jausen:brot II

Der Meldeamtbeamte war dabei seine Stolle zu verzehren und ich platze in seine Kanzlei. Schnell verschwindet das Jausenbrot in der offenen Schublade im Schreibtisch. Ein unwirsches, was brauchen sie,  ist der erste Satz den er mir entgegen schleudert. „Eine Wohnungsänderung, haben sie das Anmeldeformular bereits ausgefüllt? Nein, es liegt am Gang auf. Zudem Mietvertag bzw. eine Bestätigung des Vermieters, dass sie unter dieser Adresse wohnen, dann sehen wir uns wieder. Auf Wiedersehen. Eigentumswohnung, dann müssen sie den Kaufvertrag mitbringen“.  Beim Satzende ist die Schublade endgültig geschlossen und ich stehe am Gang vor der Türe. Das Formular zur Anmeldung eines Hauptwohnsitzes liegt am Eingang auf.

Geschwind lese ich die einzelnen Punkte durch, vielleicht gibt es noch die eine oder andere offene Frage? Etwas ist mir am Formular unklar, soll ich zuerst den alten Hauptwohnsitz abmelden oder mich zuerst neu anmelden und dann abmelden. Noch einmal in dasselbe Bürozimmer, lieber nicht. Ich probiere es beim nächsten Zimmer. Am Schreibtisch sitzen zwei junge Burschen, einer davon im Rollstuhl. Ein freundliches was können wir für sie tun, welches Anliegen haben sie? Ich habe eine Frage zum Wechsel des Hauptwohnsitzes, wir können die Ummeldung gleich vornehmen, haben sie ein Ausweisdokument mit? „Ja, den Reisepass, aber keinen Kaufvertrag.“  „Der Reisepass genügt, den Kauf  können wir online im Grundbuchregister nachsehen“.  Die Verständigung bei der alten Wohngemeinde vom Hauptwohnsitzwechsel erledigen wir. Nach fünfzehn Minuten habe ich einen neuen Meldezettel. Einen schönen Tag noch.

Resttage.

fahrt:taxi II

Kommt es zu dramatischen Vorfällen bei einer Taxifahrt, dann dringt dies in die Öffentlichkeit. Zumeist erzählen dann die Betroffenen, was sie alles mit ihren Kunden erleben. Zumeist unter den Tisch fallen die Erfahrungen, welche die Kunden mit den Taxifahrern erleben. Mit zwei Koffern sind wir am Sonnabend aus Villach mit dem ICE am Bahnhof in Prag angekommen. Unser Hotel befand sich etwa geschätzte zehn Fahrminuten vom Bahnhof entfernt. Vom Bahnsteig folgten wir den Hinweisschildern zum Taxistand. Von der Eingangshalle führte links ein Ausgang zu den Taxis. Vor uns parkten etwa sechs bis acht Taxis älterer Bauart, alle in gelber Farbe. Sofort näherte sich uns eine Person, der wir die Hoteladresse zeigten. Deutsch, und eine andere Person eilte herbei. Kein Taxi besaß einen Gebührenzähler, bei der Frage nach dem Preis zückte der Fahrer aus der Hosentasche eine Preisliste, mit verschiedenen Preisen. Er zeigte auf € 25.–. Meinem Gefühl nach schätzte ich die Strecke für eine Gebühr von  zehn bis zwölf Euro ein. Ich machte ihm klar, dies wäre viel zu teuer. Er versuchte es noch einmal und zeigte auf € 20.–. Wieder lehnte ich ab und es kam ein dritter Herr. Dieser fragte, was ich bereit bin zu zahlen. Ich wollte nicht unverschämt sein und sagte € 15.–, für zwei Personen. Er sagte es ist ok und winkte einem Kollegen, der sich wutentbrannt  an das Steuer setzte. Mit dem klapprigen Opel raste er wie die Feuerwehr durch die Stadt. Das Rot der Verkehrsampeln ignorierte er und die Kurven wurden geschnitten. Der Umstand, dass die Straßen um diese Uhrzeit wenig befahren waren, verhinderte wohl das Schlimmste. Ich vertröstete mich damit, dass die Fahrt bald zu Ende sein wird, sie dauerte gerade mal fünf Minuten.

Bei der Abreise organisierte uns das Hotel ein Taxi, es kam ein neuer Mercedes Van, wo wir wie in einem Wohnzimmer auf zwei Couch gegenübersaßen. Der Fahrpreis vom Hotel zum Bahnhof betrug € 10.–.  Während der Zugfahrt blätterte ich noch einmal im Reiseführer, dort wurde vor den Wucherpreisen der Taxifahrer gewarnt.

Gebührenpflichtig .

fahrt:taxi I

Oftmals werden von Politikern, Journalisten oder Meinungsforschern, wollen sie zu einem Thema die Stimmung in der Bevölkerung wiedergeben, die Meinung eines Taxifahrers zitiert. Aufgrund ihrer Tätigkeit haben sie mit vielen Menschen Kontakt und die Zeit im Taxi wirkt für manche zum Plaudern animierend. Für Reisende ist der Taxifahrer oftmals der erste Mensch mit dem er Kontakt hat, besucht man eine Stadt mit einem öffentlichen Verkehrsmittel.

Die Aussagen der Taxifahrer gelten als Stimmungsbarometer,  was sich die Bevölkerung, der sogenannte kleine Mann, die Formel die kleine Frau wird ja nicht verwendet, über die Politik denkt: Zu einem Regierungsvorhaben wie der Steuer- und der Pensionsreform, zur Bewältigung der Flüchtlingsfrage oder zu einem Bauprojekt in der Innenstadt. Die Themen lassen sich internationalisieren, was weiß der Taxifahrer über die Griechenlandhilfe oder über die Gefahren die vom Islamischen Staat ausgehen, zu berichten. Die Taxifahrer und immer öfter die Taxifahrerinnen sind Sammler bzw. Sammlerinnen von Meinungen. Während der Fahrt sprechen sich die Kunden und Kundinnen bei ihnen aus, zumeist dürfte es ein Ausschimpfen über unhaltbare Zustände in der Stadt sein. Etwas worüber man sich maßlos aufgeregt hat oder etwas was einem total gegen den Strich geht. Genauso, wenn von die Regierung neue Steuern einführt oder wieder einmal Steuergelder zur Banken- und Staatenrettung ausgegeben werden.Umgekehrt hört man von den Taxifahrern Unmutsäußerungen gibt es in der Stadt Baustellen und Umleitungen. Von den Stadtvätern verordnete Verkehrsberuhigungen, Share Zonen in der Innenstadt oder neue Radfahrwege und Einbahnregelungen. Von alldem sind sie am meisten betroffen.

Aufs Maul gschaut.

wunder:welt II

Auf Personen, die einem wirklichkeitsfremd erscheinen, sieht man gerne von oben herab. Sie nennt man Tagträumer und im schlimmsten Fall Spinner. Dabei wird oft übersehen wie viel Kreativität in solchen Menschen steckt. Wer kreativ sein will muss etwas von der Wirklichkeit verleugnen, Teile der Realität ausklammern. Bei vielen Poeten, Musiker, Maler und Philosophen fehlt oft der Bezug zur Gegenwart, zu den sogenannten praktischen Dingen im Leben. Im günstigsten Fall wird dies vom Partner, der Partnerin ausgeglichen. Bei einem Vortrag im Rahmen des Carinthischen Sommers hat der Philosoph Peter Sloterdijk seinen Vortrag abgebrochen, nachdem eine Glühbirne im Saal explodiert ist.

Kleine Hindernisse bei den alltäglichen Aufgaben  können eine Störung im kreativen Prozess auslösen. Auch Biologen, Chemiker oder Astronomen ziehen es vor, von der Wirklichkeit abgeschirmt zu forschen, obwohl sie reale Dinge der Welt erkunden: Pflanzen, chemische Prozesse und Planeten. Oftmals sind ihre Erkenntnisse für Laien so erstaunlich, dass sie zum Reich der Wunder gezählt werden.

Eine Art von Paradies ist für mich der Zustand in der Pension. Aus dem Arbeitsleben ausgeschieden  muss ich keiner geregelten Arbeit nachgehen und kann die Zeit als Buchhändler in Muse genießen. Ohne arbeiten zu müssen habe ich ein gesichertes  Einkommen. Dabei fühle ich  mich in dieser  Wunderwelt zeitweise unwohl und sehne mich nach der Arbeitswelt zurück.

Wunderkammer.

wunder:welt I

Unter dem Begriff Wunderwelt kann sich ein Erwachsener kaum etwas vorstellen und nur wenige wollen sich auf unerklärliche Phänomene einlassen. Die Meisten bevorzugen die Realität, das was wir mit den Augen sehen und sprechen lieber über die täglichen Aufgaben. Gerne lässt man sich für einen Abend bei einem Altstadtfest, wo Gaukler und Schausteller aus allen Ländern Europas ihre Kunststücke  darbieten, verzaubern. Zu einem solchen Fest gehören Jongleure, die mit  immer mehr Reifen, und in immer schnellerem Tempo jonglieren. Bei Einsetzen der Dämmerung begeistern die Feuerschlucker und locken die meisten Zuseher an. Die Kinder sitzen in einem Halbkreis am Boden und werden von den Schaustellern aufgefordert mehr Abstand zu halten. Für den Artisten  wird es brenzlig, wenn die eine und andere Flamme zu nahe an den Körper kommt. In diese wundersamen Darbietungen taucht man als Realist gerne für eine Weile ein. Auch für den Besuch einer Zirkusveranstaltung gönnt man sich ein paar Stunden Auszeit. Zu den magischen Welten zählen die Vorführungen der Shaolin Mönche mit ihren gestählten und biegsamen Körpern. Andere magische Räume, wie Märchen und Sagen, überlässt man den Kindern.

Rübezahl.