gugelhupf II

Künstliche Intelligenz ist das Gegenteil von kreativ.

Verdutzten Passanten, von denen ich auf meinen Gugelhupf am Kopf angesprochen wurde versicherte ich, dass der Eingriff etwas tiefer ausgefallen sei. Wie ich gelesen habe, hat in einer Klinik in Graz ein Jugendlicher im Operationssaal mitgewirkt.  Vielleicht wurde dabei etwas von der Gehirnmasse entfernt. Aus der Gehirnforschung ist bekannt, wir benützen nur ein Drittel unserer Gehirnmasse, so fällt eine minimale Entnahme nicht weiter in das Gewicht. Ich habe bis dato keinen Mangel bei meiner Gehirnleistung bemerkt, wobei es oft an eigener Einsicht mangelt.

Aus meiner Sichtweise halte ich es nicht notwendig über alles und jedes Bescheid zu wissen.  Im Blog bin ich dabei mein eigenes Universum zu errichten, unabhängig von künstlicher Intelligenz. Künstliche Intelligenz ist das Gegenteil von kreativ, da dessen Ergüsse im Web schon vorhanden sind.  

Die Versorgung der Kopfwunde beim Hautarzt machte es notwendig, eine spezielle Salbe und Verbandsmaterial in der Apotheke zu besorgen. Mit Erstaunen konnte ich sehen, dass sich in den Apotheken die Warenpräsentation verändert hat. Nicht mehr die Allerweltsmedikamente stehen in Reichweite, sondern Präparate zur Schönheitspflege oder Nahrungsergänzungsmittel. Die Schaufenster bei einigen Apotheken sind wahre Hingucker. Sie sind heute der Ersatz für die fehlende Attraktivität der Schaufenster von den Handelsketten. Dabei gibt es tolle Einfälle, ein Medikament gegen Katerstimmung, garniert mit Lampions, Wurfschlangen und einer venezianischen Maske. Um mehrere Packungen von Brausetabletten gegen grippale Infekte, sind   drumherum Wärmeflaschen, Fieberthermometer und Geschirr für einen heißen Tee gruppiert. Inmitten von Vitamintabletten und Energie Trinks ist ein handgefertigtes Fahrrad platziert, zu erwerben um einen Preis jenseits der zehntausend Euro Marke. Vor Jahrzehnten war es nicht der Fall dekoratives Beiwerk in der Auslage einer Apotheke zu finden. Damals genügten für das Schaufenster die Werbeplakate von den Pharmafirmen: Nimm Darmol und du fühlst dich wohl. Erfrischend wirkt es, wenn ein fröhliches Gesicht beim Verkauf von Arzneimitteln dazukommt, dies reduziert den Schmerzlevel bei der Erkrankung. 

Aus den Tageheften…

optimierungsgewinn

Eine Folge der um sich greifenden Terminreservierungen sind die Verrechnung von einer Stornogebühr, wenn man zu einem Termin nicht kommt und diesen nicht rechtzeitig absagt hat. Dies kann eine Tisch Reservierung in einem Gasthof, eine Untersuchung bei einem Internisten oder Radiologen sein.  In der jetzigen Phase der katholischen Kirche in Österreich weiß ich aus eigener Erfahrung, für den Besuch der Sonntagsmesse braucht es keine Sitzplatzreservierung.  An den gewöhnlichen Sonntagen ist das Platzangebot groß genug. Eventuell an den hohen kirchlichen Feiertagen wie Weihnachten und Ostern, kann das Platzangebot eng werden. Der Besucherstrom wird vielfach vom musikalischen Zusatzangebot beeinflusst.

Wer ein Automobil besitzt weiß um die regelmäßigen Serviceintervalle und um die Zeiten für den Reifenwechsel.  Der Wechsel zwischen Winterreifen versus Sommerreifen. Diese Termine sind zumeist planbar. Nicht vorhersehbar ist ein Gebrechen bei der automatischen Feststellbremse oder ein Seitenfenster lässt sich nicht mehr schließen. Bei der Werkstatt meldete ich das Gebrechen, die erste Frage des Werkstattmittarbeiter war, ob ich einen Reparaturtermin für das Auto reserviert hätte.? Sie haben keinen freien Termin für einen plötzlichen Defekt. Bedeutet dies, im März einen Termin zur Behebung der Blockade vom Bremszylinder, der im Mai auftritt, vor buchen? Wie kann ich im März wissen, dass es im Mai einen Defekt beim Auto gibt? Sie haben keine personellen Reserven um einen akuten Defekt am Auto sofort zu beheben. Eine Alternative ist, das Auto bei ihnen abzustellen und sie werden in einer Arbeitslücke den Fehler beheben. Nach der Reparatur werde ich telefonisch verständigt und kann das Auto abholen.

Dabei schließt sich der Kreis, heute braucht es nicht nur für planbare Arbeiten eine Voranmeldung, sondern auch für unplanbare Ereignisse. Die Arbeitszeit der Mitarbeiter wird optimal ausgeschöpft. Diese beklagen sich darüber, dass sie zu wenig verdienen, um gut leben zu können. Wer bekommt den Optimierungsgewinn. Die schöne neue Welt, nicht 1984 sondern 2025.

kondolenzbuch ll

Es ist ein freudloses Begräbnis gewesen.

Auf einem freudlosen Begräbnis sei er gewesen, wie sich der Bekannte bei einem Cappuccino ausdrückte. In früheren Jahrzehnten war ein Begräbnis ein gesellschaftliches Ereignis. Die Kränze, Gestecke und Kerzen rund um den Sarg des Toten strahlten Würde aus, zeugten auch von Hilflosigkeit gegenüber dem Tod. Keine Verabschiedung ohne die Trostworte des Pfarrers an die Hinterbliebenen und der Verweis auf ein paar Highlights im Leben des Verstorbenen. Manchen Anwesenden fiel dazu im Stillen noch etwas ein. Wer Vereinsmitglied bei einem Gesangsverein war oder gegen Bezahlung, für den gab es zu Herzen gehende Abschiedslieder mit Kärntner Schwermut. War jemand in einer öffentlichen Körperschaft tätig, so gab es einen Nachruf von höherer Stelle. Im Gastzimmer des Kirchenwirt in St. Paul lösten sich, beim Leichenschmaus, die betroffenen Gesichter der Trauergäste. Dort  munkelten die Hinterbliebenen darüber, wer noch ein außereheliches Kind des Verstorbenen sein könnte. Ob es wirklich stimmt, dass er beim Kauf vom Traktor einen Teil des Kaufpreises abgestritten hat?  Manche Ungewissheit lässt sich auch bei einer Portion Gulasch, einer Semmel und einem Bier nicht klären. Ein paar Geheimnisse nimmt der Verstorbene mit in das Jenseits. Mancher Vorwurf und Beleidigung gegen den Toten, welche unter den Trauergästen grassiert, werden mit dem dritten Krügel Bier zu Grabe getragen.

kondolenzbuch

Dem Toten nicht zu nahe kommen.

Bei einem Begräbnis, der letzten Zuwendung die der Mensch erfährt, haben die online Dienste zugenommen. Todesnachrichten werden per Email verschickt und per WhatsApp getrauert. Im Internet kann man im digitalen Kondolenzbuch eine Kerze für den Verstorbenen anzünden, ein paar Trostworte schreiben und ein Smiley mit ein oder zwei Tränen hinzufügen. Die Aufbahrungshallen werden gemieden, dem Toten will man nicht zu nahe kommen. Lieber den Daumen digital nach oben, ein andermal nach unten drehen. Bei einem Cappuccino erzählte mir ein Bekannter von einem freudlosen Begräbnis. Die Teilnahme an einem Begräbnis hat mit Freude wenig bis nichts am Hut, freudlos, was könnte da gewesen sein? Fehlte es den anderen Trauernden an Herzlichkeit? Die Urne mit der Asche des Verstorbenen, befand sich in einer Abstellkammer der Aufbahrungshalle auf einen Tisch. Keine brennenden Kerzen und kein Blumenschmuck. Es hat Jahrzehnte gegeben, da wurde im Krankenhaus ein Schwerkranker, ein Sterbender in einen Abstellraum oder in einen Geräteraum abgeschoben. Die Urne hat der Zeremonienmeister einem Familienangehörigen in die Hand gegeben, er eilte der Trauergesellschaft vorneweg auf den Friedhof. Die Asche wurde in eine kleine Grube geleert, es fehlte jeder Blumenschmuck.

Keine Trost- oder Abschiedsworte von nahen Angehörigen oder Freunden. Die Anwesenden wurden vom Bestatter aufgefordert ein gemeinsames Vaterunser zu beten. Dann verflüchtigte, um nicht zu sagen ergriff der Zeremonienmeister die Flucht.

damoklesschwert

Mit dem Tod ausgesöhnt.

Beim Älterwerden führt kein Weg daran vorbei, dass ich mich mit dem Sterben und dem Tod beschäftige. Ungewollt, denn in meiner Bibliothek befinden sich einige Bücher welche Anleitungen und Erkenntnisse zum glücklichen Altern anbieten: Ernst Pöppel, Je älter desto besser; Michael Lehofer, Alter ist eine Illusion oder Johannes Huber, Länger leben, später altern.  Aber schließt gesund und glücklich zu altern die Fragen nach dem Sterben und dem Tod aus? Die Beschäftigung mit dem Tod wird heute immer weiter nach hinten verschoben. Wir sprechen heute von verschiedenen Stufen des Alterns: Junge Alte 60 – 74; Betagte Alte 75 – 84; Hochbetagte 84 – 89 und als letzte Stufe des Alterns, Höchstbetagte 90 – 99.  Dies war vor einem halben Jahrhundert anders, damals galt man ab sechzig Jahre als alt und mit siebzig Jahren konnte man sich auf das Altenteil setzen. Die Beschäftigung mit dem Tod ermöglicht erst ein glückliches und sinnerfülltes Altern. Bin ich über das Damoklesschwert des Sterbens, welches über jeden Menschen schwebt nicht im Reinen, dann kann ich in dieser Welt nicht glücklich werden. Wie kann ich ein Stück Brot mit Butter und Honig genießen, wenn mir der Gedanke an den Tod alles vermiest. Habe ich mich mit dem Tod ausgesöhnt, dann kann ich das Honigbrot genießen, den Honig auf der Zunge zergehen lassen.

Bei einem Begräbnis habe ich den Moment verabscheut, wenn nach dem letzten Gebet, wie auf ein Kommando am Kasernenhof, sich eine Seitentür der Totenhalle geöffnet hat und vier, in schwarze Arbeitsmäntel gekleidete Männer eingetreten sind und den Sarg aus der Aufbahrungshalle getragen haben. Vögeln gleich, welche sich aus vier Himmelrichtungen auf die Beute stürzen und die Beute mit ihren Krallen fortschleppen. Der Friedhof in Arnoldstein ist von Baumgruppen und Blumeninseln durchwachsen, um dem Tod etwas vom Schrecken zu nehmen. Ein Parkfriedhof, welcher uns an zärtliche und verliebte Stunden erinnern soll.