kratz:baum II

Charly wurde vor einigen Tagen abgeholt. Undine verhält sich unauffällig, ihr ist noch nicht bewusst, dass er nicht kurzzeitig weg ist, sondern für immer. Hört sie aus dem Vorraum ein Geräusch, hebt sie den Kopf und schaut ob Charly auftaucht. Zwischendurch läuft sie vom Fressen weg und macht einen Blick  aus der Küchentür um zu sehen, wo er bleibt. Gehen wir zu sehr von unseren Empfindungen aus, wenn wir überlegen was Tiere fühlen?  Beim Fressen haben sie sich auch in der Streitphase verstanden, jeder hat sich auf sein Futter gestürzt und den anderen in Ruhe gelassen. Nach dem Fressen war die Lage gespannt, Charly hat sich aus der Küche nicht hinausgewagt und ist dort sitzen geblieben, bis er einen Ausbruchversuch gestartet hat. Durch den Vorraum ist er in das Bad gerannt und hat sich hinter der Waschmaschine versteckt. Heute haben wir aus  Lavamünd die Nachricht bekommen, dass Charly gut angekommen, aber noch verschüchtert ist. Es wird nicht lange dauern und er wird mit seiner „Kratzpfote“ verlangen was er will und braucht. In einer Woche wird ein zweiter Beipackzettel nachgeliefert.

Mit Hilfe von Google Earth  haben wir sehen können, wo seine neue Heimat ist. Das Haus liegt mit anderen Häusern, etwas entfernt von einer Landesstraße, inmitten von Wiesen und Felder. In einiger Entfernung ein Wald und noch weiter entfernt die Drau. Diese Umgebung wird Charly vor neue Herausforderungen stellen, es bieten sich aber auch neue Möglichkeiten. Er hat im Sommer den Aufenthalt auf der Loggia geliebt, jetzt kann er in der freien Natur seinem Jagdtrieb freien Lauf lassen.

Großwildjäger.

papst:wahl

Jetzt, wo die Amtszeit von Papst Benedikt vorbei ist denke ich an meine Empfindungen, als ich das erste Mal im Radio die Nachricht vom Papstrücktritt gehört habe. Es lief mir ein Schauer über den Rücken. Ich empfand diese Ankündigung als eine Herabstufung des Papsttums zu einer Banalität. Der Rücktritt bedeutet, dass die zukünftigen Päpste von ihrem Amt zurücktreten können,  in letzter Konsequenz wieder abgewählt werden können. Eine skurrile Aussicht und wo bleibt das Göttliche? Jesus sagte: „Du bist Petrus und auf diesem Felsen werde ich meine Kirche bauen und die Stürme des Meeres werden nichts ausrichten können.“

Ich trete dafür ein, dass die Kardinäle keinen neuen Papst mehr wählen, sondern auf einen Papst als Oberhaupt der kath. Kirche verzichten.  Ebenso auf den alleinigen Wahrheitsgehalt, den Gehorsam- und Unfehlbarkeitsanspruch. Zumindest das Wahlrecht reformieren, dass ein Papst von den Kardinälen mit einer Mehrheit auch wieder abgewählt werden kann und keine unfehlbare Person mehr ist. Einen Schritt weiter geht mein Vorschlag, dass die kath. Kirche demokratisiert wird. Dies würde bedeuten, dass jeder volljährige Gläubige das aktive und passive Wahlrecht erhält. Die Funktionäre, wie Bischöfe und Kardinäle, würden vom Kirchenvolk direkt gewählt werden. Die Wahlen würden in regelmäßigen Perioden stattfinden. Bei der entsprechenden Ausbildung in Glaubensfragen, kann jeder zum Bischof oder zum Kardinal gewählt werden. In der Bibel gibt es viele Stellen, wo Jesus danach verlangt, er möchte zum Volk sprechen, nicht zu den Schriftgelehrten. Es war ihm ein Anliegen, dass das Volk im Zentrum der Kirche steht, also auch bei den Funktionen.

Ich war von meinen Überlegungen und von dem Schritt den die kath. Kirche in die Zukunft machen könnte so begeistert, dass ich geplant habe meine Ideen beim nächsten Pfarrcafe einem größeren Personenkreis zugänglich zu machen. Die Lebensgefährtin hat mir davon abgeraten, es war mehr ein Verbot.

Amen.

kratz:baum

An verschiedenen Orten, wie Bäckerei, Tierarzt und Supermarkt haben wir einen „Steckbrief von Charly“ angeschlagen und hoffen, dass wir ein neues Zuhause für ihn finden. Bei den Anfragen war die erste Frage, die Frage nach dem Alter. Auch bei den Tieren hat die Jugend mehr Erfolg, für einige war die Katze zu alt. Es ist wie im Arbeitsleben, ab einem gewissen Alter hat man weniger Chancen. In den letzten Febertagen hat sich  eine Friseurin gemeldet, die für die Oma eine Katze zum Verwöhnen sucht. Es ist  kein Hindernis, dass Charly über zehn Jahre alt ist. 

Die Vormittagsstunden des ersten März verlaufen ruhig, wir sind mit den Vorbereitungen für die Übersiedelung von Charly nach Lavamünd beschäftigt. Wir wollen Dinge die Charly liebt, seinen Transportkorb, das Katzenklo, den Kratzbaum, eine Schlafdecke, den Fressnapf und verschiedene Sorten vom Katzenfutter mitgeben. So soll ihm die Eingewöhnung in das neue Zuhause leichter fallen. Zusätzlich habe ich einen „Beipackzettel“ geschrieben, mit den Vorlieben und Eigenheiten von Charly. Zu Mittag ist die Enkelin gekommen und hat Charly liebevoll, aber bestimmt abgeholt. Es ist schnell gegangen, wohl auch deshalb, dass wir unsere Absicht, Charly wegzugeben, nicht  ändern können.

Am Vormittag haben wir ihn noch verwöhnt, dann war er plötzlich nicht mehr da. Das Herz hat mir weh getan, aber auch der „Katzenkrieg“ davor, zwischen Charly und Undine. Er war eine Belastung über Wochen. Dies war eine der besten Plätze und nach kurzer Zeit wird er sich im neuen Haushalt durchsetzen. Charly bleibt unvergessen.

Pfote hoch Charly.       

 

katzen:streit II

 Durch die neu aufgeflammten Revierkämpfe  zwischen den  Wohnungskatzen Charly und Undine wird die  Nachtruhe immer wieder gestört. Für mich ist der Streit zwischen den Katzen so aufregend, wie ein Streit zwischen zwei Partnern. Alle  Maßnahmen, wie Duftsteine, Antistresstabletten und homöopathische  Kügelchen haben keinen dämpfenden Einfluss auf die beiden Kampfkatzen. Unser Bemühen, dass sie wieder  friedlich zusammenleben, wird nicht erreicht.  Wir haben Schritte eingeleitet, um für eine der Katze einen guten Pflegeplatz zu finden. Es  gibt eine Anfrage von zwei Frauen, die eine Katze für ihren neunzigjährigen Vater suchen. Seine Katze wurde vor einem Jahr eingeschläfert. Charly wurde von den zwei Frauen wie ein Kleidungsstück, nach seinem Aussehen, seinem Verhalten  und seinem  Gesundheitszustand,  in Augenschein genommen. Für mich ist es schlimm, dass der Abschied bevorstehen könnte.  Die Hoffnung, dass sich niemand melden wird, schwindet.  Für Charly  wird es keinen Unterschied ausmachen, von wem er gestreichelt und gefüttert wird. Hauptsache er bekommt zu Fressen und man verwöhnt ihn. Vielleicht legen wir unsere menschlichen Gefühle in das Verhalten der Haustiere. Anderseits erlebe ich die wohltuende Wirkung vom Schnurren einer Katze. 

Katzenträume.

 

katzen:streit

Es ist nicht leicht einen Streit, der zwischen Kindern oder zwischen Eltern und Kinder ausgebrochen ist, zu schlichten. Am hartnäckigsten erweisen sich Streitigkeiten zwischen Wohnungsnachbarn, Garten- oder Waldbesitzern. Meistens ziehen sich solche Streitigkeiten über Jahre dahin, manchmal „vererben“ sie sich von einer Generation zur Nächsten, sodass die übernächste Generation oft nicht weiß, was der Auslöser für den Streit war. Die Lösung in einem Streitfall erfolgt am Besten durch die Vernunft, wenn sich die Emotionen abgekühlt haben und man sich in der Mitte des Weges trifft. Dadurch, dass jeder ein wenig nachgibt und dem Anderen entgegenkommt.

Nicht so leicht lässt sich ein Streit zwischen Haustieren lösen. So raffiniert und schlau sich manche Tiere den Gegebenheiten und menschlichen Verhaltensweisen anpassen, so reagiert, wenn es das Fressen oder ihr Revier betrifft, allein der tierische Instinkt. Dabei gibt es keine Rücksichtnahme, selbst dann nicht, wenn man über Jahre friedlich zusammengelebt hat. Bei Katzen kann es eine Überreaktion auslösen, wenn eine Katze durch ein lautes Geräusch erschreckt wird und sie dieses Geräusch nicht zuordnen kann, dann lässt sie ihre Aggressionen an der Partnerkatze aus. Der Auslöser, dass sich Charly und Undine seit einigen Wochen einen Revierkampf auf Biegen und Brechen liefern ist, eine neu zugezogene Katze in der Nachbarschaft. Am Balkon erblickte Charly die fremde Katze, konnte sie aber aus seinem vermeintlichen Revier nicht verjagen. Die Folge war, dass er sich auf die Undine gestürzt hat, und sie sich gegenseitig durch die Wohnung jagen und beim Raufen blutig kratzen. Seitdem können sie sich nicht mehr riechen oder riechen in dem anderen die fremde Katze. Kommen sie sich ein wenig näher, gibt es ein furchterregendes Gekreische und gleich darauf stürzen sie sich aufeinander, bis Charly zitternd vor Angst hinter der Waschmaschine Schutz sucht. Wie diese Affekthandlungen unterbrochen werden können und wie lange wir Geduld haben muss, weiß niemand. Da stellt sich die Frage, ob nicht der liebe Gott für  mehr Harmonie in seinem Tierpark sorgen könnte.

Eigentümer.