END:gültig

Erzähle ich  jemanden, dass ich in einigen Monaten in Pension gehen werde, dann werde ich älter eingeschätzt, als es noch vor einigen Monaten der Fall war. Plötzlich erhalte ich das Prädikat alt, ich werde bei vielen unattraktiv, eine Person mit Ablaufdatum. Ist man Selbstständig und es kommt zu einer Fortführung des Geschäftes, dann ist man nur mehr Verwalter, sozusagen Wegbereiter für den Nächsten, der viel größer sein wird, als man selbst war. Eine Notlösung für eine kurze Zeit, von der die Kunden hoffen, dass sie bald vorbei sein wird und etwas Neues kommen wird. Die Gewissheit nach vierzigjähriger Selbstständigkeit einen Nachfolger zu haben soll beruhigen, eigentlich bestimmen schon andere was geschieht. Bei den Vorbereitungen und Bestellungen für die nächste Saison kann man noch begleitend mitreden, ohne eine Entscheidung treffen zu können. Oft werden die vierzig Jahre danach beurteilt, wie man sich in den letzten Monaten präsentiert hat. Sozusagen in den letzten Stunden wird ein Urteil über den Menschen gefällt, viele Höhepunkte sind schon Vergangenheit.

Es ist wie bei einem Blog, das ganze Blog wird nach dem letzten Eintrag beurteilt, die älteren achthundert Einträge sind vergessen. Auch im realen Leben ist man im Internetzeitalter angekommen.

Verwalter.

GLAUBE:forschung

Man hat nicht oft die Möglichkeit sich zwanglos über die Sünde, das Jenseits, die Auferstehung und den Plan Gottes zu unterhalten. Ein neuer Aspekt eröffnet sich, wenn man sagt, ein Dogma ist nicht endgültiges, auch im Glauben gilt der Grundsatz des Forschen. Man kann wie in der Biologie, der Astronomie oder in der Medizin nach neuen Erkenntnissen suchen. Das Leben macht Sinn wenn man forscht, zu neuen Einsichten kommt. Studieren heißt nicht nur althergebrachtes aufzunehmen, sondern selbst als Gelehrter tätig zu werden. In Glaubensfragen besteht die Möglichkeit durch suchen zu neuen Erkenntnissen zu kommen. Die Welt wie wir sie wahrnehmen gibt es in der Wirklichkeit nicht, sie ist eine Folge unserer Erkenntnisse. Die Dogmen sind nichts anderes, als dass sie einmal die Endpunkte eines Forschungsprozesses waren, die Kilometersteine im Glauben. Sie waren nie als Endpunkte gedacht, der Prozess wird fortgesetzt und es kommen neue Kilometersteine dazu. Jeder ist berechtigt einen neuen Randstein dazuzufügen. Wir alle sind Straßenbaumeister des Glauben. Thomas von Aquin sagt: „ Gott kann mit der Vernunft erkannt werden“.

Vernünftig werden.

VOLL:kommen

Was meinte Jesus mit dem Satz: „Trachtet danach, dass ihr so vollkommen werdet, wie der Vater im Himmel vollkommen ist“. Denken wir an menschliche  Vollkommenheit, dann meinen wir, dass alles perfekt sein muss. Fehlerlos wie es die Kunden wünschen, vorbildlich wie es sich die Ehefrau erwartet und von den Kindern wünschen sich die Eltern und die Lehrer, dass sie sich mustergültig benehmen. Das angepasste Kind, dass höflich zu anderen Menschen ist, sein Kinderzimmer aufräumt und die Hausaufgabe sofort erledigt. Was erwartet man sich von einer perfekten Ehefrau? Sie soll eine attraktive, ordentliche, leidenschaftliche, gescheite Frau sein und in der Kindererziehung erfahren. Ähnliches gilt vom Ehemann, er soll sportlich, freundlich, erfolgreich, redegewandt und ein guter Zuhörer und Liebhaber sein. Attribute, die den perfekten Menschen ausmachen gibt es viele. Oder verstehen wir unter dem idealen Menschen den jungen, schönen, tüchtigen und reichen Menschen? In späteren Jahren kann Vermögen vorhanden sein, aber es tritt ein Mangel an Schönheit und Jugend ein. Das Wort „perfekt“ vernachlässigt die vielen Ausdrucksmöglichkeiten, welche im Menschen stecken.

Ist derjenige, der vollkommen ist, auch perfekt? Oder ist dies jemand, der mit sich zufrieden ist, der so lebt wie dies seinem Innersten entspricht. Einer Beschäftigung nachgeht, die ihm die Möglichkeit gibt tief durchzuatmen, sich frei zuatmen. Die Vollkommenheit des Vaters im Himmel bietet Freiheit und Schutz, auch wenn man nicht allem zustimmt. Es bleibt jedem überlassen, ob er Vollkommenheit anstrebt oder perfekt sein will.

Perfektionismus.

AB:werfen II

Wer in Pension geht sollte einen großen Schritt machen und Ballast abwerfen. Erleichterung spürte ich, als ich darangehen konnte, Prospekte und Preislisten auszusortieren. Vieles habe ich gesammelt, weil es könnte einmal eine Anfrage oder Bestellung von einer Kundschaft kommen, wo diese Unterlagen gebraucht werden. Eine Freiheit, die nicht nur im Kopf, sondern auch körperlich zu spüren war. Nicht jeder Tag war für das Aussortieren, für das Loslassen, gleicher maßen geeignet. Es hat sogenannte Wegwerftage gegeben, wo es mich gedrängt hat, unnötiges wegzuwerfen. Das Loslassen macht frei, wobei die künftige Unternehmergeneration nicht so viele Broschüren und Prospekte sammeln wird, weil sie besucht lieber die Firmenhomepage im Internet. Ob es dadurch zu einem Abbau bei den Prospekten und Broschüren kommt ist fraglich. Offen sind noch die Auswirkungen auf die Gesundheit, in diesem Fall auf die Wirbelsäule und die Augen. Meines Erachten ist die Bildschirmarbeit eine größere Belastung für das Auge als ein Prospektseite.

Mit  dieser Freude sollte man auch im privaten Bereich fortfahren. Bis man einen neuen Tagesrhythmus gefunden hat, bleibt Zeit, im Privatarchiv Ordnung zu schaffen.

ALLEN LESERN RUHIGE  OSTERN !

AB:werfen

Eine Überlastung im Berufsalltag führt oft zu Rückenschmerzen oder zu einem hohen Blutdruck, dann sollte man Ballast abwerfen. Gemeint ist, dass man Aufgaben abgibt oder sich die Arbeit mit anderen teilt. Wobei das Abgeben in Kleinbetrieben oft nicht möglich ist, da es keinen geeigneten Mitarbeiter gibt oder die Arbeit zu teilen zu hohe Lohnkosten verursachen würde. Manches mal scheitert das Abgeben daran, dass man dadurch seine Kompetenz und seinen Einfluss gefährdet sieht. Deshalb wird auch von vielen der Pensionsantritt verzögert, weil sie etwas aus der Hand geben müssen, an Wertigkeit verlieren. Vieles, was heute über die Verlängerung der Arbeitszeit und einen späteren Pensionsantritt gesagt wird, trifft für die Jahrgänge der Fünfziger Jahre nicht zu. Wird man in Zukunft, auch einige Jahre später in Pension gehen, so wird man trotzdem nicht die Beitragsjahre erreichen, wie diese Jahrgänge. Seit den Neunziger Jahren ist es unmöglich, in einem durchgehenden Arbeitsverhältnis bei einem Arbeitgeber zu stehen. Bei den heutigen Jugendlichen dauert die Ausbildung in der Regel länger als vor Jahrzehnten.

Fünfundvierzig.