FEHLER:frei

Bei den  Vorschul- und Volksschulkindern wird versucht, ihnen mit Druck beizubringen, wie man ordentlich bei Tisch sitzt und isst. Beim Frühstück darauf zu achten, wann ein Familienmitglied das Marmeladeglas oder ein Stück Weißbrot braucht. War es unaufmerksam und hat dies übersehen, so muss es sich dafür zumindest entschuldigen. Das Kind soll lernen Haltung und Geduld zu bewahren. Haltung zu zeigen gehört zu den Goldtugenden, wichtig für das spätere Leben. Es wird verlangt, von seinen inneren Gefühlen nichts zu verraten, egal in welcher misslichen Lage man sich befindet. Das bedeutet bei einem Sturz, der noch so weh tut, jede Träne zu unterdrücken. Verreist die beste Freundin für Jahre, soll es äußerlich den Anschein haben, als gehört dies zu den Alltäglichkeiten. Das Ziel  ist der fehlerfreie Mensch. Noch ist nicht genau definiert ab welchem Stadium die Vollkommenheit beginnt. Oft sind gerade die fehlerfreien Menschen unausstehlich und das Zusammenleben wird zur Qual. Verlangt nicht ein Bibelwort von uns: „Das wir Vollkommen sein sollen wie der Vater im Himmel vollkommen ist. Wer nicht vollkommen ist, wird nicht in das Himmelreich eingehen.“

Viele unserer täglichen Gebrauchsgegenstände sind weniger fehlerhaft  als der Mensch. Bezieht  man die Möglichkeit in Betracht, dass der Mensch krank werden kann und am Ende stirbt, dann erscheint ein Auto, eine Hobelmaschine oder ein Radio um vieles weniger störanfällig. In Amerika entwickelt man einen Roboter der nicht so sein soll wie der Mensch, sondern besser als der Mensch. So, wie wir es gerne wären. Dabei gibt es einen Vergleich mit dem menschlichen Alltag, weil viele Eltern bemühen sich, dass die Kinder mehr erreichen, als sie selbst erreicht haben. 

Messer und Gabel.

urban:VI

Vor Urban liegt auf dem Tisch das Formular einer Behörde. Urban hat das Formular mit seinem Namen versehen. Der Name umfasst seine Person. Für die Behörde ist Urban ein Name, der sich in Buchstaben ausdrücken lässt. Urban fühlt sich als eine aneinandergereihte Anzahl verschiedener Buchstaben. Er könnte den Idealzustand seiner Gefühle in der Aneinanderreihung von Buchstaben sehen. Urban ist bemüht, bei Niederschrift seiner Wahrnehmungen vom Spaziergang die Wahrnehmungen des ersten Spazierganges vom ersten Mai und die Wahrnehmungen des Spazierganges vom darauffolgenden Tag zu trennen. Der Spaziergang des darauffolgenden Tages führte denselben Weg entlang. Nachdem er die tiefere Schicht seiner Erinnerungen freigelegt hat, wendet er sich den darüber geschichteten Erinnerungen zu. Ähnlich wie bei Bildern nur alle Farbschichten gemeinsam ein Bild ergeben, sind es in seinem Fall beide Erinnerungen, zusammengefasst zu einer Erinnerung. 

Das Gefühl, an welches sich Urban erinnerte, als er am nächsten Tag wieder den Staudamm entlang ging, war angenehm. In dieses angenehme Gefühl fiel ein Schuss von der gegenüberliegenden Bergseite. Er konnte räumlich nicht an den Auslöser des Schusses herankommen. Urban ließ seine Vorstellung von einem Jäger in sich breit werden. In einer auf Holzpfosten errichteten Bretterhütte dämmerte ein unausgeschlafener Jäger dem Mittag entgegen. Er hatte die Büchse auf seinen Füßen liegen. Unaufmerksam beobachtete er das Bild des Waldes, wie es ihm seine Augen vermittelten. So gesehen war aus der Sicht eines Jägers nichts bemerkenswertes zu beobachten. Seine Anwesenheit wurde durch nichts gerechtfertigt. Ungewollt löste sich ein Schuss aus seinem Gewehr. Der Jäger verspürte in sich Genugtuung, da durch den Schuss seine Anwesenheit gerechtfertigt wurde. 

Eine weitere Wirklichkeit kam aus Urbans Gehör, ein Surren und Metallklirren. Diese beiden Geräusche wurden von Urban einem Radfahrer zugeordnet. Das Geräusch, welches von rückwärts in sein Gehör und weiter in sein Bewusstsein drang, erlaubte es ihm noch nicht, den Radfahrer als Mann, Frau oder Kind zu bezeichnen. Diese Wahrnehmung von Einzelgeräuschen war vorherrschend. Urban vernimmt in der Erinnerung nicht die Summe von Vogelgesang, sondern die Stimme eines Vogels. Nach dem Metallklirren der Radfahrerin, die in der Senke verschwunden war, wurde Urban zum Beobachter eines Vorganges, der einen Teil seiner Person betraf, aber jetzt mit ihm nichts mehr zu tun hat. Verzückt folgte Urban entlang des Staudammes einem metallischem Klicken und sah sich plötzlich vor dem Kraftwerk stehen. Das Wasser wurde vom Kraftwerk hineingezogen und dabei ertönte in kurzen Abständen das Klicken. Jetzt glaubt Urban, dass das metallische Klicken davon herrührt, dass kleine Steine oder Gegenstände, welche das Wasser mitführte , irgendwo an Metall schlugen. Urban konnte beobachten, wie dieses Geräusch auf ihn eine mit seinen Erfahrungswerten nicht mehr auszudrückende Anziehungskraft ausübte. Als von der Flussseite Kinderstimmen hörbar wurden, war es ihm unmöglich, sich selbst weiter zu beobachten. Durch die Kinderstimmen erlangte er den Zugang zur Realität, die er zu überschreiten versucht hatte, und das metallische Klicken verlor seine Anziehungskraft. Urban ging den Staudamm entlang. 

Beim Betätigen des Gaspedals verspürte er den ganzen Motor, in empfindsamen Momenten das fahrende Auto als Ganzes, so wie ein Schmerz, hervorgerufen durch einen zu eng geschnürten Schuh, ihn zur Wahrnehmung seines Fußes führt. Sein Fuß ist nur im Schmerz spürbar.  

Das Geräusch kam den Staudamm entlang und brauste über ihn hinweg. Aus seiner Erinnerung erkannte Urban das Geräusch als Bahngeräusch. Urban hatte bei Beginn des Spazierganges daran gedacht, nach dem Spaziergang das Mittagessen einzunehmen. Sonntags gab es im Gasthaus, wo er seine Mahlzeit einnahm Wienerschnitzel. Der Sonntag wurde für Urban zu einem guten oder schlechten Sonntag, je nach der Größe des Wienerschnitzels. War es ein großes Wienerschnitzel, so war es ein schöner Sonntag, war das Wienerschnitzel weniger groß, so war es trotzdem noch ein Sonntag und kein gewöhnlicher Wochentag. An einem Wochentag musste Urban arbeiten, es gab aber trotzdem kein Wienerschnitzel. Waren früher der Kirchgang, nach dem Kirchgang der Gasthausbesuch, nach dem Gasthausbesuch das gute Mittagessen und nach dem guten Mittagessen der arbeitsfreie Nachmittag die Merkmale die einen Sonntag als Sonntag kennzeichneten, so war bei Vielen von all diesen Merkmalen nur mehr das gute Mittagessen geblieben. Für Urban zusätzlich entscheidend die Größe  des Wienerschnitzel. So bedeutete ein großes Wienerschnitzel einen zufriedenen Sonntag. Ein großes Wienerschnitzel war die Garantie für einen guten Sonntag.

urban:V

Vor Urban liegt auf dem Tisch das Formular einer Behörde. Urban hat das Formular mit seinem Namen versehen. Der Name umfasst seine Person. Für die Behörde ist Urban ein Name, der sich in Buchstaben ausdrücken lässt. Urban fühlt sich als eine aneinandergereihte Anzahl verschiedener Buchstaben. Er könnte den Idealzustand seiner Gefühle in der Aneinanderreihung von Buchstaben sehen. Urban ist bemüht, bei Niederschrift seiner Wahrnehmungen vom Spaziergang die Wahrnehmungen des ersten Spazierganges vom ersten Mai und die Wahrnehmungen des Spazierganges vom darauffolgenden Tag zu trennen. Der Spaziergang des darauffolgenden Tages führte denselben Weg entlang. Nachdem er die tiefere Schicht seiner Erinnerungen freigelegt hat, wendet er sich den darüber geschichteten Erinnerungen zu. Ähnlich wie bei Bildern nur alle Farbschichten gemeinsam ein Bild ergeben, sind es in seinem Fall beide Erinnerungen, zusammengefasst zu einer Erinnerung. 

Das Gefühl, an welches sich Urban erinnerte, als er am nächsten Tag wieder den Staudamm entlang ging, war angenehm. In dieses angenehme Gefühl fiel ein Schuss von der gegenüberliegenden Bergseite. Er konnte räumlich nicht an den Auslöser des Schusses herankommen. Urban ließ seine Vorstellung von einem Jäger in sich breit werden. In einer auf Holzpfosten errichteten Bretterhütte dämmerte ein unausgeschlafener Jäger dem Mittag entgegen. Er hatte die Büchse auf seinen Füßen liegen. Unaufmerksam beobachtete er das Bild des Waldes, wie es ihm seine Augen vermittelten. So gesehen war aus der Sicht eines Jägers nichts bemerkenswertes zu beobachten. Seine Anwesenheit wurde durch nichts gerechtfertigt. Ungewollt löste sich ein Schuss aus seinem Gewehr. Der Jäger verspürte in sich Genugtuung, da durch den Schuss seine Anwesenheit gerechtfertigt wurde. 

Eine weitere Wirklichkeit kam aus Urbans Gehör, ein Surren und Metallklirren. Diese beiden Geräusche wurden von Urban einem Radfahrer zugeordnet. Das Geräusch, welches von rückwärts in sein Gehör und weiter in sein Bewusstsein drang, erlaubte es ihm noch nicht, den Radfahrer als Mann, Frau oder Kind zu bezeichnen. Diese Wahrnehmung von Einzelgeräuschen war vorherrschend. Urban vernimmt in der Erinnerung nicht die Summe von Vogelgesang, sondern die Stimme eines Vogels.

MADONNA:angelo

Am Ende der Landzunge, welche bei Caorle in das Meer ragt, steht die Marien-Wallfahrtskirche „Madonna dell`Angelo“, separat daneben der Campanile. Zusammen sind sie ein weithin sichtbares Wahrzeichen für Seefahrer und Touristen. Alle fünf Jahre wird Anfang September, in mehreren Tagesetappen, die Muttergottesstatue mit Booten in die verschiedenen Ortsteile gebracht und dort in der jeweiligen Kirche angebetet. Am 12. September wird sie in Anwesenheit des Patriarchen von Venedig, im Rahmen einer großen Schiffsprozession wieder an ihren angestammten Platz über dem Altartisch in die Kirche „Madonna dell`Angelo“ zurückgebracht. Während dieser Tage sind die Häuser in der Altstadt und die Hotels entlang der Meeresstrände mit weiß–blauen Geschenkbändern und Maschen geschmückt. Dazwischen flattert ein Bild der „Santuario Madonna dell`Angelo“. Es gehört zur Ehre eines jeden Besitzers sein Haus im weiß-blauen Bänderschmuck erstrahlen zu lassen. Bei einigen Häusern sind auch die Gitterstäbe des Gartenzaunes mit den Bändern liebevoll umwickelt.

Während dieser Tage ist der Platz der Madonna über dem Altartisch verwaist. Trotzdem knien täglich Menschen vor dem Altar und beten zur Madonna. Wie kann man sich die Erhörung der Fürbitten vorstellen, wenn die Madonna „auf Reisen ist“?

Paralleluniversum.

SCHNÄPP:chen

Touristen, welche in der Draustadt  auf der Suche nach den Sehenswürdigkeiten sind, legen dazwischen eine Rastpause ein, dafür wird gerne ein Café gewählt. Die Pauschalreisen werden  meistens mit Halbpension angeboten, da genügt zu Mittag ein Kebap. Diese sind für den Bratwurstkönig eine starke Konkurrenz. Besucher mit Kindern bevorzugen die Pizzerias. In Kärnten werden diese von  Zuwandererfamilien aus Süditalien oder Spanien betrieben. Ein muss für Familien ist ein Besuch in einer McDonald Filiale. Daneben haben sich einige Gaststuben gehalten, die Kärntner Küche anbieten. Dort kehrt der eine und andere Gast ein, um die landesüblichen Spezialitäten zu verkosten. Zusätzlich gibt es in der Innenstadt Lokale, die den vielen Angestellten ein günstiges Mittagsmenü anbieten. An den Stadträndern befinden sich die urigen Bierlokale, wo sich zumeist die Männer zu einem Gespräch treffen. Diese sind oft auch die Vereinslokale von der Feuerwehr, dem Fechtklub oder dem Fischereiverein. Manchmal kann sich in einem Vorort ein günstiges Speiselokal etablieren, wo sich die Pensionistin und der Pensionist aus den Wohnsilos am  Sonntag eine Mahlzeit leisten kann. Dabei wird auch die Eintönigkeit des Alltags unterbrochen. In den Sommermonaten gibt es am Wochenende im Biergarten zünftige Musik.

In den Einkaufszentren und in den Kinopalästen spielt die Gastronomie ebenso eine große Rolle. Dort verbringen immer mehr Einheimische ihr Wochenende. Die großen Möbelhäuser locken die Kunden mit Schnäppchenmenüs, bereits ab € 3.90. Meistens sind die Restaurantplätze dreifach belegt, das bedeutet, dass die Nächsten schon auf den Sitzplatz warten, bevor man die Nachspeise verzehrt  hat. Daneben gibt es Familien, die immer wieder vorbeikommen und sozusagen auf ein Schnäppchen bei der Platzsuche hoffen.

Kreuzbiss.