wartezeit

Ambulante Patienten werden oft von den Angehörigen, den Partnern begleitet. Für sie stellt sich die Aufgabe, wie sie die Wartezeit zubringen. Im Klinikum Klagenfurt, wie auch in fast jedem anderen Krankenhaus, gibt es die Möglichkeit derweil in der Cafeteria einen Cappuccino zu trinken. Besteht die Notwendigkeit meine Partnerin zu einer Untersuchung in das Klinikum zu begleiten, dann sorge ich zu Hause für die Wartezeit vor.  Mein Tageheft habe ich immer in meiner Dokumententasche. Es gibt keine Wartezeit, wo ich nicht etwas in das Tageheft einzutragen habe oder meistens der Fall, nachzutragen habe. Manches Mal genügt die Tageszeitung zum Lesen, weil zu Hause komme ich im besten Fall zum Durchblättern. Bei unserem letzten Termin hatte ich das Buch Wittgensteins Neffe von Thomas Bernhard dabei. Ich bin gerade dabei, dieses Buch nach Jahrzehnten nochmals zu lesen. Der Auslöser dafür war, dass ich mich in eine Biografie von Ludwig Wittgenstein vertiefe. Die Cafeteria im 1. Stock hat eine kleine Terrasse in den Innenhof des Klinikums und war an einem Hundstage, einem Sommertag mit über dreißig Grad eine Oase der Glückseligkeit. Mein erster Eindruck, hier warten am späten Vormittag auch andere Familienangehörige auf Finale der Untersuchungen.

Ein Herr, etwas jünger als ich, saß vor der zusammengefalteten Tageszeitung in der Nähe von mir. Er bestellte sich nochmals einen Durstlöscher, Himbeere und Soda, einen halben Liter. Nachdem die Serviererin den Durstlöscher vor ihn abgestellt hatte, blickte er mit einem Seufzer auf die Uhr: „Dos Dauert“. Ausdrücken wollte er damit, dass die Untersuchungen an seiner Frau kein Ende nehmen. Ich habe ihn ermuntert und gesagt, dass ich auf meine Lebensgefährtin warte. Schnell sind wir in das Gespräch gekommen, manches hatten wir gemeinsam. Wir waren es, welche die Frauen mit dem Auto hierhergebracht haben und wir sind der mobilere Teil in der Partnerschaft. Sie sind im Mettnitztal zuhause und dort ist ein Pkw eine Notwendigkeit um die Alltäglichkeiten zu erledigen. Ich verwies auf meine Hüftoperation vor etwa einem Jahr und dass ich froh bin, wieder ein Fahrzeug lenken zu können. So sind wir als Lebensgemeinschaft mobil für größere Einkäufe und verschiedene Erledigungen.

mülltonne:müllofen

Kleine Handelsgeschäfte im Non Food Bereich haben immer öfter damit zu kämpfen, dass die Inhaber beim Erreichen des Rentenalters keinen Nachfolger für das Geschäft finden. Kürzlich war in einer Tageszeitung zu lesen, dass ein 85jähriger Papierhändler einen Nachfolger*in sucht. Aus meiner Selbstständigkeit denke ich, hat jener Kollege ein bisschen die Zeit übersehen? Anderseits bewundere ich, dass er in seinem Alter immer noch seinen Geschäften nachgeht. Der Arbeitstag ist bestimmt eine körperliche und geistige Herausforderung. Auf den Villacher Stadtflohmärkten habe ich öfters erlebt, dass ehemalige Ladenbesitzer versuchen den Rest an Waren an den Mann oder die Frau zu bringen. Vor der Geschäftsschließung bemüht man sich durch Abverkauf und einen firmeneigenen Flohmarkt möglichst viel an Waren los zu werden. Ein Hindernis dabei ist, dass es einen Überschuss an Waren gibt und täglich Werbeprospekte mit Aktionen, Angeboten und Superangeboten von fabrikneuen Artikeln im Briefkasten landen.  Die „Krone“ an Angeboten sind die lästigen Werbetrailer im Internet, welche in der Black Friday Woche ihren Höhepunkt erreicht. Dagegen sind die lokalen Angebote ein Windhauch.

Funktioniert bei Geschäftsauflösung der Abverkauf nicht zur Gänze, was zumeist der Fall ist, dann deponiert man derweil den Rest der Waren im Eigenheimkeller. Als nächsten Schritt meldet man sich bei einem der Flohmärkte in der Stadt an. Verschämt steht man am Sonntagvormittag hinter dem Campingtisch und hofft, dass keiner der ehemaligen Kunden durch das Flohmarktgelände streift. Einen sommerlang verbringt man die Sonntage als Tandler hinter dem Campingtisch am Parkplatz vom Einkaufszentrum. Den einen und den anderen Artikel nehmen die Besucher zu einem Schnäppchenpreis mit. Im Herbst bringt man die restliche Ware in den nächsten Caritas Laden, dort erhalten die Utensilien eine zweite Chance. Auf den Flohmarkt und in den Caritasladen kommen viele aus Neugierde und hoffen auf einen Lottosechser. Im schlechtesten Fall entsorgt man den Rest der Waren in die Mülltonne und befeuert damit den Müllofen in Arnoldstein.

radtouren

Zusätzlich zu gezielten Gymnastikübungen gehört Schwimmen und Radfahren zu den empfohlenen und schonenden Sportarten nach einer Hüftoperation. Bei einem Aufenthalt in Portoroz, Ende des Sommers, konnte ich im neu renovierten Hotel ausgiebig im Meerwasserbecken schwimmen. Meine Begeisterung für das Schwimmen und leichter Unterwassergymnastik hat den ganzen Aufenthalt über angehalten. Es ist leichtgefallen, ohne muskulären Widerstände. Diese sind bei der Morgengymnastik auf dem Balkon, mit Blick auf das Meer, aufgetreten. Dabei vereinte sich der Blick auf das weite Meer mit der Entspannung, die Meeresluft mit der Atmung. Überrascht wurde ich Wochen später im heimischen Ursprungsquellbad in Warmbad Villach. Ich konnte es nicht begreifen, warum mir das Schwimmen schwergefallen ist, als ob ich gegen einen Strom schwimmen müsste. Für die erste Zeit war mir dies ein Rätsel, ich konnte den Widerstand nicht zuordnen. Bis zu dem Gedanken, dies könnte etwas mit den spezifischen Eigenschaften des Wassers zu tun haben: Meerwasser hat einen größeren Auftrieb als Thermalwasser.

Nach der Hüftoperation habe ich in den letzten Wochen vorsichtig mit dem Radfahren begonnen. An einem angekündigten Hitzetag war ich frühmorgens am Drau Radweg unterwegs und erreichte erstmals die Drau Brücke in Gummern.  Dort ladet ein Brunnen und einige Sitzbänke zum Verweilen ein, für mich war es auch der Umkehrpunkt. Beim Ausruhen konnte ich beobachten, wie in kurzen Abständen Radfahrer vorbeigekommen sind: Eine bunte Mischung aus E- Bikes und Mounten Bike Fahrer, Einzelkämpfer und Gruppenfahrer. Auf einer Bank neben mir hat sich eine Radfahrerin bequem gemacht. Per Smartphon informiert sie zuallererst die Freundinnen, wo sie gerade ist und dass sie am späten Vormittag wieder zu Hause in Villach sein wird. Eine Gemeinsamkeit, auch ich will zu Mittag, wegen der sommerlichen Hitze wieder zu Hause sein. Bei den Radausflüge gibt es für sie durch eine Knieoperation noch Einschränkungen. Bei ihren Radtouren muss sie vorerst auf die vergangene Operation Rücksicht nehmen. Davor waren für sie Fahrten auf den Dobratsch möglich, jetzt ist es ein Highlight eine Rad Runde um den Faakersee.  Bei der Rücksichtnahme auf die zurückliegende Operation und des langsamen Hinaufschraubens der sportlichen Aktivitäten, kreuzten sich unsere Interessen.

frankfurt:buchmesse

Mit Staunen lese ich die Zahlen der ausgestellten Bücher auf der Frankfurter Buchmesse 2024. In diesem Jahr sind es etwa 36 000 Bücher, davon 7000 Neuerscheinungen. Eine Woche würde nicht reichen um in den Neuerscheinungen ein bisschen zu schmökern. Von solchen Bücherparaden halte ich mich fern, diese Fülle von Büchern würde mich erdrücken. Nach der Deutschen Einigung habe ich einmal die Leipziger Buchmesse besucht.  Dort habe ich auch Anregungen für meine Buchveröffentlichung und Weblog gefunden. Sympathisch ist mir die Buch Wien mit einem übersehbaren Buchangebot, den vielen Lesungen und Diskussionen zu Zeiterscheinungen. Selbst da kommt es zu Tiefpunkten beim Schmökern. Gibt es wirklich Adressaten für alle Bücher, wer liest sie? Macht es Sinn, dass immer neue Texte verfasst und veröffentlicht werden?  Eine Ursache dürfte darin liegen, dass jeder seine Beobachtung, seinen Text für notwendig und einzigartig hält.

Bei den gebrauchten Büchern gibt es Hochwasserwarnung auf den Flohmärkten. Zumeist fristen sie ein unwürdiges Dasein in Bananenkartons unter dem Verkaufstisch. Leicht zugänglich am Tisch liegen höchstens ein paar Bildbände von Renaissancemalern oder Reisebildbände. Wer stöbern will muss sich zu unserem höchsten Kulturgut bücken oder in die Knie gehen. Leichter zugänglich sind die Bücherbörsen in den Fußgängerzonen. Dort stehen ausrangierte Telefonzellen, umgebaut zu Buchzellen, wo wir unsere Bücher entsorgen und welche mitnehmen können. Einen artgerechten Auftritt für das Kulturgut Buch aus zweiter Hand findet man bei den Tauschbörsen in den Gängen von Einkaufszentren oder Shoppingmails. Dort wird zumeist, aus meiner Beobachtung, vom Reinigungspersonal für Ordnung gesorgt. Teilweise mit sehr viel Liebe die Bücher dem Thema zugeordnet. Unter dem cleaning staff   gibt es versteckte Buchliebhaber*innen. Eine dieser Buchtankstellen kann ich regelmäßig beobachten und bin erstaunt, wie immer Besucher davor in den Fauteuil Platz nehmen und in den Büchern blättern. Auch ich habe schon meine Bücherwand durchforstet und dort Bücher deponiert. Manches Mal auch sperrige Lektüre: Georg Groddeck, Verdrängen und heilen; Joseph Zoderer, Die Walsche; Manfred Lütz, Lebenslust; Nach vierzehn Tagen haben die Bücher schon neue Leser*innen gefunden. Vielleicht liest die Eine und der Andere auch meine Anmerkungen und Unterstreichungen, welche ich zuweilen beim Lesen in einem Buch anbringe.

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Auf YouTube gibt es ein Video

Das Hotel Miralago gehörte einst der Rechtsanwaltsfamilie John aus Wien und der Großteil der Gäste entstammte der gehobenen Wiener Bürgerschicht. Nach der Sommersaison verbrachte die Schwester den Winter als Haushaltshilfe bei der Familie John. Von diesem Winter schwärmt die Schwester bis heute. Das Ehepaar John behandelte sie wie eine Tochter und sie durfte das Ehepaar zu Konzerten in den Musikvereinssaal, Theateraufführungen und in den Stephansdom begleiten. Zu ihrer Überraschung bin ich mit der Schwester vor ein paar Jahren an einem Sommertag nach Pörtschach, zum Hotel Miralago, gefahren. Auf der Sonnenterasse mit Blick auf den Wörthersee haben wir einen Eisbecher genossen. Am prächtigen Stiegenaufgang, vom See zur Hotelterrasse, hat sich bis heute nichts verändert. Auf YouTube gibt es ein Video, wo die Schwester von diesem Saisonposten erzählt.

Wir neigen dazu uns auf die schlechten und die fehlerhaften Vorkommnisse zu stürzen. In diesem Sommer habe ich in einem gutbürgerlichen Gasthof in Völkendorf etwas anderes erlebt. Mit einem Ehepaar aus Tasmanien habe ich abends den Gastgarten aufgesucht. Das ältere Ehepaar ist kein großen Esser, als Auswanderer aus Österreich lieben sie die bodenständige Küche. Sie bestellten einmal Kärntner Fleischnudel mit warmem Sauerkraut und Speckwürfel. Sie wünschten sich einen zweiten Teller, um die Portion zu teilen. Überrascht waren sie, als ihnen aus der Küche ein Teller mit zwei Kärntner Fleischnudel, sowie ein zweiter Teller mit einem Fleischnudel serviert wurden. Beide Portionen appetitlich angerichtet, wie sie es selbst nicht hätten können. Im Gasthof wurde für das Teilen kein Zuschlag verrechnet.