Seit Anita vor achtzehn Jahren in das Haus an der Fernstraße eingezogen war, hat der Autoverkehr stark zugenommen. Ein kleiner Vorgarten und eine hüfthohe Hecke trennen das Haus von der Fahrbahn. Immer weniger Sträucher werden im Frühjahr grün und sie verlieren bereits im Sommer die Blätter. Zurück bleibt eine Hecke aus dürren Ästen. Der Fahrtwind schleudert den Split und die Sägespäne auf den Rasen im Vorgarten. Auf den Fensterbänken ihrer Wohnung im Erdgeschoss liegt ein Gemisch aus Öl, Rußpartikel und Staub. Wenn es schneit, ist der Schnee nach wenigen Tagen grauschwarz. Beim Kochen spürt sie hinter dem Küchenstore die Blicke der Fernfahrer auf ihrem Gesicht. Fährt ein LKW knapp an der Hecke vorbei, tritt sie instinktiv ein paar Schritte zurück. Die Gespräche mit ihrem Freund Bruno beim Mittagessen werden oft durch die Geräusche der Sattelschlepper unterbrochen. Er zieht sich auf die Bank hinter dem Haus zurück. Das Haus gehört seiner Mutter, die im Obergeschoss wohnt. Die überladenen LkW bringen den Boden zum Zittern. Die Erschütterungen spürt man in der Wohnung beim Sitzen, beim Liegen im Bett und sie lassen sie abends lange nicht einschlafen. In ihren Träumen kehrt eine Situation immer wieder: Ein LKW kommt in das Schleudern, fährt auf das Küchenfenster zu, durchbricht die Hausmauer und landet in der Küche. Sie ist zwischen Motorblock und Wohnzimmerwand eingeklemmt, der Fahrer beugt sich aus dem Autofenster und verlangt von ihr einen Kaffee. Der Tag beginnt mit einer Lkw-Lawine. Anita wird von einem Grollen, einem hohem Pfeifton und dem ununterbrochenem Klappern eines Kanaldeckels aus dem Schlaf gerissen. Ohne auf den Radiowecker zu blicken weis sie, dass es fünf Uhr ist, Bruno sich im Bett umdrehen und ihr den Rücken zuwenden wird. Er wird die Bettdecke über seinen Kopf ziehen und weiterschlafen. Auch an Tagen mit LKW- Fahrverbot wird sie um die selbe Zeit wach, es ist ihr nicht möglich durchzuschlafen. Sie bleibt im Bett liegen, bis um sechs Uhr die Werkssirene in der naheliegenden Spannplattenfabrik den Schichtwechsel ankündigt. Nach dem Verstummen der Sirene beginnen ihre Katzen an der Schlafzimmertür zu kratzen. Anita erhebt sich, schlüpft in den grünen Morgenmantel und geht, ohne einen Blick auf Bruno zu werfen, aus dem Zimmer. Vor der Schlafzimmertür wird sie von den drei Katzen mit hochgestellten Schwänzen begrüßt. Die Katzen laufen durch die Diele in die Küche, wo sie das Dosenfutter erhalten. Anita bückt sich, streicht ihnen mehrmals über das Fell und lobt sie. Nach der Fütterung beginnt sie ihre Morgentoilette. Beim Frühstück legt die Katze Sissi ihren Kopf und ihre Vorderpfoten auf ihre Oberschenkel. Bei der ersten Berührung durch ihre Hand beginnt sie leise zu schnurren. Um halb acht Uhr verlässt Anita die Wohnung um ihren Halbtagsjob in der Annahmestelle einer Kleiderreinigung anzutreten. Vor dem Verlassen des Hauses kontrolliert sie, ob alle Fenster und Türen geschlossen sind. Kommt Anita zu Mittag nach Hause, ist Bruno bereits aufgestanden und hat sich für seinen Nachmittagsdienst als Kellner im Burgcafe zurechtgemacht. Sie wärmt das vorgekochte Mittagessen auf. Bruno deckt den Tisch. Im Obergeschoss öffnet sich eine Tür und Brunos Mutter erkundigt sich, was es heute zum Essen gibt, bevor sie die Stiege herunterkommt. Seitdem sie unter einer Katzenallergie leidet, verlässt sie die Wohnung im Obergeschoss ungern. Die Küchentüre bleibt während des Essen geschlossen, damit keine Katze in die Nähe der Mutter kommt. Durch das Küchenfenster sieht man, das ein Auto nach dem anderem wie ein Film vorbeirast, in der Küche läuft dazu der Ton ab. Sie erheben sich vom Küchentisch. Die Mutter geht in ihre Wohnung zurück, der Sohn verlässt das Haus und geht zur Arbeit. Als Anita aus dem Küchenfenster blickt und ihre Katze Sissi ausgestreckt neben einer Blutspur auf der Strasse liegen sieht, beschließt sie, aus dem Haus an der Fernstraße wegzuziehen.
|
|||||||
Hallo Schlagloch, gut beobachtet, gut beschrieben, gut geschrieben, wie wir Autoren sagen und eigentlich die einzige Möglichkeit für die Figur, der Misere zu entfliehen – Auszug. Herzliche Grüße gen Niederösterreich Buchfinder ![]() ![]()
|
Archiv der Kategorie: TAG.GEDANKEN
IRGENDWO . HIN
Aus der großen, weißen Plastiktragtasche schaut ein Gummistiefel hervor. „Wir gehen zu Samonig”, steht auf der Einkaufstasche die als Reisetasche für die Schuhe verwendet wird. Auf dem Bahnsteig in Villach läuft ein junges Mädchen von einer Bank zu nächsten, während die jungen Eltern sich voneinander verabschieden und sich dabei immer fester umklammern. Der Mann ist seinen Handbewegungen nach nicht der Vater und das Mädchen versucht sich dazwischen zu drängen. Sie verlangt von der Mutter immer wieder, dass sie ihr eine Rolle Kekse aus dem Süßwarenautomat besorgt. Die Mutter weigert sich dafür einen Euro auszugeben. Kurz vor der Ankunft des Zuges nimmt sie eine Rolle Keks aus ihrer Handtasche und gibt sie ihrer Tochter. |
||
|
BE . WEGLICHKEIT
Am Himmel sind dunkle und helle Wolken in verschiedenen Größen und Formen. Ovale, sechseckige und übereinandergeschichtete Wolken. Für kurze Zeit scheint am Morgen die Sonne, dann wird sie von einer Wolke verdeckt. Der Junghase bleibt in der Mitte vom Fahrradweg stehen und verschwindet beim nächstem Pedaltritt mit einem Sprung in der Wiese. Dann sind die spitzen Ohren zwischen den Grashalmen zu sehen. Zwischen den Nadelbäumen blitzen verschiedene Farben auf, blau, orange, silber, hellgrün, rot das ganze Spektrum der Farben und verschwinden wieder. Zurück bleibt ein gleichmäßiges Rauschen, einmal drückt es auf das Ohr, ein andermal betäubt es den Kopf. Für einige Flügelschläge ist es ruhig und das Plätschern der Gail ist zu hören. Niemand hört ihr zu. |
||
|
NACH . MITTAG
Im Montafon kehrt der Bauer, bekleidet mit einer Lederbundhose, von der Arbeit in das Haus zurück. Er geht durch den Garten, wo jetzt, Mitte August, die Preiselbeeren reifen. Er blickt auf die kurz gemähten Bergwiesen neben dem Stall. Dort sind die Sommergäste beim Golfspielen. Auf der anderen Seite der Silvretta Hochalpenstraße grasen weiße und braune Pferde. Der weiße Hengst ist beim Brunzen und hat seinen Schwanz in voller Länge und Größe ausgefahren. Die Damen, welche vor dem Golfclubhaus bei einer Tasse Kaffee sitzen, blicken mit Bewunderung zum Hengst. Die Bäuerin öffnet die Stalltür und treibt sechs Ziegen auf die Weide. |
||
|
TODT – ARBEITER
Auf einer Schautafel im Park des Schlosses Duino steht, dass die Stollen im Schlosspark von Todt – Arbeiter gebaut wurden. Gemeint sind Zwangsarbeiter während des 2. Weltkrieges. Das Wort Todt – Arbeiter trifft das Los der Zwangsarbeiter genau. Das die Sichtweise über die Zeit des Nationalsozialismus ganz unterschiedlich ist, kann man erfahren, wenn man mit Menschen der Kriegsgeneration in das Gespräch kommt. Wir, die Nachkriegsgeneration, würden viel zu schnell urteilen und verurteilen, ohne selbst diese Zeit erlebt zu haben. „Man muss die dreißiger Jahre erlebt haben, um urteilen zu können, meinte ein Zeitzeuge. Es zogen viele Zigeuner, Bettler und Musikanten durch die Ortschaften des Unteren Gailtales. Sie spielten vor den Häusern für ein Stück Brot oder zehn Groschen. Es herrschte soviel Armut und Arbeitslosigkeit. Nach dem Einmarsch Hitlers in Österreich haben alle Arbeit bekommen, ein wirtschaftlicher Aufschwung hat eingesetzt. Die Bettler und die Zigeuner sind von der Straße verschwunden. Man sollte diese schönen Seiten von der NS-Zeit sehen und nicht sofort vom Krieg und von der Judenverfolgung sprechen”. |
||
|
SPRACH . LOS
Lese ich andere Blog dann sehe ich, dass man oft zu aktuellen Tagesereignissen Stellung nimmt. Verbunden wird der Beitag mit einem Link zu einer Tageszeitung oder Zeitschrift. Dabei kommen mir meine Einträge weltfremd, fern dem aktuellen Geschehen vor. Ich wäre überfordert zu jeder Spitzenmeldung des Tages einen Kommentar zu schreiben. Zum Bestechungsskandal bei der Polizei, zum Bankenskandal bei der Bawag und Hypobank, zum Krieg im Nahen Osten oder zu den Terroranschlägen. In den meisten Blog wird dazu etwas geschrieben, was schon bekannt ist. Manche Ereignisse sind für mich zu weit entfernt. Wir werden davon nicht berührt, obwohl man vom globalem Dorf spricht. |
||
|
FERRA . GOSTA
In Italien werden die Tage in der Augustmitte als Ferragosta bezeichnet, viele Firmen haben in dieser Zeit geschlossen. Der 15. August wird als Höhepunkt des Sommers überall mit Festessen, Tanzveranstaltungen und als Abschluss des Tages mit einem Feuerwerk gefeiert. Wer am 15. August in Venedig die Promenade am Meer in der Nähe des Markusplatz entlang spaziert wird feststellen, dass alle Anlegeplätze besetzt sind. Man sieht einfache Ruderboote genauso wie Luxusjachten. Überall wird gekocht, getanzt, und gesungen. Alle warten mit Spannung auf das große Feuerwerk am Abend zwischen dem Markusplatz und dem Lido. |
||
|
SISSI
Seit Anita vor achtzehn Jahren in das Haus an der Fernstraße eingezogen war, hat der Autoverkehr stark zugenommen. Ein kleiner Vorgarten und eine hüfthohe Hecke trennen das Haus von der Fahrbahn. Immer weniger Sträucher werden im Frühjahr grün und sie verlieren bereits im Sommer die Blätter. Zurück bleibt eine Hecke aus dürren Ästen. Der Fahrtwind schleudert den Split und die Sägespäne auf den Rasen im Vorgarten. Auf den Fensterbänken ihrer Wohnung im Erdgeschoss liegt ein Gemisch aus Öl, Rußpartikel und Staub. Wenn es schneit, ist der Schnee nach wenigen Tagen grauschwarz. Beim Kochen spürt sie hinter dem Küchenstore die Blicke der Fernfahrer auf ihrem Gesicht. Fährt ein LKW knapp an der Hecke vorbei, tritt sie instinktiv ein paar Schritte zurück. Die Gespräche mit ihrem Freund Bruno beim Mittagessen werden oft durch die Geräusche der Sattelschlepper unterbrochen. Er zieht sich auf die Bank hinter dem Haus zurück. Das Haus gehört seiner Mutter, die im Obergeschoss wohnt. Die überladenen LkW bringen den Boden zum Zittern. Die Erschütterungen spürt man in der Wohnung beim Sitzen, beim Liegen im Bett und sie lassen sie abends lange nicht einschlafen. In ihren Träumen kehrt eine Situation immer wieder: Ein LKW kommt in das Schleudern, fährt auf das Küchenfenster zu, durchbricht die Hausmauer und landet in der Küche. Sie ist zwischen Motorblock und Wohnzimmerwand eingeklemmt, der Fahrer beugt sich aus dem Autofenster und verlangt von ihr einen Kaffee. |
||
|
SCHLAGLOCH . SUCHE
Oft erzählt jemand, dass er auf der Suche nach sich selbst ist. Man weis nicht, wer man ist und wohin man will. Der Zweifel an sich selbst gehört zum menschlichem Leben. Nicht immer ist die Suche nach der eigenen Persönlichkeit abgeschlossen, es gibt Menschen die beenden das Leben als Suchende. Diese sind im Menschsein weitergekommen als diejenigen, welche die Suche frühzeitig abgebrochen haben, weil sie glauben, sich selbst gefunden zu haben. |
||
|
EIN . PARKEN
Es gibt keine Pflanze, kein Tier, dass ohne Intelligenz auskommt. Egal ob dies eine Blume, ein Baum, eine Schlange oder Katze ist. Uns selbst sprechen wir die größte Intelligenz zu. Zu den größten Fortschritten der menschlichen Entwicklung gehören die Sprache und die Schrift. Sich in der Natur zu behaupten, sein Leben zu verteidigen und die notwendige Nahrung zu beschaffen, machen auch Pflanzen und Tiere. Die Verständigung mit Artgenossen durch Stimmen und ein soziales Netz findet sich bei vielen Lebewesen, ebenso das Weitergeben von Erfahrungen an die nächste Generation. Aber Informationen und Erfahrungen aufzuzeichnen über Jahrhunderte bzw. Jahrtausende ist nur dem Menschen möglich. |
||
|
BUCHS . BAUM
Immer öfter sieht man in größeren Blumentrögen oder in Gartenanlagen kunstvoll zugeschnittene Buchsbäume, als Herz, als Kugel, als Reh oder auch als Schwan. In der Kindheit stand ein großer Immergrünstrauch im Hof unseres Anwesen. Der Strauch wurde von allen gemieden. Der Immergrünstrauch hatte Bereitschaftsdienst unter den Sträuchern. Gab es einen Todesfall, egal ob im Sommer oder Winter, wurden vom Immergrünstrauch Zweige abgebrochen und damit das Aufbahrungszimmer im Haus geschmückt. Damals wurden die Toten im Sterbehaus aufgebahrt. Am Fuße des Sarges stand eine Schüssel mit Weihwasser und darin ein Zweig Immergrün, mit dem man die Toten beim Ankommen besprengte. Der Immergrünstrauch war resistent gegen den kleinen Tod, den die übrigen Sträucher im Winter erfahren. |
||
|
REISE . ZEIT
Die Sommermonate Juni, Juli und August sind die Hauptreisezeit. Während keiner anderen Zeit des Jahres sind die Straßen so überfüllt. Eine Verkehrslawine wälzt sich über die Tauernautobahn in den Süden, an die Strände der oberen Adria. Wer in dieser Zeit fährt hat es eilig und lässt sich nicht aufhalten. Bei der Fahrt durch Kärnten geht man vom Gaspedal nicht weg, außer man bekommt Hunger, muss auf die Toilette gehen oder der Treibstoff geht zu Ende. So überfüllt wie die Autobahnen sind in dieser Zeit auch die Autobahnraststätten. Immer wenn eine neue Autobahnraststätte geplant wird, wehklagen die Bestehenden, und prophezeien Umsatzeinbußen und Existenzgefahr. Die Autobahnen sind aus dem heutigem Verkehrsnetz nicht mehr wegzudenken. |
||
|
SOM . MER
Auch als Kind von der Sonnseite in Politzen ist es mir zu heiß, um von Möselstein durch den Hohlweg auf die Hochebene am Länderdreieck zu den Bienenstöcken zu gehen. Es ist Mittag und die Temperatur erreicht 37 Grad. Der kühlste Platz im Ort ist der Wasserfall, aber wegen der Verlegung einer Gaspipeline nicht erreichbar. Der Weg ist durch Felsgestein und Erdmaterial verlegt und eine Tafel warnt „Vorsicht Steinschlag”. Am Hang fressen sich die Presslufthämmer in das Gestein. Ein Reh überquert im Lärm von Baggerschaufeln die Strasse. Der Bach versiegt vor der Kreuzkapelle, im Bachbett liegen graue Steine. Unter dem Altarraum rauscht kein Bach mehr durch, wie es in den Reiseführern beschrieben wird. Im 16. Jahrhundert wurde über dem Bach ein Kapelle errichtet. Auf der Bank neben der Kapelle spürt man die Kühle, welche der Wald und das Moos ausströmen. Hier ist noch Feuchtigkeit trotz langer Trockenheit gespeichert, die Klimaanlage für Möselstein. Auf der anderen Talseite werden die Dobratschfelsen von der Sonne aufgeheizt. Wer auf einem Felsen zu lange steht, verbrennt sich die Fußsohlen. Der Steinchristus schaut besorgt nach dem Himmel, wo die Regenwolken bleiben. |
||
|
HITZE . FIEBER
Seit dem Klimawandel in den Alpen spüren wir im Sommer mehr von der Hitze als in den vergangenen Jahrzehnten. Dies ist eine Hitze die wir auf der Haut spüren. Es gibt aber eine innere Hitze, ein Feuer das in unserem Kopf brennt. Ein Hitzefieber, ausgelöst von schlechten Erlebnissen, von Schicksalschlägen oder Schockerlebnissen. Dieses Hitzefieber kann sich im ganzem Körper ausbreiten und zu deren Eindämmung braucht es viel Energie. Ein Feuer, das den Schweiss ausbrechen lässt, den Pulsschlag beschleunigt und den Atem wegnimmt. Der Sonnenanbeter. |
||
|
TROCKEN . HEIT
Die langanhaltende Hitze und das Ausbleiben von Regenfällen führt in südlichen Ländern zu Wassermangel und Dürreschäden. In den Alpenländern ist die Situation besser. Hier bilden die großen Waldgebiete und die Alpengletscher eine natürliche Wasserreserve. Die Substanz der Gletscher wird durch die Erwärmung der letzten Jahre angegriffen. Das die Gletscher stark geschrumpft sind, sieht man bei der Pasterze am Großglockners deutlich. Konnte man vor fünfzig Jahren mit dem Schrägaufzug direkt auf die Pasterze gelangen, so muss man jetzt einen langen Fußmarsch auf sich nehmen um die Pasterze zu erreichen. Das Abschmelzen der Gletscher erfolgt immer schneller. Jeder von uns ist an diesem Klimawandel mitbeteiligt. |
||
|
HITZE . PUNKT
Als Bewohner der Alpenländer haben wir kaum Erfahrung mit der Hitze. Die Hitzeperioden der letzten Sommer sind für uns eine neue Erfahrung. Heiße Temperaturen waren eine Sache des Süden, etwa in Afrika. In den sechziger Jahren lernte man die Hitze im Urlaub an den Badestränden der oberen Adria kennen, später bei den Urlaubsreisen nach Nordafrika oder in den Vorderen Orient. Dies war jeweils für eine kurze Zeit und freiwillig. Jetzt ist diese Hitze mitten in den Alpen. Wir versuchen uns der Hitze zu entledigen, indem wir uns der Kleider entledigen. Damit entledigen wir uns auch unseres Hautschutzes. Die Gefahr der Sonnenstrahlung wird heruntergespielt, wie auch andere Gefahren der Natur. Wir setzen den Wert der Technik über den Wert der Natur. Eine Aufgabe der Technik sehen wir darin, die Belastungen der Natur zu korrigieren. Wir legen den Körper frei und glauben frei zu sein. Freiheit bedeutet nicht bei allen Trends mitzumachen. Bei Hitze Salzgurken essen, keine süßsauren. |
||
|
VOM . REISEN
Die Sommermonate Juni, Juli und August sind die Hauptreisezeit. Zu keiner anderen Zeit des Jahres sind die Straßen so überfüllt, eine ganze Verkehrslawine wälzt sich in dieser Zeit über die Tauernautobahn in den Süden, an die Strände der oberen Adria. Wer in dieser Zeit fährt hat es eilig und lässt sich nicht aufhalten. Bei der Fahrt durch Kärnten geht man vom Gaspedal nicht weg, außer man bekommt Hunger, muss auf die Toilette gehen oder der Treibstoff geht zu Ende. So überfüllt wie die Autobahnen sind in dieser Zeit auch die Autobahnraststätten. Immer wenn eine neue Autobahnraststätte geplant wird, wehklagen die Bestehenden, und prophezeien Umsatzeinbußen und Existenzgefahr. Die Autobahnen sind aus dem heutigem Verkehrsnetz nicht mehr wegzudenken. |
||
|
WIRKLICHER . URLAUB
„Wirklicher Urlaub ist, wenn es im Urlaub keinen Streit zwischen den Urlaubspartnern gibt”, heißt es in einem Gedicht. Heute ist es so, dass man mit sehr viel Gebäck in den Urlaub fährt. Man begnügt sich nicht mit einem Bade- oder Wanderurlaub, man will im Urlaub viel mehr erleben. So gehören in das Urlaubsgepäck meistens auch die Bekleidung für das Fahrradfahren und die eigenen Fahrräder werden mitgenommen. Ebenso die Bekleidung und Ausrüstung zum Tennisspielen. Wir nehmen nicht nur ein Zuviel an äußeren Dingen mit in den Urlaub, sondern auch ein Übergewicht an geplanten Urlaubsaktivitäten. So sind vielfach schon ein Tennis- Wander- oder ein Gesundheitsurlaub gebucht. Dazu kommen dann am Urlaubsort noch Ausflüge in die nähere Umgebung, oder ein Einkaufsbummel und Museumsbesuch in der nächsten Stadt. Jeder möchte noch sein ganz persönliches Hobby ausüben und dann kann es vorkommen, dass die Urlaubswoche viel anstrengender wird als eine normale Arbeitswoche. In der Hotelhalle kann man beobachten, dass manche Betriebsinhaber oder Geschäftsführer am Notebook arbeiten und viele werden es im Hotelzimmer machen. Das ununterbrochene Läuten der Handys auf den Gängen, in der Eingangshalle oder am Schwimmbecken stört niemanden mehr und nicht alle Gespräche sind privat. Nichts ist so oft besetzt und belagert wie der freie Internetzugang im Hotel. Ein freier Tag während der Arbeitswoche ist erholsamer als eine Woche Urlaub. Das Urlaubsende. |
||
|
PACK . PAPIER
In den Fällen, wo es nicht möglich war beim Gemischtwarenhändler im Ort einen Artikel zu bekommen, fuhren wir Kinder mit der Mutter, meistens nahm sie nur zwei von uns fünf Kindern mit, zu einem Einkauf in die Bezirksstadt. Diese Einkaufsfahrt gehörte zu den aufregenden Erlebnissen in den Ferien. Es war notwendig ein oder zwei Kleiderstücke für das neue Schuljahr einzukaufen. Nicht immer reichte es aus, dass die Kleider der größeren Geschwistern für uns Jüngeren geändert und ausgebessert wurden. Den Bahnhof im Tal erreichten wir nach einem halbstündigen Fußmarsch. Während der Zugfahrt durch das Drautal nach Villach verspeisten wir die von zu hause mitgenommen Speckbrote. Vom Villacher Hauptbahnhof gingen wir durch die Bahnhofstrasse über die Draubrücke auf den Hauptplatz. Die Mutter führte je ein Kind rechts und links an ihren Händen. Der Autoverkehr und die vielen Fußgeher waren für uns Bergkinder eine Verwirrung. Bei den vielen Schaufenstern, egal ob Spielzeugladen oder Süßwarenstandln hatte es die Mutter schwer uns zum weitergehen zu bewegen. Bewegte und blinkte in einem Schaufenster ein Spielzeug, dann blieben dort schon einmal unsere Nasenandrücke auf dem Schaufenster zurück. Später faszinierten mich die Schaufenster einer Buchhandlung mit den vielen Büchern und zwischendrin entdeckte ich ein Buch, welches ich aus der Schulbibliothek ausgeborgt und gelesen hatte. Ein Buch zu kaufen stand nicht auf dem Einkaufszettel, der im Kopf der Mutter existierte. War es besonders heiß, kaufte uns die Mutter eine Eistüte und auch für sich eine. Im Sommer liebte die Mutter zwei Dinge, saure Essiggurken und ein Eis. Am Hauptplatz angekommen gingen wir in das Kaufhaus Warmuth, wo für uns in der Kinderabteilung eingekauft wurde. Dorthin fuhren wir mit dem Lift in die oberen Stockwerke, ein Liftboy war immer dabei. Meistens kaufte die Mutter für sich noch eine Arbeitsschürze und für den Vater ein Hemd. Alle Kleidungsstücke wurden am Packtisch im Erdgeschoss im weiß-grün gestreiftem Packpapier verpackt, mit einem Kordel zugebunden und mit einem Henkel versehen. Jedes Kind erhielt einen „Warmuth – Luftballon” geschenkt. Mit den Paketen in der Hand ging es zurück zum Bahnhof. Vor dem Bahnhofsgebäude gab es mehrere Kioske, darunter auch einen Stand mit Obst und Süßigkeiten. Hier kaufte die Mutter für jeden von uns eine Banane, welche wir bei der Rückfahrt im Zug aßen. Eine Banane zu essen war etwas besonderes, auch für die Mutter. Im Waggon, wo wir auf Holzbänken saßen, konnte man in einigen Gepäckablagen weiß-grün gestreifte Pakete sehen. Ein Ende mit Bananen. |
||
|
WEIN . BERG
Wir sprechen öfter darüber, dass sich alles ändert und nichts mehr so ist, wie es einmal war. Konnte man früher in den Ortschaften am Fuße des Dobratsch einen öffentlichen Brunnen mit einem Holzbrunnentrog vorfinden, so findet man jetzt auf den Feldern die ausrangierten Badewannen. Meistens sind es weiße Emailbadewannen zur Versorgung der Kühe mit Trinkwasser. In den Häusern sind die Bäder neu renoviert und die weißen Emailbadewannen wurden durch farbige Kunststoffbadewannen ersetzt. Die neue Sommerfarbe ist blau, inmitten der grünen Rasen stehen vor den Häusern die blauen Best Way Schwimmbecken, sie haben Schulterhöhe. In diesen großen Schwimmbecken tummeln sich immer mehr Erwachsene.
Auf den rostfarbenen Felsflanken des Dobratsch liegt ein Schatten, weil er vermarktet und genutzt wird, wo er sich vor über sechshundert Jahren durch einen Bergsturz jeder Nutzung entledigt hat. |
||
|
LAND . LEBEN
Beim Radfahren auf dem Rosentalradweg von Fürnitz über Müllnern in Richtung Faakersee sieht man oft, dass auf dem Balkon oder auf einer Bank vor der Haustür eine lebensgroße Stoffpuppe sitzt. Wenn man mit dem Fahrrad näher kommt hat man den Eindruck, dass die Hausleute es sich auf der Hausbank gemütlich machen. Man hat das Gefühl, dass man hier durch ein Paradies radelt, dass hier das süße, geruhsame Landleben regiert, gegenüber dem hektischem Stadtleben. In Wirklichkeit sind die Hausbewohner damit beschäftigt im Gemüse- und Obstgarten Ordnung zu machen, neues anzupflanzen oder das Unkraut zu jäten und den Salat zu ernten. Stellvertretend für die Hausbesitzer sitzen die lebensgroßen Stoffpuppen vor dem Haus und halten Siesta. |
||
|
WEG . KREUZ
Wer von Fürnitz nach St. Job wandert kommt bald an ein Wegkreuz. Niemand weiß, seit wie vielen Jahrzehnten es hier steht. Kreuz hat hier eine mehrfache Bedeutung, zum einem kreuzen sich hier mehrere Feldwege, zum anderem gehen hier Menschen vorbei und jeder hat sein Kreuz zu tragen. Bei Kreuzungen kreuzen wir mit anderen Menschen oder es kreuzt sich im Alltag unser Lebensweg mit einem anderem Lebensweg. Plötzlich stehen wir vor einer Kreuzung in unserem Leben und müssen uns für den einen oder den anderen Weg entscheiden. Jede Kreuzung eröffnet uns die Möglichkeit unsere Richtung zu ändern, nicht nur im Straßenverkehr, auch im Lebensverkehr. Das Kreuz bei sich tragen bedeutet nicht nur Schmerzen und Leiden, sondern auch viele Möglichkeiten bei sich tragen. |
||
|
GE . SCHWISTER
In einem Seminar bei der Paracelsus Akademie in Villach wurde über die Schwierigkeit gesprochen sich im Leben zurechtzufinden. Fast alle haben Probleme in der Familie, in der Partnerschaft, mit den Kindern oder es lassen einem die Erlebnisse der Vergangenheit nicht los. Die Ursache für die Probleme wird gerne in der Kindheit gesucht. Dabei bleibt von der glücklichen Kindheit meistens nicht viel übrig. Für Schriftsteller wie Josef Winkler, Franz Innerhofer oder Thomas Bernhard ist die Kindheit eine wahre Fundgrube für ihre Erzählungen. Ich selbst habe auch im weitem Feld der Kindheit gewildert und einige Erlebnisse zum Abschuss freigegeben. |
||
|
AFFEN . HITZE
Noch höre ich das Jammern und Klagen von Bekannten über das unfreundliche und kalte Wetter in meinen Ohren, als es Mitte Juni eine Schlechtwetterperiode gegeben hat. Jetzt, wo wir eine Affenhitze haben, wird wieder geklagt und gestöhnt. Beim Stöhnen weiß man nicht, ob der Wohnungsnachbar über die Hitzewelle stöhnt oder ob er eine andere schweißtreibende Tätigkeit ausübt. |
||
|
WASSER . LOS
Entlang des Drauradweges von Villach nach Spittal versucht man die Rastplätze in der Nähe der Draustufen mit Skulpturen aufzuwerten. Den Radfahrern wird im Vorbeifahren die Kunst nähergebracht. So wird das Radfahren nicht nur eine sportliche Betätigung, sondern auch ein Ausflug zur Kunst. Die Skulptur von Unterberger Herbert erhebt sich aus einem Wasserbecken als große Säule um sich oben zu vier Schlüssellöcher zu öffnen. Trotz des vielen Wasser, welches im Flussbett vorbeifließt ist die Skulptur wasserlos. Es tröpfelt nur aus einem Schlüsselloch. |
||
|
EINZUGS . VERKEHR
In vielen Romanen, die vom Großstadtleben erzählen, wie im Roman „In New York ” , ist die Rede davon, dass die Stadt nie schläft. Gemeint ist damit, dass der Verkehr und die Menschen nie zur Ruhe kommen. Der Verkehr, ob Autos, Straßenbahn oder Eisenbahn fließt immer, Tag und Nacht, er kennt keine Ruhezeiten, |
||
|
STIMMEN . HÖREN
Es gibt viele Möglichkeiten sich mit anderen Menschen zu verständigen und ihre Stimme zu hören. Da ist die einfache Handbewegung, bei manchen genügt der Blickkontakt oder die persönliche Ansprache. Meistens hat man die Person mit der man spricht vor sich oder in nächster Nähe. Manchmal kommt es vor, dass der Gesprächspartner auf der anderen Straßenseite ist oder sich am Balkon vom gegenüberliegendem Haus befindet. Es kann auch vorkommen, dass Menschen, oftmals sind es sehr gläubige Menschen, Stimmen aus dem Jenseits hören. Dieses Stimmenhören ist in früheren Jahrhunderten von mehr Menschen akzeptiert worden als heute. Im alten Testament gibt es viele Berichte wo Gott zu den Führern des jüdischen Volkes gesprochen hat und ihnen gesagt hat wie sie handeln müssen. Das jüdische Volk wurde sozusagen aus dem Jenseits geführt. Viele Heilige sprechen davon, dass Gott oder die heilige Maria zu ihnen Gesprochen hat. Man denke nur an die Muttergotteserscheinungen von Lourdes und Fatima. |
||
|
WOHN . RAUM
Wenn jemand sagt, dass er ein Haus besitzt, dann können wir uns darunter etwas konkretes vorstellen. Dabei denken wir an die Mauern, die Böden, die Türen und die Fenstern und das Dach. Dann sehen wir das Grundstück vor uns, auf dem das Eigenheim steht, vielleicht mit einem Zaun und Sträucher. Ein Haus ist für uns ein reales Gebilde.Bei einem Besuch bei Freunden, welche in einer Eigentumswohnung wohnen, stellt sich für mich die Frage, was gehört ihnen? Die Mauern, die Böden, die Türen und das Dach benützen viele und gehören vielen gleichzeitig. Es gehört ihnen nur der Raum zum Wohnen. Manches mal gehört ihnen auch der Raum nicht allein, weil von irgendwo Stimmen oder Geräusche aus anderen Wohnungen kommen. In einem Sinnspruch von Lao-tse heißt es : „Aus Holz zimmert man Türen und Fenstern, aber das Leere in ihnen macht das Haus bewohnbar. So ist das Sichtbare zwar von Nutzen, doch das Wesentliche bleibt unsichtbar.” Der stille Klosterhof. |
||
|
JUNGE . ALTE
Wenn man älter wird fragt man sich oft, wie fit wird man im Alter sein, aber welches Alter ist damit gemeint. Vom Seniorenbundobmann in Österreich wurde das Alter eines Menschen neu definiert. Alt ist man, wenn man über achtzig Jahre zählt. Die jungen Alten, das sind die Menschen sechzig plus, sollen zu Altenpflegern und Pflegerinnen ausgebildet werden und die Achtzigjährigen pflegen. Weiteres soll es Bildungsgutscheine für den Besuch von Fortbildungskursen in EDV geben. Als J. W. Goethe seinen fünfzigsten Geburtstag feierte wurde er von den Festrednern mit „ehrwürdiger Greis” angesprochen. Welches Alter werde ich erreichen, das wahre Alter oder das junge Alter? Ehrwürdiger Greis. |
||
|
DICHTER . STUBN
|
||||
|
DICHTER . STUBN
|
||||
|
BÄREN . BRÜCKE
Nachdem in Villach der “Bär los” ist: BÄREN . BRÜCKE II Ein Jahr nach der Eröffnung der Bärenbrücke über die Südautobahn ist bei den Naturfreunden der Bär los. Erstmals wurden auf der Bärenbrücke die Fußabdrücke von einem Braunbären entdeckt. Wann kommt der nächste Bär. BÄREN . BRÜCKE IÜber die Alpen-Adria -Autobahn ist im Autobahnabschnitt zwischen Villach und Arnoldstein im Bereich des Naturpark Schütt eine Brücke errichtet worden. Der Zweck der Brücke ist es den Braunbären, die von den Julischen Alpen in das Gebiet der Gailtaler Alpen wandern, das gefahrlose Überqueren der Autobahn zu ermöglichen. Sollte ihnen bei der nächsten Fahrt zur oberen Adria von einer Autobahnüberführung ein Bär zuwinken so ist dies kein verkleideter Faschingsnarr, sondern ein freundlicher Braunbär. Bär sucht Mitfahrgelegenheit.
|
||
|
GIPFEL . TREFFENIn der ersten Hälfte dieses Jahres, wo Österreich den EU-Vorsitz hat, gibt es in fast allen Bundesländern ein kleines oder großes, ein offizielles oder inoffizielles EU- Gipfeltreffen. So treffen sich Minister und Staatssekretäre des Wirtschaft- und Sozialministerium, Außen- und Finanzminister und der Höhepunkt ist das Treffen der EU-Regierungschef in Österreich. Diese vielen Gipfeltreffen machen Lust auf Gipfeltreffen und so gibt es auch auf Landes- und Gemeindeebene Gipfeltreffen.Bei einem Wirtschaftsgipfel in Möselstein war sich die Spitze der Experten einig, dass in der Gebrauchsgüterproduktion immer mehr Arbeitsplätze verloren gehen. Nur mit der Entwicklung und Erzeugung von intelligenten und innovativen Produkten kann man die Arbeitsplätze erhalten. Meine Überlegung ist, leben in Mitteleuropa nur hochintelligente Leute und wo bleiben die Arbeitsplätze für die durchschnittlich begabten Menschen. Könnte es sein, dass auch in Asien hochintelligente Leute leben und ebenso intelligente und innovative Produkte entwickeln und uns auch in diesem Sektor die Arbeitsplätze streitig machen?Bücher des englischen Verlages Pearson werden in China gedruckt und Lego verlegt sein Logistikzentrum für Europa nach Tschechien.
Intelligente Köpfe vortreten. |
||
|
TOKIO . HOTELAm Christi Himmelfahrtstag, der in Österreich ein Feiertag ist, finden traditionell die Erstkommunionfeiern statt. Alles dreht sich um die Erstkommunionkinder. Am Nachmittag gehen die Oma und der Opa mit den Enkel in den Kurpark und die Klettervorführungen der Kleinsten am Kinderspielplatz lassen die Nerven der Oma auf das Äußerste gespannt sein und die gefärbten Haare grau werden. Da passiert es im Kurpark am Wörthersee, dass die größeren Jugendlichen die blühenden Apfel- und Magnolienbäume schütteln und der niedergehende Blütenregen die vorbeigehenden, kopfschüttelnden Spaziergänger mit Blüten bedeckt. Die Drei- bis Fünfjährigen reisen sich vom Opa los, stellen sich in den Blütenregen und strahlen über das ganze Gesicht.
Die Jugendlichen fangen die rosaroten Blüten mit dem Regenschirm auf und schreiben mit den Blüten zwei Wörter in den grünen Rasen: Tokio Hotel. Danach setzen sie sich rund um die Installation in das Gras und reichen sich die Hände. Mit dem Handy wird alles fotografiert und als SMS an alle Freunde verschickt, vielleicht auch in das www. Ein Fest für das Leben. |
||
|
SCHNAPPI . SUCHENach den letzten aufgeregten Tagen ist es am Samstagnachmittag am Silbersee bei Villach ziemlich ruhig. Die Tafeln „Zugang und Zufahrt behördlich verboten” sind zur Seite gestellt und es gibt kaum noch Zaungäste. Die Radfahrern und Skater flitzen am See vorbei, ohne einen Blick hinzuwerfen. Das Wasser ist zum Baden noch zu kalt und die Uferränder sind voll mit Blütenstaub. Nach der erfolglosen Suche von Feuerwehrmännern, der Reptilienexpertin, den Tauchern und einem Hubschraubereinsatz mit Wärmekamera sind jetzt die Hobbykrokodilfänger am Zug. Vereinzelt suchen Spaziergänger mit Hunden das Ufer nach dem Kairoman ab und verlassen unverrichteter Dinge und mit enttäuschten Gesichtern den See. Für Kinder ist es eine willkommene Gelegenheit die Eltern mit dem Ruf „Krokodil” zu erschrecken. Am späten Nachmittag beginnen die Grillen zu zirpen, die Frösche quacken und manches mal schnattern die Gänse aufgeregt und niemand schaut hin.
Wo ist das Krokodil. |
||
|
MUSIK . GENUSSIn Sagen und Märchen sprechen oft Möbelstücke oder ein Laib Brot zu den Menschen, Tiere können musizieren. Die sprechenden Gegenstände wollen die Menschen vor einem Unglück schützen oder sie auf die Probe stellen. Uns Kindern haben die Erwachsenen erzählt, dass im Radio ein Mann sitzen würde, der spricht, singt und musiziert. Es war für uns Kinder ein Rätsel, warum aus dem Radio Stimmen und Musik kommt. Erst später haben wir die Technik, welche dahinter steckt, verstanden. Die heutigen Kinder, welche schon mit drei Jahren am PC spielen, würden dieses Märchen nicht mehr glauben.
Jedes Frühjahr bringt eine neue Mode, aber auch sonst gibt es neue Trends. So kann man jetzt junge Burschen beim Mopedfahren beobachten, die einen Rucksack am Rücken haben, aus dem laute Musik tönt. Sie wollen auf den Musikgenuss während des Mopedfahren nicht verzichten. Nach dem Fahren nehmen sie den Rucksack zum Shoppen, Trinken oder auf den Fußballplatz mit. Aus dem abgestelltem Rucksack tönt es weiter in gleicher Lautstärke. Jedem seinen Musikgenuss. |
||
|
UNSICHT . BARViele Dinge sind für den Menschen im Alltag nicht vorstellbar, solange sie nicht eintreten. Wahrscheinlich zuallererst verschiedene Naturkatastrophen wie Hochwasser, Erdbeben, Lawinenabgänge oder technische Katastrophen, wie Flugzeugabstürze, Seilbahnunglücke und die menschlichen Katastrophen, jemanden durch einen Unfall zu verlieren, an einer unheilbaren Krankheit zu leiden, im Krieg getötet zu werden. Dies soll hier kein Katastrophenszenario werden, welches sich immer weiter hoch steigert. Bei den aufgezählten Szenarien geht es um bedrohtes menschliches Leben und zerstörte Sachwerte.
In den letzten Wochen ist ein Thema in Österreich, dass die BAWAG Milliarden Euro verspekuliert hat. Für alle die mit dem Schilling erwachsen geworden sind, war eine Milliarde Schilling eine unvorstellbare Summe, noch weniger können wir uns unter einer Milliarde Euro etwas vorstellen. Eine Million Schilling konnte man sich noch gut vorstellen, weil dabei dachte man, wie viel die Errichtung eines Einfamilienhauses kostet. Im normalen Ausmaß etwa dreimal soviel. Wie oft muss man 20.000 Euro, die durch den Staat für jedes Sparbuch garantiert werden multiplizieren, um auf die Summe von einer Milliarde Euro zu kommen. Es ist für den einfachen Bankkunden nicht nachvollziehbar, wo lagernd, bzw. wo ist das Geld von einer Milliarde Euro, wenn es nicht verspekuliert wird. Sind dies Werte, welche nur auf dem Papier existieren oder ist dies ein angreifbarer Wert. Bei der Konsumpleite waren für jeden die Auswirkungen sichtbar, die Waren wurden abverkauft, manche Geschäfte wurden geschlossen, ehemalige Konsumfilialen standen leer und bei vielen wurden die Reklameschilder gegen andere Firmenschilder ausgetauscht. Wo früher Konsum draufstand war plötzlich Spar drin. Dass die BAWAG Milliarden Euro nicht mehr besitzt, sieht man nicht, riecht man nicht. Die Gefahr lauert im Unsichtbaren. |
||
|
VERGISS . MEI. NICHTVorschläge wie ein Weblog geführt werden soll, was die Themen eines Blog ausmachen und wie viele Leser ein erfolgreiches Blog hat, werden regelmäßig in den Blog diskutiert. Dazu kommen wissenschaftliche Untersuchungen und Beiträge von Blogjournalisten. Auch das Kommentieren wird zur Sprache gebracht, wer schreibt wann und wo einen Kommentar. Eine Betrachtung bzw. Untersuchung habe ich bis heute vermisst, und zwar wie lange bleiben Einträge im www aktuell und was passiert mit älteren Blogbeiträgen. Verschwinden diese im Schlagloch des www ? Vielleicht greift jemand diese Frage auf.
Dies ist kein neuer Beitrag zur einer Blogdiskussion, Eigentlich soll dies ein Beitrag zum Muttertag werden, und irgendwie bin ich trotzdem beim Thema : VERGISSMEINICHTWer kennt sie nicht, die zarten blauen Blumen, die jetzt Anfang Mai am Wegesrand und in den bäuerlichen Obstgärten blühen, die Vergissmeinicht. Ein Strauß selbstgepflückter Vergissmeinicht gehörte auf den Frühstückstisch, den wir Buben der Mutter am Muttertag deckten. Ebenso die selbstgebackene Torte von der Schwester, auf die wir uns freuten und dazu Kakao. Am Muttertag gab es ein ziemliches Chaos in der Küche und Mutter war froh, wenn es unter uns Buben keinen Wirbel gab und sie in Ruhe frühstücken konnte. Vergiß mei nicht. |
||
|
OHREN . SESSELWer in Rossegg über die Draubrücke in den Ort einfährt, sieht bei einem Rundumblick die Gerlitze, den Dobratsch, das Dreiländereck, den Mittagskogel und den Hochstuhl. Vor dem Gemeindeamt steht der Abstimmungsgedenkbrunnen. Noch fließt kein Wasser, aber nach einer längeren Radtour ist man dankbar, sich am Brunnen in einem der Ohrensessel ausruhen zu können. Der Brunnen besteht aus einem Wasserbecken, dass sich zu einem Flusslauf verengt und darüber führt eine Brücke, die beide Seiten verbindet. Auf jeder Seite der Brücke ist ein Sessel aus Beton, in der Form eines Schaukelstuhls und in der Höhe des Kopfes rechts und links ein rundes Betonstück mit eingebauten Lautsprechern. Wenn man sich zurücklehnt hat man die Lautsprecher in Ohrenhöhe. Hier könnte man sich gut mit jemandem zu einem Diskurs treffen. In angenehmer Sitzposition mit jemandem in das Gespräch kommen, miteinander reden, nicht gegeneinander oder aneinander vorbeireden.Auf der Strasse fährt das Leben vorbei, der technische Kundendienst, der Bäcker, Motorräder, Radfahrer und der Traktor mit einem angehängtem Miststreuer. In den Lautsprechern herrscht Funkstille, kein Wasserrauschen, keine Musik. So kann man der eigenen Musik im Kopf lauschen.
Entspannung im Ohrensessel.
|
||
|
GE . MEINSAMIn Österreich müssen in den nächsten Jahren zweiundfünfzigtausend kleine und mittlere Betriebe von Nachfolgern übernommen werden. Die jetzigen Betriebsinhaber werden in Pension gehen. Die Wirtschaftskammer veranstaltet Seminare zur erfolgreichen Betriebsübergabe und Betriebsnachfolge. In diesen Seminaren ist viel von Steuerrecht, Miet- und Pachtverträgen, Betriebsgenehmigungen und Finanzangelegenheiten die Rede. Von den verschiedenen Vorstellungen der Übergeber und Übernehmer. Für mich bietet ein Familienunternehmen auch ein großes soziales Netz. Bei kleinen Familienunternehmen sind die Werkstätte oder der Verkaufsraum und die Wohnung oft im selben Haus. Oder es stehen das Betriebsgebäude und das Wohnhaus auf dem selben Grundstück. Wer selbst einmal in den Vorteil gekommen ist, die Arbeitsstätte ohne Auto zu erreichen, weiß dies zu schätzen. Dies birgt vor allem bei schlechten Straßenverhältnissen kein Risiko und immer eine Zeitersparnis. Es kommt auch vor, dass Kunden zu privaten Freunden werden und die geschäftlichen und privaten Kontakte finden im selben Haus statt. Hier ist es möglich, dass ein Familienmitglied ein anderes in seiner Abwesenheit vertritt und bei einem unverhofftem Problem sofort zur Seite steht. Das Beieinanderliegen von Betriebs- und Wohnstätte schafft ein Haus der sozialen Wärme. Mit einer großen räumlichen Trennung von Wohn- und Arbeitsstätte kommt es oft zu einer menschlichen Entfernung voneinander. Gemeinsam statt einsam. |
||
|
SÄ . MANNIn der Ebene bei Emmersdorf durch die der Drauradweg führt sind die Äcker frisch gepflügt und die Wiesen sind grün. Als Kontrast sind die Felswände des Mittagskogel noch mit Schnee bedeckt. Über einen Acker schreitet der Sämann um die frische Saat auszubringen. So kenne ich es aus meiner Kindheit von meinem Vater und so haben es schon viele vor ihm getan. Am Kopf trägt der Bauer einen Hut, der ihn vor der prallen Sonne schützt. Um die Hüfte hat er einen Lendenschurz gebunden, mit der linken Hand hält er den Schurz an einem Zipfel hoch, in diesem Schurz befindet sich der Samen. Mit energischen Schritten schreitet er über die Schollen, greift mit der rechten Hand in den Schurz und holt mit dem Arm weit aus um den Samen zu säen. Furche um Furche schreitet er den Acker ab, immer mit der gleichen Armbewegung.
Auf der anderen Straßenseite sind muslimische Frauen mit einem Kopftuch in gebückter Haltung dabei, den Röhrsalat aus der Wiese zu stechen. Der Salat kommt in Plastiktüten von H&M und von Billa und Spar. Wenn eine Plastiktasche voll ist, bleibt sie am Feldrand liegen, um später eingesammelt zu werden. Wer nichts sät, wird auch nichts ernten. |
||
|