vorteil:card I

An schean Tog noch haben inzwischen alle verinnerlicht und es kommt uns so selbstverständlich von den Lippen, wie das Amen am Schluss vom Vater Unser. Es wird so regelmäßig angewandt, wie das Atmen. Diesen Spruch benützen der Fenstermonteur und die Fitnesstrainerin, die Kellnerin und der Kranfahrer, die Verkäuferin und der Vogelhändler, der Malergeselle genauso wie der Mostbauer. Ich glaube nicht, dass dieser fromme Wunsch nur irgendeinem Menschen etwas genützt hat. Zumeist steht dahinter erst gar nicht der innerliche Wunsch, dass es für den anderen ein schöner Tag werden soll. Auch sollte der Wunsch ehrlich gemeint sein, so ist es undefinierbar, wie dieser Schaene Tog für den Einzelnen ablaufen soll. Es gibt genügend Menschen, welche mit dem Wunsch, An schean Tog noch, im Innersten damit nichts anfangen können. Nachdem sich der Glückwunsch, ob passend oder unpassend, An schean Tog noch, mehr als abgenützt hat, macht sich eine neue Redensart breit. Da der Mensch größtenteils gewinnorientiert ist, sich von ideellen, von gefühlsmäßigen Wünschen nicht wirklich angesprochen fühlt, hat man eine neue Redensart eingeführt: Haben sie eine Vorteilscard?

Für den Häuslebauer gibt es die BonusCard von der Baumarktkette, zum Einrichten die Luxuscard vom Möbelhaus. Wer regelmäßig das Fitnessstudio besucht bekommt Bonuspunkte mit denen er das Handtuch mit Firmenwerbung, das Fitnessleibchen und die Trinkflasche günstiger erwerben kann. Gäste, welche regelmäßig zum Essen kommen, können von der Kellnerin eine Abokarte  erwerben. Sie können unter dreierlei Menüs wählen.Die Supermarktkassiererin fragt, bevor sie An schean Tog noch wünscht, ob man eine Kundenkarte hat. Dabei spielt es keine Rolle ob man ein Flasche Mineral um 50 Cent  oder für die nächsten Wochen Lebensmittel um Fünfundfünfzig Euro kauft. Wer die Frage nach der Kundenkarte verneint, dem wird versucht eine Kundenkarte aufzuschwatzen mit dem Hinweis, es gibt spezielle Angebote für Kundenkarteninhaber.

Kartenetui.

weihnacht:einkauf II

Eine andere Sichtweise, wir haben ein Zuviel an Waren und ein Großteil der Bevölkerung kann seine Konsumwünsche ad hoc befriedigen. Darunter befindet sich auch eine Schicht von Mitbürgern, welche sich nur das Notwendigste leisten kann. Bei den Jugendlichen gibt es eine Gruppe, welche aus dem Geschenkszwang die Notausfahrt gewählt hat. Haben sie coole Freunde, dann bedeutet ihnen dies schon viel und sie brauchen nicht extra beschenkt zu werden. Der Mittelstand, der Bauch der Gesellschaft, greift auf die Moneten zurück.

Ein Investor, welcher auf leeren Grünflächen in der Innenstadt neue Geschäftsflächen errichtet, wird freudig begrüßt. Er hofft diese gegen gutes Geld zu vermieten, mehr einzunehmen,  als dies bei einer Wohnungsvermietung der Fall wäre. Oft bleiben oder werden andere Geschäftsflächen dafür leer. Nicht weil die Zeiten wirtschaftlich so schlecht sind, sondern weil der Bedarf nicht gegeben ist. Noch glauben die meisten von uns, es gibt unbeschränkte Zuwachsraten. Jeder hofft für seine Firma, dass ihr Zenit noch nicht ausgereizt ist, dies gilt immer nur für die anderen. Ähnliches gilt für das Warenangebot, von jedem Artikel, sei es ein Stabmixer oder eine Taschenlampe, gibt es eine breite Produktpalette,  die Auswahl wird zur Qual.  So verkauft sich ein Stabmixer einer Marke plötzlich um vieles schlechter, weil das gleiche Produkt auch von anderen Herstellern angeboten wird. Das rechte Maß ist schon lange verloren gegangen, nicht nur zur Weihnachtszeit.

Mitternachtssonne.

weihnacht:einkauf I

Ein paar Wochen vor Weihnachten wurde von einem Handelskammerfunktionär verkündet: “Vor Jahresende kann man so günstig einkaufen wie schon lange nicht, weil der Handel bereits den Ausverkauf und andere Aktionen startet”. Zugleich beginnt an diesem Wochenende der so beliebte Weihnachtsverkauf, für den Handel der umsatzstärkste Monat im Jahr. Dabei kann der Konsument zusehen, wie sich die Handelsketten ein Kopf an Kopf rennen liefern, wer ergattert noch etwas vom Umsatz. Wie man für den Spitzensport nicht mehr das Wort Sport, im Sinne von Leibesertüchtigung verwenden kann, so geht es in der Vorweihnachtszeit nicht  mehr um Besinnung, sondern um das Einkaufen bis zur Besinnungslosigkeit. Wer am eigenen Leib spüren will, wie verrückt das Treiben in einer Shoppingmeile ist, der ziehe sich für ein Wochenende zu Besinnungstagen in ein Bildungshaus zurück. Nach diesem Innehalten besuche er ein Einkaufszentrum. Dafür gibt es Berichte, dass einem der Wirbel körperlich zusetzt und körperliche Beschwerden verursacht. So steigert sich in den nächsten Wochen der Einkaufsrummel, auf eine göttliche Botschaft wird zugunsten der Werbedurchsagen verzichtet.

Nach dem ersten langen Einkaufswochenende werden  von den Sprechern der Werbegemeinschaften und dem Gremialvorsteher eine Prognose erstellt, wie das diesjährige Weihnachtsgeschäft verlaufen wird. Dabei ist die Geschäftsentwicklung  von Branche und Lage der Geschäfte und auch von Region zu Region verschieden. Damit sind wir dort angelangt, was Weihnachten heute bedeutet, ein mehr an Umsatz, ohne ein mehr an spiritueller Botschaft.

Engel des Herrn.

the:end II

Zu Wohnungstieren hat man eine emotionalere Beziehung, sei es eine Katze, ein Meerschweinchen oder ein Hund. Unabhängig  davon, ob man im dörflichen oder städtischen Bereich lebt.Durch das Zusammenleben in der Wohnung, den persönlichen Umgang, kann ein Hund ebenso zur Familie gehören wie ein Kind oder der Partner. Bekanntlich fördert es die Entwicklung von Kindern, wenn sie mit einem Haustier aufwachsen. Ein Tier macht keinen Unterschied zwischen alt oder jung, zwischen gesund oder gebrechlich, hübsch oder unschön. Es urteilt nach anderen Kriterien, sucht sich die Menschen, denen sie ihre Zuneigung zukommen lassen, nach ihrem Instinkt  aus.

In Wohnungsnähe befindet sich eine Seniorenwohnanlage. Nur in Ausnahmefällen sind in Altersheimen Haustiere erlaubt. Sehr beliebt sind mobile Haustierbesuche, welche von den Bewohnern schon sehnsüchtig erwartet werden. Wieviel Bewegungsraum gibt es für die Insassen? Man bewegt sich in einer kleinen Wohnung, zumeist Zimmergröße. Man spitzt die Ohren, wenn am Gang etwas zu hören ist, ein Besucher der lauter als üblich spricht. Ein andermal ein Blick aus dem Fenster, wenn in einiger Entfernung ein Auto die Bergstraße hochfährt. Morgens wartet man auf das Frühstück, danach auf das Mittagessen und abends auf das Nachtmahl. Ist man mobil, gibt es sozusagen den Freilauf in den Speisesaal und etwas Zuwendung vom Servierpersonal. Nachts ein wenig Fernsehschauen…

Mobilisation.

the:end I

Nach zwanzig Fahrradkilometern sitze ich auf einer Bank unter der Linde von der St. Georgskapelle  und denke über die Hasenhaltung nach. Zu Füßen der Anhöhe liegen ausgedehnte Getreide- und Maisfelder. In meinem Blickfeld befindet sich ein Hasengehege, von wo mich ein Hase mit weißem Fell und schwarzen Löffeln durch das Eisengitter beobachtet. Seine Koje ist etwa zwei Meter mal einen Meter groß, ganz ordentlich finde ich für einen Hasenstall. Ich kann nicht beurteilen, ob er auch Freigang hat. Auslauf  wäre vorhanden, der Hasenstall befindet sich in Stallnähe. Dann und wann spitzt er seine Ohren, wenn Wanderer plaudernd vorbeigehen und blickt den vorbeistrampelnden Mountainbiker nach. Zuweilen schläft er, dann hoppelt er eine Runde durch den Stall, um am Trockenfutter zu knappern und aus der Wasserschüssel zu trinken. Ist dies eine Artgerechte Haltung, ein ständiges Freigehege wäre wünschenswert?

Ich erinnere mich, dass ich schon einmal einen Eintrag  über Hasen gepostet habe. Welche Zukunft erwartet diesen Hasen? In Stallnähe  scheint er nicht ein Kuschelhase für den Streichelzoo zu sein. In einem Kuhstall geht es um den Erwerb zum Lebensunterhalt. Dabei kommt in den kleinen landwirtschaftlichen Betrieben die menschliche Fürsorge für die Haustiere nicht zu kurz. Für den Bauern bedeutet dies eine emotionale Herausforderung. Sie wenden sich den Haustieren, wie Schweine, Hasen, Schafe oder Kälber über Monate fürsorglich zu, erwerben ihre Zutraulichkeit und dann kommt The end.

Warum denke ich über das The end des Hasen nach?  Als ich noch als Kind am Bergbauernhof  lebte, war dies kein Thema. Das Füttern der  Hasen, die Versorgung mit Wasser und das Stallausmisten war eine typische Kinderarbeit. Frühmorgens vor dem Gang in die Schule, abends vor dem Schlafengehen. Für uns Kindern hatten die Hasen eine handliche Größe und  ein Fell, welches sich wunderbar streicheln ließ. Mit Zuneigung versorgten wir sie. Eines Tages endeten sie als Hasenbraten in der Pfanne und als Mittagessen auf dem Teller. Zumeist an einem besonderen Tag, wie Kirchtag oder Feiertag. Der Tod des Hasen wurde als etwas Notwendiges gesehen, einige Tage bedauert, dann wandten wir uns den anderen Tieren zu. Einem jungen Fohlen, Kalb oder Kitz, letztes Ende reduzierte sich vieles auf das Essen.

Wienerschnitzel.