizite wenn man älter wird und manches was in jungen oder in den besten Jahren ganz selbstverständlich war, kann ein Problem sein.

Eine besondere Herausforderung ist, dass der Zucker und der Honig in einer höheren Stellage im Küchenschrank untergebracht sind. In jungen Jahren denkt niemand daran, dass für den rechten Arm das Greifen über Schulterhöhe Schmerzen verursachen könnte. Ältere Personen machen sich nützlich, wenn sie die Haustiere wie Katze oder Hund versorgen. In den meisten Haushalten befindet sich der Platz für das Tierfutter irgendwo in Bodennähe, da ihnen nicht dieselbe Wertigkeit wie anderen Lebensmittel eingeräumt werden. Das Aufrichten verursacht dem Opa nach dem Bücken Rückenschmerzen.