03.03.2004 JAGD . GESELLSCHAFT
Wir sind stolz auf unsere Umgangsformen gegenüber den Mitmenschen, auf unsere Anstandsregeln und Höflich-keitsformeln. Wir benützen die Grußformeln „Guten Morgen oder Guten Tag”, die Wörter „Bitte und Danke”, und beenden einen Brief „mit freundlichen Grüßen”. Wir sprechen unsere Mitmenschen mit „Liebe Kollegen oder Liebe Mitbewerber” an, wir sind die „Lieben Bürger”. Diese Höflichkeitsformeln dienen dazu unsere Absichten vor den anderen zu verschleiern, unsere wirklichen Wünsche zu verheimlichen. In Wirklichkeit sind wir eine Jagdgesellschaft, ist jeder von uns ein Jäger, wo der Eine dem Anderen auflauert um ihm die Beute zu entreißen. Unsere Gesellschaft ist ein menschliches Tierreich. Wo bei einer Schwäche des Mitbewerbers ihm die Beute, sprich das Geschäft, der Arbeitsplatz oder die Geliebte aus dem Mund gezerrt wird.
Wenn ein Handelsgeschäft oder ein Handwerksbetrieb zusperren muss vergehen nur ein paar Tage und schon bietet ein sogenannter lieber Kollege den Kunden in diesem Gebiet seine Dienstleistungen an. Die neuen Geschäftsmöglichkeiten sichern ihm für einige Zeit sein geschäftliches Überleben bis ein Stärkerer kommt und ihm die Beute , das Geschäft, aus dem Mund reißt.
Jagen bedeutet leben.

Kommentare:
B. am 4. März 2004 um 04:57
Einmal mehr sprichst du mir aus der Seele.

 

05.03.2004 SCHLARAFFEN . LAND
Zwei Tage vor den Kärntner Landtagswahlen ver-sprechen die Parteien uns Wählern das Schlaraffenland:
Aufholjagd für Kärnten
Keine Pensionskürzungen
Mietensenkung für alle
Der Jugend alle Chancen
Familienfreundlichstes Bundesland
Arbeitsplätze und Gesundheit für alle
Aufschwung für Kärnten
Das Märchen vom Schlaraffenland.
Kommentare:
W. am 6. März 2004 um 22:13
Ach was sag ich groß, glückliches Österreich. Bei uns versprechen einem die Politiker schon lange nichts mehr und halten tun sie noch weniger. Wenigstens drohen sie euch nicht mit schrecklichen Steuererhöhungen, höheren Arbeitslosen-zahlen und dergleichen. Das machen die bei uns ungeniert und der Witz dabei ist, dass unsere Politiker auch noch dafür sorgen, dass genau das Wirklichkeit wird! Armes Deutschland!

schlagloch am 10. März 2004 um 08:28
Wie es mit den Wahlversprechen weitergeht kannst du in meinem heutigen Eintrag lesen. Ich versuche immer ein kleine Geschichte zu erzählen.

 

08.03.2004 WEB . LOG
Auch wenn die Fußgängerampel grün war habe ich es schon erlebt, dass Autofahrer nicht stehen geblieben sind. Das Rot für den Autoverkehr wurde missachtet oder übersehen. Der sicherste Ort für die Fußgänger im öffentlichen Verkehr sind die Fußgängerzonen in den Städten. Einen Vergleich dazu gibt es mit unserem täglichem Leben. Im öffentlichen Leben kann man sich Niederlagen, Verletzungen oder Ablehnungen holen. Im Weblog erschaffen wir uns eine Welt ohne Schmerzen und Neid, wo sich der/die Blogger ohne Gefahren bewegen können.
Das Weblog ist die Fußgängerzone des Leben.

Kommentare:
Z. am 8. März 2004 um 10:14
Das hat was. Aus jahrzehntelanger Fahrraderfahrung kann ich nur eines sagen: Sei schneller als die Autos und du hast eine Überlebenschance!

schlagloch am 8. März 2004 um 15:46
Morgen erschaffen wir den beschleunigten Fußgänger.

Z. am 8. März 2004 um 22:56
Ja genau, das nenne ich innovativen Geist! Ich werd mich gleich an die Entwicklung von entsprechenden Schuhen machen. Mein Slogan: Dem Auto einen Schritt voraus.

 

10.03.2004 WAHL .VERSPRECHEN
Nach dem Wahlsonntag ist die persönliche Post wieder frei von Wahlbroschüren. Beim Lesen der „Kleinen Zeitung” werde ich nicht mehr auf jeder zweiten Seite in Anzeigen aufgefordert diese oder jene Partei zu wählen. Auch die Fotos der Politiker werden weniger und es ist mehr Platz für die Fotos zum Tagesgeschehen. Genauso wie vor der Wahl wird auch nach der Wahl das Wesentliche von den Kärntner Bürger geleistet, nicht von den Politikern. Heute früh wartete ich mit einer aufgespannten Schürze im Freien: Es regnete, nicht wie vor der Wahl versprochen Sterntaler vom Himmel sondern die Schürze füllte sich mit Schnee. Der starke Schneefall deckte die Plakatständer der Wahlsieger und der Wahlverlierer mit einer weißen Decke zu.
Wahlversprechen sind Schnee von gestern.

Kommentare:
4X am 10. März 2004 um 07:29
Das ist sicher ein Vorteil des Schnees.

 

14.03.2004 TOD . HOFFNUNG
Nach den schrecklichen kriegerischen Auseinander-setzungen im 20. Jahrhundert, welche man im Rückblick als den Ersten und den Zweiten Weltkrieg bezeichnet, hatte ich am Ende des 20. Jahrhunderts die Hoffnung, dass das 21. Jahrhundert friedlich und gewaltfrei sein wird. Mit jedem Krieg und mit jedem Terroranschlag wird diese Hoffnung mitgetötet.
Gewalt erzeugt Gegengewalt.

 

17.03.2004 RUHE . SANFT
Beim Langlaufen mache ich eine Pause und setzte mich auf eine Bank am Gaildamm gegenüber der Ortschaft Emmersdorf. In der Luft höre ich das Rauschen der Flügel von den Vögeln. Von der Geschwätzigkeit des Vormittags in die Stille der Gailauen. Hier braucht es keine künstlichen Atemübungen, keinen starren Blick auf eine brennende Kerze oder konzentrierte Aufmerk-samkeit auf das Sonnengeflecht. Beim Langlaufen kommt die Entspannung von selbst, ohne Schwere- und Wärmeübungen für die Arme und Beine. Nach einer halben Stunde Langlaufen reguliert sich der Atem, die Wadenmuskeln entspannen sich und die Daflontabletten können in das Schlagloch der Vergangenheit fallen. Eine Fliege, schmal und zart, läuft über den Schnee und aus dem braunem Schilf erhebt sich ein orangenfarbener Schmetterling zu seinem erstem Flug. Ein Vogel ruft mir aus dem blauem Himmel etwas zu und fliegt weiter gegen die Schattseite.
Stress ruhe sanft.

 

19.03.2004 WA(H)RE . HELDEN
Nach dem Ende der Weltcupsaison werden die besten Skirennläufer mit dem Weltcouppokal geehrt. Sind sie die wahren Helden des Skisport? Heute sind die Skisportler eine Ware der Werbewirtschaft. Die Skianzüge sind vollgeklebt mit Reklameaufschriften von Carrera über Iglo bis zu Salomon. Wenn die Skisportler als Botschafter von Österreich in aller Welt auftreten, dann geschieht dies nicht nur aus Liebe zu Österreich, sondern aus Liebe zum Geld. Der Name ist die Marke und eine Markenware hat ihren Preis.
Ich lernte während meiner Schulzeit in Tanzenberg Skifahren. Der Skikurs unter der Leitung von Prof. Sch. fand auf der Flattnitz statt. In der Jugendherberge hatten wir Zöglinge Freiheiten, die wir im Internat nicht hatten. Beim Abschlussrennen schaffte ich im Stemmpflug ein fehlerfreies Rennen. Die Zeit spielte bei mir keine Rolle. Bei der Siegerehrung gab es für die drei Schnellsten und für mich eine Tafel Schokolade.
Wa(h)re oder Schokolade.

Kommentare:
A. am 20. März 2004 um 11:00
Zuviel Schokolade schadet den Milchzähnen.

W. am 21. März 2004 um 16:54
Aber Hauptsache sie hat geschmeckt.

 

22.03.2004 ROT . WEISS . TOT
Die rot- weiß – rote Spitze des Sendemasten löst sich aus dem Nebel. Die Dobratschspitze ist schneeweiß. Im März fällt die Nachmittagssonne in einem schrägen Winkel auf die schneebedeckten Felder der Gailauen. Die Schatten der Äste von den Bäumen wirken auf dem Schnee wie ein Holzschnitt. Über dem Länderdreieck Slowenien, Friaul und Kärnten kreist ein Hubschrauber. Das Motorenge-räusch wird von den Felswänden zurückgeworfen. Ist jemand im Länderdreieck an der grünen Grenze auf der Flucht? In den Gailauen treten zwei Rehe aus dem Wald auf das offene Feld und stecken bis zum Bauch im Schnee. Das Hubschrauberdröhnen treibt sie in die Flucht. Eine rote Markierungssäule der Ölpipeline mit der Nummer einundfünfzig ragt aus dem Schnee. Es fällt ein Schuss. Vor den Augen färbt sich der Schnee rot. Ist wer tot ?
Rot, weiß, tot.
24.03.2004 VENEN . KNOTEN
Beim internationalem Radiologenkongress Anfang März 2004 in Wien wurde berichtet, dass es heute in zwölf Minuten möglich ist vom ganzem Menschen eine MRT – Untersuchung zu machen. Mit dieser Methode kann man auch noch nicht akute und versteckte Erkrankungen erfassen. An eine flächendeckende Untersuchung ist nicht gedacht, weil es würden sich dadurch verschiedene Probleme ergeben. Die bestehenden Krankenhäuser wären nicht in der Lage die vielen Menschen, bei denen durch diese Reihenuntersuchung eine Erkrankung festgestellt würde, aufzunehmen. Die Krankenkassen könnten die Kosten für die notwendigen Behandlungen in diesem Ausmaß nicht bezahlen. Das stärkste Argument gegen eine Reihenuntersuchung aller Bürger ist die Tatsache, dass nicht jeder Krankheitsherd oder versteckte Erkrankung auch wirklich akut wird und zu Beschwerden führt. Bei mir verursachte das Kontrastmittel für eine MRT- Untersuchung Knoten in den Venen.
Heute sind die Knoten in den Schlaglöchern des Körpers verschwunden

 

26.03.2004 MARCO . PANTANI (+2004)
In ein paar Wochen beginnt die neue Fahrradsaison und ich werfe schon ab und zu einen Blick auf mein Fahrrad in der Garage. Dabei mache ich mir Gedanken über den einsamen Tod des Radprofi Marco Pantani. Das Fahrrad-fahren erlebe ich als einen Ausgleich zu meinem Berufs-Alltag. Beim Radfahren erkunde ich meine nähere Umgebung. Ich kann vieles entdecken, was beim Blick durch das Autofenster verborgen bleibt. Mit jedem Kilometer lasse ich den Alltag hinter mir und im Kopf wird Platz für kreative Gedanken. Es kommt der Zustand, wo ich nicht in der Natur Rad fahre, sondern wo ich zu einem Teil der Natur werde. Ich fahre nicht bei Sonnenschein Rad, sondern ich bin Teil der Sonne.
Marco Pantani ist an der Sonne zerschellt.

Kommentare:
F.B. am 26. März 2004 um 18:28
Denke nicht über die anderen nach! Vielleicht dachte Pantani anders. Du bist du, du bist nicht Pantani, nur weil du auch gern Fahrrad fährst. Du bist du.

Z. am 28. März 2004 um 06:28
Ja, die Radsaison steht wieder vor der Tür . Sag mal, was gibt es über das Buch “Elementarteilchen” zu berichten?

schlagloch am 8. April 2004 um 22:16
In “Elementarteilchen” ziehen zwei Halbbrüder eine Spur der Verwüstung durch ihr Leben und das Leben anderer. Von der Studentenrevolution bis zur Genreevolution. Zitat: “Wenn es um die Vergangenheit geht haben wir überhaupt keinen Zweifel, dass sich alles so abgespielt hat”.

 

29.03.2004 MONTAG . DEPRESSION
“Manchmal schließen wir die Augen, weil uns die Wirklichkeit nicht gefällt”. Dieser Satz stand auf der Homepage von Marco Pantani. Probleme mit der Wirklichkeit haben viele, weil es die Wirklichkeit die nur angenehm ist nicht gibt. Die einen mögen den Montag nicht, weil sie wieder zur Arbeit gehen müssen, die anderen fürchten das Wochenende, weil sie nicht in die Firma können und sich zu Hause langweilen. Wir wünschen uns Harmonie in der Partnerschaft und dann kommt es zum Streit darüber, wer mit dem Hund spazieren geht. So schließen wir die Augen vor der Wirklichkeit und ziehen uns in unsere Tagträume zurück. Wir ziehen die TV-Welt von „Big Brother” und von „Gute Zeiten, schlechte Zeiten” dem realem Leben vor. Marco Pantani hat sich in die Depression zurückgezogen und verloren.
Schutzmantel Depression.

 

02.02.2004 BIENEN . SCHLAGLOCH
Die Eröffnung einer Autobahnraststätte ist ein gastronomisches Ereignis. Es kommen Autofahrer aus ganz Kärnten an den Wörthersee. Die Häuser auf der anderen Uferseite sind durch den dunkelgrauen Nebel nur undeutlich zu erkennen. Die Sonne sieht am Winterhimmel aus wie der Vollmond. Am Himmel öffnen sich die Wolken und ein paar Sonnenstrahlen spiegeln sich auf der Wasseroberfläche, wie auf einer Eisfläche. Das Auge Gottes blickt auf den Wörthersee. In der Raststätte schwirren die Besucher herum wie in einem Bienenschlagloch, vom Salatbüfett zur Kuchenvitrine, von den Beilagen zur Garküche und wo gibt es das kleine Bier? Vielen älteren Besuchern sieht man die Mühen eines SB-Restaurantbesuches an. Auf einem kleinen Teller häufen sie exotische Salate um € 3.70, mehr als Platz hat. Nach dem Essen geht man nach vorne zur Glaswand und stellt fest, das es im Sommer hier schön sein wird, wenn kein Nebel ist. Man sucht den Ausblick wie er im Fernsehen in „Kärnten heute” gezeigt wurde, blauer Himmel und blauer See.
Wir suchen immer .

 

05.02.2004 ÖSTERREICH . PINGUIN
Soviel ich in den vergangenen Tagen beim Autofahren oder beim Gehen die Umgebung beobachtet habe, ich konnte in Österreich keine Pinguine entdecken. In der österreichischen Fauna gibt es keine Pinguine. Auf dem Wiener Opernball sehen manche Herrn im Frack aus wie importierte Pinguine. Es könnte sein, dass die Werbe-Profis für die österreichische Tourismusbranche beim letztem Opernball hier fündig geworden sind und jetzt mit den Pinguinen für den Urlaub in Österreich werben.
Jedem seinen Pinguin.
04.02.2004 RAUCHER . TOD
Seitdem auf den Zigarettenpackungen Warnhinweise für die Raucher aufgedruckt werden, wie: „ Rauchen kann tödlich sein oder Rauchen kann zu einem langsamen und schmerzhaften Tod führen”, sind Zigarettenetuis mit lustigen Sprüchen in der Tabaktrafik ein Verkaufs-schlager. Viele Raucher wollen sich den Genuss einer Zigarette durch solche Mahnungen nicht verderben lassen. Wir neigen alle zum Genießen und denken, wenn überhaupt erst später und manchmal zu spät an die Folgen. Dies ist schon bei alltäglichen Bedürfnissen wie Essen und Trinken so. Der Alkohol sorgt für gute Stimmung in der Gesellschaft, er birgt aber auch die Gefahr der Alkoholsucht. Den meisten Menschen schmecken in Fett zubereitete Fleischspeisen am besten, dazu als Nachspeise eine Torte. Wer denkt dabei an die Cholesterinwerte und an das Übergewicht. Gebräunte Frauen oder Männer stehen in unserer Werteskala ganz oben. Sie gelten als erfolgreich, gesund und erotisch. Die Gefahren der Sonnenstrahlen sind die Schlaglöcher des vergangenen Sommers.
Aufstehen kann tödlich sein.

 

06.02.2004 LAUF . HASE . LAUF
Beim Langlaufen auf dem Gaildamm von Nötsch nach Vorderberg läuft man gegen die Flussströmung. Man läuft mit den Langlaufskiern gegen den Fluss des Lebens. Ich stemme mich mit beiden Füssen und Armen gegen die Leichtigkeit des Seins. Langlaufen ist ein Laufen gegen die Lebenszeit, gegen die Sorgen und die Zweifel. Man läuft aus dem Lärm der Autobahn in die Stille der zugeschneiten Flussauen. Das einzige Geräusch welches mich erreicht sind die monotonen Achsgeräusche des Gailtalzuges, ein grauer Wurm mit zwei roten Enden. Aus einem Schneefeld ragen Maishalme und fünfzehn Rehe fressen daran. Ober den Gipfeln der Gailtaler Alpen lichten sich ein wenig die Wolken und blaue Streifen entstehen am Himmel. Weißer Schnee und blaue Streifen. Entlang des Flussdammes stehen in unregelmäßigen Abständen Hochsitze der Jäger. Lauf, Hase lauf. Es ist ein Langlaufen im Visier der Jäger.
Beim Rückweg von Vorderberg nach Nötsch läuft man mit der Strömung der Gail. Es geht leicht abwärts, ich komme in Fahrt. Vor mir bauen sich die Felswände des Dobratsch auf. Die Felswände sind bei bewölktem Himmel aschgrau. In den Felsschluchten liegt noch Schnee, der Wald am Bergfuß ist schwarz. Schon viele, die aus dem Gailtal fliehen wollten, sind mit dem Kopf gegen diese Felswände gerannt. Sie haben sich die Köpfe blutig geschlagen. Der Berg lässt niemanden vorbei.
Mit dem Kopf gegen die Felswand.

 

07.02.2004 KOPF . LICHT
Im Museum für Moderne Kunst in Klagenfurt werden zur Zeit die Neuerwerbungen aus den Jahren 00, 01, 02 gezeigt. Eine Wandplastik von Thomas Hoke geht mir nicht aus dem Kopf. Es ist eine Stahlplatte in der ein Halbkreis ausgeschnitten ist und heruntergeklappt wurde. Es entsteht der Eindruck, als hätte man bei einem Menschen ein Stück der Schädeldecke zu-rückgeklappt. In dieser Öffnung ist eine farbige Computertomografie des Gehirn zu sehen. Blaue und rote Felder mit Strukturen und mit einem blauen Neonbogen beleuchtet. In diesem Jahrtausend wird man unser Gehirn öffnen und wie bei einem PC einen kaputten Chip austauschen. Beim Öffnen der Kopfklappe wird automatisch im Gehirn ein Licht angehen, wie wenn wir heute einen Kühlschrank öffnen.
Es werde Licht
11.02.2004 TIER . MASKE
Im Türkenturm in Ptuj zeigt der Maler Joze Foltin in einer Ausstellung eine Anzahl von Bildern mit dem Titel »Kurent«. In Ostslowenien sind die Kurenti ein fester Bestandteil der Faschingsumzüge. Es sind dies Schiach-perchten, angezogen mit einem Schaffell, Kuhglocken um die Körpermitte und einer geschnitzten Holzmaske. In der Mitte der Maske ist eine rüsselartige lange Nase und die Haare sind Pfauenfedern. Aus dem Mund hängt eine lange rote Zunge. In Joze Foltin Bildern sind die Masken aufgelöst und aus den Bildern blicken tierische Augen und Köpfe hervor.
Hinter jedem Menschen versteckt sich ein Tier.

Kommentare:
W. am 12. Februar 2004 um 09:54
Hinter dem Menschen versteckt sich mir viel zu oft ein Tier, vor allem wenn ich an die gegenwärtige Politik denke.

schlagloch am 13. Februar 2004 um 16:59
Wie viel Tier verträgt ein Mensch.

 

18.02.2004 EURO . PARK
Zu den angenehmen und zeitgemäßen Einrichtungen in den Städten gehören die Fußgängerzonen. Wenn man in Maribor über die neue Draubrücke geht und die Autos auf vier Fahrstreifen an einem vorbeirasen, dann erlebt man die Fußgängerzone im Zentrum als eine Wohltat. Die neue Draubrücke führt vom neuem Einkaufszentrum „Europark” in die Altstadt. Bei der Namensgebung für dieses Einkaufszentrum hat man dem Kind gleich den Namen gegeben worum es im Einkaufszentrum geht, um den Euro. Man hat die Osterweiterung der EU nicht in schöne Worte verpackt, wie zum Beispiel „Europapark”, sondern es auf den Punkt gebracht, es geht um den Euro, das heißt um das Geld. Der Interspar-Supermarkt wirbt dort mit den selben „Euro-Preisfressern” wie bei der Euroeinführung in Österreich.
Erholung im Europark.

Kommentare:
W. am 18. Februar 2004 um 09:46
Ich mag gar keine Einkaufscenter fühle mich da immer mega unwohl. Außerdem sind das wahre Eurofresstempel, zuviel Konsum allerorten und für unsere Wirtschaft anscheinend immer noch zu wenig!

J. am 19. Februar 2004 um 13:55
Wog, in Maribor war ich schon ein Leben lang nicht mehr. Das du gerade ein Einkaufszentrum für am erwähnenswert hältst lässt mich erschaudern. In meiner Erinnerung war das mal eine ganz nette Stadt. Aber ist ja auch schon ewig her.

B. am 19. Februar 2004 um 15:34
Europark, wirklich sehr treffend.
20.02.2004 VILLACH . FASCHING
Nach meiner Arbeit sitze ich zu Mittag für eine halbe Stunde zur Erholung im Parkcafe in Villach. Ich lese ein wenig in der Zeitung und lasse mich bedienen. Am Hauptplatz hat es heute minus drei Grad und viele Kinder sind am Rathausplatz beim Eislaufen. Die Vitrine der Arbeiterkammer ist mit Papierschlangen und einer roten Augenmaske dekoriert. Im Schaufenster des dritten Welt Laden stehen Masken aus allen Erdteilen. Der ganze Hauptplatz ist mit Girlanden geschmückt. Jetzt ist Fasching in Villach. Eine Schulklasse sitzt hier im Parkcafe bei Limonade und Faschingskrapfen. Eine Frau kommt mit ihrem Hund in das Cafe und sofort wird der Hund von den Kindern umringt. Jedes Kind möchte den Hund anfassen und streicheln. Der Hund wird von einen Tisch zum nächsten Tisch weitergereicht. Er wird zum Mittelpunkt der Schüler. Ein Hund macht keinen Unterschied zwischen guten oder schlechten Schülern, zwischen Kindern die Markenkleider tragen und solchen, deren Kleider nicht viel kosten dürfen. Wir urteilen schnell und verlangen viel. Ein paar Minuten vorher war ein Fotohandy der Anziehungspunkt unter den Schülern. Gegenüber dem Hund ist das Handy tot.
Tausche Handy gegen Hund.

Kommentare:
D. am 20. Februar 2004 um 12:31
Wie wahr diese Beobachtung doch ist! Es ist immer wieder spannend im Cafe zu sitzen, einen leckeren Kaffee vor sich zu haben, andere Leute zu beobachten, Situationen zu beobach-ten und seine Gedanken einfach schweifen zu lassen. Vielleicht gehe ich nach Feierabend einfach mal wieder einen Kaffee trinken

 
23.02.2004 BÄREN . BRÜCKE
Über die Alpen-Adria Autobahn ist im Autobahn-Abschnitt zwischen Villach und Arnoldstein im Naturpark Schütt eine Brücke errichtet worden. Der Zweck der Brücke ist, den Braunbären die von den Julischen Alpen in das Gebiet der Gailtaler Alpen wandern das gefahrlose Überqueren der Autobahn zu ermöglichen. Sollte ihnen bei der nächsten Fahrt zur oberen Adria von einer Autobahnüberführung ein Bär zuwinken so ist dies kein verkleideter Faschingsnarr, sondern ein freundlicher Braunbär.
Bär sucht Mitfahrgelegenheit.

Kommentare:
G. am 24. Februar 2004 um 10:56
Gut zu wissen. Wieder etwas dazu gelernt.

 
25.02.2004 KAPRUN . KITZSTEINHORN
Viele von uns haben im Berufsleben Verantwortung für die Sicherheit und das Leben von anderen Menschen zu tragen. Ich nehme als Beispiel den Automechaniker. Er trägt viel Verantwortung bei einer Reparatur im Bereich der Lenkung oder der Bremsanlagen. Eine kleine Fahrlässigkeit bei seiner Arbeit und es kann im Straßenverkehr tödliche Folgen haben. Jeder Autofahrer weiß, dass es einer ständigen Wachsamkeit bedarf um nicht einen Unfall zu verursachen. Es genügen beim Autofahren zehn Sekunden Unachtsamkeit und man kann auf die andere Fahrbahn geraten und mit einem entgegenkommendem Auto zusammenprallen oder einen Fußgeher niederstoßen. In jedem Fall wird der Auto-Lenker vom Gericht angeklagt werden, seine Schuld am Unfall klären und eine Strafe verhängen. Für die 155 Toten bei der Brandkatastrophe in der Standseilbahn auf das Kitzsteinhorn am 11. 11. 2000 gibt es nach dem Richterspruch niemanden, der fahrlässig gehandelt hat oder dafür verantwortlich ist.
Schicksal heißt Kaprun.

Kommentare:
B. am 28. Februar 2004 um 09:17
Erst machte es mich wütend. Wut über soviel Ungerechtigkeit. Inzwischen bin ich nur noch traurig. Traurig über soviel Leid, das nun noch gesteigert wurde.

 

 

DROGE.POLITIK

05.01.2004   DROGE . POLITIK 

Heute sind die Politiker die modernen Heilsverkünder. Sie werden von PR-Leuten gemanagt. Eine Werbefach-Frau sagte, es gibt keinen großen Unterschied zwischen einer Werbekampagne für Katzenfutter und einer Werbe-Kampagne für einen Politiker. Die Politiker verkaufen uns die Einsparungen bei den Sozialleistungen und das Wegnehmen von Pensionsrechten als einen Erfolg. Die Bürger wissen anderseits, dass das Leben nicht nur aus schönen Momenten besteht, sondern auch aus bitteren Zeiten. Es geht in der Politik um den Machterhalt. Niemand wird eine Partei wählen welche sagt, es muss gespart werden. Die Wahlversprechen und Ansprachen der Politiker sind die tägliche Droge für das Volk.

Die Politik ist eine Droge. 

Kommentare:
W. am 5. Januar 2004 um 15:33
Doch ich glaube schon, dass Politiker auch gewählt werden, wenn sie einem sagen das gespart werden muss. Aber sie müssen es einem heutzutage einfach geschickt verkaufen und das ist trotz der PR-Manager nun mal keine ganz so einfache Sache. Zu mindest bemerke ich erheblich mehr Staatsverdrossenheit als vor 30 Jahren.
schlagloch am 12. Januar 2004 um 11:42

Die Reformer sind immer im Recht, weil wenn eine Reform nichts nützt, dann gibt es eine Reform der Reform und eine Reform jagt die Nächste. Es gibt kaum Reformen die nicht sofort reformiert werden. Es braucht nicht Reformen für 2004 sondern Entscheidungen für 2040.

 

W. am 12. Januar 2004 um 17:11

Das sehe ich ganz genauso das Entscheidungen gefordert sind,  aber was erhalten wir denn? Doch wohl keine wirklichen Entscheidungen, sondern leider wirklich nur Reförmchen, die bald vom nächsten Reförmchen abgelöst werden, das stimmt leider wirklich. Dabei geht unsere gesamte Wirtschaft immer weiter den Bach runter

E. am 13. Januar 2004 um 19:30
Das ist richtig mit den Entscheidungen für 2040. Wird nur ziemlich viel Verlust an Lebenstandart bringen, nur das  will  keiner den Menschen sagen. Außerdem sind da auch noch starke wirtschaftliche Einbussen in allerlei Bereichen der Wirtschaft, ob nun Urlaub, Lifestyle oder Lebensmittel oder was auch immer. Dabei wird doch eigentlich eher noch mehr Konsum erwartet um Arbeitsplätze zu schaffen. Die 40Std. Woche wieder einzuführen, die Ausgaben des Staates zu senken, das allgemeine Sponsoring zu entwickeln/auszubauen.

07.01.2004   SKLAVEN . MARKT

Die vergangenen Jahre waren und auch die nächsten Jahre werden davon geprägt sein die Wahlversprechen und Wahlzuckerln der letzten Jahrzehnte zu kürzen. Vom Wohlfahrtsstaat zum Reduktionsstaat. Es hat den Anschein, dass dies nicht mehr genügt. Es gibt neue Belastungen und es werden Besitzwerte, welche allen Österreichern gehören, verkauft. Unter anderem die Post-Betriebe, die VÖEST und die Österreichischen Bundes-Bahnen. Der Verkauf wird mit dem Wort Privatisierung beschönigt. Manche Gemeinden verkaufen zur Geldbe-schaffung ihr Kanalnetz. Als Letztes wird man unsere Abgaben an einen Investmentfond verkaufen, wir Staatsbürger werden zu Arbeitssklaven.  

Am Rathausplatz Sklavenmarkt statt Eislaufplatz . 

Kommentare:  
E. am 9. Januar 2004 um 15:53
Das Privatisieren von Staatsbetrieben hat Deutschland schon teilweise hinter sich, eigentlich recht erfolgreich. Probleme, Stress, Ärger gibt’s  immer. Österreich war meines Wissens was die Vettern- und Parteibuchwirtschaft betrifft wohl noch etwas extremer als Deutschland oder irre ich mich?

09.01.2004   ZEITEN . WECHSEL 

Nach dem Dreikönigstag, wo sich der Wechsel von der Weihnachtszeit zur Faschingszeit vollzieht sieht man in den Restaurants, in den Schaufenstern und auf öffentlichen Plätzen in vielen Gemeinden noch die Weihnachtsdekoration und die Weihnachtsbeleuchtung. Es werden noch einige Tage vergehen bis die, jetzt als lästig und störend empfundenen, Weihnachtsdekorat-ionen und Beleuchtungen,  im Schlagloch der Jahreszeit verschwinden werden.

Im Januar gibt es viele Spaziergänger welche die Wasservögel füttern. Werden die Enten in der Wörther-Seebucht gefüttert, so kommt  es zwischen den Enten untereinander zu einem Kampf um jeden Bissen Brot welchen man ihnen zuwirft. Jede Ente, welche einen Bissen Brot ergattert, wird von fünf anderen Enten bedrängt, welche ihr diesen Happen abjagen möchten. Andere Vögel fliegen mit ihrer Beute hoch und werden dabei von anderen Vögel im Flug angegriffen. Es sind Bilder wie aus einem Kriegsfilm mit Kampfflieger.

Wer nichts besitzt kann nichts verlieren.

 

12.01.2004   KATZ . ENGEL 

Die Haltung von Haustieren hat gute Auswirkungen auf die Gesundheit der Hausbewohner, dies wurde in vielen medizinischen Studien nachgewiesen. Eine besondere Stellung unter den Haustieren nehmen die Katzen ein. Sie gehören zu den geheimnisvollen Tieren und der Umgang mit ihnen hat einen positiven Einfluss auf das vegetative Nervensystem, von blutdrucksenkend bis stressabbauend. Jede Katze hat ihre eigene Persönlichkeit und Seele. Prägt der Mensch die Katze oder prägt die Katze den Menschen?  Durch die Katze lässt sich gut Verhaltens-Forschung betreiben. Eine Katze sucht sich den Bezugs-Menschen in der Familie aus, welcher ihrer Wesensart entspricht. Ist die Katze besonders neugierig, dann wird ihr Lieblingsmensch ein aufgeschlossener Mensch sein. Eine Katze mit besonderer Ausdauer wird sich zu einem standfesten Menschen hinwenden. Im altem Ägypten waren die Katzen heilig und wer eine Katze getötet hat wurde mit dem Tode bestraft. 

Katzen sind  persönliche Schutzengel.

 

14.01.2004   SPIEL . TAG 

Die Wände des polnische Pavillon auf der Biennale 2003 in Venedig waren von Stanislaw  Drozdz mit Tapeten, auf denen Würfel mit verschiedenen Augenzahlen abge-bildet waren tapeziert. Die möglichen  Zahlenkombina-tionen übersteigen die Millionengrenze. Als Besucher hatte man die Möglichkeit zu würfeln und die erwürfelte Zahlenkombination auf den Wänden zu suchen.

Die meisten von uns  wollen gewinnen und sei es beim „Mensch ärgere dich nicht Spiel”. Keiner will verlieren. Deshalb beachten wir im Leben die Verlierer nicht, niemand will Kontakt mit ihnen haben. Alle drehen sich nach den Siegertypen um, im Beruf, beim Sport, in der Freizeit und auch bei der Partnerwahl. Das größte Spiel ist das tägliche Spiel gegen den Tod. Jeder will den heutigen Tag überleben, niemand will sein Leben verlieren.  

Einmal heißt es: Die Würfel sind gefallen. 

 

16.01.2004   SECHZIG . JAHRE 

An einem frostigem Sonntagvormittag spaziere ich von Warmbad Villach auf die Napoleonwiese. Sie liegt am  Ausläufer des Dobratsch. In diesem Bergrücken befinden sich die „Kardisch Höhlen”, die ob ihrer geschützten und sicheren Lage schon viertausend Jahre v. Ch. von Menschen bewohnt wurden. Dies sind sechstausend Jahre vor unserer Zeit. Niemand vermag sich diesen Zeitraum vorzustellen. Wir können uns konkret vor-stellen, was wir in den nächsten sechs Tagen tun werden und haben Einblick was uns die nächsten sechs Monate erwartet. Wir können Vermutungen aufstellen wo wir in sechs Jahren sein werden. Was mit uns in sechzig Jahren sein wird ist für viele rein vom Lebensalter unvorstellbar. Solche, die es biologisch erleben können, sind mit aktuellen Dingen beschäftigt. Berichte über das Leben vor sechstausend Jahren klingen für uns so, als sei es vor sechshundert Jahren passiert. Der Mensch bewegt sich in seiner Vorstellung im Zeitraum von sechzig Jahren. Am Rande der Napoleonwiese ist ein zugefrorener Teich. Um die vom Eis eingeschlossenen Hasselnussstauden ist die Eisdecke aufgeworfen.

Zu Eis erstarrte Schlaglöcher.

 

18.01.2004   SINN . KRANKHEIT

Jetzt, wo einige Wochen des Jahres 2004 vergangen sind und dieses Jahr noch als  das neue Jahr bezeichnet wird und man vom Jahr 2003 vom das alte Jahr  spricht, bin ich noch nicht in den Alltagstrott zurückgekehrt und habe gute Hoffnungen für das neue Jahr. Ich bin froh das alte Jahr losgeworden zu sein, persönlichen Ballast abge-worfen zu haben. Ich gehe in den ersten Wochen des neuen Jahres leichter und aufrechter, weil mir die Bürde des alten Jahres abgenommen wurde und die Bürde des neuen Jahres noch leicht ist. Die Freude über das neue Jahr kann  bei schlechten Nachrichten in das Gegenteil umschlagen, man wünscht sich dann, dass es bald vorüber ist. Manchmal ist dieser Wunsch verknüpft mit dem Wunsch, dass das Leben bald vorbei ist. Es gibt schwer kranke Menschen die den Wunsch gesund zu werden nicht mehr äußern und sich wünschen, dass das Leben bald vorbei ist. Ein gesundes Leben sinnvoll zu leben ist  schwer, noch schwieriger ist es ein krankes Leben sinnvoll zu leben.  

Was gibt der Krankheit Sinn. 

 

19.01.2004   EU . SPITZE

Wenn man von Spitzen hört ist Vorsicht angebracht. Bei einer spitzen Stange kann man sich aufspießen, von einer spitzen Lanze kann man durchbohrt werden. Ein spitzer Gegenstand kann das Auge verletzen, ein spitzes Messer kann jemanden töten. Ein spitzes Wort kann einen Streit auslösen, auch von einer versteckten Spitze kann man getroffen werden.  Die Spitze eines Eisberges brachte das Luxusschiff Titanic zum Untergang. Die Spitzen bei der  Verschwendung von Geld im Staat oder die Spitzen der Freundeswirtschaft  sind nichts Gutes.

Die Schlagzeile in den Nachrichten des österreichischen Rundfunks lautete, Österreich ist EU-Spitze. Über diese Meldung freut man sich als Durchschnittsösterreicher. Wer möchte nicht  das Eine oder das Andere mal zur Spitze gehören. Der Hintergrund warum Österreich  EU-Spitze sind ist für den normalen Staatsbürger kein Grund sich zu freuen. Die Bezüge der österreichischen Minister von monatlich ca. € 17.500.- sind die höchsten in der EU. Das Österreich als eines der kleinen EU Mitgliedsländer die bestbezahlten Minister hat ist eine Spitze, die sich in das Fleisch des Durchschnittsösterreichers bohrt. Diese Gehälter bewilligen sich die Minister selbst und dies ist die Spitze  der Rücksichtslosigkeit gegenüber den Wählern. Viele Arbeitnehmer in Österreich verdienen  im Jahr ca.  € 17.500.-. Sie haben  bei ihrer Arbeit ihre ganze Kraft gegeben.  

Diese Ministergehälter sind die Spitze der Ungerechtigkeit.  

 

24.01.2004   KONSERVE . LEBEN 

In den letzten Tagen hat es  Neuschnee gegeben. Soviel, dass die Bäume und Sträucher  weiß geworden sind. Ein Spaziergang führt mich auf ein kleines Hochplateau, auf eine Wiese. Ich gehe durch den frischen Schnee und meine Abdrücke sind die Ersten im neuen Schnee. Alles strebt heute in der Zeit des Massenkonsum nach Einzigartigkeit. Je älter man wird umso mehr sehnt man sich nach Unverbrauchtem. Wenn man nur aus Konserven lebt, dann begehrt einen nach frisch zubereiteten Speisen. Im Alter wird das Leben  in einer Konserve konserviert, es wird zu einer Konserve. Glück ist, wenn jemand die Konserve öffnet und am Inhalt Interesse hat. Das Alter sehnt sich nach der Jugend. Die Verursacher des Jugendkultes sind die alternden Modeschöpfer, Filmproduzenten und Werbemanager. Der Jugend ist der Jugendkult egal.  

Man ist jung. 

 

26.01.2004   HAND . LANGER 

Ist der Arzt ein Handlanger Gottes oder des Schicksal? Es kommt  auf die persönliche Sichtweise an, ob man Gott als Lenker der Dinge sieht oder das Schicksal. Bevor der Arzt die Diagnose stellt ob ein Geschwür gut oder bösartig ist, steht die Krankheit schon fest. Ist die Zukunft vorbestimmt und laufen wir unserem Schicksal  hinterher? Wo kann Gott an unserem Schicksal, einer schweren Erkrankung, etwas ändern. Beginnt nach der Diagnose ein offener Abschnitt in unserem Leben, sodass danach das Leben neu bestimmt werden kann? Schließt  eine schlechte Diagnose ein gutes Leben danach aus? Werden die Gebete um Gesundheit an andere übertragen und hilft uns ein fremdes Gebet. 

Hilft Gott nur im Zweifelsfall?

 

 02.12.2003   WO . LEBEN 

Nach acht Stunden Email- und Internettraining  gehe ich am Drauweg spazieren. Die Felder neben der Drau sind teilweise unbewirtschaftet. Es ist Spätherbst, ein warmer Föhn streicht über meinen Kopf, wo noch die An-strengungen vom Tag spürbar sind. Die Drau ist smaragdgrün und fließt ruhig dahin. Heute Morgen war es hier im Bereich des Technologiepark nebelig. Der Nebel lag schwer über dem Flussbett und man fühlte sich in den Fluss hineingezogen. Zu Mittag hat die Drau im Sonnenschein gelacht und die Menschen die spazieren gegangen sind waren gut gelaunt. Jetzt am späten Nachmittag hat die Drau etwas beruhigendes.

Wo ist das Leben? Ist das Leben im Internet, wo Informationen und Nachrichten von überall abrufbar sind. Vor mir taucht auf einer Anhöhe das Kloster Wernberg auf. Haben die Nonnen im Kloster das wahre Leben gefunden? Findet das Leben in der Arbeitswelt, in der Freizeit oder in der Familie statt. Die Natur lebt in ihren Gräsern, Blättern und in den Schwänen die auf der Drau schwimmen. Auf der Autobahnbrücke die den Fluss überquert fahren Busse mit Urlaubern vorbei. Bedeutet reisen leben?

Das Leben entsteht im Kopf.

03.12.2003   NEBEL . FEUCHT 

Es regnet, es ist nebelig und feucht. Ich bin in Villach und gehe durch die Italienerstrasse. Es erwartet mich heute viel Arbeit und  doch geht  es mir gut. Vor drei Jahren war das Wetter um diese Zeit schön, ich war in der selben Strasse und hatte nicht soviel Arbeit und doch war meine Lage schlechter. Das schlechte Befinden ver-ursachte ein Nierenstein welcher akut geworden war und irgendwo im Harnleiter steckengeblieben ist. Er verursachte Koliken und ich befand mich auf dem Weg zu Ultraschall- und Röntgenuntersuchungen. Noch wusste niemand ob der Nierenstein, der jetzt ein Harn-leiterstein ist, spontan ausgeschieden wird oder ob ein Krankenhausaufenthalt notwendig sein wird. Was nützt in einer solchen Lage das schöne Wetter, wenn es nicht wahrgenommen wird. Warum scheint die Sonne auch für Kranke, Hungrige, Verzweifelte und Sterbende. 

Gerechtigkeit hat einen Namen, Sonne.

05.12.2003   KÖRPER . VERSTAND 

Unser Körper beweist oft größere Flexibilität als unsere Gedanken. Manchmal haben wir Angst vor jeder Veränderung und sehen jeder kleinen Umstellung mit Besorgnis entgegen. Bei einem Nichtbrillenträger kann das Tragen einer Brille  Befürchtungen auslösen. Ähnlich ergeht es Brillenträger die von einer Nah- oder Fernsichtbrille zu einer Gleitsichtbrille wechseln müssen. Man stellt sich die unmöglichsten Situationen vor, dass man die Leute verzerrt sehen wird, die Landschaft nur noch ein Schatten sein wird und man nicht mehr lesen wird können. Der Körper kann uns überraschen und das Zusammenspiel mit den Gehirnfunktionen ist besser, als man es sich vorher in den Gedanken vorgestellt hat. Nach drei Tagen bleibt von den Befürchtungen nichts übrig. Die Menschen, die Umwelt und die Zeitungen haben noch nie so klar ausgesehen als wie durch eine Gleitsichtbrille. 

Der Körper kann mehr als der Verstand.


10.12.2003   ALLTAG . LEBEN 

Ein Todesfall tritt oft plötzlich ein. Nichts überrascht einen so wie der Tod eines Verwandten oder Bekannten. Auf vieles kann man sich vorbereiten. Man bereitet sich immer auf etwas vor, auf den morgigen Tag, auf das nächste Wochenende, auf eine Prüfung oder auf einen Wohnungswechsel. Niemand bereitet sich auf einen Sterbefall vor, man hält den Tod  für unmöglich, den Eigenen wie den eines Anderen. Der Tod kommt so unerwartet wie eine Vollbremsung beim Autofahren. Der Tod ist immer eine Überraschung. Man findet keine Worte für den Tod, der Tod besteht in den meisten Köpfen aus einem Wort und dieses heißt Tod. Wenn man mit dem Tod konfrontiert wird, dann hat man  zwei Möglichkeiten, man redet über das Leben des Ver-storbenen oder über das eigene Leben. 

Der Tod bringt das Leben in den Alltag.

12.12.2003   NEBEL . ROT

Im Spätherbst kommt es im Villacherbecken und im Wörtherseebereich zu verstärkter Nebelbildung. Die Pendler, welche mit dem Auto in den frühen Morgen-Stunden zur Arbeit fahren, sind davon besonders betroffen. Beim Autobahnknoten Villach münden verschiedene Auffahrten in die Autobahn. Wer auf der Autobahn aus Richtung Italien kommt sieht parallel zur Autobahn eine Spur von roten Punkten. Plötzlich befinden sich die roten Punkte vor einem auf der Autobahn. Auf einmal ist der Nebel rot. Im Autoradio singt man von Hollywood, von der Liebe und vom Himmel. 

Wer nicht acht gibt ist im rotem Nebel tot.
13.12.2003   SCHLAGLOCH . ZEIT

Jetzt, um zweiundzwanzig Uhr, frage ich mich, wo die Zeit des Tages geblieben ist. In der Früh um sechs Uhr war die Zeit des ganzen Tages noch vor mir. Der neue Tag erschien mir unendlich lang und voller Über-raschungen. Ich hatte wenig vorgeplant. Es war viel Zeit für das Unvorhersehbare, für die Wünsche und Anliegen fremder Menschen vorgesehen. Von wem bekommen wir die Zeit für einen Tag geschenkt und für was? Hat die Zeit einen  bestimmten Auftrag von dem wir nichts wissen und woher kommt die Zeit? Die Zeit kommt aus einem der Schlaglöcher des Universum. Die Mittags-Glocken erinnern uns daran, dass die halbe Tageszeit verstrichen ist. Der Nachmittag erscheint uns dem Gefühl nach viel kürzer als der Vormittag, obwohl er gleich viele Stunden hat. Gegen siebzehn Uhr erreicht die Hektik in den Strassen und Einkaufszentren ihren Höhepunkt. Man versucht die  unerledigten Dinge des Tages noch zu erledigen. Man probiert die verlorene Zeit des Tages aufzuholen, ein unmögliches Unterfangen. Spätabends müssen wir feststellen, dass wir den Wettlauf gegen die Zeit verloren haben. Die verstrichene Zeit kommt nicht wieder, auch nicht am morgigen Tag. Die Zeit kehrt in das Schlagloch des Universum zurück und wird morgen jemand anderem zur Verfügung stehen. 

Die Zeit ist ein Durchlaufposten.

Kommentare:
Z. am 14. Dezember 2003 um 00:27
Wie wär’s, wenn Du nicht gegen, sondern mit der Zeit lebst. Lebe im Hier und Jetzt und die Zeit währt ewig .
schlagloch am 22. Dezember 2003 um 21:32
Woher kommt und wohin geht die Zeit ist eine zeitlose Frage.

Z. am 23. Dezember 2003 um 17:38
Zeit ist eine Frage der Gesichtspunkte. Getrennte Gesichtspunkte erschaffen Raum und Raum ist die Voraussetzung für Zeit.

15.12.2003   GUT .  BÖSE 

In der Weihnachtszeit  ist das  Bedürfnis  den Anderen zu  verstehen und von den Anderen verstanden zu werden besonders groß. Diese Erwartung ist bei den meisten Menschen vorhanden. Im Weihnachtstrubel ist es schwierig für die Anderen immer Verständnis und Geduld zu zeigen. Eine Fülle von Spendenaktionen werden gestartet um die in Not geratenen Menschen zu helfen. Es wird an unsere Menschlichkeit appelliert. Mehr Menschlichkeit kann man auch bei alltäglichen Dingen beweisen: So etwa beim Autofahren, wenn man einen anderen Autofahrer problemlos einreihen lässt oder ihm die Vorfahrt anbietet. Sich trotz knapper Zeit im Super-Markt bei der Kassa einreiht und sich nicht vor-schwindelt. Auch das man sich die Zeit nimmt und jemandem der keine Ansprache mehr hat mit Interesse zuhört. Kein menschliches Vorbild war ein Mitarbeiter der in den Ruhestand getreten ist und sich von den Kollegen mit der Bemerkung verabschiedet hat: “In Zukunft wird euch langweilig sein, denn ich gehe in Pension und dann wird niemand mehr hier sein der euch ärgert”.

Weihnachten beginnt beim menschlichem Umgang .

Kommentare:

M. am 16. Dezember 2003 um 14:16
Viele spenden Geld um sich von der Zuwendung zum nächstem freizukaufen.
K. am 16. Dezember 2003 um 20:38
“In der Weihnachtszeit ist das Bedürfnis den anderen zu verstehen und von den anderen verstanden zu werden besonders groß.” Damit hast du mehr als recht, wer  wünscht sich nicht ein schönes friedliches  Weihnachtsfest. Gerade bei Singles kommt dann noch das Gefühl des Alleinseins hinzu, was das Bedürfnis nach Geborgenheit etc noch verstärkt.

17.12.2003   ADVENT . WACHE 

Im Advent erinnere ich mich an einen Todesfall  in unserer Nachbarschaft in Politzen. Das Leben auf dem Bauernhof ist im Winter ruhiger als zu anderen Jahres-Zeiten, es gibt weniger Arbeit. Zu den gleichbleibenden Arbeiten zählt das Füttern und Melken der Kühe. Rund um das Haus und den Stall waren in den Schnee schmale Stege ausgeschaufelt. Ich war Volksschüler und das Unglück passierte in einem Winter mit viel Schnee. In der Nachbarschaft lebte in einer Keusche ein Arbeiterehepaar mit einem kleinem Sohn und einer Kuh. Der Mann arbeitete im fünf Kilometer entfernten Heraklithwerk in Ferndorf. Er arbeitete dort im Schichtbetrieb und legte den Weg zur Arbeit zu Fuß zurück. Eine Woche vor Weihnachten ging der Mann von der Nachmittagsschicht, welche um 22 Uhr zu Ende ist, nach Hause und wurde dabei von einem Auto erfasst und getötet. Er wurde im Schlafzimmer der Keusche aufgebahrt. Mein Vater nahm mich zur Totenwache und zum Beten in die Keusche mit. Ein steiler Steig führte zum Nachbarn, der Himmel war sternenklar. Der Schnee glitzerte im Mondschein und  knirschte unter unseren Schuhen. Es war kalt und still. Wir brachten der Witwe Kaffee und Zucker mit. Das Zimmer, wo der Tote aufgebahrt war, war voll mit Blumen und Kränzen, überall brannten Kerzen und  es war ein intensiver Tannenduft im Raum. Schon viele Nachbarn hatten sich zum Wachen und Beten einge-funden. Manche saßen bei Kaffee und Kuchen in der Küche. Der Sohn vom tödlich Verunglückten spielte mit der Eisenbahn, welche ihm der Vater für Weihnachten gekauft und bereits aufgebaut hatte, in seinem Zimmer. 

Sein Vater war jetzt beim Christkind. 

Kommentare:
[unbekannt] am 17. Dezember 2003 um 08:44
Sehr ergreifend! Deine Wahrnehmung! So still und laut zugleich.

20.12.2003   REISE . ZIMMER 

Im Urlaub kann man beobachten wie Urlaubsgäste wegen einer fehlenden Serviette beim Frühstückstisch oder einer kaputten Glühbirne im Zimmer völlig außer sich geraten können. Die Wut richtet sich gegen das Personal, das Hotel oder den Urlaubsort im allgemeinen. Die Wut steht in keinem Verhältnis zum Anlass. Zu hause würde der Anlassfall keine Emotionen freisetzen. Wahrscheinlich verreisen wir mit zu großen Erwartungen an einen perfekten Urlaub, sodass der kleinste Anlass diese Erwartungen zerstören kann. Gleiches passiert im Urlaub bei schlechtem Wetter. Man gibt sich stur und will auch bei schlechtem Wetter keinen Schritt vom Urlaubsplan abweichen. Man sucht erst gar nicht nach alternativen Beschäftigungen. Man schiebt die schlechte Laune auf das schlechte Wetter. Wir sind nie so unflexibel wie beim Reisen. Man erwartet sich die selbe funktionierende Infrastruktur wie zu hause, nur in einer anderen Umgebung. Das selbe Essen, das selbe Kopfkissen und das selbe Zimmer wie zu hause. Die großen Hotelketten lassen kein individuelles Reisen zu. Der im Reisebüro gebuchte Urlaub in einem Feriendorf könnte überall stattfinden, ob in Europa, in Afrika oder in Asien. 

Mit dem eigenem Wohnzimmer verreisen.

22.12.2003   SUCHE . WEIHNACHT 

Ein paar Tage vor dem Heiligen Abend bin ich ratlos und auf der Suche nach Weihnachten. Zu meinen Erinnerungen an Weihnachten gehören viel Schnee und dieses Jahr gibt es bei uns im Süden von Österreich in den Tallagen noch keinen Schnee. Ich glaube, egal in welchem Alter man gerade ist, wir haben die Weihnachten unserer Kindheit vor unseren Augen und wünschen uns diese äußeren Umstände herbei. Zu meiner Kindheit gehörte das Leben mit Tieren. Zu meinen liebsten Freunden gehörten der Hofhund und der schwarze Kater, dann gab es noch Kühe, Pferde, Schweine und andere Tiere. Als der Hofhund „Wächter” verendete, konnte ich Wochen lang nur bei geöffneter Zimmertüre einschlafen. In der Dunkelheit sah ich den „Wächter” immer auf der Zimmerwand laufen. Am Tag des Heiligen Abend herrschte eine besondere Stimmung auf dem Bauernhof. In Haus und Hof wurde gekehrt, geputzt und gekocht. Mit der Fütterung der Tiere begann man etwas früher als an anderen Tagen. Es kam mir vor als spürten die Tiere etwas von der Stimmung dieses Abends, es gab auch für sie ein besonders leckeres Futter. Um Haus und Hof wurde es still.  Die Autogeräusche von der Landstrasse im Talboden verschluckte der Schnee. An unserem Hof fuhr ganz selten ein Auto vorbei. Es gab keine blinkenden und laufenden Weih-Nachtsbeleuchtungen, nur wenige Lichter in der ver-streuten Nachbarschaft. Mit dem Einbrechen der Dunkelheit kam die Stille über die Sonnseite. Der Christ-baum kam mir am Abend schön und wundervoll vor. 

In der Stille ist Weihnacht.

Kommentare:
Z. am 24. Dezember 2003 um 23:58
Das hast Du sehr schön beschrieben. Auch mir ist Weihnachten, wie ich es in Erinnerung habe, abhanden gekommen. Ich glaube manchmal, wir sind zu satt.

28.12.2003   ERFÜLLTE . ZEIT 

Jetzt ist Weihnachten vorbei und die beste Zeit um über Weihnachten nachzudenken. Man hat vieles über Weihnachten gehört, gelesen, gesehen und vieles selbst erlebt. In unserem Raum beginnt Weihnachten in den letzten Jahren schon drei Monate vorher, am 24. September. Mit Weihnachtsmusik, Weihnachtsaus-Stellungen und in den Regalen der Billa Supermärkte finden sich die ersten Weihnachtsmänner aus Schokolade. Das Versandhaus Quelle versendet die ersten Geschenk-Kataloge damit die Kunden in Ruhe etwas für Weihnachten aussuchen und bestellen können. Der Weihnachtsdruck wird  mit jeder neuen Woche größer. Es dauert nicht  lange bis die ersten Weihnachts-Dekorationen in den Schaufenstern zu sehen sind. Dann folgt die stillste Zeit im Jahr, dies bedeutet Weihnachten rund um die Uhr. Mit der Weihnachtsbeleuchtung auf allen Plätzen und Strassen wird die Nacht zum Tag. Die Events zur Besinnlichkeit  erreichen den Höhepunkt. Bei einem Adventsingen ist  der Gedanke von der erfüllten Zeit im Zentrum  der Betrachtungen gestanden. Ich glaube wir leben, um die Zeit mit unseren Gedanken, Vorstellungen und Taten anzureichern. Die Zeit hat viele Krüge und jeder gibt durch sein Leben etwas in einen dieser Krüge hinein. Die vollen Krüge werden in den Schlaglöchern des Universum abgestellt und lassen das Universum weiter wachsen. 

So erfüllt sich die Zeit.

29.12.2003   STILLE . NACHT  

Während der Zugfahrt durch das Gasteinertal nach Villach  wird es draußen dunkel. Es ist das einzige Stück Landschaft zwischen Salzburg und Villach wo jetzt in der Weihnachtszeit  Schnee liegt. Der Zug klettert den Berg hoch, die Lichter von Hofgastein bleiben im Tal zurück. In der Finsternis sind auf der gegenüberliegenden Talseite einzelne Lichter zu erkennen. Meine Augen sind, nach der üppigen Weihnachtsbeleuchtung in der Salzburger Altstadt, für die Finsternis am Berg dankbar. Die Gespräche  werden weniger, es wird stiller im Zugabteil. Die Sinne werden schärfer.

In der Kirche St. Andrä  in Salzburg sprach der Pfarrer bei der Christmette in der Predigt davon, dass Gott alle wichtigen Botschaften in der Stille der Nacht an die Menschen gerichtet hat. Dies gilt auch für die Ver-kündigung von der Geburt Christi. Nach dem Trubel des Tages wird der Mensch in der Stille der Nacht, wenn die Reize von außen abnehmen, hellhöriger und hellsichtiger. Die Nacht gehört den schöpferischen Menschen, den Künstlern. Die Stille der Nacht plagt aber auch die Schlaflosen mit düsteren Gedanken und Alpträumen. In der Stille der Nacht können Gedanken hochkommen, die wir während des Trubel des Tages verdrängen können. 

Die Nacht ist Schöpfungsphase und Alptraumphase.

Kommentare:
W. am 30. Dezember 2003 um 17:44
Du schreibst das sehr schön: Die Nacht ist Schöpfungsphase und Alptraumphase. Im Winter dauert mir die Nacht allerdings eindeutig zu lange! Also ist im Moment mehr Alptraumphase angesagt und das schon am späten Nachmittag.

schlagloch am 31. Dezember 2003 um 13:52
Mit dem neuem Jahr wird jeder Tag länger und die Nacht kürzer. Es gibt wieder mehr Licht.

31.12.2003   WEBLOG . BÜHNE

In der Silvesternacht gibt es in den meisten Dörfern und Städten ein Silvesterfeuerwerk. Um Mitternacht wird es taghell. Wir treten auf die Bretter welche die  Welt bedeuten. Jeder auf seiner Bühne und jeder ist ein Hauptdarsteller. Die einen treten in einem kleinen Theater auf, im Dorftheater, andere im Verborgenem, das ist die Kellerbühne. Wieder andere im Landestheater mit gekauftem Publikum. Eine kleine Schar von Menschen vor ausverkauften Plätzen und gelangweilten Zuschauern im Staatstheater. Sie stehen in der breiten Öffentlichkeit, sind schlechte Schauspieler und überschätzen ihr Talent. Sie sind von sich so eingenommen, dass sie die Buhrufe nicht hören. Die einen haben etwas wichtiges zu sagen und sagen dies so leise, dass sie niemand hört. Andere übertönen mit ihren leeren Worthülsen alle, jeder hat einen anderen Ton. Die Rollentexte sind unterschiedlich lang. Die einen sagen nur ein paar Worte, andere Texte nehmen kein Ende. Manche Theater sind fast leer, bei anderen Aufführungen verlassen die Zuschauer während der Vorstellung das Theater. Ist das Silvesterfeuerwerk zu Ende versinkt die Bühne in der Dunkelheit.

Weblog ist  Bühne.

Kommentare

E. 1. Januar 2004 um 11:27
So harte Worte am Neujahrstag! 

schlagloch am 8. Januar 2004 um 19:44

Niemand weis wie lange sein Feuerwerk brennt.

 01.11.2003   MODE . KATZ

Mit dem Herbst wechseln wir die Kleider. Von der Sommerbekleidung schlüpfen wir in die Herbstgarderobe und bereiten die Winterkleider vor. Von der Badehose in den Schianzug. Der schnelle Temperaturumschwung macht dies notwendig. Wir kaufen uns um gutes Geld neue Bekleidung, um sie nach kurzer Zeit wieder zu entsorgen, weil unmodern. Seit unserer Vertreibung aus dem Paradies sind wir gezwungen Kleider zu tragen. Um vieles einfacher haben es die Tiere, als Beispiel die Hauskatzen. Im Frühjahr verlieren sie viele Haare, sie erhalten dadurch eine leichte Sommergarderobe und im Herbst wachsen ihnen die Haare wieder verstärkt nach, sie erhalten einen Winterpelz. Sie haben immer die passende Garderobe, nicht zu kalt und nicht zu warm. Ihr Fell ist immer sauber und gepflegt, sie sind zu jedem Anlass modisch angezogen. 

Die Modeschöpfer brauchen die Mode.

Kommentare:
S. am 1. November 2003 um 21:20
Manchmal wäre es gut, ein Tier zu sein.

10.11.2003   ECHT .  ZEIT 

Wir haben heute den ganzen Tag Nachrichten non Stop, wir sind Echtzeitmenschen. Alles passiert für uns gleichzeitig, die Bearbeitung einer Rechnung, der Terroranschlag in Saudiarabien und die Geburt einer Nichte. Wir sind durch die modernen Kommunikations-mittel überall live dabei. Alles kommt zur selben Zeit in unseren Kopf. Unser Gehirn kennt kein gestern und kein morgen, kein Vergessen und kein Erinnern. Es ist voll-gestopft mit dem Augenblick. Wir sind Bewegungs-Menschen, wir sind immer in Aktion. Es ist eine Zeit, wo wir von den Terminen erdrückt werden. Ein Mensch ohne Terminkalender wird für einen Faulpelz gehalten. Wenn einem persönlich die Termine ausgehen, dann gibt es Einladungen von den Verwandten, verschiedene Termine aus dem Rundfunk und dem Veranstaltungs-kalender. Wer im Urlaub ohne Termine nicht sein kann, der landet in den Händen der Animateure. Muss man beim Postschalter länger als eine Minute auf die Abfertigung warten, so erscheint uns dies wie eine Ewigkeit. Auf die Frage, ob jemand eine Minute Zeit hat, wird man eine abschlägige Antwort bekommen.

Verschenke eine Minute.
12.11.2003   STUMM . REDEN

Im Schwimmbad von Portoroz gibt es in der Badelandschaft ein großes Aquarium mit verschiedenen Meeresfischen. Die Badegäste können die Fische beim Schwimmen beobachten und die Fische können den Badegästen beim Schwimmen zusehen. Es kommt  zwischen den Menschen und den Fischen zu einem  Wettstreit  wer die besseren Schwimmer sind. Von Zeit zu Zeit kommen die Fische an die Glaswand des Aquarium und machen den Mund auf und zu. Es ist, als ob sie zu den Menschen sprechen wollen, sozusagen von Kollege zu Kollege. Wir können ihre Worte nicht verstehen, für uns sind die Fische stumme Wesen. Wie sollen wir die Tiere verstehen, wenn wir oft unsere Mitmenschen nicht verstehen. Es gibt das Sprichwort : „Dieser Mensch ist stumm wie ein Fisch.” Zu recht wird Franz von Assisi als Heiliger verehrt, weil er redetet mit den Tieren und den Menschen. 

Wir reden viel und sind stumm wie ein Fisch.

Kommentare:

Z. am 12. November 2003 um 14:42
Ich glaube wohl eher das die Fische die Menschen insgeheim auslachen, weil die Menschen versuchen sie nachzuahmen, nur die Menschen wissen das nicht weil die Fische schließlich stumm sind.

schlagloch am 16. November 2003 um 21:32
Vielleicht lachen Fische und Menschen einmal gemeinsam.

16.11.2003   AUF . SCHWUNG 

Kommt morgen oder mit Beginn des Jahres 2004 der wirtschaftliche Aufschwung? Die Politiker und die Wirtschaftsforscher versuchen diesen Aufschwung herbeizureden wie früher die Medizinmänner versucht haben den Regen herbeizubeschwören. Die Medizin-Männer hatten dabei sicher öfter Erfolg als die heutigen Politiker. Die Wetterlage ändert sich öfter und schneller als die Wirtschaftslage. Gibt es den Aufschwung für alle ? Der Staat hat sich aus der Verantwortung verabschiedet für eine gerechte Verteilung von Arbeit und Einkommen zu sorgen. Gibt es den Aufschwung für eine kleine Gruppe von Aktionären? Zuwachsraten von drei Prozent im Tourismus oder im Handel bedeuten für den Kleinbetrieb nichts. Auch eine Prognose, das im diesjährigem Weihnachtsgeschäft für den Spielzeugkauf um fünf Prozent mehr Geld ausgegeben wird, ist für einen kleinen Spielzeugladen in einer Vorstadt ohne Bedeutung. Dieser Händler hat sich von Umsatz-Zuwächsen schon lange verabschiedet. Die Umsatz-Zuwächse gehören den großen Hotel- und Handels-Ketten. Die kleinen Tourismus- und Handelsbetriebe erfüllen die vielgelobte, aber unterbezahlte Funktion der Nahversorger. Sie sind die Landschaftspfleger für die Innenstädte. 

Null Prozente für die Politik.

Kommentare:
W. am 16. November 2003 um 21:14
Hi Schlagloch, ich stimme Dir in fast allem zu bis auf einen Punkt: Die großen Handelsketten sind diejenigen, die derzeit von der Rezession  und das ist hier doch eine oder nicht, kaum noch profitieren. Die kleinen Händler haben aber derzeit tatsächlich Umsatzzuwächse, wenn natürlich im bescheidenen Rahmen. Die großen Ketten haben jede Menge Personalkosten und andere fixe Kosten, die einfach weiterlaufen, aber der Umsatz steht dazu oft in keinem Verhältnis. Das beste Beispiel sind hier die großen Buchhandelsketten,  die haben wirklich ein Problem: viel Fläche, hohe Mieten in den Innenstädten und jede Menge Personal “am Hals”, das sie nicht so schnell loswerden.

schlagloch am 30. November 2003 um 15:54
Einspruch: a) Das Wachstum der großen Handelsketten beruhte auf der Verdrängung der kleineren Handelsbetriebe. b) Jetzt machen sie sich gegenseitig Konkurrenz. c) Die “Verstorbenen”, gemeint die kleinen Handelsbetriebe werden dadurch auch nicht mehr lebendig.

19.11.2003   ZEIT . FALLE 

Wer sich an seine Kindheit zurückerinnern kann, die zwanzig, dreißig oder mehr Jahre zurückliegt weiß, dass man damals als Kind viel Zeit zur Verfügung hatte. Es war eine sorglose Zeit in welcher man ohne Uhr und  Terminkalender ausgekommen ist. Meinen Schulweg von vier Kilometer legte ich zu Fuß zurück. Dabei hatte ich Zeit für das Beobachten von Käfern und den Arbeitern beim Hausbau zuzusehen. Eine beliebte Beschäftigung von uns Schulkindern war die Waggerl der Material-Seilbahn zu zählen. Die Materialseilbahn beförderte das Magnesit vom Bergbau in Radenthein zum Heraklithwerk nach Ferndorf. Die Waggerl tauchten bei der Ortschaft Rudersdorf auf und verschwanden am Insberg. Wir zählten die Waggerl und vergasen dabei auf das Nachhausegehen. Zu Hause erwarteten mich keine Termine. Die Zeit war damals für uns Kinder kein Begriff, schon gar nicht etwas kostbares. 

Heute schickt man die Kinder in die Zeitfalle. Man vereinbart für sie zusätzlich zum Schulalltag Termine bei einem Sportverein, Musikschule oder Tanzgruppe. Die Hektik der Erwachsenen überträgt sich auf die Kinder und sie werden zu Zeitfetischisten. Durch die Handys sind sie überall erreichbar und abrufbar. 

Das Kapital braucht den gestressten Menschen

24.11.2003   GEDANKEN . HIMMEL 

Zu Allerheiligen hat es in St. Paul während der Gräber-Segnung so intensiv geregnet, dass der Pfarrer das Ab-schreiten des Friedhofes auf den Hauptweg beschränkte, um den Besuchern das Ausharren im strömendem Regen abzukürzen. Auch wenn die Gedenktage an die Ver-storbenen, Allerheiligen und Allerseelen vorbei sind, so beschäftigt mich noch immer die Frage, wo die Gedanken, Vorstellungen und Gefühle der Verstorbenen heute sind. Bleiben die Gedanken hier auf der Erde, in den Werken, die sie zu Lebzeiten erbracht haben? Ist es egal ob diese Arbeit Öffentlichkeitsstatus erreicht hat oder ob sie im Familienkreis für den Partner und die Kinder gearbeitet haben? Übernehmen die Verwandten und die Bekannten die Gedanken der Verstorbenen? Geben die Verstorbenen im Augenblick ihres Todes ihre Gedanken, Gefühle und Vorstellungen an ihre Umwelt weiter? Bekommen die Gedanken einen Platz im Himmel und wer braucht im Himmel diese Gedanken? 

Im  Himmel einen neuen Körper und neue Gedanken.

27.11.2003   ADVENT . ZEIT 

Nach einem Spaziergang auf dem Klagenfurter Christkindlmarkt, der seine Tore schon vor dem erstem Adventsonntag geöffnet hat, sitze ich im  „Cafe am Platz”. Davor konnte ich am Markt einer Gruppe älterer Leute zuhören, wie sie sich über die laute und moderne Musik am Christkindlmarkt  beschwerten.  Überhaupt beginnt heutzutage der Weihnachtsrummel schon Anfang November. Das Cafe wird hauptsächlich von jungen Leuten besucht. Es tut gut unter jungen Leuten zu sitzen, die nicht über das Alter oder von den Krankheiten sprechen. Die jungen Leute sitzen meistens zu zweit an den kleinen Tischen, sind verliebt und haben strahlende Augen. Sie haben den größeren Teil ihres Lebens noch vor sich. Wahrscheinlich sehen wir Erwachsene die Zukunft voller Ungewissheit  und Probleme. Die Weih-nachtszeit feiert die Jugend heute fröhlicher, nicht mehr so bedrückend besinnlich. Diese Fröhlichkeit ist ansteckend. Mit Einbruch der Dunkelheit wird es am Christkindlmarkt noch bunter und lustiger. Wir Erwachsenen haben oftmals nicht mehr die Energie am Abend noch einmal durchzustarten. Man sollte sich als Erwachsener einmal in der Woche die Unbeschwertheit der Jugend gönnen.

Wirksamer als Medikamente, ohne Nebenwirkungen.

Kommentare:

P. am 28. November 2003 um 13:01
Bedrückend besinnlich muss ja nicht sein. Aber wann sind denn junge Leute sonst überhaupt mal besinnlich? Natürlich nicht alle, aber oftmals werden aufkommende Gefühle doch durch ne “coole” Bemerkung unterdrückt. Meine Tante meinte, wieso vor Totensonntag Discos erlaubt seien, es wäre pietätlos. Die Antwort, die Toten wollen keine traurige Jugend trifft es nicht ganz, denke ich.. Einmal im Jahr sollte es besinnlich sein. Zur Weihnachtszeit nicht in Melancholie ausartend ok, aber nachdenklicher als gewöhnlich find ich schön.

30.11.2003   FÜNFZEHN . GRAD 

Bei Temperaturen von plus fünfzehn Grad im November, bei frischem grünem Gras auf der Wiese und wenn die Blumenzwiebeln im Garten wieder austreiben, denkt man an den heißen Sommer dieses Jahres zurück. Man fragt sich, gibt es statt eines Winters einen zweiten Sommer? Fällt bei uns in den Alpen der Winter in das Wetterschlagloch. Von verwurzelten Alpenbewohner wird behauptet, dass  ein Winter ohne Schnee und ohne minus Temperaturen   für die Menschen und die Natur ungesund wäre. Dann wäre im Mittelmeerraum, wo es keinen Winter in dieser Art gibt, alles krank und ungesund. Das Gegenteil ist der Fall, die Mittelmeer-Bewohner sind die gesünderen Menschen und die Natur ist viel üppiger als bei uns in den Alpenländer. 

Sonne und Wärme als Naturheilmittel.