blühendes leben

Herausgerissen aus dem blühenden Leben.

Am Stadtrand war es üblich ein schmales Sträßchen für die Zufahrt zu Einfamilienhäusern zu errichten. Wiederholt werden sie benützt um mit dem Auto einen Weg abzukürzen. Im Zuge der Verkehrsberuhigung hat die Draustadt diese Sträßchen zu Sackgassen umfunktioniert. Pflöcke eingeschlagen und so für nicht Anrainer die Durchfahrt gesperrt. Die Durchfahrt für Radfahrer ist zumeist erlaubt. Über die Pannen mit dem Navigationssystem, kurz Navi genannt, ist schon viel berichtet worden. Einige werden selbst Opfer einer solchen Panne gewesen sein. Heutzutage braucht es keine unmittelbare Montage im Auto, jedes Smartphon ist in der Lage die gewünschte Wegstrecke, sei es mit öffentlichen Verkehrsmitteln, Auto oder zu Fuß, anzuzeigen. Vom Sträßchen in Wohnungsnähe findet sich am Navi kein Hinweis, dass Wegsperren eingepflanzt wurden. Es kommt immer wieder vor, dass Pkw den Rückwärtsgang einlegen müssen. Für eine effiziente Schneeräumung werden die Pflöcke entfernt und in der sprichwörtlichen nächsten Minute benützen Nichtanrainer dieses Nadelöhr. Autofahrer, die in der Nähe zu tun haben riechen den Braten, wie man dies von Hunden sagt, und düsen durch das Sträßchen. Wie schnell das beste Navi den Dienst verweigerte zeigte sich, wenn bei der Eingabe des Straßennahmen etwas fehlt oder falsch ist. Dem Zusteller war beim Straßennamen der Vornahme der Person nicht bekannt, symbolisch Julius Kugistraße. Es fehlt der Name Julius, dann gibt es eine Fehlermeldung und einen Telefonanruf vom Zusteller. Die Straße und wohl auch wir als Paketempfänger existieren nicht.

Abschreckend wirken die versenkbaren Poller in den Großstädten, welche die Innenstädte und Fußgeher Zonen absichern. An diesen kommt ohne Chip niemand vorbei, erwischt man eine offene Phase und nützt dies aus, dann sitzt man in der Falle. Wie ein Poller mitten in der Straße, der den Verkehrsfluss zum Erliegen bringt, ist die Nachricht vom Tod eines Bekannten. Der plötzliche Stopp eines Lebens. Herausgerissen aus dem blühenden Leben, wie dies so schön umschrieben wird. Diese Formulierung wird gewählt, wenn es sich um keinen betagten Menschen handelt. Die Lebensjahre, wer ein betagter Mensch ist, werden immer weiter angehoben. Die Gewagten siedeln das betagt Sein jenseits von neunzig Jahren an. Die Todesnachricht wird heute per E-Mail in das Haus gebracht, an den PC verschickt.

guten tag

Ohne Aufheben werden von Microsoft die Programme aktualisiert. Gerade erlebte ich, als ich eine neue Word Seite öffnete, dass in der obersten Leiste „Guten Tag“ stand. Damit bin ich gemeint und von mir ist ein Foto auf jeder Wordseite im Menüband eingebettet. Das Programm, welches sich heute öffnet, dürfte mit dem ursprünglich installierten Programm Word 2016 wenig Gemeinsames haben. So gesehen altert das Programm nicht und die Veränderungen erfolgen unmerklich, nicht von einem Tag auf den Anderen. Verbesserungen, um Befehle schneller zu finden, Funktionen neu zuordnen oder für ein übersichtlicheres Layout. Die Tabs, Menüband ausblenden und Menüband einblenden wurden mit neuen Symbolen ausgestattet.

An mir erlebe ich auch Veränderungen, aber diese sind zumeist keine Verbesserungen. Plötzlich vergrößern sich die Kahlstellen am Hinterkopf, ein Gelenk am Kleinen Finger verdickt sich und die Ferse schmerzt beim Auftreten. Diese Veränderungen passieren beim Modell 1951, lange Zeit wurden sie nicht bemerkt. In den ersten Jahrzehnten wird alles als Zugewinn gesehen. Man wird größer, in der Schule und in der Ausbildung eignet man sich Wissen an und verdient sein eigenes Geld. In den späteren Jahren gibt es einen Zugewinn bei der Lebensstabilität, die Pension sichert ein gewisses Auskommen.  Nicht davon abhängig wieviel Umsatz man gerade erwirtschaftet oder das Risiko durch eine Krankheit eine gewisse Zeit im Betrieb auszufallen. Dadurch kam es zu Schwierigkeiten mit Kunden, nicht unerheblich die gute oder schlechte Nachrede.

panzer:gefecht

Dann wird uns der Panzer ein stählernes Grab.

Derzeit ist keine gute Zeit, damit sind zuallererst die kriegerischen Konflikte und die Probleme mit dem Klima gemeint. So wendig wir sind, den zerstörerischen Bildern entkommen wir nicht, außer wir würden den Fernseher abmelden. In einem höheren Alter gehört es dazu, dass wir abends routinemäßig zur Fernbedienung greifen und den TV-Apparat einschalten. Im Sommer etwas später, mit Herbstbeginn früher, wobei wir den Lichtmangel für die Psyche mit dem UV-Licht des Fernsehers kompensieren wollen. Zeitweise glauben wir, dass die Bilder vom Konfliktherd im Nahen Osten in einer Endlosschleife wiederholt werden oder aus dem Archiv der Fernsehanstalt stammen. Über Sanddünen fahren mit Tarnfarbe bestrichene Panzer, das Geschützrohr schwenkt unstet hin und her, welchen Ort sie ansteuern und welches Ziel sie als nächstes ins Visier nehmen ist ungewiss. Sie sind schlank und wendig, keine Ungetüme wie zu meiner Bundesheerzeit beim Panzerbataillon Nr. 4. Dieses war in der Belgier Kaserne in Wetzelsdorf in Graz stationiert. Als Grundwehrdiener wurde ich dort zum Ladeschützen ausgebildet. Beim Laden der Kanone des Saurer Schützenpanzer begleitete mich ein Gefühl der Unsicherheit, dass ich einen Finger der rechten Hand, durch die blitzschnell schließende Klappe des Panzerrohrs, verlieren könnte. Beim Ausrücken zum Gefecht und beim Einrücken in die Unterkunft haben wir das Panzer Lied gesungen, welches so endet: Ruft uns das Schicksal ab, Ja Schicksal ab, Dann wird uns der Panzer Ein stählernes Grab.

Heute kann ich sagen, Gottseidank waren die wenigsten Panzer fahrtauglich, so ist es beim Üben am Kasernengelände geblieben. Bei den Manövern am Truppenübungsplatz Allentsteig brauchte ich nicht teilnehmen, da ich im Vorzimmer vom Oberst Tomschitz unabkömmlich war. Einen Panzer im Gefecht habe ich einmal bei einer Feldübung erlebt. Unser Fähnrich, welcher gerade von der Militärakademie abgemustert hat, setzte sich an das Steuer von einem Panzer. Als ein Teil vom Hügel abgetragen war, hat der Panzer seinen Weg aus der Furt geschafft. Der Fähnrich war uns sympathisch, ein Vorzeigemann. Immer tadellos angezogen und zu seinen Sympathiewerten hat auch seine attraktive Freundin beigetragen, die ihn vor der Kaserne abgeholt hat.

ewig:keit

Wie können wir uns ein Ewiges Sein vorstellen?

Über die Ewigkeit wird philosophiert und spekuliert. Eine verbindliche, eine zutreffende Antwort hat noch niemand gefunden. Die meisten Verwendungen stehen in Zusammenhang mit den religiösen Überlieferungen. Immer, wenn Gott in das Spiel kommt, bemüht man seine Existenz, sein Alter, mit der Ewigkeit zu erklären. Eine Existenz ohne Anfang und ohne Ende. Im menschlichen Alltag haben die Tätigkeiten, eine Unterrichtsstunde, ein Arbeitstag, einen Anfang und ein Ende. Einen Beginn und einen Schluss. Wie können wir uns ein Ewiges Sein vorstellen? Wir sollen einmal in den Genuss der Ewigkeit kommen. Jemand in der Studiengruppe hat es so ausgedrückt: Wir werden sehend, wir werden Gott erkennen und nicht mehr nach der Zeit fragen. Die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft wird eins sein. Wir werden eins mit Gott und mit uns sein“.

Eins mit mir, dieser Zustand steht bei mir auf der Wunschliste ganz oben. In wenigen Angelegenheiten bin ich eins mit mir. Dies wäre, dass ich bei einfachen Entscheidungen sicher bin was ich will. Soll ich an einem Samstagvormittag im Roman, Die letzte Bibliothek der Welt, weiterlesen? Inzwischen bin ich neugierig wie es um den Erhalt einer lokalen Bibliothek in einer Grafschaft in Süd England steht. Die Kreisverwaltung hat bei einer Kostenrechnung festgestellt, dass der Sach- und Personalaufwand für diese lokale Bibliothek nicht gerechtfertigt ist. Es geht um die Schließung oder das Offenhalten der Bibliothek, wer wird der Sieger sein, die Kreisverwaltung oder die Einwohner? Für die kampfbereiten Einwohner ist die Bibliothek auch ein Kommunikationszentrum, wie ein Lesevormittag für Kleinkinder, eine Frauenrunde zum Stricken, eine Anlaufstelle um die neuesten Zeitungen zu lesen. Zeitunglesen ist für mich das Stichwort zu meiner Unschlüssigkeit, soll ich mich der Wochenendausgabe von der Tageszeitung Der Standard zuwenden oder im Buch weiterlesen.

nach:corona II

Wir haben wenige positive Dinge aus der Corona Zeit in die Nachcoronazeit mitgenommen.

Jetzt wird darüber geklagt, dass wir wenige positive Dinge aus der Corona Zeit in die Nachcoronazeit mitgenommen haben. Zuallererst war damals die Rede von einem behutsameren Umgang mit anderen Menschen, man hat den Eindruck, das Gegenteil ist der Fall. Die Äußerungen in der Warteschlange vor der Supermarktkasse werden rauer. Gibt es eine Verzögerung beim Bezahlen, weil man eine Frage an die Kassiererin hat, >dies kann man im Internet nachschlagen.  Wurde übersehen etwas zu wiegen und verzögert sich die Abrechnung heißt es gleich, >geht hier nichts vorwärts. Alle und alles soll funktionieren wie am Fließband. Bei mir stellt sich dazu ein Bezug zu meiner Arbeit am Fließband her, als Absatzschrauber in der Gabor Damenschuhfabrik in Spittal an der Drau. Es gab zweierlei Ursachen, wenn es am Fließband stockte.  Beim Vordermann, dem Sohlenkleber, wenn dieser ein Problem hatte mit dem passgenauen Aufkleben der Schuhsohlen und den Vorgang wiederholen musste. Waren die Schuhsohlen verrutscht, war es schwierig den Absatz richtig zu positionieren. Die noch schlimmere Situation war, wenn das Oberleder auf den Leisten schlecht aufgezogen war, die Naht schief.  Bei alldem ging es darum, dass man das Tages Pensum von etwa zwölf Partien Schuhen vor Augen hatte.

Nach Corona gibt es eine Verbesserung bei der Liftbenützung in Bürogebäuden, in öffentlichen Gebäuden und in Hotels. Befinden sich bereits einige Personen in der Liftkabine wird vor dem Zusteigen nachgefragt, ob man einsteigen darf? Dies ist respektvoll gegenüber den anderen Liftbenützer. In Vorcoronazeiten hätte man darüber kein Wort verloren und die Menschen haben sich in den Lift gezwängt, bis keine Luft mehr zum Atmen da war. Jetzt wahrt man zu den nächsten Liftbenützern etwas Abstand und stößt nicht beim Nächsten an. Zum anderem verzichten manche, wenn es schon etwas voller ist auf das Zusteigen und warten auf die nächste Kabine. Bei einem Fassungsvermögen von zwölf Personen befinden sich jetzt zumeist nur die Hälfte an Personen im Lift. Etwas wäre in der Nachcoronaära bei der Liftbenützung noch verbesserungswürdig. Beim Einsteigen und Aussteigen einen Gruß auszusprechen, jeder in seiner Sprache.