Vor kurzem bin ich mit dem Fahrrad an der Villacher Stadthalle vorbei geradelt und sah wie aus mehreren Seitenstraßen, Frauen und Männer, Mädchen und Burschen, in allen Altersstufen, auf den Eingang der Stadthalle zuströmten. Am meisten aufgefallen ist mir, dass sie in farbenfrohen Kleidern, gut gelaunt und mit einem heiteren Gesicht unterwegs waren. Auf dem Gehsteig begrüßten sich kleine Gruppen herzlichst untereinander, und redeten angeregt miteinander. Für mich, einen Außenstehenden, der zufällig vorbeigekommenen ist, war ersichtlich, dass diese Menschen von etwas begeistert sind, das ihnen Lebensmut gibt. Ich hatte das Gefühl, das dies ansteckend sein kann, dass sie in der Stadthalle eine frohe Botschaft erwartet. Wie ich erfahren habe hielten an diesem Wochenende die „Zeugen Jehovas“ ihren Jahreskongress ab.
In der Nähe der katholischen Kirchen vermisse ich am Sonntag, dass junge und ältere Menschen gemeinsam, mit Heiterkeit auf die Kirche zuströmen. Man nähert sich der Kirche mit einem ernsten Gesicht, mit Andacht, in sich gekehrt. Uns Christen konfrontiert man zuerst mit der Sünde, mit allem was wir falsch machen, an dem wir scheitern. Soll uns etwas Hoffnung machen, dann erreichen wir dies nur durch Reue, Askese und Verzicht. Die Glückseligkeit muss uns schwerfallen, muss schmerzhaft sein. Der Ablauf der Messliturgie wird dramatisiert, wirkt fast bedrohlich. Mit ernsten Gesicht folgen die Kirchenbesuchern, in den zumeist schlecht ausgeleuchteten, düsteren Kirchen dem Ablauf der Handlung, nie kommt Fröhlichkeit auf. Auch das Liedgut ist durchzogen von Opfer und Schmerz. Manchmal frage ich mich, ob ich bei der richtigen Glaubensgemeinschaft bin, oder kommen die Signale, die sie aussendet bei mir falsch an.
Aus heiterem Himmel.