Das modische Schuhwerk…

würde die Füße an die “Wand fahren”.

Eine Tante beklagt sich darüber, dass es ihr nicht mehr möglich ist in die Stadt zu fahren und in einem guten Schuhgeschäft, wie sie sich ausdrückte, ein paar Hausschuhe zu kaufen. In den Schuhgeschäften, wie sie in den Einkaufszentren am Stadtrand zu finden sind, gibt es nur modisches Schuhwerk, welches für sie, in ihrem Alter nicht in Frage kommt. Ihre Füße haben mit den Jahrzehnten gelitten und dieses modische Zeug würde die Gesundheit der Füße, insbesondere die ramponierten Zehen, ganz an die Wand fahren. Was sie braucht sind ein paar Hausschuhe mit rutschfester Sohle, kompakt und vor allem leicht anzuziehen. Ohne sich bücken, einfach hineinschlüpfen. Vorne und hinten offen und dass die Schlaufen der Schuhe nicht an der Stelle angebracht sind, wo sie seit einem Jahrzehnt an einem Hühnerauge leidet. Hausschuhe bei denen sie das Gefühl hat, dass sie mit ihrem Fuß verwachsen sind, eine Einheit bilden. Mit denen sie nicht unentwegt darauf achtgegeben muss, dass sie ausrutschen oder stolpern könnte. Zu Hause hat sie ein paar Modelle ausprobieren können, aber alle wieder zurückgeschickt.

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pflegebett

Mit dem Wachsein haushalten.

Neben dem Mangel an Pflegepersonal sind die körperlichen Beanspruchungen, denen die Pflegekräfte ausgesetzt sind ein Grund für den Einsatz von technischen Hilfsmittel in der Pflege. Pensionierte Pflegekräfte erkranken oft an einer gekrümmten Wirbelsäule und haben Schmerzen in den Handgelenken. Die knappen Zeitvorgaben für die Handgriffe sind Ursachen für Herzrasen, Appetit- und Schlaflosigkeit. Erleichterung erfuhren im letzten Jahrzehnt die Pfleger durch neue Pflegebehelfe. Ein in allen Höhen und Lagen verstellbares Pflegebett ist Standard. Erweitert werden die Pflegebetten der neuen Generation mit Halterungen und Vorinstallationen für die Aufnahme eines Bildschirmes zum Fernsehen, Internetsurfen und  alles was heute zum modernen Medienkonsum dazugehört. Eine pensionierte Diplom Pflegefachfrau hat darin eine überflüssige Sache gesehen. Ihrem Dafürhalten geht es den bettlägerigen Menschen nicht darum im Internet zu surfen oder bis spät abends fernzuschauen. Sie  müssen zumeist mit ihren Energiereserven, ihrem Wachsein haushalten und schlafen zwei Drittel am Tag, aus Erschöpfung und Ermüdung. Ich mache den Fehler von meiner guten Befindlichkeit aus Wünsche zu äußern, sollte ich einmal ein Pflegebett brauchen. Viele Wünsche eines mobilen Menschen sind dann nebensächlich. In der aktiven Berufszeit der Pflegefachfrau hat niemand nach einem Pflegebett mit integrierten Multimedia Funktionen verlangt. Hätte dies jemand gewünscht, dann hätte sie für jene Person die Dosis bei den Psychopharmaka erhöht.

Unverständlich ist mir, dass bis dato in den Matratzen keine Sensoren eingebaut werden, welche für automatische Verlagerung des Körpers sorgen. Damit könnten die Auflagepunkte des menschlichen Körpers wechseln und so ein Wundwerden der Haut verhindern. Vieles an medizinischen Daten könnte dabei übermittelt werden. Ich versuche mich von den üblen Gedanken zu Pflegebett und Pflegeroboter zu lösen und lese wieder in einer Biografie über Franz Kafka. Seine Gemütsschwankungen, Vorbehalte gegen eine Beziehung,  seine Aversion gegen die eigene Familie und sein Gefühl ein Gefangener im Beruf zu sein, lassen meine Gedanken zur Pflege als einen liebenswerten Spaziergang durch den Park erscheinen.

körperpflege

Die technikaffinen Mitbürger versprechen uns, dass es wie in vielen Bereichen der Fertigung bei Kühlschränken, Möbel, Autos und Gartengeräte in Zukunft in fast allen menschlichen Bereichen Roboter eingesetzt werden. Gesteuert von der künstlichen Intelligenz wird dies auch in sensiblen Bereichen, als Bedienung im Restaurant, als Schauspieler auf der Bühne und als Begleiter bei Behördengängen möglich sein. Hinzu werden die Automaten Operationen und die Körperpflege in den intimsten Bereichen übernehmen. In Österreich steigt durch die Zunahme  der älteren Generation der Pflegebedarf und dafür fehlen heute die Pflegekräfte. Die soziale Entwicklung führt dazu, dass das sogenannte Elternkindmodell bei der Betreuung der Senioren nicht mehr funktioniert. In einer Mehrgenerationenfamilie haben bisher die Jüngeren die Betreuung der Älteren übernommen. Es ging Hand in Hand, dass die Ausgesteuerten weiter im Familienverbund gelebt haben, bis zur Bettlägerigkeit. Es war keine Rede wert, wenn man den Eltern beim Waschen und dem Anziehen geholfen und das Frühstück in die Auszugswohnung gestellt hat. In der Küche haben sie am gemeinsamen Mittagstisch teilgenommen. Für sie die Handgriffe für saubere Wäsche erledigt und nach Möglichkeit am Sonntagnachmittag einen Spaziergang unternommen . Bei sich entdeckt man einige Defizite wenn man älter wird und manches was in jungen oder in den besten Jahren ganz selbstverständlich war, kann ein Problem sein.

Eine besondere Herausforderung ist, dass der Zucker und der Honig in einer höheren Stellage im Küchenschrank untergebracht sind. In jungen Jahren denkt niemand daran, dass für den rechten Arm das Greifen über Schulterhöhe Schmerzen verursachen könnte. Ältere Personen machen sich nützlich, wenn sie die Haustiere wie Katze oder Hund versorgen. In den meisten Haushalten befindet sich der Platz für das Tierfutter irgendwo in Bodennähe, da ihnen nicht dieselbe Wertigkeit wie anderen Lebensmittel eingeräumt werden. Das Aufrichten verursacht dem Opa nach dem Bücken Rückenschmerzen.

sehkraft

Aus mir wurde kein Parlament Stenograph.

Von meiner Psyche lässt sich positives vermerken, die lokale Freude über das Ende der Hüftschmerzen hat sich zu einer Ganzkörperfreude ausgeweidet. Ist das Training mit Freude verbunden und das Radfahren mit Spaß, so wartet auf mich nach einem sportlichen Vormittag die Zubereitung eines Mittagessens. Zu meinen Aufgaben im Haushalt gehört das Tiefkühlmenü zuzubereiten und dazu einen frischen Salat zu servieren. Der frühe Nachmittag endet mit dem Wegräumen der Geschirrutensilien und dann stellt sich eine Müdigkeit ein, welche ich nicht zur Seite schieben kann. Dagegen kann ich mich noch so kräftig wehren, der Schlaf zwingt mich zum Hinsetzen am Relax Sessel und für ein Stündchen zum Innehalten. Manchmal ärgere ich mich darüber, zumeist akzeptiere ich dieses Warnsignal des Körpers.  Ansonsten könnte er mir gefährlichere Warnsignale senden als eine Portion Schlaf. Beim Einschlafen richtet sich die Aufmerksamkeit auf die Augen.

Ein wesentliches Werkzeug eines Schriftstellers, um seine Gedanken zu Papier zu bringen, ist das Augenlicht. Bis zur Jahrtausendwende war es Usus, wer nicht von Geburt an blind war oder im Laufe des Lebens erblindet ist, dass er sich beim Niederschreiben der Hand und der Augen bediente. Eine Ausnahme bildete der Umweg über ein Diktiergerät, wobei der Text danach bei einer Sekretärin landete, welche den gesprochenen Text mit ihrer Sehkraft und Handfertigkeit zu Papier brachte. Bis in die siebziger Jahre gehörten Stenografie Kenntnisse zu den notwendigen Fähigkeiten einer Sekretärin. In Tanzenberg hatten wir wöchentlich eine Stunde Stenografie Unterricht. Warum der Professor für Mathematik auch Zeichnen und Stenografie unterrichtete kann ich bis heute nicht nachvollziehen. Sowenig er von meinem Zeichentalent überzeugt war, so wenig konnte ich ihn mit meinen stenographischen Leistungen überzeugen. Seine Beurteilung fasste er in einem Satz zusammen: „Supersberger, aus dir wird kein Parlament Stenograph“. Ich bin es nicht geworden, damit hatte er recht.

augeninnendruck

Ungläubig nahm ich dies zur Kenntnis.

Im letzten Jahrzehnt hat es die PC- Software geschafft die gesprochenen Worte in Schrift zu verwandeln. Dies funktioniert auf meinem PC gut bei Word 365 und gleichzeitig wird auch die    Rechtschreibung überprüft und ausgebessert. Man muss sich heute am PC keine Sorgen um die Rechtschreibung machen, ob k oder ck, ob m oder n, ob Klein- oder Großschreibung. Eine weitere Variante ist, sich den Text vorzulesen lassen und somit das Auge zu umgehen. Gewohnheitsmäßig fixiere ich einen Augenarzt Termin und nehme diesen wahr. Die Sehkraft gehört zu dem wichtigsten Zulieferer eines Schriftstellers. Das Leben wahrzunehmen bedeutet seine Umgebung zu beobachten. Bei meinem letzten Kontrolltermin beim Augenarzt bestätigte sich eine, von vielen Patienten gemachte Erfahrung, dass die Diagnose auch etwas mit dem behandelten Arzt zu tun hat. Seit mehreren Jahren warnte mich der aufgesuchte Augenarzt, dass sich mein Augeninnendruck im oberen Grenzbereich bewegt. Immer wieder stellte er den Beginn einer Therapie, tägliches Eintropfen eines Extrakts zur Senkung des Augeninnendruckes, in den Raum. Um den Zeitpunkt nicht zu übersehen, es dem Zufall zu überlassen, empfahl er regelmäßig den Ultraschall für den Sehnerv. Eine ärztliche Leistung welche vom Sozialversicherungsträger nicht bezahlt wird.

Aus familiären Gründen wurde ich gezwungen den Augenarzt zu wechseln, was ich wegen der größeren Praxisräumlichkeiten angenehm empfand.  Bei meinem bisherigen Arzt war alles auf kleinstem Raum konzentriert. Ob ich die dritte Zeile bei der Leseprobe lesen konnte, konnten auch die Patienten, welche im Wartezimmer Platz genommen haben, mitverfolgen. Keine angenehme Situation. Diesmal erfolgte die Kontrolle der Sehleistung in einem eigenen Untersuchungsraum, ohne mithörende Patienten. Die Messung des Augeninnendruckes durch den Augen Facharzt brachte eine Überraschung. Das Ergebnis war im mittleren Bereich, gemäß des Alters. Ungläubig nahm ich dies zur Kenntnis. Auf meine Nachfrage, wie es zu so unterschiedlichen Ergebnissen kommen kann erklärte der Dozent, die eine ältere Messmethode sei unverlässlich. Mit der Empfehlung, in drei Jahren wäre eine Kontrolle nötig, verließ ich erleichtert die Ordination.