uni:erfahren

Bei den Lehrveranstaltungen an der UNI ist es ein Vorteil, wenn die Studierenden eine Mischung aus Junioren und Senioren sind. Bei manchen Themen können die Älteren etwas aus ihrer Lebenserfahrung, die in keinem Lehrplan enthalten ist, einbringen. Zählt der Beitrag auch nicht unmittelbar zum Lehrstoff, so lässt er den Lehrstoff aus einem anderen Blickwinkel erscheinen. Oft ist es gut, wenn ein Senior gegenüber dem Professor etwas vorschlägt, dass dann allen zugutekommt. Wendet sich der Professor mit einer Frage an die Studierenden, meldet sich oft niemand der als Erster auf die Frage eingeht. In solchen Situationen bewähren sich Seniorstudenten als Blockadebrecher. Das Schicksal der Benotung schwebt nicht über ihnen. Sie können die Note aus dem Blickwinkel, dass es in ihrem Leben auf die Eine Note nicht mehr ankommt, sehen.

Die jetzige Altersgruppe der Seniorstudenten gehört zusammen mit den älteren Professoren  zu jener Generation, 50+,  die mit dem PC und dem Internet nicht von Kindheit an aufgewachsen sind. Dies bedeutet, dass es für sie noch andere Wahrnehmungsmöglichkeiten gibt, als die Suche im Web: Schlag nach bei Google oder bei Wikipedia. Sie können aus den unterschiedlichsten Quellen ihr Wissen abrufen, aus Gehörtem, aus Gesehenem, aus Gelesenem und  aus Erlebtem.  Dies bedingt die längere Lebenszeit. Wer aufmerksam durch seine Zeit gegangen ist, der hat Skurriles und Absonderliches erlebt, was einstmals als der Fortschritt oder die Zukunft gefeiert wurde, hat sich inzwischen als Flopp erwiesen. Auf diese Ressourcen kann die Generation 20+ nicht zurückgreifen. Sie haben die  Fähigkeit, dass sie unheimlich geschickt sind, wenn es darum geht im Internet etwas zu suchen. Als Freier Student habe ich den Eindruck, sie sind zu perfekt, dass für sie die Welt nur im Web existiert. Was beim Googeln nicht gefunden wird, das existiert nicht. Sie scheuen anderseits bei einer Recherche auf Leute außerhalb der Uni zuzugehen, mit Leuten zu ihrer Aufgabe persönlich zu reden. Sie recherchieren lieber im Web, sie meiden den persönlichen Kontakt zu einem Studienobjekt. Im besten Fall werden per Email oder per Facebook Fragen gestellt. Diese Kultur oder ist es eine Unkultur, findet sich heute oft in den Nachrichtensendungen, dass die Gesprächspartner nicht mehr live im Studio sitzen, sondern per Videoschaltung eingeblendet werden. Das Bauchkribbeln bei einer Livebegegnung mit einem Interviewpartner wird nicht gesucht. Als freier Mitarbeiter für das Nachrichtenblatt der Gemeinde  habe ich, für eine Porträtreihe, eine Fülle von persönlichen Gesprächen mit den verschiedensten Personen geführt.

Man erntet Kopfschütteln, wenn man von eigener Erfahrung berichtet und die Jugend kann es beim Googeln nicht finden. Zum Anderem war man nicht auf der und der Veranstaltung, wenn man es nicht auf Facebook postet. Was nicht auf Facebook nachzulesen ist, das hat auch nicht stattgefunden.

Erfahrungen

leer:gefegt

Bei den mehrteiligen Fernsehfilmen, wie „Die Dornenvögel“, die man als Straßenfeger bezeichnet hat, waren während der Sendezeit die Straßen und Plätze in den Orten leer, alle saßen vor dem Fernseher. Heute trifft dies noch zu, wenn ein  Abfahrtslauf übertragen wird und die Ehre der österreichischen Nation auf dem Spiel steht oder für die erste Hochrechnung bei einer Nationalratswahl. Die ältere Generation bevölkert am frühen Vormittag und am späten Nachmittag die Stadtzentren, um zwei Semmeln einzukaufen. Als „leer gefegt“ empfindet man den Hauptplatz in der Draustadt während der „toten Zeit“, wenn keine Saison- und Eventzeit ist. Man fällt in ein tiefes, undekoriertes Loch, nachdem die Weihnachtsdekoration, die Faschingsdekoration und zuletzt die Osterdekoration entfernt wurden. Beim Gehen über den Hauptplatz macht einem die Leere ängstlich, andererseits gewinnt der Platz an Größe und Ausstrahlung.

Für die Generation 20+ gibt es die Straßenfeger“ nicht mehr, sie beziehen die aktuellen Informationen vom Handy oder IPod. Das Schlendern über den Hauptplatz ist nicht die erste Wahl, außer es gibt eine Veranstaltung. Ihre Treffpunkte sind die Tankstellen, die Cafés und die Pizzerias in den Einkaufs- und in den Kinozentren. Für sie hat der Platz vor einer Autowaschanlage mehr Anziehungskraft, als eine historische Häuserzeile am Stadtplatz. Um Museen machen sie einen Bogen, weil die meisten Ausstellungsobjekte aus der Zeit vor dem Web 2.0 stammen.

Videofilme.

bio: eier

Gerade ist der Skandal um nicht deklariertes Pferdefleisch in Wurstwaren verebbt, gibt es den Bioeierskandal. Nicht jedes Bioei stammt aus einer Freilandhaltung. Geflügelbetriebe haben die Eier aus Legehennenbatterien als Bioeier deklariert und diese zu einem besseren Preis verkauft. Filmaufnahmen von zusammengepferchten Legehennen sind für mich, da ich auf einem Bauernhof aufgewachsen bin, eine Qual. Gleiches  gilt von Mastbetrieben für Schweine. Ich bezweifle, dass alles was unter dem Etikett „Bio“ verkauft wird, aus  biologischem Landbau oder Tierhaltung stammt. So viele Biobauern,  wie es Produkte in den Geschäften gibt, kann es gar nicht geben. Als Konsument stellt man sich die Frage, sind Lebensmittel ohne das Bioetikett gesundheitsschädlich? Auch ein Lebensmittel ohne Biopickerl muss den menschlichen Ansprüchen genügen. Stammen die Lebensmittel nicht von einem Biobauern, dann werden in diese  Zusatzstoffe, wie Geschmacksverstärker, Haltbarmittel und Farbstoffe beigemengt.

Anderseits werden Landwirte oder Lebensmittelhersteller, welche Supermärkte beliefern dürfen dazu gezwungen, so billig wie möglich zu produzieren. Auch wir, als Konsumenten,  sind mitschuldig an den Lebensmittelskandalen. Als Verbraucher wollen wir immer weniger für die Lebensmittel, die der Treibstoff für unseren Körper sind, bezahlen. Uns ist unsere Nahrung nichts mehr wert. Wahrscheinlich liegt eine Ursache darin, dass wir  keinen Bezug mehr zur Herkunft der Lebensmittel haben. Die Wenigsten wissen, wie Lebensmittel angebaut und geerntet werden. Sie werden nicht in der Fabrik, der Fleischerei, Molkerei oder Obstverwertung künstlich hergestellt. Sie haben ihren Ursprung auf der Wiese, dem Acker oder in einem Viehstall.

In einem Museum in Sevilla sind nicht die Ausstellungsstücke zur  Astronomie,  der  Elektrizität  und der  Gentechnik die Anziehungspunkte, es sind zwei  Vitrinen, wo man live beobachten kann, wie aus den Eiern die Küken schlüpfen.  

Besuchermagnet.

oster : frieden

Vor dem Blumengeschäft standen die Menschen bis auf den Gehsteig und nur wenn ein Kunde das Geschäft verließ, konnte ein anderer eintreten. Dazu ist zu bemerken, dass es ein kleiner Laden ist, aber mit tollen Blumenkreationen aufwartet, sowie mit einer kompetenten und freundlichen Beratung.  Dieses Anstellen erinnerte mich an meine Anfänge als Papierhändler. Ich begann mit einer Verkaufsfläche von ca. 20 m2, der Platz für die Kunden betrug  gerade 4 m2. Damals ist es auch vorgekommen, dass an stärkeren Verkaufstagen die Leute vor dem Geschäft warten mussten. Ich ging weiter zum nächsten Blumenhändler um die Ecke und die dortige Auswahl an Gartenblumen entsprach meinen Kaufabsichten. Viele Gartenblumen hatten sie in Vasen, Schalen und kleinen Weidenkörben bereits zum Verkauf vorbereitet. Zusätzlich fertige Blumensträuße und Gestecke. Ich wurde bald fündig und reihte mich vor der Kassa ein. Zu den Blumenkörbchen brauchte ich noch einen Blumenstrauß und wendete mich an die Verkäuferin. Ich hatte keinen bestimmten Blumenwunsch und sagte, ich überlasse die Zusammenstellung des Blumenstraußes ihrem Geschmack. Nachdem die Verkäuferin, die sich später als Floristin bezeichnete, einige Blumen in die Hand genommen hatte, meldete sich die Dame hinter mir zu Wort. Sie äußerte sich gegenüber der Verkäuferin, dass die Farben der Blumen auf keinen Fall zusammen passen würden. Diese Farbzusammenstellung sei total unharmonisch. Die Floristin fühlte sich in ihrer Berufsehre gekränkt und konterte, dass sie eine zwanzigjährige Berufserfahrung hätte. Die Dame solle sich in ihre Arbeit nicht einmischen, dies sei ihr in ihrem Verkäuferdasein noch nicht vorgekommen. Es war eindeutig zu bemerken, dass sowohl die Verkäuferin und die Kassiererin, wie auch die wartenden Kunden und Kundinnen unter Stress litten und ungeduldig waren. Die Dame erwiderte, dass sie sehr wohl etwas von Farben verstehen würde, sie sei nämlich Malerin und habe ein Gefühl für Farbzusammenstellungen.

Ich versuchte zwischen den beiden Damen zu vermitteln und bemerkte, dass ein Blumenstrauß es nicht wert ist, dass man sich in die Haare gerät. Noch dazu feiern wir morgen das Osterfest, wo Jesus sagt, der Friede sei mit euch. Gerade in der Osterzeit wird man immer wieder aufgefordert für den Frieden in der Welt zu beten und jeder Friede beginnt im Kleinen. Die anderen Kunden reagierten auf meine Versuche den Streit zu schlichten und den Verweis auf Ostern mit Schmunzeln.

Die beiden Frauen ließen in ihrer Auseinandersetzung nicht ab, bis die Malerin das Blumengeschäft verließ. Die Verkäuferin rief ihr noch nach, dass sie kein Bild von ihr kaufen möchte, da sie sich vorstellen könne, wie sie malen würde. Der Blumenstrauß ist bei der  Empfängerin gut angekommen, auch die farbliche Zusammenstellung. Der Strauß entspreche dem derzeitigen Trend, wo die unterschiedlichsten Farben kombiniert werden.

Osterfriede.

oster:jause

Wer sich am späten  Vormittag des Karsamstags in die Drau Stadt begibt um einige Besorgungen für das Osterwochenende zu  machen, darf sich nicht wundern, dass in fast allen Geschäften viele Kunden sind. Bei den Frequenzbringern, wie Apotheke, Lebensmittelmarkt, Blumenhandlung und Konditorei haben sich die Leute bei der Kassa angestellt um ihre Waren zu bezahlen. Verstärkt wurde diese Situation dadurch, dass in Kärnten und sonst in keinem anderen Bundesland in Österreich, die Geschäfte am Karsamstag ab 14 Uhr geschlossen halten. Damit hat der Karsamstag in Kärnten, von den Geschäftsöffnungszeiten betrachtet denselben Stellenwert wie der 24. Dezember, der Heilige Abend. Dafür gibt es ein Abkommen zwischen Wirtschaft, Arbeiterkammer und katholischer Kirche. Der Grund dafür ist, dass in Kärnten am Nachmittag in den Kirchen und Kapellen die Speisensegnung stattfindet, im Volksmund wird sie Fleischweihe genannt. Diesen Brauch gibt es in Österreich  nur in Kärnten. Dabei werden im „Weih Korb“, es ist zumeist ein geflochtener Einkaufskorb,  Schinken, Haus Würste, Eier, gekochter Speck, Rippalan und Kren hineingegeben und zur Segnung durch den Pfarrer in die Kirche gebracht. Dieser Brauch hat bei den Menschen einen so hohen Stellenwert, dass sich auch die großen Handelskonzerne bereit erklärt haben, die Geschäfte am Ostersamstagnachmittag geschlossen zu halten. So ist es nicht verwunderlich, dass die Hektik in den Geschäften an diesem Vormittag besonders groß war. Dazu legte der neuerliche Wintereinbruch eine Pause ein und der Himmel hatte sich etwas aufgelockert, bevor es in der Nacht auf den Ostersonntag wieder Schnee geben soll.  

In der Apotheke am Oberen Hauptplatz hatte man aus dem Kundenandrang zu schließen den Eindruck, als erreicht die Grippewelle zu diesem Wochenende ihren Höhepunkt. Zudem gibt es die Situation, dass gerade vor den Feiertagen dieses und jenes Medikament zu Ende geht oder jemand in der Familie ist plötzlich erkrankt. Ich versuche Apotheken und Ärztewartezimmer in Grippezeiten zu meiden, weil meinem Gefühl nach herrscht in diesen Räumen ein Luftgemisch aus Viren und Bakterien. Nicht alles Unangenehme ist im Leben vermeidbar.

Im Lebensmittelmarkt zeigte sich ein ähnliches Bild, dort scharrten sich die Leute um die Fleisch- und die Gemüseabteilung  und dem Aufsteller mit den letzten Schokoladeosterhasen und  – Eier. Ein Teil der Kunden war mit Handy und Einkaufswagen unterwegs, es wurden  Termine für die Zeit nach dem Einkauf ausgemacht. Einige holten sich per Telefon Ratschläge, welches Fleisch und Gemüse es für den Ostersonntag sein soll. In Österreich ist gerade eine Verordnung in Kraftgetreten, welche beim Radfahren das Telefonieren mit dem Handy verbietet.  Zum Anderem schafft es die Exekutive nicht, das Handytelefonieren beim Autofahren zu kontrollieren. Manches Mal habe ich das Gefühl, dass dadurch gefährliche Situationen für alle entstehen, wenn während des Abbiegens auf einer Kreuzung oder beim Überholen am Handy telefoniert wird. Vielleicht ringt man sich in Österreich zu einem ähnlichen Gesetz durch wie in Italien, wo das Telefonieren mit dem Handy in Cafés und Restaurant, sowie in Supermärkten verboten ist. Die Strafgelder bei der Überschreitung dieser Vorschriften könnte der österreichische Staat gut brauchen.

In der Konditorei drängeln die Schokoladehasen und -hennen, die verschiedenen Sorten von Oster Pralinen und Schokoladeeier rund um den Eingang und lassen niemanden vorbei, ohne etwas mitzunehmen. So steuerte alles auf Mittag zu und die Kinder erfreuten sich am Bummelzug und dem Ringelspiel, welche das Stadtgartenbauamt liebevoll auf dem Rathausplatz eingepflanzt haben. An diesem Vormittag war alles mit einer dünnen Schneedecke an gezuckert. Dieses Jahr werden die Osterhasen auf Skiern oder auf dem Schlitten unterwegs sein um den Kindern die Geschenke zu bringen, geradeso wie das Christkind. War dies gegen meine Aufgeklärtheit gerichtet, dass mir am Abend des Gründonnerstags bei der Heimfahrt vor der Wohnung ein Hase über den Weg gelaufen ist.

Nicht vergessen, Blumenstrauß.