corona:cappuccino II

Mit seinen hohen Räumen und Stuckaturen an der Decke, sowie den schönen Lustern hat das Parkcafé etwas vom Charme der Monarchie bewahrt. Bei Schönwetter gibt es viele Sitzplätze auf der Terrasse, dazu einen Ausblick in den Park oder auf das Treiben am 8. Mai Platz. Im Café findet man eine breite Auswahl an österreichischen Tageszeitungen. Mir ist wichtig, dass ich zum Cappuccino mit Muse die Tageszeitung lesen kann und dabei nicht von lauter Musik gestört werde. Anderseits vom Personal nicht ständig zum Konsumieren aufgefordert, aber auch nicht vernachlässigt bin. Oftmals benütze ich die Wartezeit um meine Beobachtungen in der Stadt oder Erinnerungen an die letzten Tage in mein Tageheft einzutragen. Dieser Anblick ist der Bedienung schon vertraut. Macht heute jemand mit dem Handy ein Foto oder arbeitet auf seinem Laptop, so ist dies kaum einen Hingucker wert. Beginnt jemand in seinem Notizbuch zu schreiben, so wird dies eher beäugt. In früheren Beiträgen gibt es auch Hinweise auf das Parkcafé.

Der Anstoß für diesen Text war, ich komme in das Parkcafé und hole mir rückwärts eine Tageszeitung. In der Spielecke sitzt ein kleines Mädchen und hat vor sich einen Zeichenblock und Buntstifte.  Mit diesen zeichnet und malt sie Figuren, Tiere und Blumen auf weißes Papier. In meiner Fantasie sehe ich an den kleinen Tischen und Sesseln die sieben Zwerge und in ihrer Mitte das Schneewittchen sitzen. Ein großer Zwerg sitzt auch da, es ist der Papa des Mädchens. In der Hand hat er sein Smartphone und macht die typischen Wischbewegungen am Bildschirm. Zumeist findet man heute solche Situationen ganz anders vor. Schon zweijährige Kinder haben vor sich keinen Zeichenblock, sondern ein Smartphone wo Zeichentrickfilme abgespielt werden. Der Papa erklärt mir, es sei seine Absicht, diese Entwicklung bei seiner Tochter zu verhindern. Er nimmt sich die Zeit um seine Tochter beim Malen zu unterstützen. Er will sie nicht dem Babysitter Handy überlassen. Aus dem Tagebuch…

corona:cappuccino

Haben sie sich als Leser schon gefragt, wie ich zu meinen Inhalten für meine Blogtexte komme? Ich will ihnen ein Beispiel aus der Praxis, aus dem Alltag eines Bloggers, geben. Am späten Vormittag steuere ich das Parkcafé in Villach an um einen Cappuccino zu trinken. Dort warte ich auf meine Lebensgefährtin, welche in der Innenstadt unterwegs ist um ein paar Einkäufe zu erledigen. Gemeinsam wollen wir dann in die Wohnung zurückfahren. Viele Besorgungen kann man von hier aus zu Fuß erledigen, die Post, Rathaus, Apotheke, Buchhandlung, Bibliothek und andere Fachgeschäfte sind in nächster Nähe. Das geräumige Parkcafé ist mein bevorzugter Ort für Verabredungen, dort kann man sich ungezwungen unterhalten. Nach dem dritten Lockdown freute ich mich schon auf meinen ersten Besuch. Neugierig war ich, was sich durch die Neuübernahme alles verändert hat. In nächster Nähe kann ich einen Großhandels Parkplatz benützen, bei dem ich über Jahrzehnte Kundschaft war. Zumeist klappt es mit einem freien Parkplatz. 

Das Café befindet sich im Erdgeschoß des ehemaligen Parkhotel. Es ist ein beeindruckendes Gebäude und war früher eines der prächtigsten Kurhotels der Habsburgermonarchie. Seit 1989 steht das Gebäude unter Denkmalschutz. Inzwischen sind in den oberen Stockwerken verschiedene Büros von Firmen und Institutionen untergebracht, sowie ein Veranstaltungssaal der Stadt Villach. Zu meiner Jugendzeit haben im Parkhotel die Matura- und Faschingsbälle stattgefunden und für die Nachtschwärmer gab es im Keller die Austria Bar. Nach deren Schließung hat eine der Bardamen beim Badwirt in Warmbad Villach serviert. Obwohl ein ruhiges beschauliches Café – Restaurant für Kur- und Badegäste, hatte sie den Schwung als Bardame in das Restaurant eingebracht. Mit verklärtem Blick hat sie von ihrer Zeit in der Austria Bar erzählt, es waren wohl ihre Besten, weil flottesten Jahre. Aus dem Tagebuch…

corona:klo

Werden wir uns in Zukunft von einem Händedruck, von einem uns unbekannten Menschen ekeln? Derzeit wird in den Medien wieder viel über die Art der Verbreitung der Corona Viren und seiner neuen Varianten geschrieben. Schon immer hatten manche Damen ein gewisses Unbehagen, wenn bei einer Tischgesellschaft ein Herr den Raum verlassen hat, um die Toilette aufzusuchen und an den Tisch zurückgekehrt ist. Von Frauen wurde darüber gewitzelt, beim Urinieren hatte er seine Bimmel in der Hand und hat er danach die Hände gewaschen oder nicht? Bei den Männern gibt es prinzipielle Verweigerer, die sich nach dem Pinkeln weigern die Hände zu waschen. Beim großen Klogang können wir in unseren Breiten, als Mitglieder einer Kulturnation, als selbstverständlich annehmen, dass jeder sich danach sorgfältig die Hände wäscht. Vor ein paar Tagen habe ich in einem Fernsehbericht über die Insel Elba erfahren, dass auf der Insel Elba, bis Napoleon Bonaparte dorthin zwangsabgeschoben wurde, ein Klo unbekannt war. In seiner Residenz hat er ein Plumpsklo einbauen lassen.

Denselben Fortschritt gab es in meiner Kindheit am Bauernhof. Als Zubau zum Schweinestall gab es ein Plumpsklo. Als Klopapier dienten die Zeitungen „Kärntner Bauer, Raiffeisenbote und Illustrierte Wochenschau“. Bei der Feldarbeit war es üblich, dass der Popo nach dem Stuhlgang mit einem Büschel Gras oder Heu gereinigt wurde. War ein Strauch in der Nähe, griff man zu dessen Blätter, das war es dann schon.

corona:vulkan

Gereizt reagieren immer mehr Menschen, wenn es auch unbeabsichtigt, beim Einsteigen in den Bus oder in der Fußgängerzone zu einer leichten Berührung kommt. Im Normalfall geschützt durch ein Kleidungsstück. Es gibt die verschiedene Corona Typen, einige rücken vor Ungeduld und trotz Bodenmarkierung beim Warten vor der Supermarktkassa auf die Pelle, sodass man den Atem im Nacken spürt. In diesen Monaten hat der Atem einen besonderen Beigeschmack, es könnte der Atem des Todes sein, bei aller Dramatik. Wie aufgeheizt die Stimmung ist zeigte sich vor ein paar Tagen bei der Kassa in einem Billa Laden. Eine Frau legte ihre Lebensmittel auf das Förderband und platzierte eine Trennung vor der nächsten Kundschaft. Danach stellte sie eine Flasche Wein auf das Förderband. Die nächste Kundin versuchte die Dame auf den Irrtum aufmerksam zu machen, was auf Grund der Maskenpflicht und den Problemen bei der Verständigung misslang. Als nächstes erdreiste sich die nachfolgende Kundin die Dame mit einem Finger am Arm anzutippen.

Damit hat sie in ein Wespennest gestochen. Wie eine Tarantel drehte sich die Angetippte herum, und brüllte die Frau hinter ihr an: „Fassen sie mich nicht an, ich will von niemanden berührt werden. Wie können sie es sich erlauben mich am Ärmel zu berühren.“ Die Zurechtgewiesene versuchte einzulenken und erklärte, dass sie es schon verbal versucht hat und es jetzt auf sanfte Art probierte. „Sie sei eine unverschämte Person und dies in Pandemiezeiten ein ungeheuerlicher Vorgang“, bekam sie zur Antwort. Die Angst vor einer Ansteckung mit Corona sitzt zu tiefst in unseren Knochen und noch tiefer in unserem Unterbewusstsein. Die Corona Ängste sind ein schlummernder Vulkan, der jederzeit wieder aktiv werden kann.

corona:siebzig II

Diskutiert wird, bislang ist es noch nicht entschieden, sollen Genesene danach eine oder zwei Corona Impfungen erhalten? Diese sollen die Immunabwehr verstärken, eine Super Immunität schaffen. Anderseits für Long Covid Patienten eine Chance, durch Stimulation des Immunsystem einen Neustart des Immunsystem herbeizuführen. Beim PC würde man sagen, einen Neustart durchzuführen um Software Probleme zu beheben.

Meine Corona Impfung habe ich zwei Monate nach der Genesung erhalten. Jetzt gelte ich für neun Monate immunisiert. Für meine mentale Genesung war förderlich, dass ich nach einigen Radtouren, sei es Villach – Nötsch oder Villach- Arnoldstein und retour an meine Vorjahres Kondition andocken konnte. Eine starke Radfahrsaison war für mich das Pandemiejahr 2020.  Mit dem Rad bin ich etwa 1500 Kilometer gefahren, an anderen Jahren waren es etwa fünfhundert. Etwas hat sich unter den Radfahrern verändert, mindestens zwei Drittel der Radfahrer sind mit einem E-Bike unterwegs. Diese Gruppe umfasst alle Altersstufen. E-Bike sind kein Alleinstellungsmerkmal mehr für Pensionisten. Den Rentnern geht es darum Kraft zu sparen und den Bewegungsradius auszuweiten, nicht nur die Wohnungsstraße entlang zu fahren. Den Jungen wahrscheinlich darum die Bergwelt und die Almen zu erobern. Dabei dürften die nächsten Konflikte bevorstehen, weil wie sinnvoll und vertretbar ist es, dass jeder Alm Weg für jeden mit dem E-Bike befahrbar sein soll. Der Wald und die Almen sind ein Ökosystem, welche nicht unserer Selbstbestätigung geopfert werden sollen.

Was bringen die Corona Vorschriften und die angekündigten Lockerungen für jene, welche in diesen Sommer einen Geburtstag, eine Hochzeit oder eine Taufe feiern wollen? Je näher mein siebzigster Geburtstag rückt, umso weniger fühle ich mich wie siebzig. Mit sechzig war meine Befindlichkeit schlechter, bis zum Befreiungsschlag aus dem Berufsleben als Selbstständiger. Die späteren Jahre danach, nachdem ich Ballastabgeworfen habe und die Geschäftsübergabe geklappt hat, fühlte ich mich in meine Fünfziger Jahre zurückversetzt. Jetzt gibt es ein befreiendes Gefühl, weil ich eine Corona Infektion mit minimalen Langzeitfolgen hinter mir habe. Es ist gerade so, als ob ich einen Berg durchstoßen habe, welcher sich vor mir aufgebaut hat. Eine siebzig Zentimeter dicke Ziegelmauer durchlöchert habe und jetzt stehe ich vor einem neuen Jahrzehnt. Ich werfe einen Blick durch die Mauer, wo noch einiges möglich sein kann. Aus dem Tagebuch…