MÜLL.plan

Nach einem Stadtbummel durch Rijeka habe ich beim Warten auf den Autobus, der in der Nähe vom Hafen abfährt, eine überraschende Beobachtung gemacht. Mit schnellen Schritten nähert sich dem Hafengelände ein kleinwüchsiges Paar, beide tragen eine Mütze auf dem Kopf und haben einen Spazierstock in der Hand. Die Frau ist schlank, der Herr korpulent und trägt einen schwarzen Müllsack. Zielgerichtet steuern sie die Müllinseln an, öffnen die Müllcontainer und verschaffen sich mit dem Spazierstock einen Überblick über den Inhalt. Gekonnt holen sie die Pfandflaschen aus dem Müll und geben sie in ihren Müllsack. In wenigen Minuten ist eine Müllinsel durchsucht und raschen Schrittes geht es zur Nächsten. Das Paar macht einen ordentlichen, einen sauberen Eindruck und zeigt ein fröhliches Gesicht. Sie haben meine Sympathie, weil sie selbst etwas zu ihren Lebensunterhalt beitragen und sich nicht auf die Fürsorge des Staates verlassen.

Diese Beobachtung erinnert mich an eine Busreise nach Venedig, bei der  wir vom Reiseleiter einen Stadtplan bekommen haben, indem eine Unmenge von grünen Punkten eingezeichnet war. Wir konnten uns nicht vorstellen, dass  in Venedig die Sehenswürdigkeiten so dicht beisammen sind. Bei näherem Studium des Planes stellten wir fest, dass dieser Plan eine Ausgabe vom Umweltamt war und dass die grünen Punkte die Standorte von öffentlichen Müllkörben waren.

Im Mülllabyrinth.    

FOTO:termin

Nähert sich in der Familie ein runder Geburtstag, dann gibt es verschiedene Stimmungen. Die Zwanziger und Dreißiger werden fröhlich und laut gefeiert. Ernster werden die Gesichter, wenn es der fünfzigste, sechzigste oder siebzigste Geburtstag ist. Es können auch geglückte Geburtstage sein, wenn man auf ein erfülltes Leben zurückblickt, denn Geburtstag mit seiner Frau, seinen Kindern, der Verwandtschaft und mit Freunden feiern kann. Ist man bei einem Verein oder im kommunalen Bereich engagiert, dann kommen die Glückwünsche vom Vereinsvorstand und des Bürgermeisters dazu, verbunden mit einer Ehrung und einem Foto für die Gemeindezeitung. Für die nächsten Jahre hofft man, dass es weiter so bleibt, bis zum nächsten runden Geburtstag.

 

Auf dem Sofa sitzt die Hauskatze, die zum Schnurren anfängt, wenn man sie streichelt. Man beneidet die Katze darum, dass sie nicht die Tage, die Monate und die Jahre zählt. Sie kennt nur die Futterzeiten.

 

Seitenblicke.

FINANZ:flut

Täglich drohen wir in einer Flut von Prospekten, die Preisnachlässe von 50%  bis zu 70 % versprechen, zu ersticken. Trotzdem merke ich an  alltäglichen Dingen, bei Gesundheitsvorsorge und Körperpflege, dass die Preise steigen. Eine der Dienstleistungen ist der Eintritt in das Thermalbad und der Haarschnitt. Ich will, ich kann, auf diese Dienstleistungen nicht verzichten. Ähnlich verhält es sich bei den Heizkosten, wer will in einer kalten Wohnung leben? Bei den Benzinpreisen kann ich die eine oder andere Fahrt durch einen Fußweg oder eine Radfahrt ersetzen.

 

Neue Preise gelten für die Rückenmassage. Bei der Massage ist es zu einem Gespräch über die Wirtschaftskrise gekommen, wie sich diese auf den Besucherstrom auswirkt. Die Krankenkassen bewilligen nicht mehr so viele Massagen wie vor Jahren, sie sparen bei der Anzahl der Verschreibungen. Die Masseurin merkt die Finanzkrise beim Trinkgeld, die Leute geben seltener und dann weniger Trinkgeld. Waren es vor einem Jahr zwei Euro bei einer Behandlung, so bekommt sie jetzt einen Euro. Waren es nach einer Serie von Behandlungen zehn Euro, so sind es jetzt fünf Euro.

 

Halbwertzeit.    

KUNST:halle

Der Kunstbegriff wird heute sehr weit ausgelegt. Viele vertreten die Meinung, dass die zeitgenössische Kunst das Wort Kunst nicht verdient. Die bessere und schönere Kunst hat es vor dreihundert Jahren gegeben. Für sie endet die Kunst vor hundert Jahren. Die Bilder von Schiele oder Kolig sind vor hundert Jahren von den meisten Zeitgenossen empört abgelehnt worden. Die Kunst der Wiener Aktionisten aus den sechziger Jahren, von Günter Brus, Valie Export oder Hermann Nitsch, findet heute in der Kunstszene Beachtung, wird aber von der Bevölkerung noch immer abgelehnt.  Dafür präsentiert man heute in der Kunsthalle die neuen Automodelle. Den neuen VW Golf als Kunst- und Kultobjekt. Die Menschen gehen vorbei an den Kultobjekten in den letzten Ausstellungsraum, dort erhält man mit dem Gutschein gratis ein Getränk.

 

Ein Capuccino.

FINANZ:universum

Vom Universum wissen wir, dass es menschlich unvorstellbare Ausmaße hat. Oft glaubten die Astronomen, dass sie am Ende des Universums angelangt sind, um dann ein paar Jahre später festzustellen, dass es noch größer ist. Eine Theorie besagt, dass es sich immer weiter ausbreitet, bis es in sich zusammen fallen wird. Es scheint, als ob sich die Phasen des menschlichen Wirkens in den Naturgesetzen wieder finden. Unser Denken den Naturgesetzen unterliegt, das freie Denken und Handeln eine Wunschvorstellung ist. Die Geschichte der Menschheit, die Existenz von Völkern und Staaten, die Marktwirtschaft, den Naturgesetzen folgt. Dies in kürzeren Zeitabständen, nicht in den Zeitabständen des Universums.

 

Die Wirtschaftskrisen welche ich erlebt habe waren, die Ölkrise Mitte der siebziger Jahre, die Krise der verstaatlichten Industrie in den achtziger Jahren, die Internetblase zur Jahrtausendwende und jetzt gibt es die Finanzkrise. Die Spekulationen an der Börse haben sich so ausgedehnt, dass sie jetzt zusammengebrochen sind.  Ob sich der Mensch in seinem Wirken von den Naturgesetzen abkoppeln kann, ist die Frage. Religiöse Schriften liegen vor.

 

Sackgasse.