pension:tag

Solange man im Berufsleben integriert ist kann man sich schwer vorstellen, wie man einen Monat ohne Arbeit verbringt.  Man hat Erfahrungen mit den Krankentagen, den freien Wochenenden und mit dem Urlaub. Die Krankentage kann man nicht zu den freien Tagen rechnen, da man zumeist geschwächt durch Fieber oder andere Schmerzen zu Hause im Bett liegt.  Dabei wird nicht nur die akute Krankheit auskuriert,  sondern es kommt die Müdigkeit dazu  und man ist  froh über ein wenig Auszeit. Die Wochenenden und die Urlaubstage sind zumeist mit verschiedenen Aktivitäten, sei es Sport und Unterhaltung, mit Heimwerken oder Verreisen ausgefüllt. In wenigen Fällen geht es dabei um Erholung und Auspannen, eher um Abwechslung. Für die berufstätigen Frauen trifft dies besonders zu, weil von der Hausarbeit manches unerledigt ist und vieles an den Wochenenden erledigt wird. So verfügt man  über arbeitsfreie Tage, aber diese sind zumeist verplant.

Wie stellt sich die Situation  dar, wenn man über freie Monate verfügt, wo die Tage nicht zum Großteil durch Arbeit  bestimmt werden?  Auch die Arbeitszeiten sind nicht mehr vorgegeben.  Steht man im Arbeitsleben fällt es leicht die Frage zu beantworten, was man den ganzen Tag gemacht hat. Beim Aufzählen ergibt dies eine Litanei, obwohl man keinen Wert auf Vollzähligkeit legt.  Meistens wird darüber geklagt, dass man aus Zeitmangel manches nicht erledigen konnte. 

Anders ist die Situation in der Pension  und man wird von Verwandten mit der Frage konfrontiert, wie man den Tag verbringt?  Gibt es eine Tätigkeit, die mit den früheren Aktivitäten vergleichbar ist?  Man erzählt, dass man meistens später aufsteht, länger frühstückt und sich  entschließen muss das Frühstück zu beenden. Es wird die Zeitung aus dem Briefkasten geholt und darin ein wenig gelesen. Gelingt es noch an der Telegymnastik teilzunehmen, dann war es  ein geglückter Vormittag.  Es bleibt Zeit für ein Buch, um dann zu besprechen  was zu  Mittag  gekocht wird.  Vielleicht fehlt dafür  die eine und  andere Zutat und muss vom Supermarkt geholt werden.

Dalli Dalli.  

 

uni:erfahren II

In der Siedlungspolitik gibt es neueste Bestrebungen, unter den Bewohnern einen
gesunden und produktiven Mix zwischen Alt und Jung herzustellen. Dieser Mix
wird angewendet bei Wohnanlagen und in größerem Stil bei der Planung von ganzen
Straßenzügen, er gereicht Allen zum Vorteil. Man schafft keine Gettos mehr mit
dem Vorsatz, dies wird eine Wohnsiedlung für junge Leute und hierher bauen wir
eine Siedlung für ältere Leute. Man versucht die Bauvorhaben
ineinanderzuschieben, den Kindergarten neben dem Altersheim und neben der
Volksschule zu errichten. Heute muss man sich des Alters nicht schämen und kann
selbstbewusst auftreten. Wir, die ältere Generation, haben in unserer Jugend
Respekt und auch Furcht vor den älteren Leuten gehabt. Der jungen Generation
muss man zugestehen, dass sie mit älteren Leuten unbekümmert umgeht. Respekt,
im damaligen Sinne, hat die heutige Jugend nicht mehr. Man muss dies
akzeptieren, es ist die größere Freude, wenn man von den Jungen anerkannt wird.
Man sollte nicht darauf bestehen, dass man etwas besser weiß, es ist alles
offen, wenn man auch die längere Erfahrung hat.

Meine Erkenntnis ist, dass man als Seniorstudent zu den selbstgewählten
Lehrveranstaltungen etwas aus der eigenen Erfahrung beitragen kann. Aus der
Hausbibliothek  und aus dem eigenen Gehirn etwas einbringen. Es ist eine Freude
etwas vom eigenen Wissen weiterzugeben, anderseits Neues zu erfahren. Wichtig
ist die Bereitschaft sich auf eine fremde Welt einzulassen, die Welt der
Studenten und der Professoren. So ist der Besuch der Uni  schon nach
kurzer Zeit eine Bereicherung meines Alltags.

Aufgefallen ist mir, dass sind spezielle Aufgaben am PC gefordert, die über einfache
Wordanwendungen hinausgehen, die PC-Generation damit Schwierigkeiten hat. Sie
verlangt  genaue  Erklärungen, Versuche und Experimente sind nicht
ihre Sache.

Labor.

uni:erfahren

Bei den Lehrveranstaltungen an der UNI ist es ein Vorteil, wenn die Studierenden eine Mischung aus Junioren und Senioren sind. Bei manchen Themen können die Älteren etwas aus ihrer Lebenserfahrung, die in keinem Lehrplan enthalten ist, einbringen. Zählt der Beitrag auch nicht unmittelbar zum Lehrstoff, so lässt er den Lehrstoff aus einem anderen Blickwinkel erscheinen. Oft ist es gut, wenn ein Senior gegenüber dem Professor etwas vorschlägt, dass dann allen zugutekommt. Wendet sich der Professor mit einer Frage an die Studierenden, meldet sich oft niemand der als Erster auf die Frage eingeht. In solchen Situationen bewähren sich Seniorstudenten als Blockadebrecher. Das Schicksal der Benotung schwebt nicht über ihnen. Sie können die Note aus dem Blickwinkel, dass es in ihrem Leben auf die Eine Note nicht mehr ankommt, sehen.

Die jetzige Altersgruppe der Seniorstudenten gehört zusammen mit den älteren Professoren  zu jener Generation, 50+,  die mit dem PC und dem Internet nicht von Kindheit an aufgewachsen sind. Dies bedeutet, dass es für sie noch andere Wahrnehmungsmöglichkeiten gibt, als die Suche im Web: Schlag nach bei Google oder bei Wikipedia. Sie können aus den unterschiedlichsten Quellen ihr Wissen abrufen, aus Gehörtem, aus Gesehenem, aus Gelesenem und  aus Erlebtem.  Dies bedingt die längere Lebenszeit. Wer aufmerksam durch seine Zeit gegangen ist, der hat Skurriles und Absonderliches erlebt, was einstmals als der Fortschritt oder die Zukunft gefeiert wurde, hat sich inzwischen als Flopp erwiesen. Auf diese Ressourcen kann die Generation 20+ nicht zurückgreifen. Sie haben die  Fähigkeit, dass sie unheimlich geschickt sind, wenn es darum geht im Internet etwas zu suchen. Als Freier Student habe ich den Eindruck, sie sind zu perfekt, dass für sie die Welt nur im Web existiert. Was beim Googeln nicht gefunden wird, das existiert nicht. Sie scheuen anderseits bei einer Recherche auf Leute außerhalb der Uni zuzugehen, mit Leuten zu ihrer Aufgabe persönlich zu reden. Sie recherchieren lieber im Web, sie meiden den persönlichen Kontakt zu einem Studienobjekt. Im besten Fall werden per Email oder per Facebook Fragen gestellt. Diese Kultur oder ist es eine Unkultur, findet sich heute oft in den Nachrichtensendungen, dass die Gesprächspartner nicht mehr live im Studio sitzen, sondern per Videoschaltung eingeblendet werden. Das Bauchkribbeln bei einer Livebegegnung mit einem Interviewpartner wird nicht gesucht. Als freier Mitarbeiter für das Nachrichtenblatt der Gemeinde  habe ich, für eine Porträtreihe, eine Fülle von persönlichen Gesprächen mit den verschiedensten Personen geführt.

Man erntet Kopfschütteln, wenn man von eigener Erfahrung berichtet und die Jugend kann es beim Googeln nicht finden. Zum Anderem war man nicht auf der und der Veranstaltung, wenn man es nicht auf Facebook postet. Was nicht auf Facebook nachzulesen ist, das hat auch nicht stattgefunden.

Erfahrungen

leer:gefegt

Bei den mehrteiligen Fernsehfilmen, wie „Die Dornenvögel“, die man als Straßenfeger bezeichnet hat, waren während der Sendezeit die Straßen und Plätze in den Orten leer, alle saßen vor dem Fernseher. Heute trifft dies noch zu, wenn ein  Abfahrtslauf übertragen wird und die Ehre der österreichischen Nation auf dem Spiel steht oder für die erste Hochrechnung bei einer Nationalratswahl. Die ältere Generation bevölkert am frühen Vormittag und am späten Nachmittag die Stadtzentren, um zwei Semmeln einzukaufen. Als „leer gefegt“ empfindet man den Hauptplatz in der Draustadt während der „toten Zeit“, wenn keine Saison- und Eventzeit ist. Man fällt in ein tiefes, undekoriertes Loch, nachdem die Weihnachtsdekoration, die Faschingsdekoration und zuletzt die Osterdekoration entfernt wurden. Beim Gehen über den Hauptplatz macht einem die Leere ängstlich, andererseits gewinnt der Platz an Größe und Ausstrahlung.

Für die Generation 20+ gibt es die Straßenfeger“ nicht mehr, sie beziehen die aktuellen Informationen vom Handy oder IPod. Das Schlendern über den Hauptplatz ist nicht die erste Wahl, außer es gibt eine Veranstaltung. Ihre Treffpunkte sind die Tankstellen, die Cafés und die Pizzerias in den Einkaufs- und in den Kinozentren. Für sie hat der Platz vor einer Autowaschanlage mehr Anziehungskraft, als eine historische Häuserzeile am Stadtplatz. Um Museen machen sie einen Bogen, weil die meisten Ausstellungsobjekte aus der Zeit vor dem Web 2.0 stammen.

Videofilme.

bio: eier

Gerade ist der Skandal um nicht deklariertes Pferdefleisch in Wurstwaren verebbt, gibt es den Bioeierskandal. Nicht jedes Bioei stammt aus einer Freilandhaltung. Geflügelbetriebe haben die Eier aus Legehennenbatterien als Bioeier deklariert und diese zu einem besseren Preis verkauft. Filmaufnahmen von zusammengepferchten Legehennen sind für mich, da ich auf einem Bauernhof aufgewachsen bin, eine Qual. Gleiches  gilt von Mastbetrieben für Schweine. Ich bezweifle, dass alles was unter dem Etikett „Bio“ verkauft wird, aus  biologischem Landbau oder Tierhaltung stammt. So viele Biobauern,  wie es Produkte in den Geschäften gibt, kann es gar nicht geben. Als Konsument stellt man sich die Frage, sind Lebensmittel ohne das Bioetikett gesundheitsschädlich? Auch ein Lebensmittel ohne Biopickerl muss den menschlichen Ansprüchen genügen. Stammen die Lebensmittel nicht von einem Biobauern, dann werden in diese  Zusatzstoffe, wie Geschmacksverstärker, Haltbarmittel und Farbstoffe beigemengt.

Anderseits werden Landwirte oder Lebensmittelhersteller, welche Supermärkte beliefern dürfen dazu gezwungen, so billig wie möglich zu produzieren. Auch wir, als Konsumenten,  sind mitschuldig an den Lebensmittelskandalen. Als Verbraucher wollen wir immer weniger für die Lebensmittel, die der Treibstoff für unseren Körper sind, bezahlen. Uns ist unsere Nahrung nichts mehr wert. Wahrscheinlich liegt eine Ursache darin, dass wir  keinen Bezug mehr zur Herkunft der Lebensmittel haben. Die Wenigsten wissen, wie Lebensmittel angebaut und geerntet werden. Sie werden nicht in der Fabrik, der Fleischerei, Molkerei oder Obstverwertung künstlich hergestellt. Sie haben ihren Ursprung auf der Wiese, dem Acker oder in einem Viehstall.

In einem Museum in Sevilla sind nicht die Ausstellungsstücke zur  Astronomie,  der  Elektrizität  und der  Gentechnik die Anziehungspunkte, es sind zwei  Vitrinen, wo man live beobachten kann, wie aus den Eiern die Küken schlüpfen.  

Besuchermagnet.