spitz:namen

Wer hat sich einmal darüber Gedanken gemacht, mit wie vielen Spitznamen er in seinem Leben bedacht wurde und welche Schlüsse man daraus ziehen könnte? Zumeist fällt das Zeitalter der Spitznamen in die Schulzeit, es gab einen besonderen Anlass wodurch man aufgefallen ist. Es kann ein Missgeschick passiert sein, sodass von den Mitschülern ein Spitznamen kreiert wurde, er kann auch eine Ehrenbezeichnung sein. In der Zeit von meinem zehnten bis zum vierzehnten Lebensjahr bekam ich mehrere Spitznamen. Der Ort war der Aufenthalt in einem Internat und dort erlebte ich mit den Mitschülern viel Gemeinsames. Wir trennten uns nach dem Schulunterricht nicht, sondern verbrachten den weiteren Tag gemeinsam. Ein Freizeitvergnügen war das Indianerspielen im Wäldchen hinter dem Fußballplatz. Schon das Herstellen der notwendigen Kriegsgeräte bedeutete einen Mordsspaß. Es brauchte einen Tomahawk, einen Speer, Pfeil und Bogen, sowie zwei Indianerstämme, welche sich feindlich gegenüberstanden. Da wir nicht wussten, wo uns der gegnerische Stamm auflauerte, galt es einen Späher auszuschicken.

Die Aufgabe des Spähers bekam ich, ich konnte gut beobachten und mich lautlos zwischen den Sträuchern fortbewegen. In dieser Rolle bekam ich den Spitznahmen Silberpfeil. Die Leidenschaft für das Indianerspielen ging so weit, dass wir auch bei einer Schneehöhe von einem Meter im Wald auf Kriegspfad waren. Wenn uns die Pförtnerglocke zur Studierstunde rief, waren die Hosen zumeist bis zu den Knien nass.

wie:weiter II

Wie geht es weiter, habe ich mich nach der Buchhandelslehre, dem Wehrdienst und einem einjährigen Intermezzo in der Schuhfabrik Gabor in Spittal / Drau gefragt? Die Arbeit in der Fabrik war als eine schnelle Überbrückung nach dem Bundesheer gedacht. Beim Einstellungsgespräch machte mich der Personalchef darauf aufmerksam, ob dies der richtige Job sein würde? Er hatte recht, die Akkordarbeit als Absatzschrauber am Montageband war sehr eintönig. Das Kennenlernen der Arbeitsbedingungen in einem deutschen Unternehmen aber lehrreich. Acht Stunden am Tag ging es um Qualität, Verlässlichkeit und Arbeitstempo. Auch mein Lehrherr hat, ein Begriff aus einer versunkenen Zeit, hat nachgefragt, ob ich Lust hätte wieder als Buchhändler zu arbeiten. Lust schon, aber der Lohn eines Buchhändlers reichte nicht an den momentanen Verdienst der Akkordarbeit in der Fabrik heran. Eintrag von der Lohnliste Gabor Anderseits spekulierte ich mit einem Job im Journalismus oder in der Werbebranche.

Mir ging es auch darum von zu Hause wegzukommen, mich hielt es nicht lange am Bergbauernhof aus. Schätzte aber die Stabilität, welche der Jahreskreis mit den immer wiederkehrenden Abläufen, sähen, wachsen und ernten, am Bauernhof bietet. Bis zu den täglichen Arbeiten im Kleinen, welche von den Bedürfnissen der Kühe und Schafe, der Hühner und der Schweine vorbestimmt sind. Sie alle müssen zu einer bestimmten Zeit gemolken und gefüttert werden. 

Eine Stellenanzeige in der Kärntner Volkszeitung von der Adeg Genossenschaft erweckte mein Interesse. Es wurde ein selbstständiger Mann für die Werbeabteilung gesucht. Gefragt war jemand der von der Idee bis zum Text, von der Grafik bis zum Druck alles bewerkstelligen konnte. Die Handhabung einer kleinen Offsetmaschine eingeschlossen. Die Aufgabe war, für die selbstständigen Adegkaufleute Oberkärntens, die wöchentlichen und saisonalen Flugzettel und Plakate mit den Aktionsangeboten, von der Planung bis zum Druck fertigzustellen. Mein Bewerbungsschreiben hat den Personalchef der Adeg Genossenschaft überzeugt, er hat mir den Job angeboten. Er war von meiner Fantasie und den Ideen angetan, obwohl ich keinerlei Ausbildung im Bereich Werbung hatte…

krise:chance

Sind es die täglichen Schreckensmeldungen in den Medien oder ist es der bekannte Name des Therapeuten, welche die Menschen zum Vortrag, Krise als Chance, magnetisch anzieht. Der Vortragssaal in der Berggemeinde Fresach war bis auf den letzten Platz gefüllt. In seinen Ausführungen zählte der Psychologe alle aktuellen Krisen auf: Die Klima- und Umweltkrise, die Hungersnöte, die Kriegsherde, die Flüchtlinge auf der Suche nach besseren Lebensbedingungen. Im Mittelpunkt stehen die leiblichen Krisenszenarien, weniger die Einschränkungen der Meinungsfreiheit, der Pressefreiheit und der politischen Freiheit. Die westliche Gesellschaft und wir als europäisches Individuum verbrauchen immer noch mehr von den Ressourcen der Welt. Die Bereitschaft die Vorräte mit anderen zu teilen zerfällt. Das soziale Bedürfnis unentgeltlich zu helfen, dem Nächsten etwas zurückzugeben, schwindet in der Gesellschaft. Dabei ist das Miteinander für den Einzelnen über lebenswichtig. Daraus kann man die Kraft schöpfen sich gegen aufkeimende negative Gedanken zu wappnen. Diese gehören zum Menschsein dazu, einige sind stärker betroffen, andere weniger. So wie beim Immunsystem, die einen besitzen ein stärkeres, andere ein angegriffenes.

Seine Tipps für ein starkes seelisches Immunsystem waren: Für etwas Begeisterung zeigen, was macht mir Freude, welches Ziel habe ich für die Zukunft? Übermäßiges Leistungsdenken vermeiden und Zeit für die Nächstenliebe zu haben. Eine Liebe ohne Gegenleistung, wo ein Dankeschön, genügt. Für diese menschlichen Lebensweisen gibt es Vorbilder in der griechischen Antike, Anleitungen aus der Philosophie, Beispiele in den östlichen Schriften und der Bibel. Ermahnungen bei den Gelehrten im Mittelalter, wie Erasmus von Rotterdam oder Hildegard von Bingen. Friedensbotschaften von Mahatma Ghandi und Dalai-Lama, Jugendliche als Umwelt- und Klimaaktivisten. Die Geschichte in den letzten zweieinhalbtausend Jahren war reich an Mahnern und Weisheitslehrer, trotzdem stehen wir vor immer größeren Krisen und neuen Herausforderungen. Mein Eindruck ist, mit der Zunahme der Weltbevölkerung und der Mobilität nehmen auch die Krisen zu…

ampel:rot

Besucht man eine Behörde so bedeutet eine grüne Ampel, dass wir in das Büro des Sachbearbeiters eintreten können. Einerlei, ob es sich um eine Passverlängerung, einen Antrag um Heimhilfe oder um die Begleichung einer Parkstrafe handelt. Das farbliche Signal erleichtert den Akt des Eintretens. Die ältere Generation besucht zumeist mit Demutshaltung ein Amt. Die Tatsache, dass die wichtigen Ämter in der Bezirkshauptstadt angesiedelt sind, macht eine Anreise mit dem Auto oder mit dem Zug notwendig. Dies kann die Bezirkshauptmannschaft, das Finanzamt oder das Bezirksgericht sein. Über Jahrzehnte gab es beim Eingang eine Portierloge, wo man dem Portier vorsichtig sein Begehren vorgebracht hat. Danach irrte man durch die verwinkelten Gänge des Altstadtgebäude. Vorsichtig klopfte man an die Tür und horchte angestrengt auf ein Echo. Die Signallampen neben der Tür vereinfachten die Regelung des Parteienverkehrs. Inzwischen werden die Signallampen in einigen Behörden durch das Ziehen einer Nummer ersetzt. Erscheint die eigene Nummer am digitalen Bildschirm, steuert man den zuständigen Schalter an. Gut funktioniert dies bei den ÖBB Servicecenter in den großen Bahnhöfen Österreichs. Notwendig, da die ÖBB den Reisenden ab einer Stunde Zugsverspätung einen kleinen Teil vom Fahrpreis zurückbezahlt.

Veränderungen bringt auch der Einsatz der Künstlichen Intelligenz, wenn durch sie  Entscheidungengetroffen werden. Ein Grundsatzprogramm, weil die nächste Phase auf self learnig beruht. Dabei dürften in Zukunft die Handlungen zugunsten der Jüngeren ausschlagen. Die computeraffinen Köpfe befinden sich bei den Unterdreißigjährigen. Meine Generation behauptete einmal, traue niemanden über dreißig.

Mit 66 Jahren

bub:mädchen

Ein Diskurs im Sprachcafé  entspannte sich über das Geschlecht des Wortes classmate, der Mitschüler oder die Mitschülerin? Die englische Sprache kennt keinen Artikel, wie wir ihn in der deutschen Sprache benützen. Will man wissen, ob es ein Bub oder ein Mädchen ist, muss man nachfragen: it es a boy oder it es a girl. Die englische Sprache hat in ihrer Entwicklung Weitblick bewiesen. In den Ländern Nordeuropas ist es bereits verpönt, die Eltern von Kleinkindern nach dem Geschlecht ihres Kindes zu fragen. Die neue Generation soll geschlechtsneutral aufwachsen. Das bedeutet im Alltag, dass die Kinder abwechselnd einmal als Mädchen, dann wieder als Bub erzogen und gekleidet werden. Bislang wurden für Buben Bagger, Autos und Bausteine und für Mädchen, Puppen, Puppenkleider sowie Kochgeschirr gekauft. Jetzt ist es Praxis, alles bunt zu mixen. Das Kind ab dem dritten Lebensjahr soll selbst entscheiden, ob es lieber mit Puppen oder mit Autos spielt. Beim Eintritt in die Schule darf jedes Kind frei wählen, will es lieber Friedrich oder Frieda heißen. Wie dies bei der Ausstellung der Geburtsurkunde gehandhabt wird, dass das Geschlecht erst nach dem sechsten Lebensjahr eingetragen wird, lässt sich kinderleicht mit einem Gesetz bestimmen.

Ähnliches war sogar Anfang der vierziger Jahre, bei meiner Schwester möglich. Sie ist im November geboren. Vater und Mutter waren zum Zeitpunkt der Geburt noch nicht verheiratet, sie hatten die Absicht Ende Dezember zu heiraten. Somit war die Schwester ein uneheliches Kind. In ihrer Geburtsurkunde steht aber schon der Familienname des Vaters. Der Vater hat den Amtsleiter der Gemeinde darauf angesprochen, dass die Hochzeit kurz bevorsteht, somit wurde die Schwester im Register und auf dem Geburtsschein als eheliche Tochter eingetragen.

Bub oder Mädchen