FEUER:probe

Wer mit dem Feuer spielt, wird im Feuer umkommen, heißt es in einem Sprichwort. Die Benützung von Zündhölzer oder Kerzen war für uns Kinder am Bauernhof strengsten verboten. Die Erwachsenen durften mit einer Kerze in den Viehstall gehen, aber nie in den Heustadel. Jahreweise hatten wir im Kuhstall und im Schweinestall kein elektrisches Licht. Viel Spaß hatten wir Kinder im Herbst bei der Kartoffelernte, beim Verbrennen des Kartoffelkrautes. Wir haben die frischen Kartoffeln im Feuer gebraten. Meistens waren sie außen verkohlt und unsere Hände und unser Gesicht waren nach dem Essen total verrußt. Regnete es im Herbst beim Küheweiden zündeten wir, um uns aufzuwärmen, ein Feuer an.

 

Durch das Feuer gehen bedeutet durch die Schwierigkeiten des Lebens hindurchgehen. Vom Feuer geläutert werden, soll Klarheit bringen. Das innere Feuer verbrennt heißt, seine Kräfte zu verbrauchen.

 

Ein Feueropfer.

 

HEIMAT:recht

Oft fragt man sich wo ist meine Heimat, wo bin ich daheim, besonders dann, wenn man mehrmals umgezogen ist. Kann es eine zweite oder dritte Heimat geben, außer der Heimat der Kindheit. Von dieser Frage besonders betroffen sind Menschen, die aus verschiedenen Gründen in andere Staaten oder Erdteile gezogen sind. Es genügt schon, dass man in ein anderes Tal oder in ein anderes Bundesland gezogen ist, um sich diese Frage zu stellen. Ist man vom Geburtsort nicht weit entfernt, dann gibt es die Möglichkeit, dass man am Wochenende nach Hause fährt und bleibt sozusagen immer noch zuhause. Manche behalten auch nach der Berufsausbildung oder nach dem Studium, wenn es die Verhältnisse in der elterlichen Wohnung erlauben, ihr eigenes Jugendzimmer. Hat man eine eigene Familie werden die Besuche weniger und werden zur saisonalen Verpflichtung. 

Sterben die Eltern, dann brechen auch die Besuche ab, man verliert sein Heimatrecht. Es kann vorkommen, dass einem von den Geschwistern das Heimatrecht abgesprochen wird. Das Heimatrecht gilt nur solange die Eltern leben.

Der Fremde

ÜBER:drüber

Ein Modewort in der heutigen Eventgesellschaft heißt, man lebt  überdrüber. Damit will man sagen, dass man aufgrund seiner Beziehungen, seines Erfolges oder seiner Ideen sich von vielen anderen Mitmenschen abhebt. Es drückt manches Mal das Lebensgefühl aus, dass viele Leute vorgeben, keiner will ein normales Leben führen. Auch ohne besondere Leistungen entwickelt man ein Überdrüberimage. Im Sommer ist es chic von einem überdrüber Fest zum Nächsten zu wechseln. So können sich viele nicht mehr daran erinnern, bei welchen Partys sie in der letzten Woche gewesen sind. Die Tourismuszentren bieten für die Urlaubszeit eine Vielzahl von verschiedenen Events, ein vierundzwanzig Stunden Überdrüberprogramm an. Diese Eventhäufigkeit verdeckt die Beschwerden, die Frage zum Sinn des Daseins, die Zeit danach, für einen Sommer lang.

 

Zu meinen Mundartgedichten hat jemand gesagt: „Wir leben in einer Spaßgesellschaft, es darf nur Gaudi geben, alle haben wir einen Schmäh auf den Lippen und mit meinen Gedichten schaue ich hinter die Fassaden“.

 

Eine Sommernacht. 

 

LEHR:meisterIn

Das Wort LehrmeisterIn hat viele Bedeutungen und jeder verbindet damit seine persönlichen Erfahrungen. Es kommt darauf an welche Schule man besucht hat, welchen Beruf man erlernt hat. Es gibt LehrmeisterIn im Sport, LehrmeisterIn in der Liebe, LehrmeisterIn im Beruf oder in der Lebensbewältigung. Früher war der  patriarchalische Begriff Lehrherr gebräuchlich. Von meinem Lehrherrn in einer Buchhandlung am Bahnhof in Spittal an der Drau habe ich vieles gelernt. Genauer ausgedrückt  hat er mir Raum gelassen vieles zu lernen, meine Neugierde und Wissenshunger nicht eingebremst oder eingeengt. Eine Buchhandlung ist ein Ort des Lernens, wie eine Bibliothek ein Ort des Wissens ist.

 

Zur Arbeit fuhr ich mit dem Zug. Damals waren die Übergänge von einem Waggon zum Nächsten offen und die Waggons mit Holzbänken ausgestattet. Heute ist der Zug eine  geschlossene Einheit und man sitzt auf gepolsterten Sitzen in klimatisierten Abteilen, ohne Zugluft. Mir gegenüber setzt sich ein älterer Herr und packt aus seiner Frischhaltedose zwei Speckbrote aus. Speck vom Nachbarn, wie er mir erzählt. In meiner Lehrzeit waren zwei Speckbrote meine Jause.

 

Täglich Speckbrote.

 

TELFON:zelle

Gegenstände und Einrichtungen die für uns heute selbstverständlich sind und den Alltag bestimmen, waren vor einigen Jahrzehnten nicht selbstverständlich. Nicht jedes Haus oder Wohnung hatte einen Telefonanschluss. Es war ein Fortschritt, dass von der Post auch in kleineren Ortschaften so genannte Telefonzellen errichtet wurden. Von diesen öffentlichen Telefonzellen aus konnte man am Wochenende mit Bekannten Telefongespräche führen und war nicht an die Öffnungszeiten der Postämter gebunden. Es war möglich im Notfall einen Arzt, Polizei, Rettung, Feuerwehr oder Tierarzt  zu verständigen. Die Telefonzelle bildete einen Treffpunkt für die Jugend, sie ersetzte oft einen Bildstock oder Wegkreuz. Für die Ortschaft bedeute eine Telefonzelle den Einzug der modernen Zeit. Am Samstagabend ist  es zu Wartezeiten bei der Telefonzelle gekommen, weil manche lange mit ihrer Freundin oder ihrem Freund in der Stadt telefoniert haben. Man hielt die Tür der Telefonzelle geschlossen, sodass niemand die Möglichkeit hatte mitzuhören. In Möselstein wurde von den Flüchtlingen aus Bosnien und Kroatien,  welche aus ihrer Heimat wegen dem Jugoslawienkrieg geflüchtet sind, viel von den öffentlichen Telefonzellen aus telefoniert. 

Heute sind in vielen Orten die Telefonzellen verschwunden, sie wurden abmontiert, weil sie nicht mehr benützt werden. Das Handy hat sich überall verbreitet. Es gibt keine privaten Gespräche mehr. Auf öffentlichen Plätzen, in Cafes oder Schwimmbädern wird für jeden hörbar telefoniert. Es gibt keine Tabuzonen mehr. 

Nicht privat.