zwei schiling

Ältere werden sich daran erinnern, dass die Eltern in unserer Kindheit viel Wert daraufgelegt haben, dass der Teller beim Mittagessen leer gegessen wurde. Viele von uns haben diese Angewohnheit beibehalten.  Bei mir bedurfte es nach der Schule und dem etwa vier Kilometer langen Schulweg dazu keiner besonderen Aufforderung. Der Fußmarsch konnte sich zusätzlich aus verschiedenen Gründen in die Länge ziehen.  Es kam etwas dazwischen, was mich vom direkten Weg abgebracht hat. Im Frühling waren es die Blumen und die Schmetterlinge, welche nach einer Pause verlangten. Nach einem Regenfall gab es auf dem Güterweg, welcher zum Bauernhof führte, genug Pfützen. An den Rändern der Pfützen kam ich den Schmetterlingen ganz nahe, auch die Bienen haben hier aufgetankt. In den blühenden Obstbäumen am Wegesrand summte es ohrenbetäubend. An mehreren Bienenstöcken konnte ich das Gewusel bei den Einfluglöchern beobachten.                                                                                                                                                     Denke ich auch lange nach kann ich mich nicht erinnern, dass ich in der Kindheit etwas, was auf den Tisch kam, nicht gegessen habe. Vielleicht spielt mir das Gedächtnis einen Streich und lässt mich besser dastehen.  Ob Gemüse- oder Kartoffelsuppe, Braten oder Kärntner Nudeln, Hendlbrust oder Schmarrn, Kartoffeln mit Butter und Salz, Milchreis und Polenta, der Teller wurde leer gegessen. Gut erinnern kann ich mich an den Teller mit warmer Suppe, welchen ich mir um zwei Schilling im Kolpinghaus in Spittal /Drau kaufen konnte.  

katzen:klappe

Eine Katzenklappe kann in jede Tür oder Fenster eingebaut werden. So kann die Katze nach Belieben rein und raus, ohne dass der Stubentigerbesitzer ständig als Türöffner fungieren muss. Hat die Katze einmal den Garten oder den Balkon für sich entdeckt, dann wird sie dort ihren Freiheitsdrang ausleben. Zumeist entscheidet man sich für ein Modell, bei dem es möglich ist tagsüber den Freigang zu erlauben und nachtsüber zu blockieren. Oftmals kommt es vor, dass diesen Hauszugang nicht nur die eigene Katze benützt, sondern auch fremde Katzen. Vielerorts werden die Katzen bei der Kastration gleich gechippt und der Chip ermöglicht es, dass die Katzenklappe elektronisch nur für die eigene Katze freigeschaltet wird.

Spannend verläuft das Training, damit die Katze die Klappe benützt. Dafür werden vom Hersteller in der Gebrauchsanweisung verschiedene Tricks empfohlen. Man soll die Katzenklappe für einige Tage geöffnet lassen, damit sich die Katze mit dem Gerät anfreundet und sich in den Tunnel traut. Bei jungen Katzen geschieht dies ziemlich rasch, für sie ist es ein Sport rein und raus zu springen, eine tolle Gymnastik. Schwierig wird das Klappentraining, wenn die Katze bisher gewohnt war, die offene Haus- oder Balkontür zu benützen. Der Katzenbesitzer bislang als Türöffner fungierte. In diesem Fall wird sie sich weigern die Klappe zu benützen. Die Katze zeigt kein Verständnis dafür, dass sie auf den gewohnten Komfort verzichten soll. Warum soll sie mit ihrer Schnauze am Plexi anstoßen und die Pfoten hochnehmen, um die Klappe zu öffnen?

Magnetverschluss

baby:boomer II

Bei uns hieß es seinerzeit, wir hatten die letzten Tage sehr viel zu tun oder in den nächsten Wochen müssen wir die Wasserleitung im Abschnitt Seltschach erneuern. Dies war es. Über die vielen Aufträge in der Firma hat man sich gefreut und dabei seine Arbeitskraft unter Beweis gestellt. Teenager verkünden heute mehrmals täglich, sie haben Stress. Vielleicht meinen sie damit, sie haben in den nächsten Tagen zwei Schularbeiten oder in der Firma stehen drei Lkw zur Reparatur an. Bei der Babyboomer Generation hat das Wort Stress und Burnout einen schimmligen Beigeschmack. Gleich entsteht ein Krankheitsbild, welches mit Psychiatrie verbunden wird. Hier stößt man auf einen Vorgang des Verbergen. Alle Andeutungen die ein Verwandtschaftsverhältnis zu einer psychischen Krankheit herstellen werden hinter den Vorhang geschoben. Oftmals kann man die psychische Beeinträchtigung, vor anderen und dem Partner, gut verstecken. Dies kostet mehr an Kraft, als die Bewältigung der Krankheit selbst. Eine Ursache für dieses Verhalten ist, weil kaum jemand über die Bandbreite von seelischen Krankheiten Bescheid weis. Schlussendlich wird alles in einen Topf geworfen. Im nächsten Jahrzehnt könnten wir die Ausfahrt aus dem Kreisverkehr schaffen. Jeder, der sich entschließt das verurteilende Denken zu verlassen, kann mit einem Handzeichen den Kreisverkehr verlassen.

Man pflegte verschiedenen Umgang mit der Verrücktheit. In den Landgemeinden wurde es toleriert, wenn jemand ein wenig verrückt war, aber niemanden etwas zu leide getan hat. Bei einem Bauern gute Hilfsdienste leistete. Dafür gab es eine ausreichende Verpflegung und eine Schlafstelle die vor Regen und Kälte schützte. Manchmal war es nur eine Koje im Viehstall und eine Decke. Zumindest war es auch an kalten Wintertagen warm. Gab es bei den Bauern keine Arbeit, sind sie durch das Dorf gezogen, von Haus zu Haus und haben um Kleider und ein wenig Essen gebettelt.

Notunterkunft

baby:boomer

Bei den Verwandten bewegen sich die körperlichen Beschwerden im üblichen Rahmen. Die ersten Krankenbesuche werden fällig, wenn sich eine operierte Person in der Rehabilitation befindet. In den Rehas wimmelt es von Patienten. Die Aufenthalte erfolgen nach Herzoperationen, Hüft- und Knieoperationen. Zumeist wollen die Patienten ihre neue Fitness unter Beweis stellen. Bei der Demonstration von der Beweglichkeit des implantierten Hüftgelenks komme ich mir krank und unbeweglich vor. Der Bekannte erzählt, welches weitreichende Bewegungsprogramm er vorhat. Zu den erlernten Gymnastikübungen kommen Schwimmen, Gehen und Radfahren am Heimtrainer, dazu. Bei mir verschafft dies ein schlechtes Gewissen, weil ich korpulent  und nicht täglich sportlich aktiv bin. Zwickt es in der Hüfte oder im Kniegelenk, dann kommt es zu einer Selbstbeschuldigung, da ich mir seit langem vorgenommen habe, den wöchentlichen Kalorienbedarf zu reduzieren. Es ist ein ewiges auf und ab. Gerade habe ich es geschafft die zusätzlichen zwei Kilo, vom letzten Aufenthalt am Meer zu verlieren, nähert sich die nächste Kalorienfalle, die Osterjause. In Kärnten ist man den verschiedenen Genussfallen,  diese sind gleichmäßig über das Jahr verteilt, ausgeliefert. Ich schwanke zwischen Zunahme und Abnahme hin und her.

Vor einem Fest versucht man alle körperlichen Beschwerden, welche nicht gravierend  sind, auf die Seite zu schieben. Just zu dem Zeitpunkt, wenn man topfit sein soll, plagen einen Magen- und Gelenkschmerzen. An der Verkaufsfront wird ein Teil der Arbeitsenergie dafür verwendet, sich von seiner lächelnden Seite zu zeigen. Als Generation Babyboomer kannten wir Stress und Burnout nicht. Einer der Gründe dafür ist, die vielen Ablenkungen der Social Media erreichten uns erst im letzten Lebensdrittel.

facebook

villach:fasching

Zumeist verbinden wir mit einem Menschen, einem Beruf, einem Bundesland und mit einem Volk bestimmte Vorstellungen. Diese sind kaum zu verändern. Auch wenn oft über Globalisierung geredet wird, so verändern sich manche Ansichten über Generationen nicht. Gespürt habe ich dies in Wien, als ich mit der U- Bahn vom Hauptbahnhof zum Stephansdom gefahren bin. Am Bahnsteig war die Henne nicht zu übersehen. Ein Herr trug ein rosarotes Federkleid, auf dem Kopf eine Kappe mit einem Hahnenkamm und an den Füßen trug er weiße Stutzen. Manche Wartende haben ihn belächelt, andere haben an ihm vorbeigeschaut. Wer regelmäßig U-Bahn fährt  ist sicher einiges gewöhnt und schenkt solchen exotischen Auftritten kaum Beachtung. Vorsätzlich zieht es Eigenbrötler und Selbstdarsteller in die Stiegenhäuser der U-Bahnen. Für ihre Aktivitäten, außerhalb des normalen Empfindens, finden sie hier ein breites Darstellungsfeld. Beherrscht auch der Eindruck, Menschen haben es nirgends eiliger als in den Auf- und Abgängen zur U-Bahn, so fällt doch der eine und andere Blick auf die Selbstdarsteller. Egal was passiert, ob jemand mit Tixo an den Säulen kurze Texte und Gedichte befestigt oder in einer Passage Mini Bibeln für unterwegs verteilt werden.

Die rosarote Henne war ein tolles Faschingskostüm. Der Dialekt hat ihn verraten. Auf meinen Zuruf sagte er:  “Er stammt aus Villach”. Der Fasching ist ein Fixpunkt im Jahreskreislauf der Draustadt. Der Villacher Fasching ein Werbebotschafter für Kärnten. Beim Aussteigen hat er mir zugerufen: „Sehen wir uns am Faschingssamstag beim Faschingsumzug in Villach?

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