zug:fahren

Ein Ärgernis bei der Benützung von öffentlichen Verkehrsmitteln sind Verspätungen. Wobei ich vorweg feststelle, dass es im Straßenverkehr in den großen Städten ständig mit Staus zu rechnen ist. Von den Fernverkehrsstraßen wissen wir, es kommt immer wieder zu Verzögerungen. Über den Flugverkehr kann ich nichts Wesentliches sagen, da ich nur wenige Mal ein Flugzeug benützt habe. Ich kenne die irrwitzigen Verspätungen und Flugausfälle nur aus den Erzählungen von Freunden und aus den Nachrichten im Fernsehen. Am meisten Routine habe ich beim Zugfahren. In Österreich hapert es mit der Pünktlichkeit in größerem Ausmaß, wenn Züge aus dem benachbarten Ausland an der österreichischen Grenz verspätet eintreffen. Dies betrifft meistens die internationalen Fernverkehrszüge.  Sucht man im Internet für eine Zugreise nach passenden Verbindungen, mit den besten Anschlüssen, dann ist die Zeit im Umsteigebahnhof eventuell zu knapp bemessen. Zwischendurch kann es passieren, dass man den vorgesehenen Anschlusszug verpasst. Auf die nächste solide Verbindung muss man zwei Stunden warten. Ich habe gesehen, dass es bei der Suchanfrage zu Zugsverbindungen eine Einstellung gibt, wo eine längere Umsteigzeit vorsehen ist. Für den beschaulichen Zugtouristen und nicht für den schnellen. Interessant ist der große Unmut bei den Bahnreisenden, kommt es zu kleinen Verspätungen, die täglichen Staus in den Großstädten beim Berufsverkehr nimmt man in Kauf.

Die Einstellung, es ist sinnvoller mit dem eigenen Pkw zur Arbeitsstelle zu fahren setzt sich bei den Urlaubsreisen fort. Immer noch sind viele der Meinung, das eigene Auto ist die bessere Alternative zum öffentlichen Verkehr. Für mich ist es viel bequemer in einem Zug als in einem Pkw zu verreisen. Zum anderem überlasse ich das Fahren und die Beförderung jemand anderem, währenddessen ich bereits den Urlaub genießen kann.  Ich entspanne mich bei einem Imbiss, Gespräch oder Lesestoff.

wörther:see II

Die Saisonarbeit im Hotel Miralago in Pörtschach hat die Schwester in bester Erinnerung. Sie wurde von dem damaligen Besitzers Ehepaar sehr geschätzt. Diese haben sie gebeten für die Wintermonate als Haushaltshilfe mit nach Wien zu kommen. Dort hat sie wie eine eigene Tochter am Familienleben teilgenommen. Einerlei ob Theaterbesuch, Kirchgang oder Einkaufsbummel, sie wurde überallhin mitgenommen. Für uns Geschwister war es ein Höhepunkte der großen Ferien, wenn wir an einem Sonntag die Schwester an ihrem Dienstposten besuchen konnten. Mit dem Zug fuhren wir am frühen Morgen nach Pörtschach, schon die Zugfahrt war für uns ein Erlebnis. Wohin ich schaute in Pörtschach, viele schöne Villen und Hotels, entlang der Hauptstraße ein Geschäft nach dem anderem. Auf den Gehsteigen eine bunte Schar von Urlaubern und immer wieder Autos und Autos. In ihrer Zimmerstunde, die Freizeit zwischen Mittags- und Abenddienst spazierten wir durch den Ort und bekamen in einem Café ein Eis. Zum Abschluss gab es für mich eine Limonade auf der Hotel Terrasse und dazu einen Kuchen oder eine Torte.

Der Vater wechselte ein paar Worte mit der Herrschaft, wie das Chef Ehepaar damals genannt wurde. Es gab nur Lob für die Schwester und der Vater war darob sehr stolz. Danach packten wir unsere Sachen zusammen und fuhren mit dem Zug wieder nach Hause. Möglichst rechtzeitig, dass wir am Abend zum Versorgen der Kühe wieder am Bergbauernhof in Politzen waren. Trotz der kurzen Aufenthalte war es immer schön.

Irmgard

wörther:see

Der Wörthersee ist eines der schönsten Urlaubsziele in Kärnten. Eine landschaftliche und touristische Attraktion. Geht es darum, das Image von Kärnten auf ein höheres Niveau zu heben, sei es um Professoren, Ingenieure, Facharbeiter oder Investoren anzuwerben, dann findet sich im Folder immer “a Platzale” für ein Foto vom Wörthersee. Lange Zeit galt die Promenade von Velden als die Österreichvariante der Promenade von Nizza. Nirgendwo in Kärnten tummeln sich im Sommer so viele Prominente aus der Film-, Mode- und Sportwelt wie am Wörthersee. Der Schlager, Du bist die Rose vom Wörthersee, eroberte die deutsche Hitparade. In den glorreichen 60er und 70er Jahre des Kärntner Sommertourismus wurden hier Unterhaltungsfilme gedreht. Für viel Publicity sorgte die TV Produktion, Das Schloss am Wörthersee, mit Ray Black in der Hauptrolle. Ihn ehrt die Gemeinde mit einer Bronzebüste gegenüber vom Schlosshotel Velden, dass um viele moderne Zubauten erweitert wurde. Einen beachtlichen Zulauf an Urlaubern findet der Wörthersee diesen Sommer. Teilweise ist dieser Trend der Corona Krise geschuldet.

Der Besuch einer Gaststätte am Wörthersee war für uns Bergbauern unerschwinglich. Die Promiorte kein Platz für Bauernkinder. Eine Ausnahme bildete in den Sommerferien der Besuch unsere Schwester am Wörthersee. Diese hat dort mehrere Saisonen im Service und als Stubenmädchen gearbeitet. In den Orten Velden, Maria Wörth und Pörtschach.

Rosenblüte

corona:firmung II

In meiner Jugendzeit war von den Firmlingen eine Armbanduhr  ein begehrtes Geschenk. Von meinem Firmgöde bekam ich eine Schweizer Markenuhr. Der Göde war Messner der Pfarrkirche St Paul ob Ferndorf und lebte mit dem Pfarrer und der Pfarrersköchin im Pfarrhaus. Dort lebten sie in den 60er Jahren fast wie eine Familie. Als Sudetendeutsche wurden sie nach dem zweiten Weltkrieg aus der Tschechoslowakei vertrieben und flüchteten nach Österreich. Stowasser verfügte über die Gabe, mit der Wünschelrute Krankheiten zu erkennen. Vor sich, am Küchentisch im Pfarrhof, hatte er ein handgeschriebenes Notizheft in dem die zahllosen menschlichen Beschwerden in Stichwörtern festgehalten waren. Die Hilfesuchenden legten dem Messner ihr Stofftaschentuch auf den Tisch, dann begann er mit seiner Diagnostik. Er nahm die Wünschelrute, eine Stahlrute, in beide Hände und fuhr damit über die Seiten des Notizbuches. Immer, wenn sich die Rute zu drehen begann, hielt er inne und machte sich Notizen. Die Rute hatte bei einer Krankheit angeschlagen. Nach der Diagnose verschrieb er verschiedene Teemischungen. Die Anfragen um eine Behandlung wurden auch brieflich gestellt, unter Beilage eines Taschentuches. Solche Schreiben erreichten ihn aus ganz Mitteleuropa. Von ihm bekam ich viele Briefmarken für meine Markensammlung. Seine Behandlung war kostenfrei, jeder gab so viel er sich leisten konnte, zwischen zwanzig und fünfzig Schilling.

In der kleinen Pfarrküche gab es in einer Ecke den Küchentisch mit zwei Stühlen und einer Eckbank. Die Eckbank war bedeckt mit Zeitungen und Zeitschriften.  In der anderen Ecke stand ein Diwan mit vielen Polstern und Decken, dort haben sich die Katzen bequem gemacht. In einem Winkel ein kleiner Herd, im Herrgottswinkel ein Kruzifix und ein Radio.  Alle Bewohner, die Pfarrhausfamilie, hatten ein inniges Verhältnis zu den Stubentiger. Bei einer Fotoausstellung, im Gemeindeamt Ferndorf nach der Jahrtausendwende, war auf einem Schwarzweiß Foto der Pfarrer, der Messner und die Pfarrersköchin bei einem Ausflug auf den Großglockner abgebildet. Am Parkplatz der Kaiser Franz Josefshöhe posierten sie vor dem Auto und die Pfarrersköchin hält eine ihrer Katzen in den Armen. Ein Familienausflug mit Kind. Nach der Sonntagsmesse, welche die Pfarrer damals nüchtern zelebrierten, saß der Pfarrer am Küchentisch und bekam von der Pfarrersköchin eine Schale Kaffee, in den er ein Stück Weißbrot eintauchte. Auf dem Diwan wurde für uns Ministranten Platz gemacht und wir bekamen von der Pfarrersköchin eine Tafel Bensdorf Schokolade. Zu den hohen Feiertagen bekam ich während meiner Internatszeit, vom Firmgöde einen Geldschein zugesteckt.

Covid-19/37