ski:sport I

Das Wort “Burnout” ist eines der Modewörter der vergangenen Jahre, die moderne Bezeichnung für Depressionen, für das seelische Ausgebrannt sein. Gesellschaftlich ist es auch heute noch verpönt, wenn sich jemand dazu bekennt. Nur Mutige äußern sich darüber öffentlich. Dies fördert den Abbau der körperlichen Spannungen. Seelische Empfindlichkeit haftet in unserer Gesellschaft etwas Grenzwärtiges an. In der leistungsorientierten Arbeitswelt und Gesellschaft  wird man damit schnell aussortiert. Bekannte Sportlerpersönlichkeit gestehen immer wieder ein, dass sie dem Erwartungsdruck siegen zu müssen, nicht standhalten können. Vor Jahrzehnten wäre ein solches öffentliches Geständnis ein Affront gegenüber der eigenen Nation gewesen. Diejenigen wären als Verräter am Sport beschuldigt und fallen gelassen worden. In der vergangenen Wintersaison hat die amerikanische Slalomfahrerin Lindsey von V. versucht zu verbergen, dass sie den psychischen Anforderungen des Spitzensportes nicht mehr gewachsen ist. Das Krankenhaus hat den Reportern mitgeteilt, dass sie wegen Bauchschmerzen in Behandlung ist.

Ist eine der Ursachen für die Überforderung der Sportler der Ehrgeiz der Trainer und der Funktionäre? Inwieweit tragen wir Zuschauer dazu bei, egal ob live im Zielraum oder am Bildschirm, dass die Anforderungen an die Spitzensportler immer höher geschraubt werden? Wen interessiert ein Sportevent, wo keine  extremen Leistungen  geboten werden? Dabei bringt schon ein realistischer Wettkampf genug an Spannung mit.

Fassdaubenrennen.

selbst:prüfung

Aus den Tageszeitungen und den Nachrichten erfahre ich, wie unverschämt sich viele Bankmanager verhalten haben, wie sorglos sie mit dem Geld der Anleger und Sparer spekuliert haben. Zusätzlich haben sie sich unappetitliche Gehälter und Provisionen genehmigt. In der Schweiz kam es zu einer Volksabstimmung darüber, um wie viel mehr darf ein Manager als ein gewöhnlicher Arbeiter, verdienen. Oft gehen wir mit unseren Vorstellungen und Werten sorglos um, wir werfen sie über Bord. Wollen wir anderen Menschen Werte vermitteln, müssen wir sie selbst leben. Ermahnt einem der Arzt  mit dem Rauchen aufzuhören, sollte er selbst nicht mit einer brennenden Zigarette im Cafe gesehen werden. Kommt von einem übergewichtigen Orthopäde der Vorschlag bei Hüftschmerzen das Gewicht zu reduzieren, verliert diese Aufforderung sofort an Wirkung. Höhere Strafen für Alkohol am Steuer fordern die Politiker und werden dann selbst bei einer Verkehrskontrolle alkoholisierte erwischt.

Ein Seminarleiter über Stressabbau zeigte sich erbost weil seine Studienunterlagen nicht rechtzeitig gekommen sind. Mit der Auskunft, dass es Lieferschwierigkeiten gibt, ist er nicht zufrieden.  

Im Stresslabor.

uni:tag

Nach dem Betreten des Vorlesungsraums steht man als älteres Semester plötzlich in einer Runde von jungen Studenten, ist etwas verunsichert und weiß nicht, wie man sich artgerecht verhalten soll. Die Anspannung bleibt, was kommt, höflich und locker bleiben. Seniorstudenten sind die Ausnahme und werden von den Jungen kritisch beäugt. Ein Einsteigertipp, nicht die vorderen Reihen wählen, die Eingweihten sitzen in den hinteren Reihen. Es ist spannend wie in der Grundschule, bis zum Augenblick wo die Lehrerin oder der Lehrer die Klasse betreten hat. Der Professor fordert uns auf, in die vorderen Reihen zu wechseln, damit seine Stimme geschont  wird.

Mit dem Lehrpersonal hatte ich als schrulliger Papierwarentandler im Berufsleben viele Berührungspunte und dabei das Gefühl, dass Lehrer erwarten, dass ihre Meinungen ohne Widerspruch akzeptiert werden. Außer beruflichen Fortbildungskursen habe ich nach dem Schulabschluß keinen Unterricht mehr genossen. Nach Beginn der Vorlesung beobachte ich, dass die Studentinnen und Studenten nahtlos an das Grundschulsystem anschließen. Für Fragen heben sie artig die Hand, verwenden als Anrede Herr Professor und stimmen in den meisten Fällen seinen Aussagen zu. Es gibt kaum andere Meinungen oder Einwände zur Vorlesung. Der zeitliche Ablauf der Lehrveranstaltung ist auf die Bedürfnisse des Professors abgestimmt. Die meisten Studierenden verhalten sich wie eine Herde braver Lämmer.

Durch meinem Kopf geistern Szenen aus den sechziger und siebziger Jahren, als in Frankreich, Deutschland, Italien und anderen Staaten von Mitteleuropa die Studentenunruhen stattgefunden haben. Rudi Dutschke war mein großes Vorbild. Dieser Widerstandsgeist ist aus den Unis verschwunden, nicht mehr notwendig, weil die Professoren um vieles liberaler sind.

Attentat.

sepa:iban.bic III

Am nächsten Morgen regnete es und der Vater bot dem Einkäufer an, einen weiteren  Tag  am Bauernhof zu verbringen, was dieser gerne annahm. Niemand wäre auf die Idee gekommen, dafür etwas zu verlangen, dies war einfach Gastfreundschaft. Bei unserer großen Familie war es egal, ob eine Person mehr oder weniger beim Essen am Tisch saß. Mit dem Hinweis, er müsse in den Nachbarorten seiner Arbeit nachgehen, verabschiedete sich der Holzeinkäufer am dritten Tag. Der Vater wird von der Firma Bescheid bekommen, zwecks Liefertermin und eine Zusage für den guten Preis. Bei den vielen Kindern war das Geld am Bauernhof immer knapp, der Vater war guter Dinge.

Am Sonntag besuchten wir mit dem Vater, Vota, den Gottesdienst in der Pfarrkirche. Die Mutter,  Muata,  und die  Schwester bereiteten das Mittagessen vor. Nach der heiligen Messe standen am Kirchenplatz die  Bauern aus der Nachbarschaft  beisammen. Bald kam die Rede auf den Holzeinkäufer Fredl, der im ganzen Gemeindegebiet unterwegs war. Ein Bauer wusste zu berichten, dass er einmal für ein Oberkärntner Sägewerk tätig gewesen ist, aber jetzt dort nicht mehr beschäftigt war. Auf keinen Fall war er berechtigt für das Sägewerk Holzeinkäufe zu tätigen. Dem Fredl ging es nur  darum, auf einem Bauernhof ein paar Tage gut zu essen und zu schlafen und so seine Zeit zu verbringen. Die Bauern hatten eine Mords Hetz, als ihnen bewusst wurde,  dass sie auf diesen Schmäh hereingefallen sind. Niemand dachte daran, den „falschen“ Holzeinkäufer bei der Polizei anzuzeigen oder ihn zu verfolgen. Ein Esser mehr oder weniger hat bei niemandem einen Schaden angerichtet. Heute, da alles an das Tageslicht kam, gab es für alle etwas zum Lachen.

Betrüger und Kriminelle hat es immer schon gegeben, vielleicht waren sie früher nur liebenswerter und nicht so auf das Geld bedacht.

Brettljausn.

sepa:iban.bic II

Anfang März, nach der Schneeschmelze, beginnt man am Bauernhof die Felder und Äcker von Laub und allerlei Geäst zu reinigen. An manchen Stellen werden auch die Sträucher zwischen den Wiesen zurückgeschnitten und vorhandene Holzzäune instandgesetzt. Die Schäden, welche der Schnee über den Winter verursacht hat beseitigt. Mit den Vorbereitungen für das Ackern beginnen, den Mist ausführen und streuen.  In den Hanglagen wurde vor dem Pflügen am unteren Ackerrand ein Pflugschar breit, die Erde mit einer Schaufel ausgehoben. Diese Erde wurde mit einem Karren an den oberen Ackerrand gebracht und dort abgeladen. Ansonsten wäre beim Pflügen jedes Mal ein Pflugschar breit Erde in der Wiese gelandet und nach Jahren hätte diese Erde am oberen Ackerrand gefehlt. Auf  unserem Bergbauernhof wurde der Pflug von zwei Pferden gezogen. Wir hatten ein Norikerpferd und das zweite Pferd wurde vom Nachbarn ausgeborgt. Bereits als Volksschulkinder haben wir die Pferde geführt, sind ihnen „vorgegangen“,  der Vater hat den Pflug geführt. Wir mussten dabei achtgeben, dass ein Pferd in der letzten Furche gegangen ist und das andere am Ackerboden. Wir hatten Mühe, nicht unter die Hufe der großen und schweren Zugpferde zu geraten. Der schwierigste Moment war das Wenden der Pferde am Ackerrand, manchmal zusätzlich erschwert, dass nicht viel Platz zur Verfügung stand. Nach dem Sähen des Getreides wurde die Saat mit der Egge eingeeggt, dafür genügte der Norikerhengst.  Dabei das Pferd zu führen war ein Kinderspiel.

An einem Nachmittag näherte sich uns bei den Aufräumarbeiten am Feld ein Herr in der Kleidung eines Försters. Grüne Kniekerbockerhosen, einen grünen Lodenjanker, festes Schuhwerk. Im Gesicht einen Bart und auf dem Kopf einen Försterhut. Er fragte uns Kinder nach dem Vater, dieser war aber auswärts  im Holzschlag. Der älteste Bruder, schon als Erbe für den Bauernhof bestimmt, fragte nach, um was es geht. Der fremde Herr stellte sich als Holzeinkäufer eines Oberkärntner Sägewerkes vor.  Er sei auf der Suche nach Eichen und er habe hier Laubwald, wir nannten es das Mösel, einige Eichen gesehen. Er könnte,  dank der  starken Nachfrage, einen sehr guten Preis zahlen. Der Bruder, welcher die  landwirtschaftliche Fachschule Stiegerhof besuchte machte sich bereit den Holzeinkäufer zu begleiten und ihm unseren, auf den Feldern verstreuten,  Eichenbestand zu zeigen. Am späten Nachmittag, rechtzeitig zur Stallarbeit, die Kühe füttern und melken, kehrten der Bruder und der Holzeinkäufer in das Bauernhaus zurück. In der Küche, wo gekocht, gegessen, Radio gehört, gelesen, gestrickt und wir unsere Schulaufgaben machten wurde der Besucher zu einer Bauernjause eingeladen. Die Mutter stellte dem Holzeinkäufer eine kräftige Jause auf den Tisch mit Speck, Hauswürstel, Käse, Most und Brot, wo der Förster kräftig zulangte. Der größere Bruder war von der Zusage, dass die Eichen zu diesem Preis aufgekauft werden, begeistert.  Die Eichen würden wir selbst fällen, da der Vater zeitweise bei anderen Bauern das Holzfällen besorgte. Wir größeren Kinder erledigten die Stallarbeit und als wir damit fertig waren, war auch der Vater  zuhause. Dieser unterhielt sich in der Küche mit dem Holzeinkäufer. Es war bereits dunkel und der Holzeinkäufer, der zu Fuß unterwegs war, durfte auf dem Diwan, welcher in einer Ecke der Küche stand, übernachten. Er hätte am nächsten Tag in der Nachbarschaft auch Bäume zu besichtigen und für seine Firma einzukaufen. Wir Kinder gingen zu Bett.

Guter Preis.